
Around the World – Die zehnte Umrundung
Diesmal bleibe ich mit der Malt-Airline ausschließlich in Asien. Wir beginnen mit ein paar Aperitifs und wechseln dann zu echten Knallern. Zumindest hoffe ich das.
Amrut Indian Single Malt

Das absolute Einsteigerbottling von Amrut. Ein Single Malt mit 46%, abgefüllt in Batches. Ich weiß leider nicht ob man Sample aus genau diesem Batch ist oder was ein Batch bei Amrut ausmacht. Oder wieviele Flaschen es sind. Oder welche Fässer. Link zur Whiskybase
Nase: Käsekuchen, vielleicht auch etwas Hefegebäck, Puderzucker, künstliche Zitrusnoten.
Mund: Ein Hauch von fast gar nichts. Etwas Süße, etwas Ananas und Zitrone. Malz.
Abgang: Ein paar Bitterstoffe und Fruchtnote. Keine signifikante Länge.
Fazit: Damit ist jetzt nicht verkehrt, aber das ist nicht meine Welt. Und ich kenne auch Einsteiger die deutlich mehr Tiefe haben im selben Preissegment. Für Cocktails und Highballs kann, die etwas von den Noten hier vertragen kann man das schon mal probieren. 80/100
Nikka Tailored

Im ersten Moment dachte ich, dass ist ein Blend aus den verschiedenen Destillerien im Nikka Konzern rund um die Welt. Also kein japanischer Whisky. Aber, dem ist nicht so. Die Malts und Grains stammen aus den Brennereien Yoichi und Miyagikyo. Abgefült wurde ohne Alters- und Fassangabe mit 43%. Link zur Whiskybase
Nase: Hm. Etwas Frischestäbchen Zitrone, gelbe Früchte, Apfelstreuselkuchen vor dem Backen, etwas Röstaromen und Vanille.
Mund: Für den Alkoholgehalt recht alkoholisch. Zitrusnoten sind weiter hin da. Der Kuchen ist noch nicht fertig aber am Backen. Vanille dazu.
Abgang: Und er ist weg. Das ist die Definition von keinem Abgang. Vielleicht eine Zuckerlösung auf etwas Holz.
Fazit: Trinkbar aber nichtssagend. Ehrlicherweise nichts wovon ich mir einen zweite Dram wünschen würde und was gleichzeitig auch nicht für die klassischen japanischen Highballs funktioniert. 79/100
Chichibu 2012 Cask 2264

Jedes Jahr in Limburg ist die Chichibu Destillery vertreten. Nicht um Flaschen zu verkaufen, sondern nur mit einigen wenigen Flaschen um Drams und Samples zu verkaufen. So auch dieses Sample aus einem 1st Fill Bourbon Barrel das im März 2025 mit 65% auf Flasche gezogen wurde. Link zur Whiskybase
Nase: Weinblätter, die in Alkohol fermentieren. Brühe. Ein paar muffige Noten, in Richtung Waldboden und Pilze. Aber von einem anderen Planeten. Dann kommt langsam ein Wechsel, mit etwas Sauerstoff. Weißer Pfirsich, Vanille und russisch Brot.
Mund: Der Alkohol zwickt kurz, mit Ingwer und weißem Pfeffer. Aber viel weniger als man bei 65% vermutet. Dazu kommt eine schöne Frucht. Pfirsich und Zitrone. Wieder deutliche Süße, dazu ein leichter Einschlag in Richtung Kräuter.
Abgang: Süß und malzig mit einer wunderbaren Tiefe, unterstützt von einigen Bitterstoffen. Dazu Vanille, Zitrone, etwas Menthol und diese zylindrischen Kaubonbons mit zwei Schichten. Die Länge ist danke des hohen Alkoholgehaltes gigantisch.
Fazit: Nicht das beste dieser Casksamples, dass ich bisher hatte. ABER: Es ist und bleibt gigantisch, was man bei gerade mal etwas über 10 Jahren hier kriegen kann. Fantastisch. 89/100
Ichiro’s Malt & Grain x Kishin Shinoyama Double Fantasy – Hideo Yamakoa
Schwierig den hier korrekt zu beschreiben. Ichiro war für das Blending verantwortlich. Der Stock stammt von Hideo und Kishin hat die Bilder für die Labels geliefert. So verstehe ich das. In der Flasche ist Chichibu, ein nicht benannter schottischer Malt und Kawasaki Grain. Alles zwischen 7 und 47 Jahren. Abgefüllt wurden 300 Flaschen mit 58%. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschöne Früchte, aber auch eine tiefe Würze, bis hin zu einer Brühe. Auch ein winziger Hauch einer Rauchfahne ist zu spüren, getragen vom Alkohol. Vanillegebäck, Ananas, Drachenfrucht, Lychee. asiatische Pflaumen.
Mund: Ein Hauch Pfeffer, dann kommen die Früchte wieder. Jetzt eher als Tee. Dann wieder die Pflaume. Als nächstes kommen Schichten von Gewürzen, Kräutern und Tees, nur um dann von dickem Sirup und Gebäck ersetzt zu werden. Die Komplexität ist phenomenal.
Abgang: Ich komme immer wieder zu der Kombination aus Früchten und Tees zurück. Jetzt ist noch ein extra Layer aus Bitterstoffen da, wie zu erwarten. Die würde ich vor allem in Richtung Fruchtschalen verorten. Auch Zitrusöle kommen mir in den Sinn. Mit der Zeit kommt etwas Holz nach. Das hätte ich persönlich nicht mehr gebraucht. Aber es stört auch nicht und ist bei 47 Jahren auch nicht verwunderlich.
Fazit: Was passiert wenn man einem großartigen Blender richtig gute Fässer an die Hand gibt. Das hier. Was ein geiles Bottling! 91/100
Kanosuke 2018 – Hideo Yamaoka

Wir wechseln die Destillerie in Japan, aber nicht den Abfüller. Abgefüllt für Stefan Van Eycken, dem Autor des wichtigsten Buchs über japanischen Whisky und Hideo Yamaoka, der auch gleichzeitig der Abfüller ist. Drei Jahre im 1st Fill Bourbon und 2nd Fill Chardonnay Barrique und abgefüllt mit 58% in 271 Flaschen. Abgefüllt wurde in der Ghost Serie und auf dem Label ist Sagi Musume, das Mädchen, dass sich aus einem Reiher verwandelt hat. Link zur Whiskybase
Nase: Helle und weiße Früchte. Vor allem aus der Dose. Weiße Pfirsiche, Lychee. Getrocknete Mango und Rosenwasser dazu. In der zweiten Runde, mit etwas mehr Sauerstoff, kommen dann tolle Getreidenoten mit dazu. Beim dritten Mal sind es dann Gummibärchen designed von einem Parfümeur.
Mund: Intensiv malzig. Die Jugend ist spürbar, aber der Alkohol ist gut unter Kontrolle. Die Früchte sind immer noch absolut dominant. Jetzt eher in einer gärenden Form, vielleicht als Most.
Abgang: Heller Milchkaffee, ein paar Haselnüsse, Gebäck mit Früchten. Insgesamt jetzt aber deutlich kompakter und weniger komplex. Was ja bei dem Alter auch kein Wunder ist.
Fazit: Es ist wirklich schwer hier „korrekt“ zu bewerten. Ich würde mal damit anfangen: wenn ihr die Chance habt den zu probieren, dann macht das. Das könnte allerdings teuer werden. Diese Art von Fruchtigkeit ist etwas besonderes und das muss man erstmal finden. Ich gebe ihm 89/100. Das könnten aber, bei weniger Konkurrenz drumherum, auch mehr sein.
Kanosuke 2018 for Chichibu Whisky Matsuri
Zu guter letzt noch ein peated Malt Kanosuke aus dem 1st Fill Bourbon Barrel. Abgefüllt mit 58% für das Chichibu Matsuri Whisky Festival Link zur Whiskybase
Nase: Man muss das Glas einen Moment stehen lassen. Erstmal ist da nämlich wenig. Dann kriecht der Torf langsam aus hervor. Erdig, ein wenig kuhstallig. Port Charlotte anyone? Dahinter wartet aber schon wieder das asiatische Fruchtmus und damit sind wir wieder beim Destilleriecharakter. Dazu bringt das 1st Fill auch noch jede Menge Vanille.
Mund: Birne, junger Torf, ein paar würzige Noten. Vanille, einige Fruchtsäfte. Vielleicht gibt es einen tropischen Cocktail? Außerdem irgendwas maritimes. Marinierter Fisch, glühende Kohlen, Gischt. Diese Richtung.
Abgang: Nusscreme, dezenter BBQ-Rauch. Mild und weich. Einige Bitterstoffe, vor allem vom Torf, aber auch ein paar Kakaonoten.
Fazit: Schon lecker aber irgendwie steht der Torf hier im Weg. Ja, bringt ein paar Ebenen mehr rein. Aber irgendwie betont der auch die Jugend (in dem Fall 6 Jahre). Aber die Qualität des Spirit ist wirklich hoch und das macht schon viel Spaß. 86/100
Prüft alles und behaltet das Gute!
Ich denke nicht, dass Paulus von Tarsus, von dem dieses Zitat stammen soll, irgendwas mit Schnaps am Hut hatte. Aber ich bin mir schon sicher, dass ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, ein Beobachten und Adaptieren zu diesen großartigen Ergebnissen führen. Mich persönlich holt man mit den eher eklektischen Single Casks auf jeden Fall besser ab, als mit dem „Brei“ über den der schnelle Whisky-Dollar generiert werden soll.
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Bilder: Titel: Weltkarte, generiert mit https://graphhopper.com/ | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Auf der Messe und von der Dornoch Whisky Bar gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Amrut, Nikka)
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