Bowmore Distillery auf Islay

More Bowmore

Es ist nun fast 10 Jahre her, dass ich zuletzt bei Bowmore im Hof stand und dieses Jahr wird es wieder soweit sein. Das ist doch eine gute Gelegenheit um mal wieder ein paar Drams davon zu verkosten.

Secret Islay 1989 „Mermaid“ – Brühler Whiskyhaus

Ich beginne mit einem geheimen Bowmore. zu dessen Release gab es reichlich Hinweise, dass es sich um einen Bowmore handelt, es aber nicht auf der Flasche stehen darf, da mit dem Fass keine Namensrechte gekauft wurden. Abgefüllt wurde es vom Brühler Whiskyhaus im Auftrag des Fassbesitzers. 31 Jahre durfte der Spirit in einem Hogshead reifen und wurde dann mit 47,1% in 197 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Rote Äpfel, leichter Rauch, Bleistiftspäne. Da ist erstaunlich wenig Substanz für einen 31 Jahre alten Whisky.

Mund: Mottenkugeln, Seife, Veilchen und Lavendel. Oh weh, der ist aus der Veilchenzeit bei Bowmore. Wobei ich sagen muss, es ist weniger schlimm als manche anderen aus der Zeit, die ich schon hatte.

Abgang: Zurück zur Nase. Wärmend und dampfig. Auch die Seife ist noch mal da. Der Rauch ist weiterhin zurückhaltend.

Fazit: Es ist nicht das schlimmste Veilchen, dass ich im Glas hatte. Begeisterung löst er bei mir nicht aus. Preislich war er zum Ausgabepreis aber tatsächlich gut, wenn man sowas mag. 84/100

Bowmore 15-year-old Feis Ile 2022

Als zweites Bottling eine etwas aktuellere Abfüllung. Ein 15-jähriger aus 1st Fill Bourbon Casks. Abgefüllt für Feis Ile 2022. Insgesamt gab es 3000 Flaschen mit 54,7%. Link zur Whiskybase

Nase: Fruchtig frisch in Kombination mit Milchcreme und Jogurt mit Vanille. Ganz im Verdeckten ein kleiner Touch Rauch. Ich bin interessiert. Das ist auf der einen Seite ganz Bowmore, in der fruchtigen Variante, unpeated kannte ich das aber bisher nicht.

Mund: Eine kräftig grüne und gelbe Fruchtnote. Dazu passende Bitterstoffe von zermahlenen Kernen und Fruchtschalen. Wieder eine Nuance Vanille. Weiterhin kaum Rauch und ich finde hier ist auch kein Platz dafür.

Abgang: Jetzt gibt es dann doch Meersalz und etwas mehr Rauch. Die Früchte sind jetzt mit Kohlenstaub bestreut und in Vanillepudding versenkt.

Fazit: Wunderschöner, wenn auch irgendwie untypischer Bowmore. Die Whiskygemeinde ist sich deshalb auch uneins, ob das eine gute Sache ist. Ich bin froh darüber, mir hat er Spaß gemacht. 90/100

Bowmore 2001 – Cadenhead

Ein wenig in der Zeit zurück, aber auch der hier war 15 Jahre im Fass. Aus der Authentic Collection im Sommer 2016 stammt dieser Bowmore. Abgefüllt mit 54,8% aus einem Bourbon Hogshead in 256 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Torf, Rauch, Asche und Mango, Birne, Papaya. Oh das ist so toll. Der getorfte Bowmore Fruchtsalat wie viele, inklusive mir, ihn lieben.

Mund: Torf, Rauch und ein Fruchtsalat. Der stand jetzt allerdings einen Tag zu lang. Damit ist er drüber und das ist nicht mehr ganz so schön wie der frische Salat beim Nosing.

Abgang: Sehr lang anhaltend und prickelnd. Mit Süßholz und abklingenden Früchten. Torf und Rauch sind nur noch im Hintergrund.

Fazit: Wenn alles so gut wäre wie die Nase: Ein Traum. Aber leider bleibt das ein Traum. Schade. Dennoch ein sehr solider Dram. 86/100

Bowmore 2014 – Douglas Laing for Whiskybase

Noch ein aktuelleres Bottling. Diesmal aber nur 10 Jahre im Fass. Abgefüllt von Douglas Laing in der Reihe Old Particular. Wobei ich schon schmunzeln muss, dass 10 Jahre Reifung im Refill Barrel für diese bereits „old“ genug sind. 238 Flaschen mit 61,1% gibt es. Link zur Whiskybase

Nase: Großartige Kombination aus Vanille und Fruchtsalat gemischt mit jeder Menge – allerdings mildem – Rauch und Torf. Kräuternoten mogeln sich dazwischen.

Mund: Deutlich medizinisch, Jod, Bandagen, man könnte meinen hier ist ein Laphi drin. Tropische Früchte kommen raus. Dann wird es eher maritim, mit Seetang und Gischt.

Abgang: Immer noch sehr maritim am Ende kommen noch Puderzucker, Mandelmus, Limettenabrieb und Teer dazu. Immer wieder gibt es auch eine frische und fruchtige Note die durchblitzt.

Fazit: Ein formidables Bottling. so sollten die 10-jährigen sein. Von Anfang bis Ende große Freude. Kann man genießen, muss man nicht verkopfen, aber man kann sich auch ein wenig dran festbeißen. Schön dass es sowas noch gibt. 89/100

Bowmore 2005 Secret Vaults Tour

Wenn man die recht teure Secret Vaults Tour mitmacht, dann kriegt man am Ende so ein 10cl Sample. Darin ist ein 18 Jahre alter Bowmore aus Bourbonreifung mit Amontillado-Sherry-Finish und 58,4% Alkohol. Wieviel genau davon abgefüllt wurden ist unklar. Link zur Whiskybase

Nase: Staubig und weinig. Mit vielen Trockenfrüchten, süßem Honig, aber auch staubigen, alten Büchern und etwas altem Leder. Ein maritimer Torfeinschlag mit einer Deichwiese voll Wildkräutern.

Mund: Erst würzig, pfeffrig, fast „scharf“. Dann kommt etwas Süße rein. Gleichzeitig etwas Pappkarton. Ganz leicht rauchig und süß ist er auch.

Abgang: Aufgespritteter Wein, viele Bitterstoffe, etwas Metall. Trockenfrüchte aus denen auch der letzte Tropfen Saft raus ist. Insgesamt auch sehr trocken. Zusätzlich wärmend ohne Ende.

Fazit: Bestimmt wäre ich begeisterer, wenn ich davon eine Flasche hätte und die Tour mitgemacht hätte. So bin ich eherlich gesagt „underwhelmed“. 86/100

Bowmore 1969

Zum Schluß noch ein echtes Old & Rare Highlight. Bereits 1969 destilliert und nach 25 Jahren abgefüllt. 43% stehen zu Buche und darüber hinaus gibt es keinerlei Informationen. Link zur Whiskybase

Nase: Erst mal metallisch, mit etwas old bottle flavour. Dann kommen kandierte Zitrus- und Ingwernoten. Die wiederum werden durch frische Südfrüchte ersetzt. Papaya, Mango, Orange. Ergänzt wird durch einen maritimen Torfcharakter und etwas Zigarrentabak.

Mund: Ach verdammt, warum hat der nur 43%? Das merkt man direkt wenn er auf der Zunge ankommt. Und dann bleibt gleich „da fehlt was“ im Hirn hängen. Ich versuch es mal auszublenden. Tabak, Leder, intensive medizinische Noten. Letztere so hoch konzentriert, dass sie erstmal gar nicht als solche wahrgenommen werden. Irgendwann ist es aber dann Jod und Bandagen vom Feinsten (ich weiß das klingt leicht kaputt). Dazu kommt noch ein buttriges aber trockenes Gebäckstück und gemischte Früchte aus der Dose.

Abgang: Schöne Kombination aus Süße und Bitterstoffen. Tabak ist auch wieder vorhanden. Die Früchte sind jetzt nicht mehr wirklich differenzierbar. Sie sind eingehüllt in Schokolade (60%) und werden zu einem Milchkaffee gereicht. Vielleicht auch ein Getreidekaffee. Wir befinden uns auch weiterhin in diesem Antiquariat direkt am Meer. Das Fenster steht offen.

Fazit: Das ist schon tolles Zeug, soviel muss ich zugeben. Mir fehlt ingesamt ein wenig Volumen. Aber nur damit wir das klarstellen: das ist lächerliche Kritik an einem Dram von einem Kaliber, das selbst ich nur sehr selten probieren werde. 91/100

Hohe Qualität über fünf Jahrzehnte

… und über die Veilchen der 1980er legen wir den Mantel des Schweigens. Das nackte Profil von Bowmore sagt mir sehr zu. Die Menge an Früchten ist fast einzigartig und der Rauch gibt ihm dann noch eine entsprechende Tiefe. Nur die fancy Bottlings haben es mir manchmal nicht angetan. Aber für die bin ich wahrscheinlich auch nicht die Zielgruppe.
Dies ist tatsächlich ein Beitrag, der sich über längere Zeit entwickelt hat. Nicht alle Samples hatte ich am gleichen Abend. Ehrlicherweise nicht mal im gleichen Jahr. Deshalb einmal mehr die „Warnung“, nicht jeder Tag ist gleich, nicht jedes Review unter gleichen Bedingungen. Lieber selbst verkosten und sich ein Bild machen.

Mehr zu: Bowmore, Undisclosed Islay
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft