
Campbeltowning (7)
Heute bewegen wir uns in Campbeltown nicht so viel. Trotzdem gibts drei unterschiedliche Whisky. Möglich ist das bei Springbank. Hazelburn, Springbank und Longrow. Mit der Besonderheit von Special Releases über Handfills zu Single Casks.
Hazelburn 2008
Aus dem Sepcial Release 2023 entstammt dieser „Small Batch“. Er umfasst 9000 Flaschen und der Whisky reifte in Oloroso Fässern. Ganze 15 Jahre lang. Link zur Whiskybase
Nase: Säuerlich und mineralisch. Etwas Gummi und Butter, wie man es von Sherry Port Charlottes kennt. Tendiert damit auch leicht in Richtung Schwefel, aber aus meiner Sicht nicht weiter schlimm. Dazu gibt es Tabak, Beeren, Trockenfrüchte, Salzkaramell, Pfeffer und Pappkarton.
Mund: Ein säuerlicher Sud aus Beeren. Mit deutlichen Zitrusnoten. Leder und Tabak sind am Start. Mit ein paar Runden im Mund kommen Bitterstoffe und eine leichte Süße. Mineralität begleitet das Ganze, wie zu erwarten.
Abgang: Sherry dominiert nun gewaltig. Würzige Noten in Richtung Brühe, Leder, Lakritz und Tabak. Ein paar Trockenfrüchte, Espresso, dunkle Schokolade und Beerentrester sorgen für eine intensive Bitternote. Etwas Orange begleitet ihn am Ende. Auch hier ist der Schwefel nicht zu verschweigen, ich finde ihn aber weiterhin nicht problematisch.
Fazit: Wie zu erwarten. In allen Dimensionen. Die Olorosofässer sind eineindeutig. Auch das Springbankdestillat ist klar erkennbar. Ist da meine absolute Wunschkombination? Nein. Ist das mehr als ordentlich: Ja. Sind Preis und Alter für mich stimmig? Nein. Und zwar über das übliche Gejammer im Preisgefüge hinaus, denn die 15 Jahre erkenne ich hier nicht. Der könnte auch 5-8 Jahre alt sein. Dennoch macht er Spaß. 87/100
Springbank 2007 Cage Bottling Rotation 15/175-1

So, jetzt aber. Ein Cage Bottling. Der heilige Gral eines jeden Besuchers bei Springbank vor Ort. Oder viel mehr große Enttäuschung wenn der Käfig leer ist und man keines der Handfills kaufen kann. Dieses hier war im Refill Sauterne. 14 Jahre Reife insgesamt und abgefüllt mit 56,6%. Link zur Whiskybase
Nase: Süße Beeren, etwas Pfeffer, etwas Vanille. Dazu auf Seiten des Destillates ein hefiges Weißbier. Mineralische Noten kommen dazu.
Mund: Es geht sehr ähnlich weiter. würzig, beerig süß. Die Mineralität bleibt stark. Das ist erfreulich, denn die Sorge war schon da dass das Sauternefass übernimmt.
Abgang: Der Alkohol wirkt stark auf der Zunge. Leicht betäubt geht es dem Ende zu. Malzig süß, immer noch leicht hefig. Dazu kommen auch Kakaonoten, mit entsprechenden Bitterstoffen.
Fazit: Sehr lecker. Gute Fassauswahl. Alles richtig gemacht. Springbank klar erkennbar, gutes Ergänzung durch das Fass. Klasse. 89/100
Springbank 2007 Cage Bottling Rotation 852

Das zweite Käfigbottling ist aus dem Burgunderfass. Es durfte 13 Jahre reifen und hat 55%. Link zur Whiskybase
Nase: Essig und Wein, süße Perlzwiebeln, leichte Mineralität, Kies, Sonnenblumenöl, saure Früchte. Dezenter Rauch. Also zu sagen das wäre speziell ist noch eine Untertreibung.
Mund: Sauer fruchtig geht es weiter. Viel angenehmer jetzt. Deutliche Süße kommt dazu. Jetzt noch viel mehr vom Öl. Was mir jetzt allerdings fehlt ist die Dreckigkeit vom Springbank. Ich weiß mir kann man es scheinbar nicht recht machen.
Abgang: Eine schöne Menge an Bitterstoffen kommen dazu. Die Fruchtigkeit wird noch intensiver. Jetzt schon fast prickelnd. Ich bin ein wenig irritiert, das ist alles etwas hellfruchtiger als ich einen Burgunder im Kopf hätte.
Fazit: Ich weiß nicht der fixt mich nicht. Der Anfang war verrückt. Das find ich ja schon mal nicht verkehrt, offen für vieles. Allerdings ist er dann doch vom Eindruck her in eine Richtung abgebogen die ich nicht so gut fand. Dann wird es stimmiger, runder, der Springbank ist dann aber auch irgendwie weg. Schwierig. 84/100
Springbank 2011 Cage Bottling Rotation 159
Last one: Nur 10 Jahre im Fass, aber falls das eine Vollreifung ist vielleicht besser so. Frisches Sherryfass erzeugt sonst vielleicht arg viel Druck. Abgefüllt wurde mit 57,2%. Link zur Whiskybase
Nase: Am Anfang sehr verhalten. Dann kommt er langsam. Mit Sauerstoff kommen dichte Sherrynoten, etwas Schwefel dazu. Das stört nicht. Vielmehr haben die Beeren die Bühne, das Leder, der Tabak. Gewürze, Trockenfrüchte und Lakritz. Mit der Zeit kommt ein Geruch dazu, der mich an Sägespäne kurz vor dem Entzünden.
Mund: Weich, mineralisch, rund. Trockenfrüchte, Reduktionen aller Art, Tabak, 1000 Sherry Aromen. Was hält da noch den seidenen Faden zum Springbank? Die Mineralität.
Abgang: Zu dem Sherry-Potpourri kommt noch eine deutlich Säure dazu. Tiefe Bitternoten sind eher nicht vorhanden. Etwas Schokolade ist immerhin da. Manchmal blitzt auch noch Pfeffer durch.
Fazit: Fresh Sherry ist immer erstmal etwas beängstigend. Hier funktioniert es gut. Dreckig, mit präsentem Springbank. So lass ich mir das gefallen. 88/100
Longrow 16-year-old
Es geht weiter zur „weirdly peated“ Abteilung. Ein Longrow aus dem Fresh Bourbon und aus Chardonnay Barrique Barrels, Warum allerdings Plural bei einem Outturn von 360 Flaschen weiß ich nicht. 54,3% zeigt die Uhr nach 16 Jahren. Link zur Whiskybase
Nase: Die dreckige Torfigkeit von Longrow, aber etwas abgemildert durch das Weinfass. Etwas kuhstallig, mineralisch, helle Früchte kommen dazu. Geriebener Parmesan aus der Tüte. Süßliche Milchcreme in der Gewürze eingearbeitet werden.
Mund: Rauchig bis rußig, leicht metallisch. Gut gewürztes Brät, helle Trockenfrüchte daneben. Dazu Pfeffer. Leicht medizinisch.
Abgang: Ein Fruchtsalat über den etwas Jod geträufelt wurde. Bitterstoffe kommen dazu, gleichzeitig bleibt es süßlich. Mit der Zeit wird es trocken.
Fazit: Der Anfang war wirklich gut, zum Ende hin hat er mich nicht mehr überzeugt. Die metallischen Noten waren für mich kein Plus. 86/100
Longrow 17-year-old

Zum Abschluss dann noch 17 Jahre aus dem Fresh Sherry. Oha. Abgefüllt wurde das Einzelfass für Fourcroy einem Importeur in den Niederlanden. 264 Flaschen mit 49,4% gabs. Link zur Whiskybase
Nase: Würzige Sherrynoten. Auch hier gibt es dreckigen Rauch. Hinter einer deutlichen Süße kriecht er langsam hervor. Etwas Vanille, einiges an Trockenfrüchten. Das wird dann zu süßlichem Rauch. Fast schon Räucherstäbchen-Niveau.
Mund: Schwere Süße und opulenter Rauch. Kirschwasser auf glühende Briketts gegossen. Glasierter Schinken. Malz dazu.
Abgang: Asche und Bitterstoffe. In Schnaps eingelegte rote Früchte, Tabak, Kräuter. Dazu Konfekt, vielschichtig mit jeder Menge Chichi. Zum Schluß kommt die Süße dadurch dann auch wieder.
Fazit: Der ist schon ziemlich gut. Nur das Fass hat den Longrow ein wenig zu sehr unterdrückt. Wenn ich doch schon bei weirdley peated bin, dann muss das auch präsent sein. 88/100
Da zahl ich doch gerne 500€…
…nicht! Also versteht mich nicht falsch, das war alles wie gewohnt geiles Zeug. Aber bis auf den Hazelburn würde ich für keine der Flaschen den aufgerufenen Preis zahlen. Samples in dieser Variation und Qualität. Immer gerne.
Mehr zu: Springbank, Campbeltowning (6)
Bilder: Titel: Campbeltown von der See aus (by Dunock_D on flickr.com) | Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase und von Simple Sample
Sample: Eigene Flasche und bei Simple Sample gekauft
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