Eine Hand voll Highlands (Teil 15)
So, ich bin endgültig aus dem Blog-Urlaub zurück. Zum Neustart gibt es einen Ausflug in die Highlands. Dabei sind drei Destillerien die hier noch nicht so häufig besucht wurden. Edradour getorft und ungetorft, aktuelle Standards von Glenturret und ein Teaninich aus eher ungewöhnlichen Fässern.
Edradour 2012
Ein Single Cask aus einem Frühburgunder Barrique. Das Fass stammt vom Weingut Singer-Fischer in Reinhessen. Abgefüllt wurden die 380 Flaschen aus Fass #2 ach 12 Jahren mit 46%. Link zur Whiskybase
Nase: Da spricht sofort der Wein. Deutliche Süße, etwas Harz und Holz und dann eine tiefe Fruchtigkeit mit einigem an Milchschokolade. Ich denke an einen saftigen Zwetschgenkuchen und eine heiße Schokolade. Oder einen Fruchtspieß mit Schokolade vom Jahrmarkt. Auch Orangenschalen und etwas Vanille kann ich noch vernehmen.
Mund: Vieles von den Früchten kann er aufrecht halten. Diesmal sind sie schon ordentlich reif und auch beschwipst. Mit etwas Pfeffer darüber. Vielleicht aus einer fancy Bowle? Kurz vorm Schlucken kommt eine leichte Parfümnote auf.
Abgang: Kurz ist er etwas „bissig“. Knackige grüne Säure. Dann wird es trocken, passend zum Wein. Auf dem Weg dort hin kommt man nochmal an den Früchten vorbei. Kombiniert mit milden Bitterstoffen.
Fazit: Von dem gefällt mir die Nase am besten. Aber das liest man so wahrscheinlich auch raus. Der Rest ist für mich fast schon zu tief im Wein. Aber es war schön mal wieder so ein Bottling zu probieren. Ich kann mich an ein paar Blaufränkisch und dergleichen erinnern, die wir alle vor 10 Jahren ziemlich gefeiert haben. Der hier hat was davon. 87/100
Ballechin 2008 – van der Heijden
Da hab ich doch gleich noch was zum „Vergleichen“ zur Hand: Ein getorferter Edradour vom Spirituosen Fachhändler van der Heijden in Thun in der Schweiz. 10 Jahre durfte er in einem Refill Sherry Butt reifen bevor er mit 48% auf 842 verteilt wurde. Link zur Whiskybase
Nase: Erdige und rauchige Noten. Süße Beeren in einer Sherryreduktion. Ein Hauch Schwefel liegt dahinter. Aber nicht störend. Mit der Zeit wird es ein dicker Sirup über Vanilleschlagsahne in einem Holzbecher.
Mund: Heiße Kohlen die mit Waldbeerensaft gelöscht werden. Das ergibt eine säuerliche, leicht buttrige Note. Danach kommen Erde und Vanille zurück Letztere nur noch als Hauch.
Abgang: Aufgespritteter Sherry, dazu etwas dunkle Schokolade. Säuerliche Tabak- und Lederaromen. Dann noch schokolierte Kaffeebohnen, mit etwas Pfeffer.
Fazit: Vielen Dank an Stefan für dieses tolle Geschenk. Eine runde Sache, zu der man gerne zurückkehrt. Ich glaube hier liegen Anspruch und Realität auf einem Punkt. 88/100 Übrigens sind auch die 48% hier gut gewählt. Fassstärke vermisse ich nicht.
Glenturret 12-year-old (2024)
Aus der aktuellen Standard-Range von Glenturret stammt dieser 12jährige. Er wird mit 46,4% abgefüllt und in PX & Oloroso seasoned European & American Oak gereift. Link zur Whiskybase
Nase: Säuerlich, leicht buttrig. Reife Pfirsiche, gekocht in Oloroso Sherry. Möbelpolitur und Wachs. Beeren, Nougat und Honig.
Mund: Leicht würzig, pfeffrig und mit Ingwer. Die Olorosowürze ist jetzt dominant. Brühe, Liebstöckel, Zimt, Eichenwürze. Dann kommt noch etwas Süße mit dazu.
Abgang: Viele Bitterstoffe: Die Pfirsiche kommen nochmal. Diesmal eher frisch, fest und fast noch unreif. Dazu Walnüsse. Die PX-Fässer kommen zu Hilfe mit der intensiven Süße einer Sherryreduktion.
Fazit: Solider Standard, wenn man intensive Sherrynoten mag. Das Destillat tut sich hier aber eher schwer. In der Range macht man mit dieser Flasche aber meiner Meinung nach nichts falsch. 84/100
Glenturret Tripple Wood (2024)
Auch aus der Core Range, diesmal noch ein Fass mehr. European & American Sherry Oak sowie Bourbon Barrels. Abgefüllt wurde mit 44%. Nach unbekannter Zeit und in eine unbekannte Anzahl Flaschen (wie üblich in Core Ranges). Link zur Whiskybase
Nase: Auch nach einigen Minuten im Glas steigt noch immer Alkoholdunst auf. Dahinter verbirgt sich erstmal Schokolade. Oder Nougat? Oder Toffees? Dann kommt etwas kandierter Ingwer dazu. Das geht über in etwas Wachs und prickelnde, helle Früchte. Vanille, Malz und eine ordentliche Holznote kann man auch nicht leugnen.
Mund: Sehr viel Eichenwürze und Tabak. Der Sherry war sicher zu großen Teilen Oloroso. Dahinter liegen Früchte, Malz und helle Schokolade. Aber eher als Beiwerk als sonst irgendwas.
Abgang: Leicht nussig, leicht weinig. Junger Pinot Noir. Dahinter weiße Schokolade, Malzbonbons. Weit weniger Bitterstoffe, als ich bei dem Taste erwartet hätte. Die vorhandenen gehen in Richtung Tee und Tabak. Wärmt noch gut, für nur 44%!
Fazit: Auch das ist ein stabiles Bottling. Im Taste war ich nicht besonders überzeugt, der Rest ist für einen Einsteiger absolut brauchbar. 83/100
Teaninich 2013 – Phil & Simon Thompson
Nicht gerade die häufigste Brennerei was Verkostungen hier angeht. Aber auch die Fässer haben Seltenheitscharakter. Zwei Stout Barrels wurden von Phil & Simon zum Finish verwendet. Im Ergebnis dann 482 haben sie 482 Flaschen mit glatten 50% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Tief malzig und wunderbar süßlich. Eine Scheibe Pumpernickel mit Erdbeermarmelade. Ein Roiboos Erdbeer-Vanille Tee und daneben steht ein malziges Bier.
Mund: Die bessere Variante eines Bierbrandes. Mit schokolierten Birnen als Beilage. Irgendwas „waldiges“ und „holziges“ aber beides nicht unangenehm.
Abgang: Die Aromen sind weiterhin recht ähnlich. Malz und Früchte. Die Bitterstoffe werden etwas mehr, aber insgesamt ist er kaum noch besonders aufregend.
Fazit: Ich dachte kaum dass ich das noch mal sagen werde, aber diese Stout-Fass-Reifung funktioniert für mich. Das ist genau die richtige Dosis. Dennoch werde ich natürlich nicht konvertieren. Aber davon trinke ich auch gerne ein zweites Glas. 86/100
Fruchtig und würzig
Das war heute das Motto und ich war recht zufrieden. Und es ist mal wieder ein Beweis dafür gewesen ab und zu mal was anderes zu probieren. Ich freu mich schon auf den nächsten Ausflug in die Highlands.
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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von Kirsch Whisky Import und der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und kostenlose Überlassung von Kirsch Whisky Import (Edradour und Glenturret)
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