Der vierte Besuch bei Caol Ila
Eigentlich hab ich ja keine Rechte mehr auf Caol Ila Reviews, seit Daniel hier auch mitblogt. Aber wenn sich das gute Zeug hier stapelt und er mir auch noch Samples schickt. Was soll man da machen. Genießen würde ich sagen.
Caol Ila 2010 – Whiskysponge
Whiskyexperte Angus startete einen Blog als Whiskysponge, während er seine Karriere als Whiskyconsultant aufbaute. Heute ist er (auch) unabhängiger Abfüller und nutzte lange die Figur des Blogs für die Labels. So auch hier. Die Details darf sich gerne jeder selbst erarbeiten. In der Flasche ist ein 9 Jahre alter CI aus einem 1st Fill Hogshead. 183 Flaschen mit 57,1% wurden released. Link zur Whiskybase
Nase: Ein Lagerfeuer, Kohlenstaub, Rauch, Vanille. Dahinter auch eine gewisse Frische. Äpfel, Zitronensäure, Pfeffer. Die Jugend spricht, aber auch eine gute Art und Weise. Mit etwas Sauerstoff kommt die maritime Seite von Caol Ila dann immer stärker durch. 15 Minuten später geht es dann in eine sehr erdige, fast schon kuhstallig in Richtung Octomore.
Mund: Weich und samtig, mit ein paar Nadelstichen von Pfeffer und Chili. Honig, ein Tropfen Limoncello. Ein weißes Fischfilet. Ein paar Kräuter, Olivenöl, Ingwer.
Abgang: Blutorange, Vanille, etwas Holz. Kohlenstaub, Asche, Zitronenzeste auf dunkel gegrilltem Fisch. Ein Chiliring obendrauf. Geröstetes Brot.
Fazit: Tja. Du kannst Single Casks abfüllen. Und du kannst das hier abfüllen. Vielleicht ist er nicht so clean destillatgetrieben wie manche andere junge CI. Aber das hier eine komplettes Bottling. Keine Kompromisse! 90/100
Caol Ila 2013 – Phil & Simon Thompson
Nur 10 Jahre alt und nur 90 Flaschen. Die Thompson Brüder haben hier unter ihrer Error Serie aus einem Refill Hogshead abgefüllt. 57,1% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Muscheln, Seegras, Gischt, Leinöl, Zitrone, Honig, Asche, Erde, dampfender Torf. Ganz schön viel los. Ich bilde mir auch noch einen leicht metallischen Unterton ein.
Mund: Ingwer, Zitrone, Thymian, Pfeffer, Gischt, ein paar erste Bitterstoffe. Dann kommt Muschelsuppe und eine ganze Menge Asche. Irgendwo dazwischen ist nochmal der Honig.
Abgang: Marinade mit Zitrone, Pfeffer und Öl. Süß mariniertes Rippchen, mit Kaffeepulver-Rub. Ein paar Kohlen glühen langsam aus.
Fazit: So darf das sein. Für einen 10-jährigen einfach ein super stabiles Bottling. Sehr klar, sehr destillatgetrieben, aber auch mit einer eigenen Note. Schön. 87/100
Caol Ila 2011 – Whiskybase
Im Sinne der Verfügbarkeit ist Caol Ila eine dankbare Destillerie um eigene Abfüllungen auf den Markt zu bringen. So wundert es nicht, dass die Whiskybase schon mehrfach für die Jubi-Bottlings auf einen CI zurückgegriffen hat. In diesem Fall ein 12-jähriger zum Anlass der 230000ten Flasche in der Base. Der Inhalte kommt aus einem Hogshead. 284 Flaschen mit 55,5% wurden gefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Apfelspalten, reichhaltige Vanillenoten, Asche, Puderzucker, Honig, Zitrone, ein paar erdige Torfnoten, vor allem nach etwas Zeit im Glas und bei tiefem Einatmen.
Mund: Pfeffer, Chili, Zimt, bittere Kräuter- und Torfnoten, ein leicht maritimer Einschlag, Honig, Lagerfeuer mit Früchten darauf. Vor allem Zitrusfrüchte.
Abgang: Leichte Nussnoten, Bitterstoffe von Zitrusschalen, viel Asche und auch noch eine Idee von diesem Lagerfeuer.
Fazit: Ich hab heute scheinbar nur eine Punktzahl. Wobei der hier die Chance hätte noch in die 88 zu rutschen. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden. 87/100
Caol Ila 13-year-old Feis Ile 2024
Das Batch „für die Massen“ zum diesjährigen Feis Ile: Ruby Port Finish, 1404 Flaschen, 54,5%. Und wirklich teuer. Aber letzteres sind wohl keine News. Link zur Whiskybase
Nase: Zerriebene Himbeeren auf Seetang auf einer heißen Kohlenlagerfeuer. Gelöscht wird das ganze mit einem Caipirinha. Dazu Vanille und eine mineralische Note. Irgendwo dahinter ist noch ein Räucherfisch mit etwas Honig,
Mund: Intensive rauchige Noten. Kohlen, Lagerfeuer. Als nächstes kommt eine deutliche Würze. Leichter Pfeffer, Ingwer und erdige Kräuternoten. Dazu Beeren, Vanille und ein wunderbare maritime Note.
Abgang: Intensive Würze und Beerennoten. Darüber Asche und eine Kelle Meerwasser. Bitterstoffe kommen auch noch. Vor allem Seetang und Nori.
Fazit: Daniels Meinung dazu findet ihr hier: Link Bzgl. der Notes konnte ich wenig ergänzen, wie mir danach aufgefallen ist. Mir fehlt allerdings vielleicht die Expertise oder Bottlebias für mehr als 88/100.
Caol Ila 2008 – Duckhammer’s Rare & Fine Spirits
Ein Bottling des Wu-Dram Clans. Die drei deutschen Whiskynerds haben sich mittlerweile mit wenigen aber dafür wirklich tollen Abfüllungen einen Namen in der Szene gemacht. Im März 2022 haben sie in ihrer Lighthouse Series diesen CI abgefüllt. 14 Jahre, Bourbon Barrel, knapp 60%. Das könnte auch wieder gut sein. Link zur Whiskybase
Nase: Ein Kiesweg über den Gischt gekippt wird. Trockener Rauch. Eine Muschelsuppe. Eine Zitronenspalte. Alles sehr klar und frisch.
Mund: Salzzitronen, Asche, ein grüner Apfel. Dann kommt etwas Rauch dazu, sowie auch Pfeffer. Ein paar Tropfen Sonnenblumenöl. Das ist alles ziemlich gut.
Abgang: Zestig und zitronig geht es zu Ende. Mit etwas Seegras und auch nochmal Muscheln. Wärmt gut. Etwas metallisches kommt noch auf. So wie wenn man einen billigen Löffel im Mund behält. Ist nicht wild aber auch nicht das Highlight hier.
Fazit: Bis auf die kleine Unstimmigkeit im Abgang ein tolles Bottling. Genau das was ich mir von so einem CI erwarte. Erstaunlich ist auch die Trinkigkeit bei fast 60%. Kein Bedarf an Wasser. 87/100
Caol Ila 1993 „Enthralling Elegance“ – SMWS x LMDW
Mal sehen ob wir noch einen drauf legen können. Eine Kollaboration der Scotch Malt Whisky Society und La Maison du Whisky. Ergibt ein Label aus der Artist Serie #13 und den Namen Enthralling Elegance. In der Flasche ist 30 Jahre alter Caol Ila aus einem Refill Bourbon Hogshead. 266 Flaschen mit 52,6% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschöne Bourbonvibes, mit Honig, Zitrone, einem Hauch Vanille. Dazu eine leicht fleischige Note, aber vor allem maritime Aromen. Fischsud mit Äpfeln, Seetang, marinierte Garnelen. Dazu Lagerfeuer, Asche und glühende Kohlen.
Mund: Olivensud, über einem Algensalat. Mit Szechuanpfeffer darüber (ca. 10ppm). Dahinter dann eine schöne Süße, zusammen mit maritimen Torfnoten und dem typischen Lagerfeuer dazu.
Abgang: Intensive Bitternoten, zusammen mit einer Honig-Zitronen-Marinade. Hier kommt auch das Fleisch wieder zurück. Gekocht und auch „funky“ mariniert.
Fazit: Das ist leckerer Stoff. Ich liebe pures Destillat im Bourbon Cask. Hier kommt noch ein schöner Funkfaktor dazu, wo auch immer der her kommt. Ich mags. 90/100 Alkohol ist da übrigens perfekt integriert! Das leere Glas lohnt hier auch sehr. Leichte Süße und ganz viel von den Rauchnoten bleibt da.
90-87-90
Ein klasse Flight, so viel pures Destillat, so viel Geschmack in teilweise sehr jungen Drams. Toll. Und am Ende kann auch das Luxusbottling noch richtig viel. Was gibt es da mehr zu wollen?
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Bilder: Titel: Eigene Anfertigung von Christian | Flaschen: Daniel und Tobias und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und vom lieben Daniel
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