Ein See in der Speyside

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 13)

Wie die Zeit vergeht. Es ist schon wieder Sommer in der Speyside. Und auch überall sonst in Europa. Kriegen wir wieder sommerlich fruchtige Drams ins Glas, oder ist es dann doch trügerisch zu glauben die Speyside wäre der Treffer für die warmen Temperaturen? Wir werden sehen.

Linkwood 2008 – Whiskybase 240000 Bottles on the Wall

Eine Flasche Linkwood 2008 von Whiskybase

Apropos wie die Zeit vergeht. Das sieht man auch an der schieren Menge an Flaschen die in der großen Whiskydatenbank enthalten sind. Wie immer wird der volle 10000er mit einem eigenen Bottling gefeiert. Diesmal mit einem Linkwood aus einem Hogshead. 15 Jahre war dort drin und wurde dann in 273 Flaschen mit 59,9% gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Dezente Kräuter, Zitrus, Kalk und Banane. Eine Salzkruste auf einem Gebäckstück. Dazu kommen noch in paar Gartenfrüchte.

Mund: Lecker salzig. Dazu auch die hellen Früchte. Es geht über in Gewürze. Dazu noch Saaten und Kräuter. Dann kommen wir in Richtung 5-Uhr-Tee. Blätterteig und Milchkaffee oder vielleicht doch Tee mit Milch?

Abgang: Der Alkohol ist ja wirklich gut eingebunden, aber im Abgang findet sich eine leichte Ingwerschärfe. Dazu kommt Zitrone, etwas Honig und milde Bitterstoffe.

Fazit: Bourboncask goodness.. Leckerleckerlecker. Mehr gibts da eigentlich nicht zu sagen. 88/100

Mortlach 2016 – The Dutchess

Eine Flasche Mortlach 2016 von The Dutchess

Was macht man um die Reifezeit bei Whisky zu verkürzen? Z.B. kann man ihn in ein Quater Cask stecken. In diesem Fall für noch mehr Eindrücke ein PX Sherry. Abgefüllt wurde der Mortlach vom Bottler The Dutchess in dessen Wildlife Serie. 189 Flaschen mit 54,7% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Zuckerwatte, Pfeffer, leicht säuerlich, rote Früchte, Schokolade, Karamell. Eine schöne Kombination. Man muss Süßkram mögen, aber dann ist man hier gut aufgehoben.

Mund: Sherry und Würzsauce, leicht fleischige Noten, dabei schön weich mit guter Süße. Ab und zu kommt ein gewisser Chilicatch vorbei. Toll dass der Mortlach hier trotzdem noch durch kommt

Abgang: Intensiv, süß und würzig. Wärmt schön. Mit etwas Wein, Lakritze, mildem Tabak und Trockenfrüchten. Vanillejogurth kommt mir in den Sinn. Mit drei Espressobohnen darin.

Fazit: Beeindruckend. Hier hat die Turboreifung gut funktioniert. Und es ist auch noch Mortlach da. Klasse. Sowas nehme ich gerne öffter. 88/100

Benrinnes 2003 – Hunter Laing

Eine Flasche Benrinnes 2003 von Hunter Laing

Zum 25ten Jubiläum der Old Malt Cask Reihe wurde dieser 19-jährige Benrinnes abgefüllt. 536 Flaschen aus einem Canasta Cream Sherry Butt. Wie immer in der Reihe mit 50%. Link zur Whiskybase

Nase: Kräutrig und würzig. Rinderbrühe, Sojasauce, Balsamico. Etwas Schwefel, etwas Metall. Außerdem das Umami das dazu passt. Riecht erstmal recht “dreckig”. Darunter sind getrocknete Beeren, die ihre Säure aber nicht verloren haben.

Mund: Unglaublich fleischig. Das ist ein whiskygewordener Rinderbraten. Darunter die Bitterstoffe der Röstaromen aus dem Bräter. Die Früchte dicken mit ein paar Nüssen schön langsam zu einer Sauce ein. Malz und Pfeffer runden das Ganze ab.

Abgang: Leicht salzig und ziemlich nussig. Trockenfrüchte zu einem Schinkensandwich. Dazu noch etwas Kaffee und ein Stück dunke Schokolade.

Fazit: Ein tolles Bottling. Würdig für ein Jubiläum. Oh führe mich nicht in Versuchung, ich bin kurz davor mir eine eigene Flasche zu besorgen. Danke Daniel für das Sample. 89/100

Tomintoul 2011

Eine Flasche Tomintoul 2011

Infotext, eine limitierte Sherry Cask Edition aus Oloroso Fässern. Schlanke 14400 Flaschen, die lustigerweise sogar durchnummeriert sind. Link zur Whiskybase

Nase: Eine etwas ungewohnte Note. Eine Mischung aus Erde, Nüssen und Beeren. Das ganze geschichtet auf einem malzigen Butterkeks.

Mund: Den nussigen Ton kann er transportieren. Bei den Früchten geht es weiter in die funky Richtung. Ingesamt relativ dünn. Das ist der geringen Alkoholstärke zuzuschreiben.

Abgang: Es geht so weiter. Relativ konsistent würde ich sagen. Allerdings auch was die geringe Tiefe und den Mangel an Intensität angeht.

Fazit: Das wäre grundsätzlich ein interessanter Dram. Mit eigenen Noten, die ich mal der Brennerei zuschreibe, denn typisch Oloroso ist da nicht alles. Nur leider wurde er, meiner Meinung nach, mit der falschen Stärke abgefüllt. Da hätten schon 43% oder 46% viel geholfen. 82/100

Benromach 15-year-old

Eine Flasche Benromach 15-year-old

Der 15-jährige Standard von Benromach, den es seit 2020 gibt. 43%, Bourbon und Sherry Casks. Ich kann leider nicht ganz genau sagen welches Batch des 15-jährigen Benromach das hier ist. Das Sample habe ich von whic.de und bei ihnen auf der Seite ist dieses hier abgebildet: Link zur Whiskybase Da ich das Sample aber noch nicht so lange habe vermute ich es ist eher ein Batch aus 2023.

Nase: Weintrauben, Rosinen, Bleistiftspäne, Holzstaub, Nougat und Datteln, grüner Apfel, etwas Schwefel und eine Idee von Speck

Mund: Weich, wieder die Weintrauben und die trockenen Holztöne. Dazu eine Sherryreduktion, leichte Würze in Richtung Leder und Tabak

Abgang: Salz, viele Bitterstoffe, Sherry ist sehr dominant. Kaffee, Tabak, Leder, Rosinen, dunklw Schokolade, Röstaromen.

Fazit: Macht mir einen besseren Eindruck als das letzte Sample dass ich hatte. Die Batches scheinen mir schon unterschiedlich. Die Alkoholstärke bleibt aber zu gering. 84/100

Benromach 1968 – Hart Brothers

Eine Flasche Benromach 1968 Hart Brothers

Wahrscheinlich unfair diesen Benromach mit dem OB zu vergleichen, aber wo wir schon mal hier sind… 27 Jahre, zumindest im Finish in Port Wood und abgefüllt von Hart Brothers bereits 1995 abgefüllt. Er hat nur 43% und wir wissen nicht wieviele Flaschen es gab. Link zur Whiskybase

Nase: Brombeeren und auch ein paar anderen Beeren zerrieben auf einem Stück Leder. Darüber etwas Möbelpolitur. Das geht dann über in Wachs und einen Touch Vanille. Dann wechselt es in Old Bottle Flavour mit Bratapfel. Der braune Zucker schmilzt gerade auf der heißen Masse.

Mund: Leder, dunkle Schokolade, mehlige Äpfel, Leder, leichte Kräuternote, weißer Pfeffer, Honig, parfümierte Zigarillos und eine Hauch schon Silberlöffel. Das alles ist relativ komplex, man muss den Whisky aber lange kreisen lassen, um es zu aktivieren.

Abgang: Bitterstoffe mischen sich noch stärker unter die Noten. Die Intensität könnte höher sein, aber es ist für 43% schon ziemlich ok. Außerdem wird es mit der Zeit schön trocken. Es bleibt noch etwas Frucht, Pfeffer und die old bottle. Schön.

Fazit: Tolles Bottling. Davon würde ich mir wahrscheinlich sogar mit heutigen Preisstrukturen eine Flasche holen, wenn sie heute raus kommt (also für 300-350€). Aber sowas hat heute gefühlt niemand mehr im Angebot. 91/100

Heute habe ich leider kein Bild für…

… die Orginalabfüllungen. Gut, hier ist auch keine Model-Castingshow. Reden wir lieber über die Highlights: Bottlings mit nur 43% in den Sternen, tolle Jubiläumsabfüllungen und turbogereiftes Jünglinge, die trotzdem fantastisch sind. Was will man mehr? Toller Flight!

Mehr zu: Benrinnes, Benromach, Linkwood, Mortlach, Tomintoul, Immer mehr Speyside im Glas (12)
Bilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase und von whic.de
Samples: Privat gekauft, getauscht und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Tomintoul und Benromach 15)