East Coast – The Notorious A. B. C.
Ich nutze mal die Gunst der Stunde, um das hier zu einem Hip-Hop-Blog zu machen…
Spaß beiseite, heute geht es im Tasting um Islays Nord-Ost-Küste, im speziellen um die Feis Ile Abfüllungen von Ardnahoe, Bunnahabhain und Caol Ila. An Ardnahoe hatte ich nach einem Warehouse-Tasting vom letzten Feis einige Erwartungen. Bunnahabhain und Caol Ila dieses Jahr mit ähnlichen Reifungen, das schreit sowieso nach einem Direktvergleich. Gehen wir die Abfüllungen auch direkt alphabetisch durch.
Ardnahoe 5 years old – Feis Ile
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In der Nase direkt frisch, dezente Zitrusfrucht, etwas Kiwi – hat eine gewisse Leichtigkeit beim ersten Riechen, Caol Ila nicht so unähnlich. Dann frisch aufgeschnittener Ingwer, ein Hauch Algen, Vanille und Keksteig. Auf der Fruchtseite Mirabellen, Äpfel (rot) und Birne. Der Rauch ist kräftig, aber nicht dominant, er wirkt eher trocken.
Im Mund direkt cremig vom Gefühl, der Rauch etwas kräftiger. Die Früchte und der Keksteig aus der Nase zeigen sich ebenfalls, zusätzlich geröstete Erdnuss. Hier zeigt er seine, vergleichsweise, Jugend etwas stärker. Malz, etwas Heu und ein Hauch Grünschnitt.
Das Finish ist mittellang, eher trocken, ganz dezent Vanille, im Ausklang leicht bitter.
Fazit: Ardnahoe hat für meinen Geschmack sehr viel Potential. Ein My zu viel Holz im Abgang, aber für „nur“ 5 Jahre schon gut gereift und ein schöner Malt. Ich bin gespannt, was da noch in Zukunft kommt!
87/100
Bunnahabhain 14 years old Feis Ile 2024 – Ruby Port Finish
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In der Nase zum einen schwere Noten, nussig (Walnuss), würzig, Tabak, fast etwas muffig. Zum anderen aber penetrant süße Noten, künstliche Himbeere, Himbeer-Weingummi, Erdbeere (auch wieder leicht künstlich wirkend).
Auch im Mund wieder ein Janus-Malt. Am Antritt pfeffrig und heiß. Schwere von Nuss, leicht salzig, Tabak, Milchschokolade . Dagegen arbeiten wieder sehr süße Komponenten, vor allem Himbeere und Erdbeere. Im Hintergrund kommt dazu eine gewisse fruchtig-weinige Säure, ich würde vermuten vom Port. Ich sage übrigens bewusst „dagegen arbeiten“, denn die beiden Seiten des Malt bilden für mich kein gutes Gesamtbild.
Das Finish wird leicht trocken, was einen schönen Kontrast zur Süße gibt. Das Finish ist mittellang. Dieser Teil gefällt mir am Whisky noch am besten, da das ganze hier dann doch besser zueinander passt.
Fazit:
Für mich wirkt der Whisky im Gesamtbild unrund, Der Brand und das Finish gehen zu weit auseinander, die Kontraste sind zu stark als dass sie stimmig und interessant wirken.
85/100
Caol Ila 13 years old Feis Ile 2024 – Ruby Port Finish
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Auch hier ein Ruby Port Finish. Bei diesem Whisky mit der Angabe, dass es sich um Barriques aus französischer Eiche handelte. Ich muss zugeben doch etwas skeptisch zu sein ob das nicht wie beim Bunna zu krasse Gegensätze sind…
… in der Nase dann erste Erleichterung. Kohlerauch, Algen und Limetten. Himbeer-Sahne-Bonbons, dunkle Kirschen, schokolierte Erdbeeren. Mit etwas Standzeit kommt noch dezent schwarze Johannisbeere dazu. Die Früchte wirken nicht künstlich, Destillat und Fass harmonieren für mich überraschend gut. Es sei nur erwähnt – obige Notes sind für den Whisky, wenn er etwa 20-30 Minuten in Ruhe geatmet hat. Direkt aus der Flasche im Glas wirkt er unruhig, er braucht etwas Zeit nach dem Einschenken um sich zu setzen.
Im Mund zunächst würzig im Antritt, etwas Ingwer, Kardamom, ein Hauch Nelke, Muskat. Tannine sind präsent, bügeln aber nichts nieder. Die Würze macht nach ein paar Sekunden im Mundraum einem Beerensmoothie Platz. Erd- und Himbeeren, wieder in Form von Sahnebonbons, und etwas kräftiger als in der Nase schwarze Johannisbeere und süße Kirsche. Milchschokolade untermalt das Ganze. Die französische Eiche verschwindet aber nicht, sie ist im Hintergrund präsent und steuert spannende Akzente bei. Genauso wie das Destillat – maritime Noten von Algensalat und Noriblättern als auch Limette weben sich ins Gesamtbild.
Im Finish dann wird es kräftig würzig, diesmal untermalen eher die Beeren die Würze, gemeinsam mit leichter Limette und einer Portion Asche.
90/100
Fazit:
Der Whisky ist sicher nicht der komplexeste, das vorweg, aber er ist spannend. Würze und Süße sind in Balance, die Brennerei-DNA geht nicht verloren, der Whisky ist für eine OA schon sehr experimentell. Da habe ich dennoch schon so manche UA Ruby Port Abfüllung von Caol Ila gehabt die weniger ausgewogen war und in klebrige Süße abgedriftet ist.
Fein ausgesucht von der neuen Brennereimanagerin Eva Cumming!
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Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase. Samples privat gekauft oder aus der eigens erworbenen Flasche
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