Old & Rare Flight 020 – Banff

Lost Distilleries haben eine gewisse Faszination auf mich. Die Möglichkeit flüssige Geschichte zu probieren ist an sich schon sehr reizvoll, wenn diese Möglichkeiten endlich sind, dann steigt der Puls. Bei Banff habe ich über die Zeit für mich noch zusätzlich festgestellt, dass diese Single Malts anders und gleichzeitig für mich besonders lecker sind. Das Privileg hier gleich mehrere zu probieren kriegt man nicht oft.

Banff 1982 Rare Malts Selection

Was noch viel schwieriger erscheint als Lost Distillery Whisky überhaupt zu probieren sind Originalabfüllungen. Häufig ist es dann die Rare Malts Selection, auf die man dann zurückgreifen kann. So auch hier. 57,1% stehen zu Buche, 21 Jahre in unbekannten Fässern und damit dann auch eine unbekannte Anzahl an Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Kaffeebohnen die langsam erwärmt werden. Sheabutter und -nüsse. Dann kommt eine wunderbare old style Eichenwürze, flankiert von Käsekuchen und Vanille.

Mund: Der Taste geht in Richtung Apfel oder besser noch alter Cidre. Dazu eine Spur Pfeffer und wieder die Eichenwürze. Eine gewisse Tiefe erreicht er dann über Wachs und Möbelpolitur.

Abgang: Eine neue Dimension kommt mit Zitrusnoten dazu. Ansonsten geht es stimmig zum bisherigen Bild weiter. Er wärmt ganz wunderbar, wenn er im Bauch angekommen ist.

Fazit: Die Flasche haben wir uns zu viert gegönnt und die erste Verkostung ergab 89,5 im Durchschnitt und 90/100 von mir. Alle überzeugt, schönes Ding. Wasser macht ihn nochmal ein Stück auf, kann man hier durchaus ein paar Tropfen zugeben.

Banff 1976 – Cadenhead

Es geht ein paar Jahre weiter zurück. Eine unabhängige Abfüllung aus Cadenheads „green bottle“-Phase. Dieser hier wurde nach 17 Jahren abgefüllt mit 60,5% aus einem einzelnen „Oak Cask“. Link zur Whiskybase

Nase: Ah, gewohnte Gefilde: Gras, Malz, Honig. Dazu kommen noch Senfkörner, Kalk und helle Steinfrüchte. Hohe Intensität und Komplexität schon in der Nase.

Mund: Würzig und dabei leicht pfeffrig. Dazu kommen auch noch einige Bitterstoffe. Dazu kommen Metall und irgendetwas … sumpfiges? Das drängt natürlich die milderen Noten noch weiter in den Hintergrund.

Abgang: Es geht weiter mit vielen Bitterstoffen. Vor allem Kaffee und dunkle Schokolade. Dann gibt es noch einen Esslöffel Sonnenblumenöl und einen wärmenden Abgang.

Fazit: Dauerte einen Moment, dann fand ich ihn sehr lecker. Er ist aber rough und fordernd, da hilft meine Erfahrung schon sehr. Würde mich spontan interessieren wie Whiskyneulinge zu sowas stehen. 89/100

Banff 1975 – Malts of Scotland

Thomas Ewers von Malts of Scotland hat ja schon viele besondere Fässer aufgetan. Das hier gehört mit Sicherheit dazu. Ein 36 Jahre alter Banff, abgefüllt als der Alkoholgehalt langsam auf die untere Grenze zuging. Knapp 44% hatte er noch als er in 165 Flaschen gebracht wurde. Link zur Whiskybase

Nase: Es geht los mit Sonnenblumenöl und einer Salzkruste auf Heuballen. Dann eine fruchtige Richtung. Weißer Pfirsich, süße Weinschorle und auch eine herbe Limonade.

Mund: Es geht weiter mit dem Sonnenblumenöl, diesmal angereichert mit vielen Bitterstoffen. Apfelkerne und Filterkaffee. Außerdem trockene Fruchtnoten, Pomelo und wieder weißer Pfirsich.

Abgang: Es bleibt fruchtig. Orangen, wenn man direkt durch die Schale beißen würde. Also nicht dass ich das schon mal gemacht hätte. Außerdem Strauchbeeren. Dazu kommt Holzsaft und verdünnter Honig.

Fazit: Das ist ziemlich gutes Zeug. In diesem Flight mein Favorit, soviel nehme ich schon mal vorweg. Ich empfehle die Gelegenheit zu nutzen, sollte man den hier verkosten können. 91/100

Banff 1971 – Dead Whisky Society

Nur sehr wenige Bottlings sind von der Dead Whisky Society abgefüllt worden, die letzten paar Jahre kam dann auch nichts mehr. Und das waren natürlich alles Lost Distilleries, wie der Name schon sagt. Dieser Banff war fast 40 Jahre im Fass und wurde dann mit 53,3% in 565 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Politur, weiße Früchte (die Haut zwischen den Fruchtkammern), Wachs, Gras, eine Idee von Rauch, aber anders als man es von den typischen Rauchern kennt. Schwer zu beschreiben. Aber absolut spannend und faszinierend.

Mund: Schöne Würze. Pfeffer, etwas Eichenwürze, Kräuter. Dann kommt das Sonnenblumenöl, um die typischen Eindrücke komplett zu machen. 5-Spice auf einer Limette.

Abgang: Es dominiert das Sonnenblumenöl. Es gibt außerdem auch Kohlenstaub und Senfkörner. Dann wird es wieder etwas geradliniger, mit Honig und Zitrus.

Fazit: Auch hier ist richtig guter Stoff in der Flasche. Wenn ich mich zwischen diesem Banff und dem Rare Malts entscheiden müsste… schwierig. Ich glaube ich würde den hier nehmen. Ein klein wenig verrückter und damit reizvoller. 90/100

Gesprächsgrundlage

Hab ich schon erwähnt dass ich Banff mittlerweile sehr mag? Vielleicht färbt das auch die Tastingnotes ein wenig. Da ich ja nie angetreten bin objektiv zu sein ist mir das auch an dieser Stelle egal. Was mir aber nicht egal ist: Der Dank an Geert Bero und Billy van Gysel, von deren Stand ich die Samples auf der Whiskyfair in Limburg gekauft habe. Natürlich für die Möglichkeit der Verkostung aber von viel mehr für die wunderbaren Gespräche und jede Menge Spaß!

Mehr zu: Banff, Old & Rare Flight 019
Bilder: Titel: Copyright – Aberdeenshire Council via https://banffmacduffheritagetrail.co.uk/distilling-in-banff/, Lizenzdetails unklar, | Flaschen: Eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flasche und auf Messen gekauft