Matpib, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Old & Old – Ein Duo von Gordon & Macphail

Das heutige Tasting besteht nur aus einem Duo – aber was für einem. Fast 50 Jahre liegen zwischen dem Destillationsdatum der Malts, das macht schon ein wenig ehrfürchtig. Ohne viele weitere Worte:

Caol Ila 1984 / 2023 Gordon & Macphail

Zu sehen ist die Flasche des Caol Ila 1984/2023 des Abfüllers Gordon & MacPhail

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Caol Ila aus den 1980ern, da liegt die Messlatte sehr hoch, vor allem bei refill american oak. Schauen wir mal ob da die Erwartungen nicht zu hoch sind…

… sind sie nicht!
In der Nase tropische Früchte. Mango, Limetten, Litschi, Papaya, Ananas und Limetten. Heimische Früchte sind ebenfalls vertreten, Quitten, gebratener Apfel, dazu Zimt und Muskat, etwas Tonkabohne. Warmer Vanillepudding und Apfelstrudel. Etwas Minze und Menthol. Rauch ist schon stark abgebaut, aber noch wahrnehmbar, sowieso auch einige maritime Nuancen. Walnuss- und Olivenöl.
Im Mund ist der Antritt zunächst mild, dann blitzt kurz Ingwer und Holz auf. Das Mundgefühl ist sehr ölig, fast sahnig.
Die Frucht ist auch im Mundraum stark präsent. Honig, etwas Wachs, wieder Vanillepudding. Nur ganz leichte würzige Holznoten und dabei etwas Zitronenmelisse.
Auch im Finish dominieren Frucht und leichte Rauchnoten. Keinerlei überbordende Eiche.

Fazit:
Ein Spitzen-Caol Ila. Der muss sich nicht hinter anderen tollen 80er Jahre Abfüllungen wie zum Beispiel dem “Warehouse Diamonds” von Malts of Scotland verstecken.
93/100

Mortlach 1936 Gordon & Macphail

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1936. In diesem Jahr wurde “Peter und der Wolf” uraufgeführt, die Fields-Medaille zum ersten Mal verliehen, “Vom Winde verweht” veröffentlicht. Und in einem, global gesehen, völlig unbedeutenden Ort in Schottland, Dufftown, wird in der Mortlach Brennerei Whisky gebrannt. Den Gordon & MacPhail bei sich mehrere Jahrzehnte lagern und Whisky-Nerds jahrelang Flaschen in Ihren Kellern behalten, so dass ich den Malt heute probieren kann und diesen ganz und gar nicht unbedeutend finde.
Genug Einleitung:

Nase:
Eine ausdrucksstarke Nase, für “nur” 40%, und extrem vielschichtig.
Bienenwachs, getrocknete Kräuter (Oregano und Rosmarin), Tabak. Ein frisch aufgebrühter Pu-erh Tee. Frisch gemahlene Kaffeebohnen. Dunkler Waldhonig und Milchschokolade. Eine alte, staubige Bibliothek. Eine leichte Mentholnote.
Frucht ist auch präsent – Brombeeren, Cassis – mit ein paar Tropfen langgereiftem Balsamico-Essig beträufelt.
Kurz: Es gibt verdammt viel zu entdecken!

Mund:
Perfekt eingebundener Alkohol, der Antritt ist sanft – aber aromatisch kraftvoll. Beeren und Honig, Milchschokolade und erdige Aromen (wieder Pu-erh), im Hintergrund untermalt von würzigen Holznoten. Diese sind nicht aufdringlich, nicht adstringierend, sie unterstützen dezent das Gesamtbild eines gediegenen, balancierten Whisky. Wachsige Akzente und Fruchtkompott. Tabak.

Finish:
Mittellang bis eher kurz klingt der Whisky aus, hier wird er doch etwas schwach. Aber: keine Bitterkeit.

94/100

Fazit:
Hier passen tolle Fassauswahl (ich vermute mal Refill), Reife und reduzierte Abfüllstärke einfach perfekt zueinander. Jammern auf allerhöchstem Niveau kann man, das Finish ist etwas kurz und klingt rasch ab. Aber eine Abfüllung zum Niederknien.

Samples privat beim Brühler Whiskyhaus gekauft; Bilder: Titel: Matpib, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase