Screenshot einer Weltkarte erstellt mit https://www.scribblemaps.com

Around the World – die sechste Umrundung

Heute lade ich euch wieder ein im virtuellen Flieger bzw. im Whiskyglas die Welt zu erkunden. Und da wir uns ganz nah am St. Patricks Day befinden starten wir gleich in Irland.

Waterford Bannow Island 1.1

Einer der ersten Waterford die abgefüllt wurden. Wie immer kriegen wir jede Menge Infos. Er ist nur ein paar Tage jünger als vier Jahre. Abgefüllt mit 50%, die Gerste stammt von der Farm auf Bannow Island. Gereift wurde in American Oak, American Virgin Oak, French Oak und Vin Doux Naturels. Nur zur Anzahl der Flaschen hab ich nix gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Schöne Fruchtnote mit passender Süße. Ein quer durchgeschnittener Apfel, wenn man direkt am Kerngehäuse riecht. Darüber wird Zimt, Zucker und Salz gestreut. Dann kommt noch Pfannkuchenteig (nein ich meine nicht Krapfen liebe Berliner ;-)).

Mund: Eine jungendliche und sehr malzige Note, die sich mit etwas grünes und herb-kräutrigen verbindet. Etwas Vanille dazu. Die Fruchtigkeit geht jetzt ziemlich stark zurück.

Abgang: Nicht besonders ergiebiger Abgang. Kein Wunder bei dem Alter. Es kommen ein paar Äpfel zurück, vor allem gelbe, mehlige Sorten. Die Kräuter bleiben dominant. In der Länge wird der Eindruck trocken und noch mal leicht salzig.

Fazit: Ein solides Produkt. Ich würde sagen die meisten neuen Destillerien würden den Pakt sofort unterschreiben, der ihnen ein solches Destillat schon so früh in der eigenen Geschichte garantiert. 83/100
Wie immer wenn ich Waterford verkoste habe ich deren Seite durchsucht. Dort finden sich immer noch Lobgesänge auf den „extraordinary austrian“ und „polymath“ Rudolf Steiner. Man kann zu seinen anthroposophischen Schwurbel von mir aus denken was man will. Das tut erstmal niemandem weh. Ihn aber als Universaltalent zu bezeichnen, ohne sich von seinen faschistischen Rassentheorien zu distanzieren, das muss ich anprangern. Schämt euch Waterford.

Hyde Carbernet Sauvignon Cask für Vibrant Stills / Alba Import

Ein Single Cask von Bonder Hyde. Das ist also keine eigene Destillerie, vielmehr kauft man bereits gefüllte Fässer (hier ein 1st Fill Bourbon einer unbekannten Destillerie) und gibt ihnen ein Finish in eigenen Fässern (hier ein 1st Fill Cabernet Sauvignon). 400 Flaschen wurden dann, nach unbekannter Zeit, mit 46%igem Whiskey befüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Teilweise frische Fruchtnote von unreifen Pfirsichen, teilweise dann doch schon etwas drüber, in Richtung weißer Johannisbeeren. Außerdem hat er einen deutlichen Holzeinschlag, den man von Bourbon kennen mag (ohne Vanille).

Mund: Es geht so weiter. Die Früchte streiten sich jetzt ein wenig um die Vorherrschaft in der Sensorik und kriegen ein paar Tanine mit dazu. Das Weinfass ist jetzt endgültig nicht mehr zu leugnen.

Abgang: Ein paar Gerbstoffe und etwas Holz gibt es zum Abschluss noch. Vielleicht auch noch eine Tonkabohne. Aber insgesamt ist er dann doch recht schnell weg.

Fazit: Trifft meinen Geschmack nicht so richtig. Das tun Weinfässer aber sowieso recht selten. Die Kategorie würde ich mal als „Einsteiger aber mit spannender Geschichte“ bezeichnen und da findet er sicher seinen Platz. Ich könnte mir hier spontan auch einen Highball mit Eis und Soda ganz gut vorstellen. 79/100

Stauning KAOS Batch 1-2023

Ab nach Dänemark. Dort füllt man bei Stauning einen Blend aus ihrem rauchigem, ihrem nicht rauchigen Malt und dem Rye zusammen in Makers Mark Fässer. Das ganze wird dann nach 4-5 Jahren Reife in Batches released. Batchgröße kenne ich keine. Abgefüllt wird mit 46%. Link zur Whiskybase

Nase: Trockenes Papier, Karton und Sägespäne. Dahinter sind irgendwo muffige Früchte und ich hab eine Erinnerung an Birkenholz. Und das ist im Zusammenhang mit Whisky leider keine gute.

Mund: Ok, die Birke ist weg. Aber es bleibt holzig. Dazu Zuckerrohr, eine wilde Rauchnote und kandierte Früchte. Wenn man ihn lange im Mund lässt wird er ganz angenehm. Der Roggen kommt gut durch.

Abgang: Leicht salzig, fruchtig und sauer. Etwas Ingwer und Pfeffer. Dann wieder Süße und Getreide. Die Länge ist überschaubar.

Fazit: Puh. Schwierig. Die Nase ist für mich wirklich off. Aus dem Rest kann man schon was rausholen, aber für mich ist das ingesamt nix. An Floki kommt er zum Glück aber nicht ran. 72/100

Slyrs 2012

Vielleicht kann es ja Whisky vom Schliersee richten? Vier Jahre in Virgin American White Oak und dann aus dem Einzelfass mit 56,5% in 256 Flaschen entlassen Link zur Whiskybase

Nase: Sehr viel Holz. Trocken, gammelig, mit Baumsaft. Das ist schon eher schwierig. Irgendwo dahinter ist eine rauchige Vanillenote. Die wünsche ich mir gerade ganz arg nach vorne.

Mund: Das klappt sogar, damit wird es etwas besser. Die Fassstärke bringt eine gewisse Schärfe mit dazu. Auch süße Noten sind jetzt am Start. Allerdings ist das Holz nicht ganz wegzukriegen.

Abgang: Hier wird es noch etwas angenehmer. Eine mit Flüssigsüße und Vanille aufgeschlagene Schlagsahne. Darüber Holzspäne und frischer Pfeffer. Klingt immer noch off? Nun…

Fazit: Nicht meine Welt. Zu jung und das war aus meiner Sicht auch nicht klug hier ein Virgin Oak Fass für ein Single Cask zu nehmen. Ich hab sogar irgendwie das Gefühl hier ist das Fass nicht mal kurz mit Neutralalkohol belegt worden, um die Säfte und Schwebstoffe zu binden. Schade um den vielleicht guten Schnaps. 72/100

Puni Vina 5-year-old

Ok, schnell nach Italien. Bei Puni füllte man diesen Whisky in Marsala Vergine Fässer, also trockenen Marsalla. Abgefüllt wurde nach 5 Jahren mit 43%. Link zur Whiskybase

Nase: Viel Wein und Trauben. Mit deutlicher Süße und einem kleinen Gebäckstück dazu. Etwas Eichenwürze, das Fass konnte hier wohl viel mitgeben.

Mund: Sizilianische Zitronen mit Puderzucker auf einem Kuchen mit Biskuit. Dazu ein leichter Weißwein.

Abgang: Ein paar Käuternoten kommen dazu. Honig, Zitronen – oder jetzt eher verdünnter Limoncello, etwas Malz. Sehr rund, sehr stimmig. Vielleicht auch noch ein Hauch Milchkaffee.

Fazit: Eine Wohltat nach den Vorgängern. Im Vergleich zum Hyde kann er auch mit seiner Herkunft aus dem Weinfass etwas besser umgehen. Insgesamt sehr mild und rund. 80/100

Starward 2016 für whic.de

Nun geht es dann doch noch raus aus Europa. Und zwar eine ordentliche Distanz, bis nach Australien. Aber die Weinfässer lassen mich heute nicht los. Ein American Oak Red Wine Barrel hat den Whisky vier Jahre beherbergt bis er mit 55,7% in 240 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Pflaumenmus und Marzipan in einem Riegel aus dunkler Schokolade. Dazu Noten von Tee und Eiche. Rote Beeren und Weintrauben im Mix, zusammen mit einer intensiven Süße.

Mund: Orangenmarmelade, Vanille, Tabak. Dann geht es wieder in Richtung rote Früchte. Eine leichte Schärfe kommt auf. Vor allem Ingwer. Das bringt dann eine deutlich Würze mit sich.

Abgang: Kaffee, dunkle Schokolade und Tabak. Dazu noch Marmeladen aus roten Früchten, mit einem Hauch Gewürzen und Vanille.

Fazit: Das ist doch mal was. Ich meine Destillat findet man sicher kaum noch, aber das Fass hat gute Arbeit geleistet. Der Alkohol lässt Platz zum Spielen mit Wasser und Atmen und nach vier Jahren fühlt sich hier wenig an. Sehr solides Fass. 85/100

Das geht sicherlich besser

Selten habe ich so einen durchschnittlichen Flight gehabt. Schade eigentlich, aber die Erfahrungen waren es natürlich wert. Zu manchen Sachen werde ich aber vielleicht nicht ganz so schnell zurückkehren. 😉

Mehr zu: Australien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Around the World (5)
Bilder: Titel: Screenshot von scribblemaps.com | Flaschen: Freundliche Überlassung von Lucas-Andreas, Thorsten und der Whiskybase
Samples: Privat gekauft und kostenlos von whic.de (Puni, Starward, Stauning) und Thorsten zur Verfügung gestellt.