Around the World – die fünfte Umrundung
Weihnachtszeit ist Reisezeit. Viele Menschen auf der Welt legen viele Kilometer zurück, um bei ihren Familien zu sein. Das muss ich zum Glück nicht auf mich nehmen, aber im Glas mach ich das natürlich gerne trotzdem. Starten werde ich heute in Irland und enden in Japan, also in Ländern, die wir hier schon öfter bereist haben. Dazwischen wird es ein wenig wilder.
Waterford Fenniscourt Edition 1.1
Wie immer bei Waterford haben wir eine große Menge an Infos. Das finde ich erstmal sehr gut. Gerste aus Irland, Torf aus Irland. Getorft mit 38ppm. 3 Jahre gereift, abgefüllt mit 50% in fast 12000 Flaschen. Die Fässer sind ein Mix aus Virgin, First Fill und gespritetem Süßwein. Link zum Produkt und zur Whiskybase
Nase: Honig, Zitrone, Cerealien und jede Menge nussiger Rauch. Kräutrig, fast schon floral. Aber nicht fragil. Eher etwas Handfestes, dass auch noch nass ist und entsprechend reicht. Dann auch noch salzig und gleichzeitig süß.
Mund: Fruchtige und milde rauchige Note. Sehr gut integrierter Alkohol. Zitrusnoten und Kirschen. Vanille, Pudding, Karamell.
Abgang: Wärmend und maritim-rauchig. Kräutrige Bitterstoffe und wenn man kräftig einatmet, dann auch noch Menthol und Bandagen.
Fazit: Lustig, die Whiskybase ist da deutlich grantiger als ich. Nicht was die Punkte angeht, aber wenn man sich die Reviews durchliest. Ich finde das hier gut gemacht, mit interessanten UND leckeren Ansätzen. 84/100 Das wäre spontan der erste Waterford, den ich für den Heimgebrauch kaufen würde. Allerdings werde ich das natürlich nicht tun, solange sie unwissenschaftlichen Schwurbel verbreiten und sich vor allem nicht vom Ethnizisten Steiner distanzieren.
Smögen 2014 – Duckhammer’s Rare & Fine Spirits
Aus der Lighthouse Serie des Wu Dram Clan. Ein 9 Jahre alter Smögen aus dem 1st Fill Ex-Four Roses Bourbon Barrel. Das Ergebnis hat ganz knapp unter 60% und passt in 222 Flaschen. Und diesmal die Notes in etwas anderer Struktur, da wir tatsächlich ausnahmsweise mal zu dritt am Tisch saßen und den Whisky besprechen konnten. Link zur Whiskybase
Christian: “Vorne raus! Zu akademisch und irgendwie nicht klar genug für ein Bourbon Cask, mir fehlt die Stringenz. Aber insgesamt sehr lecker.”
Alex: “Winterlicher Lighthousestyle mit ordentlichem Antritt, süße schiebt über das Peatlevel drüber, cool finde ich in der Nase die Süße und dann die Mineralität.”
Tobias: Glen Moray Nase, Vanillekipferl, Zuckerwatte, Smøgenbrød, Mund: milder rauch, schön süß, Salzzitronen, schön kaubar Abgang: Bitterstoffe kommen dazu, hohe Mineralität,
Fazit: Wir fanden ihn alle wirklich gut. Der macht Spaß und ist wirklich gelungen. Auf die hohen Punkte der Profis, sprich Serge und Thjis konnten wir und nicht einlassen. 87/100 – 88/100 – 88/100
Saillt Mór 2014 – casQueteers
Ein neun Jahre alter deutscher Whisky aus einem ex-Jack-Daniels Fass. Alleine dieser Satz wird wahrscheinlich schon ein paar Enthusiasten die Stirn kräuseln lassen. Aber: Hinter Saillt Mór aus dem schönen Bad Dürkheim steht ein sehr erfahrene Brennmeister, außerdem ist es ein Single Cask, sowas füllt man nicht leichtfertig ab. Außerdem glaube ich dass mehr Bourbon Casks JD sind als vielleicht viele glauben wollen. Insgesamt gibt es 295 Flaschen mit 57%. Link zur Whiskybase
Nase: Eine wirklich andere Nase. Das ist nicht wirklich vergleichbar mit Dingen die ich sofort aus dem Gedächtnis abrufen kann. Ich versuche es mal trotzdem mit einer Beschreibung. Pfeffer, Dill, Vanillesauce, Gurke, Metall.
Mund: Sehr schöne Textur, ölig und cremig. Der Alkohol spiked hindurch mit etwas Pfeffer. Holz kommt noch zu den Aromen dazu. Außerdem funky Kräuternoten.
Abgang: Vanillecreme mit künstlichen Fruchtnoten. Eine Rauchnote, wie sie von süßlichen Räucherstäbchen ausgeht. Auch hier merkt man sicher: ich bin nicht in meinem gewohnten Fahrwasser.
Fazit: Ok, was mach ich da draus? Als erstes mal: Das ist ein wirklich gutes Destillat. Keine Fehler für mich. Außerdem steht er für sich allein. Er versucht erst gar nicht ein “Scotch Single Malt aus Deutschland” zu sein. Beides gefällt mir sehr gut. Außerdem hatte ich schon wirklich Spaß mit dem Dram im Glas. Das ist jetzt viel mehr Drumherum, als die eigentlichen Notes, aber das ist für mich hier vollkommen ok. 86/100
Als Randnotiz noch: Die Flasche ist aus meinem ersten realisierten Fassanteil, was natürlich nochmal eine besondere Note für mich hinzufügt. Außerdem mag ich Bad Dürkheim sehr und die Geschichte hinter der Saline, die in der Mandelblüte auf dem Foto zu sehen ist. Deswegen natürlich emotionale 90/100 😉
Thursky 12-year-old
Was ist der Reiz der Schweiz? Nun Whisky wäre wahrscheinlich in den seltensten Fällen die Antwort. Oder nie. Dennoch, es gibt diese. Die Destillerie Egnach hat den Thursky gebrannt und abgefüllt. Mittlerweile ist sie allerdings geschlossen. Dieses Bottling 899 Flaschen mit 52% kamen aus drei Oloroso-Sherry-Casks Link zur Whiskybase
Nase: Eine süße und leicht würzige Sherrynote. Fast schon weihnachtlich. Crumble und Krokant. Außerdem auch ein wenig Apfel. Schwarzkirschen find ich auch noch und auch etwas Holz.
Mund: Würzig bis pfeffrig. Pflaumen, Kirschschnapps. Nach kurzer Zeit ziehen Bitterstoffe ein. Das wirft ihn ein wenig zurück. Bis dahin war es schon fast beeindruckend.
Abgang: Die Äpfel sind zurück, zusammen mit einer leichten Nussnote, Keksen und einem Hauch Vanille. Die Bitterstoffe sind jetzt etwas besser integriert. Kaffeemehl würde ich sagen.
Fazit: Ich bin mindestens erstaunt. Das ist wirklich nicht schlecht. Das ist sogar gut. Schade, dass sie nicht weiter gemacht haben. Das hat Potential. 86/100
Ondjaba The Namibian Whisky
Es sollte mich nicht verwundern, denn in so vielen Ländern wird mittlerweile Whisky gebrannt, aber dass es in Namibia auch welchen gibt wusste ich bisher nicht. Die Erongo Mountain Winery brennt den Ondjaba. Hier ist es der Classic, ein Grain, passend zum Weingut im Rotweinfass gereift und passend zum Land wurde das Malz über Elefantendung getrocknet (oh weh Floki ick hör dir trapsen). Abgefüllt wurde in unbekanntem Alter mit 46%. Link zur Whiskybase
Nase: Beisst leicht in der Nase. Dann kommt ein recht einzig- und eigenartiger Geruch. Der mich schon in gewisser Weise an eine Farm erinnert, aber anders als bei Octomore. Er ist auch nicht wirklich torfig. Eher erdig. Dazwischen ist auch noch Kunstdünger (und ja ich weiß ziemlich gut wie das riecht).
Mund: Im Mund ist es nicht anders. Es kommt noch eine gewisse Süße dazu. Und wenn ich es mir einrede, dann sind da auch irgendwo Früchte.
Abgang: Ab hier ist er etwas weniger anstrengend. Hat aber weder Länge noch Tiefe oder irgendwelche spannenden Elemente.
Fazit: Danke aber nein danke. Ich mag aber auch Floki nicht – insofern sollten Fans des islandischen Malts vielleicht auch mal hier hin schauen. 70/100
Kanosuke Single Malt Japanese Whisky
Das erste offizielle Release des japanischen Rising Star Kanosuke. Aus ex-Shochu und American white oak Casks und abgefüllt mit 48%. Eine Altersangabe gibt es nicht. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille, Toffee, Nougat. Eine trockene Note (wie auch immer man das riecht ;-)), Auch einiges an Holz ist vorhanden.
Mund: Schöne Fruchtnote, mit genau der richtigen Menge an Säure. Zusammen mit eine breiten Süße. Unterschiedlichste Arten, Frucht, Honig, Rohrzucker. Aber nicht zu viel davon. Kuchenboden der mit Korn getränkt wurde. Bei zweiten Schluck kommt Holzwürze dazu. Die ist ein wenig off.
Abgang: Trocken, leicht holzig. Schöne Fruchtnote noch im Abgang. Etwas dünn vielleicht. Nüsse, Nougat und eine treibende Süße verbleiben noch eine Zeit lang
Fazit: Potential aber noch nicht ganz da wo ich es mir wünschen würde. Und das Holz ist mir etwas zu viel. Da war das Single Cask deutlich besser. 83/100
Spannend
Die Erkenntnisse für heute waren für mich: Nicht alles was sich Whisky nennen darf trinkt sich wie solcher. Deutscher Whisky kann richtig gut sein. Smögen ist immer noch gut. Kanosuke muss weiter erforscht werden. Es ist schade, dass Thursky nicht weiter geführt wurde.
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Bilder: Titel: Weltkarte mit Punkten und Verbindungslinien, Screenshot von planyourtrip.travel | Eigene Flaschen und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Waterford, Ondjaba und Kanosuke)
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