Laphroaig von oben

Laphroaig – auf die Freundschaft

Ins neue Jahr mit Freundschaft starten. Das ist doch was. Die Càirdeas – gälisch für Freundschaft – Bottlings von Laphroaig passen da natürlich besonders gut. Starten möchte ich aber mit zwei aktuellen 10-year-ol Cask Strength, die ich gerne meinen Gästen und Freunden anbiete.

Laphroaig 10-year-old Cask Strength Batch 015

Eine Flasche Laphroaig 10-year-old Cask Strength Batch #015

Batch 15 der Serie fassstarker 10 Jahre alter Laphis. Aus einer unbekannten Anzahl an Bourbon Barrels. Es müssen aber einige gewesen, denn die Verfügbarkeit ist weiterhin hoch. Abgefüllt wurde mit 56,5%. Link zur Whiskybase

Nase: Medizinisch und torfig. Ein langsam verglühendes Kohlen im Feuer. Dazu eine dezente gelbe Fruchtnote. Aprikosen und Pfirsiche. Übergrossen mit Salzwasser und dann in einem Grasbett über dem Feuer geröstet. Ein Spritzer Zitronensaft darüber.

Mund: Sehr weich für die Alkoholstärke. Erst nach einiger Zeit wird der Mundraum wärmer und es zwickt ein wenig. Die Aromen bleiben intensiv rauchig und maritim, die medizinische Seite geht aber zurück. Mit den Früchten geht es weiter wie in der Nase, allerdings wird jetzt noch ein wenig Gewürz und Vanille hinzugefügt.

Abgang: Trockener Torf, die Früchte kriegen eine trockene Seite. So wie man in bestimmte Früchte beisst und der Speichel im Mund sofort weg ist. Dazu eine Muschelsuppe mit Speck drin – oder wie Archer in der Base es beschreibt: Gekochter Schinken und geräucherte Forelle. Bitterstoffe werden mehr und mehr. Vor allem dunkle Schokolade.

Fazit: Ein sehr solider Vertreter seiner Zunft. Ich bin begeistert wie diese CS10 Bottlings gleichzeitig eine Konstante und doch von Bottling zu Bottling unterschiedlich sein können. 88/100 Wasser braucht er übrigens nicht. Damit betont man mMn die Vanille zu sehr.

Laphroaig 10-year-old Cask Strength Batch 016

Eine Flasche Laphroaig 10-year-old Cask Strength Batch #016

Auch aus 2022, wie der 015. Aber so knapp, dass er erst in 2023 veröffentlicht wurde. Aus Ex-Bourbon-Barrels wurde er abgefüllt in eine unbekannte Zahl von Flaschen. Es waren aber scheinbar genug, er war recht breit verfügbar. Mit 58,5% ist er auch ordentlich alkoholschwanger. Link zur Whiskybase

Nase: Jod, Pflaster, Bandagen, erdige Torfnoten, Rauch, Lagerfeuer, Rauchwerk, Gischt, Kohlenstaub, BBQ-Sauce, Teer, Lakritze. Ich glaube da ist alles drin was je in einem torfigen Whisky zu finden war. Dazu kommt eine deutliche Karamellnote, Kräuter und Vanille. Nachdem er Zeit im Glas hatte und wenn ich die Copita fast im 90°-Winkel an die Nase bringe, dann hat er auch noch eine tolle Fruchtigkeit zu bieten. Südfrüchte-Galore.

Mund: Würzig und süß geht es schnell in Richtung Jod und Rauch. Der Alkohol ist wirklich kaum bemerkbar bzw. störend. Was ich erstaunlich finde. Die Bitterstoffe aus dem Torf sind sehr präsent. Beim ersten Schluck gibt es kaum Raum für andere Noten. Ein wenig Meeresfrüchte und Zitrone kriegt man gerade noch raus. Später sind da dann Vanille, Asche, etwas Orange,

Abgang: Kohlenstaub, Lagerfeuer und immer noch ein wenig Jod. Dazu ein Fische auf dem Grill, der mit Honig glasiert wurde. Erdige und kräutrige Noten dazu.

Fazit: Ein tolles Bottling. Da kann ich mich mit einem Glas fünf Minuten oder auch eine Stunde beschäftigen. Funktioniert wirklich, wirklich gut für mich! 90/100

Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2010 Master Edition

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2010 Master Edition

Die Master Edition aus 2010 heißt wohl so, weil sie vom Master Blender ausgesuchte Fässer enthält. Wobei ich das generell erwarten würde, aber gut… Auf jeden Fall sind dabei 5000 Flaschen mit 57,3% rausgekommen und verwendet wurden Hogsheads und Bourbon Casks mit 11-19 Jahre altem Laphroaig. Link zur Whiskybase

Nase: Cremig… wie auch immer Cremigkeit riecht 😉 Dazu Pfirsich, Schwarztee, Ananas und etwas medizinischer Rauch und Vanille.

Mund: Cremig und fruchtig, mit Banane, Apfel, Grapefruit und Ananas. Aber auch würzig und pfeffrig und wieder mit Vanille und Rauch. 

Abgang: Etwas Bitterstoffe, immer noch fruchtig. Der Rauch wird zur Asche. Vanille ist auch immer noch vorhanden. Die Pfeffernoten auch.

Fazit: Nicht schlecht. Mir hat er zwischendrin vielleicht ein wenig viel Vanille. Der Rauch dürfte auch mehr sein. Mit Wasser kommt Eukalyptus dazu. 87/100

Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2011 Ileach Edition

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2011 Ileach Edition

Ein Jahr später erhalten wir die Ileach Edition. Dieses gälische Wort bedeutet wohl soviel wie Weide. Zumindest solange man Google übersetzen lässt. Eigentlich sind damit die Einwohner Islays gemeint. Für den Whisky hat man sich aber Fässern bedient die woanders her kommen: Makers Mark Bourbon Casks, um genau zu sein. 3750 Flaschen mit 50,5% wurden released. Link zur Whiskybase

Nase: Erst eine intensive, bittere Torfrauchnote. Mit etwas Jod im Hintergrund. Früchte kommen dann mit der Zeit durch, vor allem Orange. Auch Tabak und Vanille taucht mit der Zeit auf.

Mund: Cremige Textur, aber dennoch eine pfeffrige Alkoholnote. Der scheint mir doch deutlich Jünger als der 2010er. Rauch und Vanille sind da. Die Torfnoten sind auch wieder jugendlich bitter. Die Süße die mitkommt hilft, wirkt aber ziemlich künstlich.

Abgang: Es bleibt eine leichte Süße, die erscheint angenehmer. Dazu noch Vanille und Rauch. Außerdem die zu erwartenden Bitterstoffe. Etwas Eichenwürze ist noch positiv zu vermerken, die bindet den Pfeffer ganz gut ein.

Fazit: Hm. Werte ich jetzt den 2010 auf oder den hier ab. Ist ist ein solides Bottling aber nichts, wofür ich ernsthaft Geld ausgeben würde. 85/100

Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2012 Origin

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2012 Origin

Eine Kombination aus Whisky der ersten Càirdeas Abfüllung, der weiter gereift wurde und neueren Laphi die in Quater Casks „schnellgereift“ wurden. Dem Ganzen hat man dann auch noch den Anlass des 18ten Geburtstags der Friends of Laphroaig gegeben. Abgefüllt wurden 20000 Flaschen mit 51,2% Link zur Whiskybase

Nase: Ich hab noch ein paar ältere Notes von mir zu diesem Whisky gefunden. Darin war ein schönes Wort: Kirschkuhstall. Was auch immer das ist, das wollte ich euch nicht vorenthalten. Vanille, Rauch, Tabak und sehr erdige Noten finde ich. Auch eine schöne Süße mit Orangen und einen leicht maritimer Einschlag.

Mund: Sehr ölige Textur. Viel Rauch, mit einem Tick Bleistift. Ein klein wenig Pfeffer und Ingwer. Dann kommen erst herbe Kräuternoten und danach einige Gartenfrüchte. Bittere Zitrusschalen und ein Schwubs Meerwasser.

Abgang: Ordentliche Süße, die Orangen kommen wieder. Dazu nochmal Vanille und trockener Rauch. Die kräutrige Note kommt nochmal zurück. 

Fazit: Ich muss sagen bei dem bin ich froh, dass ich ihn später nochmal probieren durfte. Bei meinen ersten Notes und auch bei den ersten Drams aus der Flasche im Bild war ich nicht ganz so überzeugt. Nun, nachdem er etwas Luft hatte, ist er wirklich sehr lecker. 89/100

Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2013 Port Wood Finish

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2013 Port Wood Finish

2013 sind ihnen dann die lustigen Namen ausgegangen. Dafür schrieb man dann drauf was drin ist: Port Wood Finish. 51,3% hat er. Anzahl Flaschen oder Fässer ist unbekannt. Link zur Whiskybase

Nase: Schwefel, Metall, ansonsten erstaunlich verhalten. Etwas rote Beeren, Rauchfleisch und sonst nur noch erdige und rauchige Torfnoten. Das ist ein erstaunlich wenig für ein Port Finish.

Mund: Leichte Säure, etwas Torfrauch, Ledernoten und Phenole. Wieder kaum Früchte, aber eine ordentliche Süße. Etwas dunkle Schokolade und Holz kommen noch dazu.

Abgang: Leicht bitter, wird immer trockener und astringierend, mit Wasser kommt der Peat nochmal deutlich besser raus.

Fazit: Also ich muss ja kein dominantes Fass haben, es ist toll wenn der Spirit auch noch erkennbar ist, hier könnte es aber gerne mehr sein. Immerhin das Peat Level ist ganz ordentlich. Die medizinische Laphi-Seite fehlt aber auch. 85/100

Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2023 White Port and Madeira Finish

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas Feis Ile 2023 White Port and Madeira Finish

Zum Abschluss der aktuellste Vertreter der Càirdes Reihe. Dieses Jahr durften sich die Freunde über ein White Port und Madeira Finish freuen. Auf jeden Fall nichts was man jeden Tag im Glas hat. Mit 52,3% kam er in eine unbekannte Zahl von Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Rauchig süß, Vanille, Limettensaft auf Kohlen, dunkel angebratenes Hackfleisch. Insgesamt viel Kohlenrauch und Früchte auf dem Kohlengrill.

Mund: Asche, Rauch, Erde, Kohle. Hallo! Und nichts mehr von Süße oder Frucht. Das ist knallhart trocken. Er ist dabei weich und der Alkohol ist kaum merkbar. Mit einiger Zeit im Mund gibt es dann eine Bitternote. Früchte sind auch wieder dabei aber nur sehr dezent.

Abgang: Es wird trocken und gleichzeitig wieder fruchtiger. Eine Hauch medizinische Noten erinnern jetzt schon eher an Laphroaig als die bisherigen. Dazu kommen dann diverse Gewürze und Kräuter. Ich fühle mich an trockenen weißen Wermut erinnert. Das ist nett.

Fazit: Herb-fruchtig. Schon lecker. Nur wäre ich mir blind, bis zum Abgang, ganz sicher gewesen keinen Laphroaig im Glas zu haben. Aber er ist schon lecker. Ziemlich lecker. 88/100

Gute Freundschaft hält alles aus

Und Laphroaig stellt diese Freundschaft auch nicht zu stark auf die Probe. Natürlich würde ich mir von manchen Càirdeas Bottlings noch mehr wünschen, aber ganz ehrlich: das ist jammern auf hohem Niveau. Zumindest wenn man die Flaschen zur Ausgabe gekauft hat. Das dies möglich ist, dafür sorgt Laphroaig sehr gut – auch im Vergleich zu anderen Destillerien.
Was mich sehr positiv stimmt ist auch die anhaltende Qualität der CS10. Da ist Verlass! Besonders gut gefällt mir, dass sie aktuell keine Notwendigkeit sehen irgendwelche Sherryfässer dafür zu verwenden um Farbe und Süße sicherzustellen. Wenn sie jetzt noch das Färben bleiben lassen, dann werden wir noch dickere Freunde 😉

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft