Bunnahabhain – Moine, Staoisha und mehr
Im April diesen Jahres war ich schon mal bei den getorften Bunnas unterwegs. Hier hab ich noch ein paar mehr davon. Und auch unpeated Bunna hat sich reingeschlichen. Bin gespannt was diesmal geht!
Bunnahabhain 2013 – van Wees Staoisha #900123
Wer hier regelmässig mitliest erkennt ein Muster. Ca. ein mal pro Jahr öffne ich eine Flasche Staoisha, meistens von van Wees, in deren The Ultimate Cask Strength Serie. Typischerweise unser Urlaubswhisky. Diesmal einer mit 330 Flaschen Outturn, mit 62,3%. Gereift ist er 8 Jahren in einem Dechar/Rechar Hogshead. Link zur Whiskybase
Nase: Leicht beissender Rauch, der versucht Vanille, Kohlenbriketts, Apfel und Honig zu verstecken. Schafft er aber nicht. Mit der Zeit legt sich der Rauch auch und macht Platz für sehr viel „Meer“.
Mund: Sehr salzig und würzig, zuweilen sogar kräutrig. Zerstoßener Pfeffer auf einer Chartreusse. Das geht dann über in Äpfel, Zitrusnoten und auch eine schöne Süße. Der Rauch quetscht sich da überall dazwischen, ist präsent, will aber nicht die erste Geige spielen.
Abgang: Das mit dem Rauch bleibt. Dazu kommt ein wenig Metall und kühlendes Menthol. Dazu Honig und angebrannte Nüsse. Darüber wurde ein Apfel zerquetscht.
Fazit: Es ist faszinierend wie trinkbar etwas mit soviel Alkohol und diesem Peatlevel bleiben kann. Sehr schön! 87/100
Bunnahabhain 2012 – Signatory Vintage for fassstark.de
Apropos soviel Alkohol. Wie wäre es mit einem 1st Fill Oloroso Sherry Butt mit 65,0%? Da muss jemand Frischhaltefolie um das Fass gewickelt haben, so dicht war das scheinbar ;-). 10 Jahre im Fass ergaben sich so 627 Flaschen. Abgefüllt wurde von Signatory als Forenabfüllung für fassstark.de Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal eine sehr ähnliche Nase wie trockener Rotwein. Ich denke an Bordeaux oder ähnliche Regionen. Dann kommt eine intensive Würze mit Kräutern und Pfeffer. Aber auch supertrockenes Heu. Dahinter Holz und Nüsse, die schon extra lange in der Schale auf dem Tisch stehen. Sojasauce, Balsamico usw. bringen noch etwas Umami (also die Geruchsentsprechung davon). Dunkle Schokolade und dunkle Trockenfrüchte. Und keine Spur von einer stechenden Alkoholnote. Beeindruckend.
Mund: Ganz anders wird das wenn er den Mundraum betritt. Die alkoholische Schärfe ist dann doch sehr… ich sag mal „präsent“. Auch wenn man direkt etwas Speichel zuführt bleibt der Eindruck bei Pfeffer mit einer Prise Eichenwürze. Wenn man ihn sehr lange kaut, kommt eine leichte Säure und dunkelfruchtige Süße dazu. Die Eiche wird dann auch mehr.
Abgang: Süßlich mit einigen Bitterstoffen. Der Rachen ist betäubt. Rote Trockenfrüchte, dunkle Schokolade, Kaffee und Amaro. Bleibt natürlich dank Alkohol dann auch sehr lange an den Schleimhäuten kleben.
Fazit: Da kann man natürlich beliebig mit Wasser spielen. Sollte man auch, er verändert sich deutlich. In der Nase süßer, der Alkoholdunst wird aber auch mehr. Im Taste dafür deutlich herber. Das ist schon ein schönes Ding. Es war aber auch irgendwie mutig den so abzufüllen. Passt zum Forum! 87/100
Bunnahabhain 2013 – Le Gus’t
Aus Frankreich kommt dieser Bunna. Abgefüllt vom französischen Bottler Le Gus’t und zu mir nach Hause gebracht von Simon aus Straßburg. Wenn ihr mal vor Ort seid dann empfehle ich einen Besuch in seinem Laden „L’Ours Mal Léché„. Gute Gespräche und Getränke garantiert! So nun aber zurück zum Whisky: 9 Jahre im 1st Fill Bourbon ergab 241 Flaschen mit 57,4%. Link zur Whiskybase
Nase: Feine, sehr vegetale Torf- und Rauchnote. Dazu eine salzige maritime Note. Im Hintergrund Äpfel (eher grün als gelb), saure gelbe Früchte und ein frisch angesetztes Porridge.
Mund: Würzig bis sehr pfeffrig. Hier merkt man kurz den Alkohol, was in der Nase überhaupt nicht der Fall war. Erdige und maritime Noten sind wieder da. Diesmal aber ohne Rauch. Dann kommt eine schöne Süße und Säure als Gegenspieler. Vanille und gelbe Früchte noch als Nuance dazu.
Abgang: Nussige Bitterstoffe, wieder die sehr erdige Torfnote. Mit der Zeit wunderbar trocken. Das geht einher mit Kohlenstaub und Zitrusnoten.
Fazit: Sehr hübsch. Wunderbar in der Balance zwischen intensiven torfigen Noten und etwas das dagegen halten kann. Die über 57% sind überhaupt kein Problem. Sie treiben den Malt genau richtig an. 88/100 Mit Wasser kann man spielen… muss man aber nicht.
Bunnahabhain 2011 – Phil & Simon Thompson
Etwas länger im Fass war der „Mòine“ von Phil & Simon. Lustigerweise wissen wir ja seit dem letzten Bunna-Beitrag: Da müsste eigentlich Staoisha drauf stehen. Egal wie: Getorfter Spirit 11 Jahre im 1st Fill Bourbon Barrel. 260 Flaschen mit 57,0% ergaben sich. Link zur Whiskybase
Nase: Jod und Bandage. Moment mal, ist das ein Laphroaig? Damit auch süßlich. Es kommt aber mit der Zeit eine deutliche Nuss- und Erdenote dazu, das kenne ich von den Nachbarn auf Islay eher nicht. Dann noch Zitrone und Asche… da würde ich jetzt eher zu Caol Ila blicken. Und irgendwo ist da auch noch Apfel.
Mund: Würzig und mit vielen erdigen Noten. Rauch steigt auf. Cremige und weiche Textur, mit ein paar Nadeln aus Zitrone darin. Auch salzig und nussig. Nur ganz wenige Fruchtnoten.
Abgang: Zitrus, Pfeffer, Bleistiftspäne, jede Menge Nüsse und Rauch. Bitterstoffe und mineralische Noten sind auch noch dabei.
Fazit: Witzig die anderen Islay Destillerien in diesem Dram wiederzufinden. Dadurch und wegen anderen Punkten ist er wunderbar vielseitig. Auf der anderen Seite verliert er ein wenig den Biss. Man kann (hier) nicht alles haben. Aber schon ziemlich viel. 86/100 Auch hier ist Wasser nur eine Option, keine Pflicht.
Bunnahabhain 2013 – Signatory Vintage für whic.de The War of the Peat XIII
Das finale Kapitel der The War of the Peat Reihe von whic.de. Abgefüllt wurde von Signatory. Der Staoisha (peated Bunna von unabhängigen Abfüllern) ist 9 Jahre alt und hat ein 1st Fill Pinot Noir Red Wine Butt Finish. 776 Flaschen mit 54,7% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich erdige Torfnoten, mit roten Beeren, Pflaumen und Honig und einer BBQ-Rauchnote. Kohlenstaub und Gischt kann ich auch finden. Der Alkohol ist leider nicht so richtig gut integriert, er beißt teilweise fies in der Nase.
Mund: Hier funktioniert es etwas besser. Erstmal ist er recht weich und rund. Dann kommt der erdige Torf, die Beeren sind zurück. Auf einem Kochschinken, der einen leichten Toast auf dem Grill erhält. Dabei entstehen Bitterstoffe. Etwas Pfeffer zum Abschmecken darüber.
Abgang: Ein eher zusammenhangsloser Haufen von verbrannten Kräutern, Erde, Kohle, Metall und Honigsüße. Das ist natürlich alles nichts Schlechtes, aber es scheint mir nicht stimmig.
Fazit: Trotz des Eindrucks im Abgang: Das ist ein sehr solider Staoisha. Und ich erinnere mich, dass die mit einem Finish mir häufig nicht gefallen haben. Das kann ich hier nicht sagen. 86/100
Bunnahabhain 2001 – Elixir Distillers
Raus aus den peated Bunna und ein wenig weiter zurück in der Zeit. Ein volljähirger Bunna von Elixir Distillers in der Reihe The Single Malts of Scotland. Aus dem Sherry Butt kamen 620 Flaschen mit 54,7%. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschöne Nachtisch und Sherrynoten mit Kirschen, Nougat, Mandeln, Marzipan und Kuchen. Darüber hinaus auch noch exotisch, fruchtige Noten in Richtung Mandarine, Kokosnuss.
Mund: Honig und Nüsse, wieder der Kuchen und auch einige würzige Kräuternoten und auch etwas Pfeffer. Leichte Ledernoten und Orangen kommen mit der Zeit hoch.
Abgang: Nüsse, beschwipste Äpfel zu Weihnachten. Etwas dunkles Kakaopulver drauf. Dann werden die Äpfel in einen Hefeteig gedrückt. Der Rachen wird gewärmt wie auch der Ofen in den es gleich geht. Am langen Ende gibt es eine trockene Walnussnote, die quasi für immer bleibt.
Fazit: Wunderschön. Kann man wahrscheinlich recht lange vor sich hin sinnieren. Mir fehlt vielleicht eine letzter Kick für die magische Grenze, aber das ist wirklich lecker. 89/100
Bunnahabhain 1987 – Berry Bros & Rudd
Vielleicht können wir noch einen drauf legen. 31 Jahre im Fass, ein refill hogshead. Nur 72 Flaschen mit 54,8% wurden abgefüllt. BBR hat sich für dieses seltene Tier entschieden das Release in der Exceptional Cask Series zu bringen. Link zur Whiskybase
Nase: Honig, Pollen und Bienenwachs. Auch etwas Möbelpolitur. Vielleicht so eine kombinierte Wachspolitur. Dahinter etwas Zitrus, Minzplätzchen, glattes Leder, Apfelcrumble mit einer Prise Salz darüber.
Mund: Sehr erdig und kräutrig. Initial auch würzig. Mundgefühl ist eher dünn. Mit der Zeit kommen wachsige und auch torfige Noten heraus, zusammen mit einer eher strangen Säure. Das hat ein wenig was von Brora oder von einem weirden Clynelish. Beim zweiten Schluck beginnt er mit einer Zitrusnote und Vanille. Das war beim ersten Schluck nicht da.
Abgang: Bitterstoffe in größeren Mengen. Am langen Ende ein Gefühl ähnlich wie wenn man Gelomyrtol nimmt und die Kapsel dann aufgeht. Auch hier ist der zweite Schluck anders. Eine schwer greifbare Fruchtnote. Vielleicht Limetten die schon deutlich angetrocknet sind? Zusammen mit dem erdigen Torf.
Fazit: Ich bin zerrissen. Mag ich das jetzt oder nicht? Es ist auf jeden Fall nichts Alltägliches. Manche Momente sind auch ziemlich großartig. Andere lassen mich stutzen. Ich entscheide mich für kann/sollte man probieren, eine Flasche davon ist es nicht wert. 88/100
Baseline: Lecker
Ich mag diese Vielfalt, die Bunna hier zu bieten hat. Von roher, junger Kraft bis hin zu tiefer Komplexität. Lecker! Wenn ich einen kleinen Wermutstropfen nennen muss: Gerade der High-End hat ein wenig enttäuscht. Ja, der ist gut. Aber wenn ich da eine ganze Flasche für 500€ geöffnet hätte, ich weiß nicht wie glücklich ich damit gewesen wäre.
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Bilder: Eigene Anfertigung und Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (War of the Peat)
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