Alle Port Charlotte (Teil 18)
Es ist wieder soweit, auf ins „Port Charlotte“-Vergnügen. Diesmal habe ich erstmal ein kleines Einhorn, dann ein (nicht so richtig) limitiertes Distillery-Bottling und dann geht es los mit Port Charlotte Valinches. Die 50cl Abfüllungen können nur direkt vor Ort aus dem konkreten Einzelfass bezogen werden. Ich hatte das Glück, dass ich neun Samples davon erstehen konnte (danke OliWer!). Allerdings nur in 2cl-Form, deshalb haben Christian und ich sie uns geteilt. Die ersten vier der Kurznotizen finden sich hier.
Port Charlotte 19-year-old – Private Cask Habost
Es gibt besondere Abfüllungen. Und seltene Abfüllungen. Und besonders seltene Abfüllungen. Sowas haben wir hier. Ein Private Cask, dass 19 Jahre reifen durfte. Davon gab es bisher erst ein weiteres, soweit ich weiß. Und von diesem hier ist bisher auch nur genau diese eine Flasche irgendwo öffentlich aufgetaucht. Bezüglich der Bedeutung des Namens kann ich nichts sagen. Aber das er in einem Bourbon Cask reifen durfte und 50% stark ist. Link zur Whiskybase
Nase: Trockener Rauch, Honig, Pflanzenfasern. Kuhstall, süße gelbe Früchte. Sharonfrucht. Vanille, Grüntee, Holzwürze. Eine tolle Komplexität, die das Alter gut reflektiert.
Taste: Die Süße nimmt etwas (!) ab, die Eichenwürze dafür nimmt zu. Dezente Vanille und dazu Fanta Mandarine (geräuchert). Außerdem Malzkaffee mit Milch.
Abgang: Mandarine, Orangen, dunkle Schokolade, etwas Asche aber kaum noch Rauch. Auch wieder Vanille, etwas Sägemehl und eine gewisse Mineralität. Das ist stimmig und lecker, auch wenn die echten „Peat-Heads“ hier nicht bedient werden. Dafür braucht es jüngere Port Charlotte!
Fazit: Mellow und wirklich gut gereift. Leider aus einer Auktion und damit viel zu teuer. Aber ich würde gerne mehr davon trinken. 150€ wäre ein guter Preis dafür, finde ich. Wenn jemand welche verkaufen will… 89/100
Port Charlotte 2012 SC: 01
Aus der Cask Exploration Series stammt der SC:01. Er ist mindestens 9 Jahre in Fässern gewesen. Es waren Ex-Bourbon und sie erhielten ein Finish in Sherry Butts und Sauternes Casks. Ich hab oben „limitiert“ geschrieben und das liegt daran, dass es wirklich sehr breit verfügbar ist und keine Flaschenzahl genannt wird. 55,2% stehen auf dem Label. Link zur Whiskybase
Nase: Ein kurzer Ausflug auf die Farm und dann eine ganz tolle Schinkennote, die ich lange nicht in dieser Intensität hatte. Dazu auch Kohlenstaub. Dann kommt ein Topf mit einer rohen Schweinshaxe, drumherum Früchte und Kräuter. Alles bereit für den Weg in den Ofen. Damit steigt dann auch die Süße.
Mund: Leicht salzig, dann süß. Etwas Vanille. Der intensive Torf-Speck-Eindruck aus der Nase setzt sich leider nicht fort. Jetzt ist es eher unbalanciert zwischen Früchten und Kräutern und einer eher leichten Rauchnote. Ab und zu kommt diese nette Zitrus-Rauch-Kombination, die wir vom PC10 kennen vorbei.
Abgang: Leicht würzig, salzig bis pfeffrig. Dazu eine süße Weinnote und Asche. Dazu Holz und ein paar helle Schokoladennoten.
Fazit: Ich bin ja nicht als Fan von Sauternefassreifungen bekannt. Das hier ist eine erfolgreiche Abfüllung dieser Art. Wobei ich zugeben muss: Die Nase, die im Wesentlichen mit dem Sauterne einfach nix zu tun hat, gewinnt für mich hier den Preis. Der Rest dann nur nicht „sauterne-schrecklich“, sondern „sauterne-ok“. 86/100
Port Charlotte 2006 BC: 01
Der erste Valinch ist aus einem Bourbon Cask. 12 Jahre im 1st Fill Bourbon Barrel und abgefüllt in 368 50cl Flaschen. Es stehen fassstarke 60,8% auf der Uhr. Link zur Whiskybase
Nase: Da ist der typische Kuhstall und auch Nüsse. Es gibt ein Lagerfeuer, Kohle eine gute Menge Rauch. Und logischerweise auch Vanille.
Mund: Salzkaramell, Zitrone, helle Trockenfrüchte, und irgendwas… was schon drüber ist. Eher anstrengend. Ziemlich viele Bitterstoffe auch.
Abgang: Schokolade und grüne Noten, würzig bis pfeffrig. Eher ungewöhlich für ein Bourbon Cask und auch nicht so richtig mein Ding.
Fazit: Teilweise schön, wie ein Bourbon PC eben so ist, teilweise etwas off. Da hatte ich schon Besseres. 84/100
Port Charlotte 2006 SYC: 01
Der erste Valinch in Christian Gläsern stammt aus dem Fass einem seiner Favoriten was Wein angeht. Ein 2nd Fill Syrah Cask, dass nach 11 Jahren 431 Flaschen mit 60,2% enthielt. Link zur Whiskybase
Nase: Verhalten für einen Port Charlotte. Cremig, weich. Nur wenig Peat. Dafür schön süßlich. Da sind auch noch Muskat, weihnachtliche Gewürze.
Mund: Eine angenehme Süße kommt auf. Das hält den Alkohol in Balance und lässt ihn nicht übermächtig werden. Dann wird er pfeffrig und salzig. Gesalzener Kochschicken.
Abgang: Gurke im Abgang, ungewöhnlich. Ansonsten bringt der Abgang keine weiteren nennenswerten Neuigkeiten.
Fazit: „Okay-ish“ sagt Christian und gibt ihm dann 87/100.
Port Charlotte 2009 RDC: 01
Eine Ribera del Duero Weinfass. In dieser Region im spanischen Norden wird hauptsächlich Tempranillo angebaut. Also kann man auch hier davon ausgehen. 12 Jahre im Fass haben 437 übrig gelassen mit erneut 60,2% Link zur Whiskybase
Nase: Tabak, rote und dunkle Trockenfrüchte. Gummi, Rauch, trockenes Holz, Butter, etwas Fleischsaft, leicht „scharf“. Das ist nicht schlecht.
Mund: Süß-sauer, mit roten Beeren. Gummi, Butter, Kochfleisch, Salz, Brombeermus, Kaffeemehl, feuchter Keller, Pilze auf nassem Waldboden. Das ist schön komplex, zeitweise einen Tick „speziell“.
Abgang: Viel PC-Butter-Gummi. Dabei ist er süß und salzig. Er hat auch ordentlich Bitterstoffe und auch noch verhaltenen Rauch.
Fazit: Das ist sehr lecker. Eine kleine Welt im Vergleich zu meinem ersten, dem Bourbon Cask. Nomnom. 88/100
Port Charlotte 2007 STC: 01
Christians zweiter Dram stammt aus einem Sauterne Cask. Da verzichte ich doch gerne… mit denen habe ich ja immer ein wenig Schwierigkeiten. Nach 13 Jahren kamen auf jeden Fall 378 Flaschen mit 61,1% dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich, wie zu erwarten. Mit Zucker und Zimt und vielleicht auch etwas Kuchenboden. Mit Backaroma draufgeträufelt.
Mund: Vor allem am Anfang recht süß, hinten raus bittersweet. Außerdem ist da Mandel oder sogar Marzipan und Milchschokolade.
Abgang: Schließt gut ab und erhält passend zum Süßwein eine Note von Zitrusfrüchten. Passt gut zum Kuchen.
Fazit: Bei Christian war dieser Dram richtig. Er ist glücklich und vergibt 88/100
Sieg für das Einhorn
Aber auch der Standard ist klasse und die Valinches sind sicherlich etwas dass sich als Mitbringsel lohnt. On ich das Bourbon Cask mitgenommen hätte? Wahrscheinlich schon – und dann vielleicht auch mehr Punkte vergeben 😉
Mehr zu: Bruichladdich, Port Charlotte
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flasche und privat gekauft (danke OliWer!)
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