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Eine dieser Destillerien aus der dritten Reihe. Irgendwann mal von einem der großen Konzerne aufgekauft, im Wesentlichen für Blends verwendet. Fertig. Das ist natürlich generell ein Zustand den ich nicht akzeptieren kann. Auch die wollen erkundet werden. Bei Aultmore hat sogar Konzern an Konzern verkauft, Diageo an Bacardi. Also Teil des „Bombay Gin“-Deals. Seitdem gibt es zwar ein paar Distillery Bottlings, aber das ist nicht der Rede wert. Bei den unabhängigen Abfüllern sieht es schon ein wenig anders aus. Mal sehen was wir rausfinden können.
Aultmore 2006 – Malts of Scotland
Ein zehn Jahre gereifter Aultmore von Malts of Scotland. Abgefüllt zum 10-jährigen Jubiläum des Fürther Local Deal „Scotch Broth“ (Link), dessen Besitzer Andreas Hertl sowas wie ein Brand Ambassador von MoS ist. Aus dem Sherry Cask wurden 2017 225 Flaschen mit 57,4% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Ein Schwall dampfende Würzbrühe steigt auf. Dazu kommen süße Furchtnoten. Vor allem Rosinen. Da sind auch einige Nüsse und zur Konservierung eine leichte Schwefelnote.
Mund: Sehr angenehm und rund dabei leicht prickelnd und sauer. Es gibt auch fruchtige, süße Beeren, etwas Waldhonig und auch wieder Schwefel. Aber nicht störend.
Abgang: Zum ersten mal ist der hohe Alkoholgehalt präsent. Der Rachen ist leicht betäubt. Insgesamt geht es süßlich weiter. Dazu kommt viel dunkle Schokolade, damit auch einige Bitterstoffe. Da ist aber auch noch etwas Salz, Eiche und wieder die Beeren. Diesmal eingelegt.
Fazit: Ein schönes Bottling. Das konnte man auch voraussetzen, denn das Andreas zum eigenen 10-jährigen Jubiläum nur gute Dinge abfüllt war klar. Funktioniert auch für mich tadellos – trotz dezentem Schwefel. 86/100
Aultmore 2009 – Phil & Simon Thompson
Etwas länger im Fass, in einem Red Wine Barrique, war die Abfüllung der Thompson Brothers. 285 Flaschen mit 14 Jahren und 53,1% wurden in 2023 abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Initial kaum Geruch, dann ein leichtes Parfüm aus exotischen Früchten, darunter ein paar Tropfen Brühe und etwas Nüsse.
Mund: Süß und salzig, exotisch fruchtig. Jetzt kommen aber auch heimische Fürchte dazu. Schöne Balance zu einer aufkommenden Würze. Dann wird es trocken im Mund. Ganz leicht metallisch. Ein Stück Gebäck vom Vortag. Helle Schokolade und heller Kaffee. Cremig.
Abgang: Das Mundgefühl wird gut weitertransportiert. Karamell, trocken, Beeren, Bitterstoffe, immernoch ganz leicht metallisch und dieses prickelnde Gefühl wie bei Sekt odgl.
Fazit: Schönes Bottling, der Rotwein ist nicht überbordend aber klar präsent. Vor allem im Taste kann mich diese Abfüllung wirklich gut abholen. 87/100
Aultmore 2006 – Cadenhead
Ein Small Batch für den Cadenhead’s Club. Ein solches wird jährlich nur den Clubmitgliedern angeboten. Die Variante von 2022 wurde in zwei Bourbon und einem Oloroso Sherry Casks gereift und für die Abfüllung von 804 Flaschen mit 54,8% vermählt. Strength. Link zur Whiskybase
Nase: Zu Beginn recht fleischig und würzig. Dann geht es über in Trockenfrüchte und eher herbstliche und weihnachtliche Gewürze. Rosinen, Pflaumen, Zimt, ein Hauch Nelke (wirklich nur ein Hauch). Nach einiger Zeit kommt ziemlich viel Orange und ein paar Zitronenstäbchen. Außerdem ist noch etwas Holz vernehmbar.
Mund: Eichenwürze, Pfeffer und Muskat. Dann kommt Pflaumensaft, Orangenmarmelade, gebackene Äpfel. Wieder etwas Zimt.
Abgang: Bitterstoffe schmuggeln sich dazwischen. Die anderen Aromen sind noch vorhanden, aber nicht mehr so gut ausdifferenziert. Mit den bitteren Noten, die auf den Schleimhäuten kleben, schafft er eine ordentliche Länge.
Fazit: Schönes Club-Bottling, ich hab es aber irgendwie in der falschen Jahreszeit probiert. Spätherbst oder Winter wäre wahrscheinlich genau richtig. 88/100
Aultmore 1983 – Flora & Fauna
Ein Bottling von vor dem Verkauf an Bacardi. Erkennt man daran, dass die Flora & Fauna Reihe von Diageo weiter fortgeführt wird aber heute eben ohne Aultmore, denn die gehören ja nicht mehr Diageo. Dieses Bottling ist mindestens 13 Jahre in unbekannten Fässern gewesen und dann mit 58,8% abgefüllt worden. Anzahl Flaschen: Fehlanzeige Link zur Whiskybase
Nase: Ok, das ist schon deutlich unterschiedlich im Vergleich zu den Sherry/Wein-Fässern. Da ist Zitrone und Apfel. Aber auch herbe Noten, feuchter Waldboden, Kräuter und eine gewisse Mineralität. Auch etwas. Vanille.
Mund: Ganz klar Äpfel und Zitronen und wieder Waldboden. Etwas Pfeffer auch noch. Das war es. Mehr kommt nicht. Aber das in einer guten Art und Weise. Klar, definiert, lecker.
Abgang: Ab dem Schlucken wird es süßlich und gleichzeitig salzig. Der Apfel ist jetzt sehr grün. Auch die Zitrone ist noch da. Ich habe eine Assoziation zu Haribo Apfelringen.
Fazit: Daran könnte ich mich gewöhnen. Das ist wunderbar direkt, nicht zu komplex und schön balanciert. Allerdings ist er heute natürlich viel zu teuer. Schade. Wenn jemand was vergleichbares kennt, immer raus damit. 87/100
Based?
Es ist schon komisch. Ich bin wirklich von der Qualität überzeugt und werde an Aultmore näher dran bleiben. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass die Destillerie mit in meine engere Watchlist kommt. Die Trinkbarkeit ist wirklich gut, mir fehlte aber vielleicht hier und da der Wow-Effekt. Trotzdem vier wirklich schöne Abfüllungen, die jede für sich Spaß gemacht haben.
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Bilder: Title: Aultmore Distillery © Copyright Anne Burgess and licensed for reuse under this Creative Commons Licence | Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
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