The Fèis Chronicles – Lagavulin

Das Fèis ìle, das Islay Festival of Music and Whisky – einmal wollte ich da gerne hin und dieses Jahr hat es mit einer supernetten Gruppe aus München geklappt. Daher gibt es jetzt für dieses Blog einen Auslandsreport zu dem Festival selbst und den Tastings.
Zu einigen wird es eher Kurznotes geben und zu anderen, bei denen es ein Rest nach Hause geschafft hat, noch detailliertere Notes.

Ain´t no foolin´ with the Lagavulin

ist das Motto des ersten Fèis Tages. Vor dem Tag an sich ist unsere Gruppe noch kurz bei Caol Ila (es waren zweieinhalb Caol Ila Maniacs in der Gruppe) und bei Bruichladdich vorbeigefahren, man muss ja schon mal schauen was es so gibt 😉

Am Eingang zur Brennerei bei Lagavulin wurden wir dann, da wir ein Tasting gebucht hatten, mit zwei Chips für kostenfreie Drams, einer Karte für das Gelände und einem Pin begrüßt.
Das Gelände war schön hergerichtet. Die diesjährige Festivalabüllung hatte ein Armagnac-Finish (ein französischer Weinbrand) und man hatte sich bemüht etwas französisches Flair zu erzeugen. Eine Band hatte zum Beispiel ein Akkordeon dabei, es gab Picknick-Körbe mit Baguette, Käse und Wurst und die Gerichte bei einem Stand hatten auch einen französischen Stempel, zum Beispiel Kartoffeln mit Raclettekäse und Charcuterie.

Auf dem Fèis spielt Musik auch eine große Rolle, hier spielt eine dreiköpfige Band, unter anderem mit einem Akkordeon für französisches Flair

Aufgrund der Besuche der anderen Brennereien waren wir schon etwas spät zu unserem Tasting, daher wollten wir noch kurz etwas essen. Leider waren sowohl der Seafood-Stand, als auch der Stand mit deftigeren Gerichten heillos überlaufen. Zum Glück hatte die Kirche vor Ort auch einen kleinen Stand mit kleinerer Schlange, so dass wir vor dem Tasting zumindest ein Sandwich und Kuchen essen konnten nach erfolglosem Schlange stehen für 40 Minuten.
Im Nachhinein habe ich mich etwas geärgert, nicht einen der Picknickkörbe genommen zu haben, aber da war es schon zu spät.
Auch hätte ich gern einen Lagavulin-Cocktail probiert, die schon ganz interessant klangen, aber hier war mir die Schlange nach dem Tasting zu lang.

Dann hieß es: Warehouse-Tasting mit Iain McArthur. Wer seine unverblümte, ehrliche und sehr sarkastisch-ironische Art nicht kennt sollte sich beeilen, denn der Ruhestand steht (jetzt wohl wirklich) bevor.

Zu Beginn direkt eine kurze Frotzelei, dass er hofft dass uns die diesjährige Sonderabfüllung besser gefällt als diejenige vom letzten Jahr, von der wohl noch ein “paar” mehr Flaschen im Shop verfügbar sind. Das erklärt dann wohl auch, warum man diese sogar für einen Gratisdram-Token bekommen konnte. Und dann gab es die aktuelle Abfüllung auch schon ins Glas, unterstützt beim Ausschank von Sam Hale, (noch) Brennereimanager von Caol Ila. Übrigens: Wenn man Geburtstag hat und nicht mit Whisky “getauft” werden will, sollte man das im Tasting mit Iain übriges besser nicht erwähnen 😉
Da ich hier keine Drivers Drams hatte nur Kurznotizen:

Lagavulin 14yo Fèis Ìle 2023 – Armagnac cask finish

Der erste Dram des Tastings war die mit 14 Jahren und 58,4% abgefüllte Festivalabfüllung. Sie erhielt ein Finish in Armagnac-Fässern, ein französischer Weinbrand der im Gegensatz zu Cognac nur zweimal gebrannt wird. Link zur Base

In der Nase kommt auch direkt etwas dunkle Frucht durch, wie sie viele Armagnac die ich probiert habe haben. Leichte Pflaume, aber auch Mirabelle. Dazu gesellt sich ein speckiger, schwerer Rauch und ein Hauch Seetang.
Im Mund ist der Alkohol nicht zu kräftig und gut eingebunden. Auch hier ein rundes Bild von Noten von Seetang und Räucherschinken vom Lagavulin und Frucht vom Armagnac, wieder Pflaume und Mirabelle. Ein klein wenig trocken im Mund, ich vermute von der europäischen Eiche aus der der Armagnac kam.
Das Finish ist lang, Rauch und Pflaume bleiben und hintenraus wird er doch wieder etwas trocken.

Das Publikum war in der Mehrheit dafür, dass diese Festivalausgabe besser ist als die letztjährige.

Lagavulin 10yo Cask Sample – Bourbon cask

Es ging direkt weiter mit dem zweiten Dram. Die folgenden Whisky wurden an unterschiedlichen Orten gelagert. Iain hat hin und wieder gefragt ob das Publikum denn schmecke dass er da- und daherkomme. Ich ganz ehrlich nicht. Das erstbefüllte Bourbonfass wurde direkt bei Lagavulin gelagert und uns mit 51% ausgeschenkt.
In der Nase einem Caol Ila aus selbem Fassausbau nicht unähnlich wäre der Rauch nicht speckiger und schwerer. Vanillekipferl, Banane. Die Banane wurde in einer Pfanne gegrillt, in der vorher Bacon kross gebraten wurde. Eine Note von geräuchertem Schwarztee.
Im Mund sehr weich und cremig, vom Geschmack eine Fortsetzung der Nase mit einem Hauch mehr Frucht, noch etwas Apfelmus und Birne. Abgerundet von einem mittellangen Abgang mit süß-speckigem Rauch.

Zu sehen ist die Probe des 16jährigen Lagavulin im Glencairn-Glas, mit zwei Fässern im Warehouse im Hintergrund.

Lagavulin 12yo Cask Sample – Red wine cask

Als nächstes ein Rotweinfass, gelagert in Blackgrange, also auf dem schottischen Festland. Der Alkoholgehalt ist für mich leider nicht mehr lesbar.

In der Nase schon eine leicht künstliche Beerennote, wie Weingummi-Himbeeren. Das als Kontrast zum Rauch war interessant, aber nicht unbedingt meine Präferenz. Im Mund kamen dann noch recht kräftige Holznoten dazu, ich vermute es war ein STR Fass, da diese für mich oft eine Idee zu viel Holz haben. Es war aber alles noch halbwegs in Balance und die Süße, wenn auch wieder leicht künstlich, kam noch durch. Nur das Finish fand ich sehr trocken.

Aus dem Publikum gab es als eine Tasting Note “Irn Bru”, sehr zu Iains Belustigung. Nachvollziehbar fand ich es aber wegen der künstlichen Süße durchaus.

Lagavulin 16yo Cask Sample – Refill butt

Der nächste Whisky wurde in den Warehouses in Port Ellen gelagert und kam mit 54,3% ins Glas. Es wurde Malz mit 54ppm Phenolgehalt verwendet, was leicht höher als üblich ist.

Und das war quasi ein Lagavulin 16 Standard in Fassstärke. In der Nase dunkle Beeren und speckiger Rauch, Seetang am Strand, der aber etwas weiter weg ist und Datteln im Speckmantel. Etwas getrocknete Feigen. Im Mund wurde der speckige Rauch ein wenig aschig, als wäre etwas Zigarrenasche über den Datteln im Speckmantel abgeascht worden. Der Alkohol kaum spürbar, langes Finish – wirklich “klassischer” Lagavulin, wenn ich das Wort etwas strapazieren darf.

Lagavulin 18yo Cask Sample – Bodega sherry butt

Und dann kam schon der letzte Dram des Nachmittags. Ein 18 Jahre bei Lagavulin gereiftes Fass aus einem Bodega Sherry butt mit immer noch 59%.

Und für mich der Gewinner des Tages, der Rauch nochmal etwas zurückgefahren, der Sherry nicht süß sondern eher würzig-nussig mit getrockneten Früchten. Der Rauch wieder speckig, aber von der Intensität her schwächer als beim 16jährigen Vorgänger. Im Mund cremig und füllend, der Alkohol sticht nicht, die Geruchseindrücke aus der Nase werden fortgesetzt und im Mund durch Rosinen, Pflaumenmus und Feige ergänzt. Dabei Walnussstückchen, etwas Kardamom, fast etwas Lebkuchen-artige Gewürzpalette.
Der Abgang lang und süß-aschig, wird nicht bitter oder trocken.
Als Einzelfass sicher unbezahlbar, beim derzeitigen Markt. Aber auch ein sehr leckerer Whisky.

Fazit des Tages

Der Tag bei Lagavulin war recht gedrängt und bezüglich des Essens ist sicher noch etwas Potential das Prozedere flüssiger zu gestalten um die Wartezeit zu verkürzen.
Das Tasting mit Iain war ein Highlight und hier stand die Unterhaltung und das Zwischenmenschliche beim Whiskygenuss im Vordergrund. Auch gegen den eigenen Arbeitgeber, beziehungsweise die letzte Fèis Abfülllung, gab es mal Seitenhiebe, die ich aber besser nicht zitiere. Nicht dass HR in den letzten Monaten noch bei Iain auf der Matte steht 😉
Wer gerne zu einem guten Whisky unterhalten werden möchte, für den ist das Tasting genau das richtige. Wer sich lieber still mit dem Whisky beschäftigen will, dem sei eher zum Abfüllen als Drivers Dram geraten.
Alles in allem für meinen Geschmack der am wenigsten attraktive Brennereitag, da ich bei der Enge die Musik nicht richtig genießen konnte und die Kombination Wartezeit, Geschmack und Preis beim Essen keine gute war.
Dafür gab es hier aber eines der Tastings mit dem höchsten Unterhaltungswert und der höchsten Lachdichte.