Drams in der Tram – Tramway to Hell
Im Herbst 2022 rollten wir mit der Islay Cask Company durch Nürnberg (Link). Diesmal waren es wieder alleinig die Nürnberger Whiskyclubs Nürnberger Whiskystammtisch und die Whiskyfreunde Noris, die zur Fahrt einluden. Das Motto: Tramway to Hell. Es sollte ausschließlich um Drams gehen die Schwefel im Aromenprofil enthalten. Eine Variante welche die Whiskyszene spaltet. Love it or leave it, so heißt es meistens. Ich selbst hab kein Problem damit, kenne aber auch Drams, bei denen ich es zu viel oder unpassend fand. Wie wird es hier sein? Nun, um das herauszufinden muss man einsteigen. Los geht’s!
Glentauchers 2011 – Alba Import
Der erste Whisky wurde vom deutschen Importeur und Abfüller Alba Import in die Flasche gebracht. Ein 10 Jahre alter Glentauchers mit einem Islay Cask Finish. 53,5% stehen auf der Uhr und die Farbe lässt ein Sherrycask vermuten. Link zur Whiskybase
Nase: Tabak und schwarzer Tee sind mein erster Eindruck. Dann kommen noch ein paar helle Früchte und eine leichte Schärfe steigt auf.
Mund: Das transportiert er auch in den Antritt. Eine Pfefferschärfe. Dabei kommt auch der erste Schwefel der Fahrt auf. Allerdings noch sehr dezent. Der Tee ist nun auch zurück. Er ist gut gesüßt.
Abgang: Wie in der Nase, viel Tabak und schwarzer Tee. Der Schwefel ist weiterhin sehr zurückhaltend, gut integriert. Es wird langsam recht trocken und bleibt dabei hellfruchtig.
Fazit: Schöner Einsteiger in das Thema. Nicht zu überfordernd. Das es ein Islay Fass ist hätte ich nicht erraten. Schönes Bottling. 85/100
Miltonduff 2012 – The Whisky Cellar
Es geht weiter mit einem Miltonduff. Abgefüllt von The Whisky Cellar für den Shop Whisky Castle in Tomintoul. 9 Jahre ist er jung, aber ein Oloroso Quater Cask verspricht natürlich trotzdem große Intensität. 57,1% und 181 Flaschen stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Jetzt geht es richtig los it Schwefel. Dazu jede Menge Blutorange und rosa Grapefruit. Das ist eine geile Kombination. Dann kommt ein Räucherstäbchen und er wirkt parfümiert. In der Länge wird das dann käsig.
Mund: Erstmal sehr würzig und süß. Dann haut der Schwefel so richtig rein und die Käsenote wird extrem dominant. Ich kann mich kaum noch auf was anderes konzentrieren.
Abgang: So geht es nun auch zu ende. Käse, Schwefel und eine extreme Süße. Das ist auf Dauer sehr schwierig. Ich vermute den würde nicht jede*r austrinken.
Fazit: Schade. Der Anfang war so großartig. Mit der Zeit wurde es dann aber wirklich anstrengend für mich. Die Nase rettet ihn aber noch auf die 80/100
Mortlach 1990 – Hart Brothers
Wir bleiben in der Speyside. und wechseln zu Mortlach. Die am längsten gereifte Abfüllung dieses Tasting. 23 Jahre haben ihn die Hart Brothers ruhen lassen bis sie ihn 2013 aus einem 1st Fill Sherry Butt mit 55,1% auf Flaschen gezogen haben. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschön süß, mit viel Honig, Gebäck und Käsekuchen mit Rosinen. Dann kommt ein wenig Holz und die Mortlach-Fleischbrühe. Und erst danach kommen kann, ganz dezent, ein paar Streichhölzer.
Mund: Eine schöne Melange an Sherry-Aromen, dazu ein wenig Pfeffer und Chili. Es wird wieder fleischig, gleichzeitig aber auch fruchtig. Das kommt dann irgendwann Tee, Tabak und 1000-jährige-Eier.
Abgang: Der Mundraum ist nach dem Schlucken leicht betäubt. Dann werden die Aromen sehr entspannt, fast schon mild. Es kommen noch Bitterstoffe dazu, Kaffee und Schokolade vor allem. Dazu gibt es noch einen Brühwürfel zum Lutschen.
Fazit: Auf dem Niveau können wahrscheinlich die meisten Menschen Schwefel ertragen. Das ist sehr dosiert. Der Brennereicharakter und das Sherryfass spielen dabei auch noch gut zusammen. Hat mir sehr gefallen. Danke Dirk, dass du dich davon für das Tasting getrennt hast! 87/100
Laphroaig 1998 – Kintra Whisky
Ein geteiltes Fass. Hier hat der Nürnberger Stammtisch zum 75. eben solchen einen Teil abfüllen lassen. Ein Teil ging außerdem an Malts of Scotland und ein Teil ist unbekannt. Hier ist die Variante in der Kintra Flasche (96 gab es da ingesamt). Allesamt stammen sie aus einem Refill Sherry Butt und wurden mit 53,4% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: „Frisch aus der Hölle“, so hat Dirk ihn angekündigt. Und das kann man so bestätigen. Schwefel, Feuerwerk, Schießpulver, Streichhölzer, Rauch, warmer Teer. Da ist einfach alles am Start. Dazu gibt es dann noch einen Löffel konzentrierte rote Früchte.
Mund: Es geht so weiter, dem Portfolio an wilden Aromen wird noch Gummi und ranzige Butter hinzugefügt. Mit ein paar Umdrehungen im Mund wird er süß-scharf, abgespritzt mit etwas Zitrone.
Abgang: Am Ende dominieren Torfrauch und Schwefel in Richtung faulende Eier. Dazu gibt es wieder rote Früchte, aber auch Kräuter und würzige Brühe.
Fazit: BÄM! Ich weiß, wenn man das so liest, dann wird man nicht angefixt sein das zu probieren. Aber auch wenn es verrückt klingt: Das passt alles zusammen und ist dabei auch noch lecker. Zumindest für mich. 89/100
Port Charlotte 2001 – whiskymania.de
Finale. Ein Port Charlotte aus dem mittlerweile geschlossenen Forum whiskymania.de. Nach zehn Jahren mit 63,6% abgefüllt aus einem frischen Sherry Hogshead. Link zur Whiskybase
Nase: (Für mich) typisch Port Charlotte: Gummi und ranzige Butter. Dazu kommt eine (im Vergleich zum Laphi) dezente Schwefelnote. Außerdem eine Menge an roten Beeren aber auch Quitte. Er hat auch ordentlich Rauch, der mit der Zeit in Richtung Kuhstall tendiert.
Mund: Bereits ab Antritt relativ trocken. Dabei würzig und auch schon leicht Bitter. Die Bitterstoffe gehen in Richtung zerriebener Beerenkerne. Das Mus daraus steckt auch noch irgendwo. Auch Kaffeemehl ist mit dabei. Der Schwefel ist präsent aber zu keinem Zeitpunkt dominant.
Abgang: Auch hier wieder jede Menge Kerne und andere Bitterstoffe. Gleichzeitig weiterhin trocken. Als Gegenstück ausreichend süß, mild rauchig und ganz leicht mit Schwefel unterlegt.
Fazit: Während ich den Laphi im Mund hatte hab ich mich gefragt: womit will man denn da jetzt noch dagegen halten? Und dann zieht Dirk den PC, den ich kurz zuvor bei Christian im Tasting hatte (Beitrag kommt noch) aus der Tasche. Gute Wahl. Der konnte problemlos die Geschmackspalette klären und für sich selbst stehen. 88/100
Glenallachie 13-year-old
Ein Bonusdram aus dem Rucksack. Vielen Dank Jürgen! Ein Glenallachie mit einem Oloroso Sherry Puncheon Finish. Abgefüllt mit 48% für den großen deutschen Importeur Kirsch Import. Link zur Whiskybase
Nase: Kommt frisch und fruchtig daher. Rote Früchte, aber auch Äpfel und Pfirsiche. Dazwischen dann noch Sherryaromen, sowie Toffees und ähnlicher Süßkram. Immer wieder kommt aber auch eine leichte Klebstofffahne dazu.
Mund: Die Früchte wurden mittlerweile getrocknet. Neu dabei: Rosinen. Trauben hatte ich in der Nase nicht. Eine gewisse Olorosowürze ich auch am Start, wie es sich gehört. Ein paar Bitterstoffe aus einem Milchkaffee binden das Ganze ab.
Abgang: Ich war ja fast schon erstaunt über das Volumen beim Taste, aber jetzt wird es dann schnell deutlich dünner. Es bleibt fruchtig, wird etwas trockener und das war es dann im Wesentlichen.
Fazit: Das war definitiv nicht die richtige Reihenfolge für diesen armen Glenallachie. Und trotzdem ist er nicht komplett untergegangen. Das will doch was heißen! 86/100
Teuflisch gut oder ein Höllenritt?
Mir hat es wieder sehr gut gefallen. Die Runde die wir diesmal gefahren sind war sogar noch attraktiver, da wir sowohl mehr im Grün als auch näher an der Nürnberger Altstadt unterwegs waren. Drams und Mitfahrende waren auch wieder klasse. Probleme mit dem Schwefelteufel hatte ich diesmal zum Glück fast keine.
Übrigens kann man auf so einer Fahrt auch sehr viel über die historische Tram und Nürnberg lernen. Das Team macht da einen fantastischen Job. Diese wunderbaren Details verrate ich hier aber nicht. Ich empfehle lieber so eine Fahrt selbst zu machen. Egal ob als Bewohnerin oder Touristin in der Metropolregion: das lohnt sich. Gibt es auch unabhängig vom Tasting.
Mehr zu: Bruichladdich, Glenallachie, Glentauchers, Laphroaig, Miltonduff, Mortlach, Whiskystammtisch Nürnberg, Whiskyfreunde Noris,
Bilder: Eigene Anfertigung
Samples: Im Preis der Tramfahrt enthalten und aus dem Rucksack
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