Schriftzug Bruichladdich auf Fässern, die aneinander gereiht sind

Alle Port Charlotte (Teil 16)

Es ist wieder soweit. Mehr Port Charlotte braucht das Blog. Diesmal ist wieder alles dabei. Vom Bourbon Cask über Sherry zum Wein. Also: nicht lang schnacken, Kopp in‘ Nacken…

Port Charlotte 2008 – High Spirits‘ Collection

Ein kleiner Aperitif. Die Herren Nadi, Giorgio und Franco liessen sich dieses Fass nach sechs Jahren mit 50% aus einem Bourbon Cask abfüllen. 144 Flaschen gab es „thanks to Jim (McEwan)“. Link zur Whiskybase

Nase: Viele Kräuter, Rauch, Torf und Kohlenstaub. Dazu eine süßliche Honignote und auch einige Wildblumen. Dann auch noch etwas Birne.

Mund: Ein Mund voll Meerwasser. Dazu eine junge Torfnote, Birne und jetzt etwas zurückhaltender die Kräuter. Das hat fast was von einer Limo.

Abgang: Nach dem Schlucken bleibt es sehr ähnlich. Es kommt noch ein wenig Vanille und Milch mit einem Tropfen Kaffee darin hervor. Etwas Metall und eine leichte Mineralität ist der finale Eindruck.

Fazit: Ein sehr trinkiger Bourbon PC. Mir ist er noch ein wenig zu jung, aber die Anlagen die mir sehr viel Spaß machen sind da. Schönes Ding! 87/100

Port Charlotte 2003 – SMWS 127.44 Cantina Mexicana

Einen SMWS Port Charlotte gibt es gar nicht mal so häufig. Dieser hier wurde meines Erachtens 2016 zu Feis Ile veröffentlicht. Cantina Mexicana als Beinamen, feurige fast 66% und 12 Jahre Reifung. Mindestens am Ende war es ein 2nd Fill Oloroso. 588 Flaschen kamen beim Abfüllen raus und auch noch ein paar Minis, wie hier im Bild zu sehen. Auch das hat Seltenheitswert. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst mal Seetang und Asche. Eine Meeresbrise. Dann fruchtig. Lachgummi Orange, getrocknet vor circa drei Jahren. Dann kommt Schwefel, Sulfur und es wird ziemlich alkoholisch. Mit Wasser wird das noch heftiger. Er entwickelt dann aber auch eine deutliche Erdnussnote. 

Mund: Es geht sehr ähnlich weiter. Die Lachgummi sind jetzt eher Orangenstäbchen. Er hat ein unglaublicher Volumen und eine sehr ölige Konsistenz. Mit Wasser ist er deutlich kontrollierter und man kann ihn dann auch leicht einige Runden im Mund drehen lassen. Dann gibt es als Bonus etwas Speck.

Abgang: Irgendwo zwischen trocken und staubtrocken. Dazu jede Menge Erdnüsse. Auch gesalzene. Sehr spät kommt der Seetang nochmal zurück. Mit Wasser ist der Abgang schon fast feurig. Bei ca. 50/50 (also immer noch 33% :P) wird er sehr torfrauchig im Finale.

Fazit: Eine wirkliche Aufgabe dieses Biest zu zähmen. Da fühlt man sich irgendwo schon wie in einer Cajun Küche oder bei Zubereitung einer Mole. Wunderschön und mal wieder ein Beispiel bei dem Schwefel für mich den Spaß nicht verdirbt. 89/100

Port Charlotte 2001 – Malts of Scotland

Ein etwas älteres Bottling von Malts of Scotland. Abgefüllt mit sieben Jahren aus dem Sherry Hogshead. 313 Flaschen mit 66,2% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Jod, Ruß, Kohlenstaub. Der Alkohol beißt in den Schleimhäuten. Nach einiger Zeit kommen Erdnüsse dazu. Deutlich später fängt er dann an die berühmte Kuhstallnote zu entwickeln. Die wird aber gut gekontert durch Bienenwachs.

Mund: Ein Abbild der Nase. Er „gewinnt“ dabei deutlich an Schärfe. Wenn man ihn mit dem Speichel etwas reduziert hat kommt eine deutlich erdige Note dazu. Dann kommt auch Benzin und Autoreifen dazu.

Abgang: Würzig und süß. Erdbeeren, five Spices, Ingwer. Trocken und leicht sauer. Dazu kommen dann auch wieder die torfigen Noten und der Jod. Außerdem wird er eine ganze Ecke bitter und salzig.

Fazit: Sehr ungestüm und bisweilen unreif. Dennoch hat er bereits eine faszinierende Komplexität. Viel vom „Wumms“ kann man selbst mit Wasser ganz gut regulieren. Auch sehr schön, aber eher für Fans ;-). 89/100 Astrid hatte bei dem hier übrigens Schwefel, den hatte mein Sample eher nicht.

Port Charlotte 2003 – Private Cask „Friends of Mark“

Ein Private Bottling mit einer schönen Backstory über Freundschaft und Zufälle wie man zum „Friend of Mark (Renyer)“ wird. Diese dürfen aber die Fassbesitzer selbst erzählen, ich bin hier für die Fakten. 18 Jahre alt, 285 Flaschen und 55,2%. Und eine Sherry Hogshead Vollreifung! Link zur Whiskybase

Nase: Stinkig kuhstallig. Wirklich intensiv und unverkennbar. Dann wird es cassis-süß. Mit zerriebenen Trauben- und Beerenkernen. Auch etwas Kräuter und das Duo aus Gummi und ranziger Butter, das für mich so typisch für Sherry Port Charlotte ist. Ich weiß ich bin der einzige der das so bezeichnet, mir fehlen bessere Worte. An diesem Aroma würde ich aber blind PC häufig erkennen.

Mund: Würzig und leicht metallisch geht es weiter. Dann kommt etwas Schwefel. Das ist aber noch im Rahmen. Mit der Zeit ist auch hier Gummi und Butter am Start. Dann macht er Spaß.

Abgang: Nach dem Schlucken kommen Bitterstoffe. Etwas Schwefel bleibt. Trockenheit breitet sich im Mund aus. Dann gibts noch dunkle Marmelade mit vielen Kernen.

Fazit: Weit besser als bei meinem ersten Versuch dieser Abfüllung. „Damals“ hatte der Schwefel dominiert. Der ist jetzt zwar vorhanden, aber nicht dominant. Ich empfehle also etwas Luft in die Flasche zu lassen, das tut ihm wirklich gut. Schön eine Vollreifung mit diesem Alter probieren zu dürfen! 87/100

Port Charlotte 2007 – Brühler Whiskyhaus Château Haut Brion

Auch für diese Abfüllung müssen wir ein paar Jahre zurück in der Zeit. Eine der frühen PC Abfüllungen vom Brühler Whiskyhaus. Um genau zu sein Part 1 des zweiten Paares. Damals noch in 0,5l Flaschen. In der Flasche ist ein 10 Jahre alter PC mit einem Finish im Château Haut Brion Fass. 379 Flaschen mit 62,3% befüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Metall, Speck, Rauch auf deinen Seite, rote Beeren und weinige Noten auf der anderen. Dazu kommt der Geruch vom Bauernhof und Heidekraut. Der Alkohol ist sehr präsent und gibt eine gewisse Schärfe mit rein. Mit Wasser wird das dann schnell weniger.

Mund: Eine Mandarine über Rauchfleisch ausgepresst. Dieses dann auch einem Bett mit Beeren zurück in die Räucherkammer. Während man wartet gibt es ein Glas Wein. Es schwefelt leicht.

Gaumen: Es wird etwas klassischer PC. Ein wenig Nüsse, Gummi und buttrige Noten gesellen sich dazu. Mit Wasser wird es deutlich süßer.

Fazit: Läuft. Ich bin bei Weinfässern immer recht skeptisch, das kann schnell in eine unangenehme Richtung kippen. Hier ist es zwar auch ein Ritt auf der Rasierklinge, aber er ist gelungen. 88/100

Port Charlotte 2007 – Brühler Whiskyhaus Vosne Romanée

Und direkt hinterher der zweite Teil des Pärchens. Wieder 0,5l aber diesmal 60,4% und abgefüllt wurden die 379 Flaschen aus einem Vosne Romanée Cask. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Weinfass steht im Kohlenkeller. Jemand schmeißt eine Ladung Torf dazu. Tannenharz quillt aus dem Gebälk. Rote Früchte werden vermatscht. Das ist eine Herausforderung für die Sensorik, aber „leider geil“.

Mund: Eine Unmenge an vergorenen Trauben gehen über in aufgespritteten Wein. Man gießt immer weiter Alkohol nach, bis man bei den 60% angekommen ist. Dabei wird es gleichzeitig immer süßer aber auch pfeffrig scharf und würzig. Wasser macht es milder. Dann kommt Metall und Speck dazu.

Gaumen: Sehr trocken mit leichter Säure. Dazu Erdnüsse und etwas mehr Rauch als noch im Taste. Das ist fast schon geräucherte Paprika oder Ancho Chili Pulver. Wärmt damit dann auch sehr gut.

Fazit: Ein Schlag ins Gesicht. Ein sehr leckerer Schlag ins Gesicht. Das ist für Fortgeschrittene. Intensität und auch Komplexität sind irgendwo zwischen „wundbar, gib mir mehr“ und „oh je, jetzt ist aber wirklich genug“. Ich mag das. 89/100

Glück gehabt!

Ich muss zugeben es gab Abfüllungen in diesem Flight, bei denen hatte ich vorher etwas Sorge. Vollkommen zu Unrecht. Selbst die Experimente scheinen Gelungen. Mal wieder ein Flight in dem mit PC nichts falsch machen kann!

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigenes Sample und privat gekauft