BenRiach – Jung und alt
Nicht dass ich das jetzt konkret zu einer Reihe machen möchte. Es ergab sich einfach, dass ich nach dem Caol Ila – jung und alt etwas sehr ähnliches aus dem Herzen der Speyside machen kann. Ein wunderbares Set von BenRiach mit Abfüllungen zurück bis in die 1960er.
BenRiach 1985 – Malts of Scotland
Zum Start ein Bottling aus der Warehouse Diamonds Reihe von Malts of Scotland. Die Flagschiffereihe kommt mit dem Diamantaufdruck und umfasst die erlesensten Abfüllungen. So z.B. den 35 Jahre alten BenRiach aus dem Bourbon Barrel. 167 Flaschen mit 44% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Holz, feine Vanille, etwas Farbe, Banane, Gebäck, auch Teig.
Mund: Zitrus, Leinöl, Honigmelone, Milchkaffee, Eichenwürze, aber ganz mild,
Abgang: weich, mit milden Fruchtaromen, Melone, etwas Wachs, Walnuss, Bitterstoffe werden mit der Zeit mehr
Fazit: Kann man trinken, sagt der Christian (87/100). Das sehe ich auch so. Nur ein Volltreffer ist das nicht! Das Alter merkt man ihm schon an, aber ich sehe nicht, was hier ein Diamond Cask wert sein soll. Wohlwollende 88/100
BenRiach 1969 – Gordon & MacPhail Connoisseurs Choice
Wenn man die Chance hat eine Abfüllung aus der Brown Label Ära der Gordon & MacPhail Connoisseurs Choice zu probieren, dann sollte man es tun. Nicht alle sind herausragend, aber es ist immer wieder spannend was die 40%igen Bottlings können. Dieses hier ist 12 Jahre im Fass gewesen. Wie immer bei den Brown Label: Keine Ahnung wie viele und welche. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich, mit Honig und roten Beeren. Dazu etwas Tabak, Rauch. Pflaumen, getrocknet und frisch. Frisch gemähtes Gras. Dann wechseln die Früchte nochmal. Jetzt sind es eher gelbe Gartenfrüchte. Wunderschön reif. Dazwischen gibt es auch immer wieder mal ein wenig „Maleratelier“. Aber in einer guten Art und Weise. Das fängt schonmal beeindruckend an!
Mund: Auch wieder viele Früchte. Ganz explizit kann ich Kiwi und Ananas entdecken. Dazu kommt eine prägnante würzige Note, die aber nicht zu intensiv ist. Auch ein wenig Rauch, Wachs und sogar „Antiquariat“, was ich eher von Abfüllungen mit über 30 Jahren im Fass kenne. Auch Eukalyptus, Salz, Sirup. Das ist wirklich vielschichtig.
Abgang: Wie üblich kommen hier nun die 40% am deutlichsten zum Tragen. Er ist nicht mehr ganz so ausdrucksstark. Aber er ist weder leer noch kurz. Die Süße ist noch da. Dazu Zitronen, nochmal etwas Tabak. Auch das Wachs ist noch da.
Fazit: Ein fantastisches Bottling. 12 Jahre alt. Ha! Da hätte ich mich aber sowas von verschätzt. Die Fruchtigkeit ist überragend. Und trotzdem ist er nicht nur fruchtig. Der hier lohnt sich! 90/100
BenRiach 1978
BenRiach hat eine eigene Single Cask Reihe. Etwas das nicht viele Destillerien in dieser Art pflegen. Dieser hier ist aus dem Batch 10. 35 Jahre im Fass erhält er am Ende noch ein Moscatel Finish. Abgefüllt wurde mit 51,1% in 253 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Mandelsirup, Trauben, Leder, Honig, am Anfang etwas Sulphur und stechend alkoholisch. Leder, stark geröstetes Kaffeemehl und Schokolade ist auch noch zu finden. Ich tue mich ehrlich gesagt ein wenig schwer mit der Nase.
Mund: Leicht säuerliche Fruchtnote, ein Touch Vanille, Tabak, dunkle Schokolade. Auch Holz und Leder sind präsent. Eine leicht würzige Note ist zu finden.
Abgang: Trocken mit etwas Holz. Auch die Säure ist wieder am Start. Dazu kommen nun noch Bitterstoffe. Kaffee, Schokolade und Fruchtschalen. Der Sulphur ist auch noch leicht da. Ich würde nicht soweit gehen das als Fehlnote zu bezeichnen, aber schön ist es auch nicht.
Fazit: Schwierig. Das Alter ist grundsätzlich erkennbar. In den Holz- und Ledernoten vor allem. So viel Freude das auch bereitet, er ist dennoch für mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig off. Das hält sich bestenfalls die Waage. Ich würde sagen bei so einem Kaliber von Whisky darf man aber mehr erwarten. Ich frage mich ob ich mich darin „eintrinken“ könnte – das ist für ein Experiment aber zu teuer.. 86/100
BenRiach 1986
Es geht gleich weiter mit einem Bottling der Single Cask Reihe, diesmal aus Batch 13. Gebrannt 1986, abgefüllt 2016. Er war 29 Jahre im Fass und wurde mit 51% aus einem Oloroso Sherry Butt in 568 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Sowohl würzige als auch süße Sherrynoten sind am Start. Von der Sojasauce bis hin zum Pflaumensaft und vieles dazwischen. Dazu kommen auch noch Pilze und Waldboden. Er hat auch eine gewisse alkoholische Schärfe. Diese im am stärksten, wenn man direkt nach dem Einschenken riecht. Ich empfehle ein wenig Ruhe ins Glas zu bringen und zu warten. Auch wenn es schwer fällt.
Mund: Die prägt auch den ersten Eindruck im Mund. Eine würzige Schärfe, mit Pfeffer und Ingwer macht den Start. Das geht dann über in die schon bekannte Kombination. Tabak, Trockenfrüchte, dunkle Schokolade.
Abgang: Und so geht es dann auch dem Ende zu. Mit dunkler Schokolade, ein paar Früchten, einer Unmenge an Bitterstoffen und langsam abnehmender Würze. Die Länge ist quasi unendlich.
Fazit: Ein schöner Dram mit einer tollen Tiefe. Die charaktervolle Kombination aus Sherrywürze und Destillat kommt gut an. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob man sowas noch zu einem erträglichen Preis kriegen kann. 88/100
BenRiach 2008 – Malts of Scotland for Whisky & Art
Ein weiterer BenRiach von Malts of Scotland. Diesmal deutlich jünger. Abgefüllt mit 14 Jahren, aus einem Sherry Hogshead für Whisky & Art. Die 289 Flaschen haben 52,9%. Link zur Whiskybase
Nase: Etwas muffig, schon im Geruch bitter, ein paar Kirschen und saure Beeren. Das könnte man spannend empfinden, mir ist das aber zu speziell.
Mund: Sehr stark off. Ranzige Butter, rote Früchte, staubiger Holzboden und Sägespäne. Saure Kaffeebohnen sind noch das Highlight.
Abgang: Sehr trocken und komisch buttrig. Außerdem Bitterstoffe und auch etwas Sherry. Kaffee und dunkle Kirschen.
Fazit: Fast schon anstrengend. Wasser macht ihn etwas weicher aber das hilft mir persönlich auch nur wenig. Erinnert mich stellenweise an blaufränkisch Finnishes. Aber da war mehr Schönes in meiner Erinnerung. 79/100
BenRiach 2010 for Kammer-Kirsch
Noch eine Auftragsabfüllung, diesmal von BenRiach direkt für Kammer-Kirsch in Deutschland. 10 Jahre alt und aus dem PX-Puncheon wurden knapp 700 Flaschen mit 61,3% angefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Nase zieht ordentlich an. Alkohol ist präsent. Dahinter etwas Vanille. Die Nase ist schwer zugänglich zu machen. Es gibt aber einen deutlichen Hinweis auf süße Beeren und Schokolade.
Mund: Here goes the PX. Süßer Sherry, Datteln, Sirup, Rosinen, Süßkirschen. Vom Alkohol ist für 61% kaum etwas zu merken. Er ist höchstens wärmend und würzig. Etwas Vanille on top, und auch eine Idee von Rauch.
Abgang: Ganz kurz sehr malzig. Colaweizen. Dann deutlich gesüßter Kaffee. Die Früchte sind auch noch da, wurden aber tief in einer Bowle versenkt.
Fazit: Könnte ich bei dem Süßegrad nicht oft trinken, aber das ist schon sehr nett. Ein PX wie er im Buche steht. 86/100
Früher war „alles“ besser
Und da sind wir mal wieder. Im Jammertal der Vergangenheitsverklärung. Wobei, wenn man ganz ehrlich ist: Hier ist es keine Verklärung, hier ist es ja probiert worden. Und ganz ehrlich: 40%, 12 Jahre alt, da kriegt man heute nichts vergleichbares zu dieser Brown Label Abfüllung. Gefreut hat mich allerdings auch der aktuelle von Kammer-Kirsch nicht schlecht ist – wenn auch nicht mein Profil.
Was ich mit der Luxusabteilung anfangen soll weiß ich nicht so recht. Eine Flasche würde ich mir von allen drei bei den Preisen nicht holen. Als Samples waren sie ganz interessant. Das ist dann jetzt auch genug abgestraft, würde ich sagen.
Mehr zu: BenRiach
Bilder: Titel: K. Schwebke – selbst fotografiert, CC-by-sa 3.0/de, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=3942873 | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat gekauft
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.