Eine Hand voll Highlands (Teil 7)
Es geht zurück in die Highlands. Zuletzt war ich da zu einer Session im November. Diesmal gibt es ein paar unbekanntere Destillerien, aber auch echte Highlights. Dornoch Distillery Abfüllungen gibt es sowieso wenige und und unabhängige Dalmore auch. Ob diese beiden wohl am meisten punkten können?
Glen Ord 2008 – Signatory Vintage
Ein 13 Jahre alter Glen Ord von Signatory Vintage. Abgefüllt wurde er aus drei Bourbon Hogshead. Er wurde in der Unchilfiltered Collection abgefüllt. D.h. logischerweise keine Kühlfiltration aber auch eine Abfüllung in Trinkstärke von 46%. Lustig daran: Ich glaube alle Abfüllungen von Signatory sind ohne Kühlfiltration. Irgendwie ist die Alkoholstärke hier dann das entscheidende Merkmal der Serie. Link zur Whiskybase
Nase: Milde Zitrusnoten, mit etwas Jogurt und einer dezenten Mineralität. Nach einiger Zeit schwenkt er weg von der Zitrone,
Mund: Im Mund ist nicht viel los. Kurz ist er leicht würzig, aber dann fühlt sich dünn an. Das Jogurt ist jetzt etwas Älter, die Zitronen ausgelutscht. Lässt man ihn etwas zirkulieren kriegt er eine schöne cremige Textur. Immerhin.
Abgang: Malznoten werden intensiver, auch Honig ist dabei. Ein paar grasige Noten und wieder Zitrone.
Fazit: Der ist voll ok. Eine nette Abfüllung, mit dem man vielleicht auch Einsteiger vorsichtig hinführen kann. Oder z.B. als Einstieg in ein Tasting. Zu viel sollte man aber dennoch nicht erwarten. 83/100
Blair Athol 2011 – Phil & Simon Thompson
Zehn Jahre und vier Monate in einem Refill Hogshead und dann ein Finish im PX. 372 Flaschen und auf 50% reduziert. Das sind die Fakten zu diesem Blair Athol von Phil & Simon Thompson. Warum der Biber auf dem Label seine Freude so speziell ausdrückt will ich gar nicht wissen. Link zur Whiskybase
Nase: Viel Sherry. Rosinen, Tabak, Pflaumen, Sojasauce. Erdige, fast pilzige Aromen kommen dazu. Darüber wird nun Pflaumensaft gegossen. Bitterstoffe kommen auf.
Mund: Eine saure Note, mit dunklen Früchte und Ingwer. Darunter milder Tabak. Eine leichte Süße gibt dem Ganzen Stabilität, bevor er abrutscht. Ein schwarzer Kaffee mit zehn Tropfen Sojasauce. Ein Kirschschnaps.
Abgang: Zerriebene Kerne von dunklen und roten Früchten. Ingwerlikör, trockene Zitronen. Aber auch wieder einige Sherryaromen. Keine besonders lange Geschichte, allerdings bleibt ein leicht pelziges Gefühl auf der Zunge.
Fazit: Wenn man sich mit tief im Sherry versenkten Abfüllungen schwer tut, dann sollte man hiervon die Finger lassen. Für alle anderen ist das ein stabiles Bottling für Sherry Fans. Nur immer darauf achten dem Biber nicht in die Augen zu sehen. 😉 86/100
Balblair 2011 – Scotch Single Malt Circle
Die Abfüllungen des deutschen Scotch Single Malt Circle werden immer liebevoll Abfüllungen „von Maggie“ genannt. Die Gründerin Maggie wollte ursprünglich mit ihrem Mann Bill einen Ableger der SMWS gründen. Das klappte nicht, also hat man sich zu eigener Tat entschieden. Hier im Glas ist die aktuellste Abfüllung der beiden. Ein 10 Jahre alter Balblair aus dem Sherry Cask. Abgefüllt mit 57,4% in 191 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Eine tiefe, wie hs305 in der Base schreibt, fast schon dreckige Sherrynote. Sie bringt für mich erst viel Kaffee, dann etwas Pflaumenwein. Der wird dann von süß zu säuerlich. Das geht dann über zu erdigen Tönen und Sojasauce.
Mund: Auch hier hab ich wieder viel erdige Sherrynoten. Rote Beeren im Wald vielleicht? Bitterstoffe sind auch präsent. Ein Hauch von Amaro oder Amer Bierre. Dazu ein Schwubs Honig und Malzzucker. Der Alkohol ist dabei kaum ein Faktor, obwohl wir hier nahe der 60% sind.
Abgang: Mein erster Eindruck nach dem Schlucken: Die Menge an unterschiedlichen Bitterstoffen ist schier überwältigend. Das machte mir beim Review schreiben viel Spaß, ist aber auch unglaublich schwer zu beschreiben. Vielleicht denkt man: Der ist nur noch intensiv bitter. Das stimmt aber nicht. Er ist nuanciert bitter und gar nicht mal intensiv dabei. Gleichzeitig hat man immer die Sherryaromen und auch Frucht und Süße als Counterpart. Schön! Etwas später im Dram ist die Sensation dann etwas abgeflacht und die Sherrynoten dominieren. Das ist ok, sonst wäre es auch Dauer wohl auch zu anstrengend.
Fazit: Das ist wirklich schönes Zeug. Da rappelt es im Karton. Auch hier, wie beim Blair Athol, starke Dominanz der Sherryaromen. Allerding ist das für mich die schönere Variante davon, auch wenn er vielleicht manchmal ein wenig unbalanciert daherkommt. 88/100
Dornoch 2017 – Phil & Simon Thompson
Ok, ich werde nie verstehen warum in der Base die Originalabfüllungen der Dornoch Distillery unter deren Indie Label laufen, aber was solls. Zu den wichtigeren Dingen: 5 Jahre im 1st Fill Bourbon Octave (Fass Nr. .10), gebrannt aus Plummage Archer Gerste und mit Brewers Single Hefe angesetzt. Yes, Transparenz! Außerdem ist er 59,06% stark. Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal ein leicht alkoholischer Stich. Dann kommt eine unglaublich geile Fruchtnote. Alles aus dem Obstgarten: Feigen, Äpfel, Birnen. Auch Trauben und Datteln. Außerdem Honig, Waben und auch Vanille.
Mund: Würzig und süß. Honig und Pfeffer. Erdige und auch weinige Noten. Wo die wohl herkommen. Die Früchte sind jetzt eingekocht und mit heller Schokolade überzogen. Eingebacken in einem Hefeteig.
Abgang: Schön würzig, Zitrone, leichter Chili-Catch. Schön wärmend, mit Honig, ein paar Zestennoten und Haferflocken.
Fazit: Das Ding ist nur 5 Jahre alt. Man-o-man. Ich bin ziemlich begeistert, was man in so kurzer Zeit hinkriegt. Tolle Arbeit und geschickte Wahl des Fasses. Noch ein paar Jahre und der Abgang wird auch noch ein Stück zulegen. Dann rollen die Jungs aus Dornoch den Markt auf 😉 88/100
Dalmore 1995 – Cadenhead
Der vermeintliche Höhepunkt dieser Session. Single Cask Dalmore, selten. Unabhängige Dalmore, selten. 29 Jahre alte Dalmore, selten. Dalmore aus Bourbon Reifung, selten. Ich glaube hier kommt viel zusammen, hoffen wir es ergibt ein Bild. Abgefüllt wurde er von Cadenhead in ihrer Shop-Bottling Reihe für den Shop in Odense. 162 Flaschen mit 51,1% waren im Barrel. Link zur Whiskybase
Nase: Pfirsich, grüne Trauben, Mango. Alles sowohl reif als auch unreif. Dazu ein wenig Vanille und eine schöne, leichte Süße. Etwas Eichenwürze.
Mund: Eine leichte Süße. Dann kommt eine schöne Zitronenwürze kommt hinterher. Eine cremige Textur. Limetten und Honig.
Abgang: Wärmend. Ein leicht gesüßter Milchkaffee. Bitterstoffe aus Fruchtschalen. Auch wieder Honig. Da kommt noch eine würzige Note nach. Vielleicht ein wenig Tabak?
Fazit: Ein sehr schönes Bottling, von dem ich mir vielleicht dennoch ein wenig zu viel erhofft habe. Vielleicht war es dann doch ein „selten“ zu viel. 87/100
Der heimliche Sieger…
… ist wahrscheinlich der Balblair. Zumindest unter Preis-/Leistungsaspekten. Ein grundsolides, modernes Sherrybottling. Der Dornoch hat es mir aber auch angetan. Alleine schon mit der Vorfreude was da noch alles kommen wird, wenn gerade mal fünf Jahre so einen Whisky hervorbringen. Sensationell.
Mehr zu: Balblair, Blair Athol, Dalmore, Dornoch, Glen Ord
Bilder: Titel: „Loch Muick in Winter“ by Kenny Muir, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Von whic.de kostenlos zur Verfügung gestellt (Glen Ord), eigene Flaschen und privat getauscht
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