Visiting Kentucky

Der Bundesstaat Kentucky ist eine der Hochburgen des amerikanischen Whiskeys, die Geschichte des Bourbons nimmt hier ihren Anfang. Bourbon zeichnet aus, dass er zu mindestens aus 51% aus Mais hergestellt wird, oft ist der Anteil höher, die restlichen Anteile werden mit anderen Getreidesorten aufgefüllt, meist Gerste und Roggen. Seine Reifezeit – wenigstens zwei Jahre – muss Bourbon in zuvor unbefüllten Fässern aus amerikanischer Eiche verbringen. Im Vorfeld werden die Fässer innen ausgekohlt, erst dann ist das Holz fähig, den Whiskey additiv (Aromen werden hinzugefügt) und subtraktiv (Scharfe Bestandteile werden herausgefiltert) reifen zu lassen.

Eine Flasche Wild Turkey 101

Wild Turkey 101 Kentucky Straight Bourbon

American Oak Barrels / 50,5%Vol. / Link zur Whiskybase

Ein klassischer Bourbon aus 75% Mais, dazu 13% Roggen und 12% Gerste. 101 amerikanische Proof bedeuten umgerechnet 50,5 Volumenprozente Alkohol (Faktor 0,5).

Nose: Geschmeidige Bienenwaben verbreiten einen betörend weichen Duft. Heu und Eichenholz sorgen – unterstützt von Aprikosen – für eine gewisse Tiefe.

Taste: Mais und Klebstoff kommen durch, aber man merkt, dass der Kollege schon ein bisschen Reife besitzt. Der Roggenanteil steuert Würze bei.

Finish: Nussiges Eichenholz und grasige Elemente begehen gemeinsam den Abschied. Industriehonig hinterlässt seine typische Süße, während der Roggen nochmal auflebt.

Fazit: Verhältnismäßig rund mit Ansätzen von Finesse – tatsächlich eine kostengünstige Empfehlung für Anfänger und Quereinsteiger.

Eine Flasche Maker's Mark mit dem charakteristischen Wachsverschluss.

Maker’s Mark Red Wax

American Oak Barrels / 45%Vol. / Link zur Whiskybase

Die Maker’s Mark Distillery hat eine etwas untypische Bourbonrezeptur für ihr Flaggschiff. Statt des Roggens wird Weizen (16% des Gesamtanteils) verwendet, wodurch der Whisky (ebenfalls untypisch ohne „e“) milder schmeckt.

Nose: Eingangs noch sprittig, empfangen einen recht bald volle Aromen nach Nussschokolade und dunkler Bienenwaben. Dumpfe Hefe- und Kräuternoten umspielen die Nase, hat was von Stangensellerie und Tee.

Taste: Prickelnd und kräuterig, könnte auch Medizin sein. Der Alkohol ist überhaupt nicht gut eingebunden. Mais und Weizen zu gleichen Teilen.

Finish: Bläst die Atemwege frei. Eichenholz und Klebstoff machen keine gute Figur. Honig, Gras und Mandeln gefallen mir da besser.

Fazit: Mal was neues, aber nichts, was ich freiwillig nochmal trinken möchte. Ein paar vielversprechende Ansätze werden mit grausigen Zäsuren zunichte gemacht.

Eine Flasche Buffalo Trace - der Standard Bourbon der gleichnamigen Brennerei

Buffalo Trace Kentucky Straight Bourbon

Charred American Oak Barrels / 40%Vol. / Link zur Whiskybase

Die Buffalo Trace Distillery vereint viele bekannte Marken unter ihrem Dach, unter anderem auch Sazerac, Stagg und Blanton’s. Hier die Standardversion von Buffalo Trace. Hergestellt aus Mais, Roggen und Gerste, beträgt die Reifezeit zwischen acht und zwölf Jahre.

Nose: Gleich vorneweg Kokos. Frisch geschnittene Apfelstückchen in Vanillesauce lassen den Bourbon blumig wirken. Geröstetes Eichenholz und flüssiger Honig belohnen die Geduldigen.

Taste: Beim Trinken lässt sich nicht verbergen, dass dieser Whiskey wohl kaum signifikant älter als zwei Jahre ist. Mais, Eichenholz und sprittige Schärfe dominieren. Vanille und Apfel nehmen die Herausforderung an.

Finish: Vanille und Eichenholz glätten hintenraus die Wogen, leiten einen besänftigenden Nachklang ein. Und im Prinzip auch wieder aus. Denn abgesehen von etwas Maiskleber gibt der Tropfen nicht viel Preis.

Fazit: Ein simpler Vertreter mit einigen, vereinzelten guten Momenten. Als Einstieg brauchbar, wird er die Aufmerksamkeit eines Neugierigen nicht lange auf sich ziehen.

Eine Flasche Sazerac Straight Rye

Sazerac Straight Rye

American Oak Barrels / 45%Vol. / Link zur Whiskybase

Ebenfalls in der Buffalo Trace Distillery hergestellt. Im Gegensatz zu Straight Bourbon ist bei Straight Rye Roggen die Hauptzutat, nicht Mais. Dadurch wird das Endprodukt würziger und trockener.

Nose: Medizin, aber süßer und weniger aggressiv als beim Maker’s. Wachs und Honig finden sich reichlich, auch ein wenig Eichenholzstaub. Aromatischer Apfel und Birne können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rye noch jung ist.

Taste: Würzig, wie es sich für einen Rye gehört. Melasse und ein Tupfer Klebstoff sorgen für eine dichte, zähe Atmosphäre.

Finish: Cerealien in Melasse getaucht, dann wird es leider wieder zu medizinisch für meinen Geschmack. Die Würze des Roggen bleibt aber erhalten.

Fazit: Dem Auftritt nach kein Überflieger-Rye, eher einer, den man bald wieder vergisst bzw. vergessen möchte.

Eine Flasche Four Roses Single Barrel

Four Roses Single Barrel

White Oak Barrel / 50%Vol. / Link zur Whiskybase

Bourbon gibt es auch aus dem Einzelfass, ein Trend, für den Blanton’s mitverantwortlich ist. Die in Kentucky gelegene Four Roses Distillery hat ebenfalls Einzelfassabfüllungen im Portfolio, typischerweise durften die dafür ausgewählten Fässer für sieben bis neun Jahre lagern. Es handelt sich um einen Straight Bourbon, laut Mash Bill ist neben 60% Mais aber auch 35% Roggen und 5% Gerste enthalten.

Nose: Einerseits schön wachsig und staubig, andererseits leicht künstlich und diese Note mag auch nicht wirklich verschwinden. Nüsse und Honig schaffen es nicht ganz, eine einladendere Stimmung zu verbreiten.

Taste: Wieder einmal sind mir die bourbontypische Maisaromen zu intensiv. Sie lassen wenig Raum für anderes. Zudem schiebt der Alkohol etwas zu sehr an.

Finish: Eher trocken, von der amerikanischen Eiche ist einiges an Tanninen und Gewürzen hängengeblieben. Auch hier machen Alkohol und Mais wenig Spaß. Wachs, Staub und künstliche Töne schließen den Kreis zur Nase.

Fazit: Ziemlich enttäuschend für eine Einzelfassabfüllung in dieser hohen Trinkstärke. Zu flach und off, andere können das besser.

Obwohl meine Urteile überwiegend kritisch ausgefallen sind, so kann ich mir durchaus vorstellen, öfter mal einen Rye oder Bourbon zu probieren, dann aber nicht mehr aus dem basic Qualitätssegment. Immerhin kann ich auch schottischen Einstiegsabfüllungen selten was abgewinnen.

Samples privat gekauft | Bilder eigenangefertigt bzw. mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase