Stranger Laddie
Es ist ja von Bruichladdich mit den drei bekannteren Stilen schon einiges geboten. Über einen gewissen Zeitraum hat man aber noch mit weiteren Varianten experimentiert. Und auch heute gibt es noch ein paar ungewöhnliche Dinge zu entdecken. Tropenhut auf und Lupe in die Hand. Lets go.
Lochindaal 2009 – Best Whisky Market
Wir beginnen mit einem Lochindaal. Getorft zwischen Port Charlotte und Octomore bei 50ppm und als Brennstil nicht wirklich lange verwendet. Abgefüllt wurde er nach 11 Jahren aus einem Bourbon Barrel von Bestwhiskymarket in Polen. 167 Flaschen mit 62,4% gibt es. Link zur Whiskybase
Nase: Torf, Seetang, Birnen, Birnenkonfekt und verkohltes Holz. Das ist quasi solide Peatkost, mit einem Einschlag in Richtung Meer und Jugend.
Mund: Süß-saure Früchte in einem Brotteig. Vor allem Pfirsich und Birne. Dann kommt ein großer Schwung Salz und dann überwiegt deutliche die Süße. Torf oder Rauch sucht man langsam vergeblich.
Abgang: Hier wird’s eher umspannend, Birnenspalten, Apfelstrudel ohne Rosinen mit Salzlake bestrichen. Sehr komisch und unstimmig für mich.
Fazit: Nase und Mund waren noch wirklich gut oder ok. Der Abgang den brauch ich dann eher nicht. In Summe ergibt das etwas was man schon trinken kann, nicht ausflippen wird und bei 140€ für 11 Jahre eher mit einem Störgefühl endet. 84/100
Rhinns 2011 – Malts of Scotland
Malts of Scotland und in Person Thomas Ewers schafft es ja schon immer wieder besondere Dinge an Land zu ziehen. So zum Beispiel diesen Rhinns, der wohl seltenste Brennstil von Bruichladdlich. 10 Jahre war dieser im Bourbon Hogshead und kam dann 2022 auf den Markt. Die 260 Flaschen haben 58,5%. Link zur Whiskybase
Nase: Trockener Rauch und Seegras sind erst verhalten und dann immer mehr zu erkennen. Dazu eine leicht käsige Note, die ich erst gar nicht zuordnen konnte. Ziemlich viel Kuhstall dazu, andere sagen Schafstall. Nun… sagen wir es ist intensiv.
Mund: Ganz kurz eine frische, fruchtige und prickelnde Note. Diese wird durch schärfere Gewürze ersetzt, die dann wiederum durch Rauch und lodernde Glut ersetzt werden. Wenn man ihn lang genug kaut kommt der Käse wieder, zusammen mit Früchten. Eine schöne Kombination.
Abgang: Jede Menge Rauch und intensiver Torf kündigen an: Das bleibt eine Weile. Dazu eine schöne Süße und wieder dieser Käse. Ein wenig Vanille ist auch noch dazwischen.
Fazit: Das ist schon speziell aber macht mir durchaus Freude. Die Nähe zum Octomore ist teilweise sehr stark gegeben. Ein Dram zum Ärgern von unbedarften Trinkern. 87/100
Rhinns 2011 – The Whisky Cellar
Nur ganz klein steht es auf dem Label der Abfüllung von The Whisky Cellar: Rhinns. Außerdem steht drauf: 10 Jahre, 58,9% und 325 Flaschen. Gereift wurde in einem Jurançon Vin Doux Naturel. Also gespritteter Süßwein aus den Pyrenäen. Link zur Whiskybase
Nase: Schöne Weinnote mit einem mehr als deutlichen Raucheinschlag. Auch ein paar erdigen Töne sind dabei. Wie wenn man vor frisch gepflanzten Tomaten steht. Immer wieder kommen auch grüne und gelbe Früchte durch. Nur um dann von Kohlenstaub und Asche verdrängt zu werden. Da ist auch etwas Gummi und Kuhstall. Port Charlotte und Octomore, ich hör euch trapsen!
Mund: Torf, Asche und eine schöne vegetale und florale Seite. Nach ein paar Runde im Mund wird es deutlich aschig.
Abgang: Auch hier die Asche am Start. Dann kommen prickelnde rote und schwarze Beeren. Dazu ein fruchtiger Schnaps, mit einem ganz leichten Nusseinschlag. Würzig mit etwas Metall zwischendrin geht es dann zu Ende. Angebrannter Zimt auf einem metallenen Tablet.
Fazit: Ein Knaller. Ich bin hin und weg. Extrem fordernd aber dabei macht er so richtig Spaß. Gibt immer Gas, da gibts keine Ruhe. Weinfass und Destillat geben sich die Klinke in die Hand und verstärken sich immer wieder. Wild ride! 90/100
Bruichladdich 2002 – Malts of Scotland
Dieser Laddie hat es quasi beim Schreiben des Reviews in diesen Beitrag geschafft. Nicht nur wegen der CD „Up in the Dram Room“ von Robin Laing die man dazu haben konnte und dem Untertitel „Robin’s Corona Inspiration“. Sondern auch wegen dem Gesamtbild, dass er abgibt. Aber dazu gleich. Die Fakten: 246 Flaschen, 18 oder 19 Jahre alt, gereift im Douro Wine Cask (Portugal) und 58,1%. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille, Leder, Gummi, Metall, Schwefel, süßer Rauch und rote Beeren. Moment mal, ist das vielleicht doch ein Port Charlotte?
Mund: Nein doch nicht. Im Mund wird es erstmal milder und die roten Beeren wurden zu einem schönen Kompott verarbeitet. Als kleine Twist wurde Ingwer und etwas Pfeffer beigegeben. Die Süße ist wirklich heftig und ich lasse ihn etwas kreisen um Mund. Dadurch kommt der Schwefel zurück.
Abgang: Die Intensität geht ein Stück zurück. Rote Beeren und auch das Kompott auf einem Metalllöffel. Dazu ein milder Espresso. Leichte Tabaknoten und etwas Leder. Die Länge ist beeindruckend.
Fazit: Irgendwo im Zwischenraum. Ist das nun ein absoluter Glücksgriff oder irgendwo komplett daneben? Für einen Laddie, also ohne Rauch und getorftes Malz, biegt er manchmal einfach falsch ab. Auf der anderen Seite erinnern mich die roten Früchte manchmal an die 10er Bruichladdich aus den 60/70ern. Der Schwefel stört mich nicht direkt, passt aber auch nicht ins Gesamtbild. Selten habe ich mich so schwer getan die eine Zahl festzulegen. Ich mach es trotzdem und empfehle mehr denn je selbst zu probieren! 86/100
ROCK’NDAAL 01.1
Eines der beiden offiziellen Feis Ile Bottlings von Bruichladdich für 2022. Ähnlich wie der Ternary zuvor eine Mixtur aus allen drei Brennstilen, Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore (2:2:1). Gereift in Bourbon Casks und abgefüllt mit 50% in 2500 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Kohle und Asche steigen als erstes auf. Dann Rauch und gelbe Früchte. Der Rauch wird trocken und kriegt einige Kräuter dazu. Etwas metallisches und auch Jod noch.
Mund: Eine gewisse würzige Schärfe trifft als erstes die Zunge. Pfeffer und Chili. Dazu Torf, vergorene Früchte und eine knackige Säure.
Abgang: Nach dem Schlucken ist er aus der Balance. Viel zu viel Wärme und die Schärfe verbindet sich mit Trockenheit und Salz. Eine weinige Süße kommt noch hinterher. Mit Wasser ist im Abgang auch noch eine sehr schöne Mineralität. Das ist fast das Highlight an dieser Stelle.
Fazit: Schwer zu beschreiben aber da ist eine leichte Schieflage im Dram. Wenig Balance. Vielleicht ist das aber auch Sinn der Sache. Ich hätte mir ein wenig mehr Fass gewünscht, gefühlt können die Bourbon Casks nur wenig mitreden. Ich hab gelesen ein Teil wurde dann doch in Sauterne nachgelagert. Vielleicht ist auch Teil der Problems. Ganz so schlimm wie manche anderen in der Base find ich ihn aber wirklich nicht. 83/100
ROCK’NDAAL 1.2
Der Duettpartner bei den Feis Ile Bottlings ist wieder eine Mixtur aus Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore. Diesmal weniger Laddie und mehr Peat. Die Reifung erfolgte in Oloroso und PX Sherry sowie Grenache Wine Casks. Jahrgänge wurden auf 05-07 benannt. Steht natürlich nicht auf der Flasche sondern wurde beim Event erwähnt. Abgefüllt wurde mit 50% und in 2500 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Leder und viel Rauch, darin eingebunden rote Beeren. Datteln und Feigen. Etwas Gummi und dann auch Torf. Mit Wasser kommt viel Erde und auch morsches Holz dazu. Das ist tatsächlich ein Layer der nochmal was bringt.
Mund: Etwas Torf, aber doch zurückhaltend. Honig über roten und dunklen Früchten. Nüsse und Gummi. Hier bringt das Wasser vor allem Säure. Das nimmt die Balance ein wenig.
Abgang: Viele Bitterstoffe, etwas Wein – eher Rosé als Rotwein – und noch immer leichter zurückhaltender Rauch. Mit Wasser wird er sehr viel trockener und der erdige Charakter ist auch da.
Fazit: Deutlich zugänglicher für mich als die 01.1 Variante. Ein schönes Experiment, aber ich müsste wahrscheinlich die ganze Flasche nach und nach durch analysieren, um die selbe Begeisterung wie Adam Hannett für diese Abfüllung zu kriegen. Wasser ist tatsächlich hilfreich, allerdings nicht beim Taste. Schwierig auf hohem Niveau. 86/100
Rhinns and Repeat
Nicht jede Forschungsreise ist von Erfolg gekrönt. Diese hier hat ein echtes Highlight. Ich habe den Brennstil Rhinns kennengelernt und was ich sah ist mehr als spannend. Da möchte in Zukunft mehr davon. Die Kombination aus lecker, selten und besonders macht einen eigenen Reiz aus!
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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
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