Ein See in der Speyside

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 2)

Es ist immer noch Sommer da draußen, also gehe ich ziemlich schnell eine weitere Runde an meinen See in der Speyside. Heute mit zwei Neulingen im Review und auch ein paar Lieblinge. Ich freu mich!

Glen Keith 1994 – Asta Morris

Eine Flasche Glen Keith 1994 von Asta Morris

Die Abfüllung des belgischen Bottlers Asta Morris sind mittlerweile sehr beliebt. Man hat bei der Fassauswahl einige Dinge richtig gemacht, in der Vergangenheit. Dieser Glein Keith ist eine dieser Berühmtheiten. Ein kleines Einhorn, da nur wenige Flaschen (42, geteiltes Fass) und mit guten Reviews versehen. Abgefüllt wurde nach 24 Jahren aus einem Refill Bourbon Cask für den Händler Passion for Whisky Link zur Whiskybase

Nase: Eine wunderschöne Kombination von reifen Früchten. Aprikose und Banane vor allem. Dazu Biskuitboden, Kräuter und Kaffeemehl. Dazwischen auch noch ein paar erdige Töne. Eingetaucht wird das Ganze in jede Menge Honig.

Mund: Würzig nimmt er erstmal die Zunge gefangen. Salzig mit cremiger Textur geht es weiter. Bis dann irgendwann die Früchte wieder raus kommen. Bananen, auch Bananenchips, Papaya und Zitrusfrüchte. Dazu ein ordentlicher Schwung Honig.

Abgang: Mal würzig, mal wärmend. Dann wieder fruchtig und leicht süß. Auch leicht bitter. Dann auch noch trocken. Banane, Minze, Milchkaffee, etwas Gras. Er bleibt ganz wunderbar lang. Ein paar Tropfen Wasser machen ihn im Abgang gefährlich rund.

Fazit: Das Bottling ist einfach ein Traum. Superfruchtig, dabei immer noch mit guter Komplexität. Das Fass hat nicht dominiert, trotz der 24 Jahre. Und absolut kein Leisetreter. Klasse. 90/100

Tormore 1995 – Samaroli

Eine Flasche Tormore 1995 von Samaroli

Ich hab ja die fixe Idee, dass 1995 für Tormore ein Traumjahr war. Das begründe ich auch nur sehr wenige, dafür aber sehr leckere Vertreter. Wenn man dann die Chance bekommt ausgerechnet ein Samaroli Bottling davon zu kriegen. Nun da denkt man nicht lange nach. Mit 45% nach 20 Jahren aus einem Single Cask abgefüllt kamen 2015 420 Flaschen davon auf den Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Kandierte Früchte und auch Dosenfrüchte. Pfirsich, Mandarine, weiße Kirschen. Dazu Honig, Vanille, Gras und eine entfernte Öllampe und ein Getreidefeld.

Mund: Eine leichte und ölige Textur bringt einen frischen Kräutersud mit Früchten und Leinsamenöl. Dazwischen ein ganz junger Hartkäse mit einem Gelee dazu.

Abgang: Malzig, fast schon brotig geht es den Rachen hinab. Eine deutliche Süße gibt ein paar Bitterstoffe frei. Die Früchte sind jetzt nur noch Schalenabrieb.

Fazit: Ein wunderbar balancierter Malt, der durch Frucht, Malz wie auch einige spezieller Aromen überzeugen kann. Geeignet als Every Day Dram wie auch zu Analysezwecken. Mag ich sehr 89/100

Tormore 1995 – Lady of the Glen

Eine Flasche Tormore 1995 von Lady of the Glen

Und weil es so schön ist geht es gleich weiter mit Tormore 1995. Diesmal abgefüllt von Lady of the Glen. Nach 19 Jahren in einem Bourbon Cask geht es mit 53,1% in 249 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Die Fassstärke ist direkt spürbar. Der Alkohol treibt die malzigen Aromen aus dem Glas tief in die Nase. Dazu kommt Vanillezucker, Zitronenabrieb und Grapefruit. Dazwischen wird es immer wieder mal brotig. Ein frisch angeschnittener Laib Sauerteigbrot. Ein Hauch Erdbeere?

Mund: Mit Salz und Zitrone geht es über die Schleimhäute. Dazu noch ein wenig Pfeffer und Ingwer. Dann wird es honigsüß und fruchtig. Die orangenen Nimm 2. Das Malz kommt nach ein paar Umdrehungen im Mund auch wieder raus. Dazu ein wenig Vanille und Lakritze.

Abgang: Der Abgang ist vor allem von Süße dominiert. Puderzucker und Honig. Dabei wird es trocken. Ein helles Gebäckstück mit ein paar Blumen und Orangenabrieb geben dann doch noch etwas Tiefe. Wasser hilft hier auch. Bringt deutlich mehr Zitrus und reduziert die Süße etwas. Dann wird er auch trockener.

Fazit: Auch sehr schön. Für mich aber doch einen Tick zu süß im Vergleich zum Samaroli. Damit verliert er den direkten Vergleich. 87/100

Aberlour A’bunadh Batch #67

Eine Flasche Aberlour A'bunadh aus dem Batch 67

Ein weiterer Vertreter der beliebten A’bunadh Reihe von Aberlour. Hohe Alkoholstärke (hier 59,8%) Oloroso Sherry Butts, das ist das Rezept. Und das ist mittlerweile seit 1998 sehr erfolgreich! Der heutige Vertreter stammt aus dem Jahr 2020 Link zur Whiskybase

Nase: Eine nussige Süße. Haselnusscreme und -geist trifft auf rote Früchte. Die Alkoholstärke ist in den Schleimhäuten deutlich spürbar. Dann Pflaumenmus Mut Zimt drauf. Immer wieder auch eine ausgelutschte Vanilleschote.

Mund: Kurz dominiert die Süße und dann bringt der Alkohol jede Menge Gewürze und die Zunge erfreut sich über eine Massage. Erst nach ein paar Runde im Mund kommen wieder Aromen zu Tage. Dann wird es honigsüß, trocken und mit viel Beeren. Die Oloroso-Süße, sowie ein paar herbe Gewürze sind auch präsent.

Abgang: Wieder ganz kurz extrem süß. Dann ist er genauso kurz verschwunden um dann trocken mit Leder und Tabak zurückzukommen. Dazu noch einige gemuste rote und schwarze Früchte. Die Bitterstoffe kleben lange an der Zunge.

Fazit: Absolut guter Vertreter seiner Zunft. Schön, dass die Fässer nicht zu dominant sind. Von meinem Gefühl her ist er vielleicht etwas jünger als andere A’bunadhs. Das ist eben der unterschiedliche Fassmix, je nach Batch. 86/100

Benromach 2009 – Friends of Benromach

Eine Flasche Benromach 2009 für die Friends of Benromach

Seit kurzem hat auch Benromach einen eigenen Fanclub. Für diesen gab es nun die erste Abfüllung. Der Import war ganz schön teuer, da nur in UK verfügbar. Dadurch fallen doppelt Steuern an, zusätzlich zu den andere “Brexitkosten”. Die Abfüllung ist 59,2% stark und aus einem 1st Fill Bourbon Barrel. Nach 12 Jahren ergaben sich 220 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Vanille (wenig), dazu Gewürze, Kräuter und leichter Rauch. Salzzitronen kommen hervor auch Erfrischungsstäbchen sind da. Sehr sauberer Destillatcharakter kommt dazu.

Mund: Trocken und gleichzeitig fruchtig. Ein Vanillegebäck. Leichte Schärfe und auch wieder Rauch. Leicht salzig mit ein wenig Zitrusfrüchten.

Abgang: Ein schöne Süße und einem erfrischendem Menthol. Dann kommen die Früchte wieder durch. Orangen und Mandarinen. Danach wird es ziemlich salzig, auch mit Karamell. Das passt ganz wunderbar zusammen.

Fazit: Der braucht viel Zeit. So wie man sie sich für gute Freunde auch nehmen sollte. Geiler Stoff! Jetzt müssen wir es nur noch schaffen einen einfacheren Weg an die Flaschen zu kommen für die Freunde am Festland zu finden. 89/100

Speyside Distillery 1997 – Morrison and MacKay

Eine Flasche Speyside Distillery 1997 von Morrison and MacKay

Endlich mal ein Whisky im Review aus der Destillerie die so heißt wie die Region: Speyside. Abgefüllt wurde er von Morrison and MacKay in der Càrn Mòr Reihe. Ganz konkret in der ultrapremium Variante in der schwarzen Holzkiste. 17 Jahre war im Sherry Hogshead und mit 56,8% ging es in 101 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Zuckersüße Bratäpfel direkt aus dem Ofen. Mit Zimt, Sirup und Honig. Das geht langsam in einen Kuchen über. Außerdem ist da noch Balsamico und etwas Sojasauce. Beides eher mild. Dann wird es trocken, fast sogar etwas rauchig. In Richtung frisch ausgeblasener Kerze und ein Papierstapel. Nach ein paar Minuten an der Luft geht es dann stärker in Richtung Sherry.

Mund: Würziger Sherry, dazu ein wenig Pflaumenwein. Es wird schön süß, dazwischen ein Kupferpfennig. Danach geht es in Richtung Tabak und alte Hölzer. Dabei ist alles sehr rund und harmonisch.

Abgang: In Sojasauce ausgekochte Beeren machen den Start. Dann wird es wieder würzig, ein wenig Ingwer kommt durch. Das Metall ist wieder da. Etwas Cola gibt dann den Start für das Finale. Dunkle Schokolade, Leder und Kaffee. Auch hier viel Tiefe aber gleichzeitig Zurückhaltung. Trocken wird es auch. Mit ein wenig Luft wird er ziemlich bitter. Das ist, wenn man das nicht mag, ein einziger kleiner negativer Punkt.

Fazit: Ich weiß gar nicht was man hier nicht mögen kann. Eine beeindruckende Sherryreifung. Gleichzeitig mild und rund sowie auch komplex und tief. Ob die Destillerie hier noch viel mitsprechen konnte weiß ich nicht. Dafür fehlt mir ein wenig die Erfahrung. Unabhängig davon ist das hier wirklich lecker. 90/100

Niveau ist keine Hautcreme

Aber dafür eine ziemlich große Anzahl ziemlich guter Whisky. Jeder Einzelne mit seiner Berechtigung und manche mit dem dringenden Bedarf sie noch öfter zu trinken. Auch deshalb vielen Dank lieber Axel, für die Möglichkeit den Speyside nochmal zu sezieren!

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Bilder: Eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen