Ein See in der Speyside

Immer mehr Speyside im Glas

Meistens schaffen es ja Islay-Reviews sich bei mir in der Anzahl durchzusetzen. Aktuell ist der Mix ein wenig diverser und das ist sicher auch mal nicht verkehrt. Heute gibt es wieder einen schönen Mix an Destillerien und Abfüllern.

BenRiach 2008 – Alambic Classique for fassstark.de

Eine Flasche BenRiach 2008 von Alabmic Classique für fassstark.de

Zum Start gibt es ein Duo BenRiach. Bei aus 2008 und unabhängig abgefüllt. Die erste Abfüllung stammt aus einem Bourbon Cask und wurde von Alambic Classique für fassstark.de abgefüllt. 261 Flaschen mit 57,1% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase

Nase: Trocken, leicht alkoholisch in Richtung Farbverdünner. Dann kommt noch Apfel und ein altes Brot um die Ecke. Schön langsam löst sich draus Zucker und Malz.

Mund: Genau damit geht es dann weiter. Brot und Malz. Dann kommt noch Zitrone. Er ist aber auch ziemlich neutral zuweilen. Immer wieder blitzen Sirupsüsse und Ingwerschärfe durch.

Abgang: Kirschwasser (fand Serge eher im Taste), Limetten, dunkle Brotrinde. Mit Wasser kommt Seife und mehr Brot, Es wird dann auch immer zitroniger.

Fazit: Sehr pur, zuweilen vielleicht etwas zu pur. Aber das ist zum Forschen gerade schon ziemlich spannend. Dennoch macht es mich nicht selig sowas mal zu probieren zu können. Aber ich bin dankbar dafür. 85/100

BenRiach 2008 – Malts of Scotland

Eine Flasche BenRiach 2008 für Malts of Scotland

Der zweite BenRiach 2008 ist quasi das Gegenteil. Reduziert auf Trinkstärke (47,5%) und gereift im Sherry Hogshead. Malts of Scotland brachte ihn in der Reihe „Innocent Dram“ mit einer Auflage von 303 Flaschen auf den Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Schwarzbeeren, zermatscht in einem dickflüssigen Sirup. Dazu kommen noch weitere Beeren und Hölzer. Leder ist auch mit am Start. Das geht nach einer kurzen Zeit wird eher zu Toffee oder Fudge.

Mund: Viele rote Früchte dominieren. Ab und zu auch ein paar Abstecher Richtung Brombeere oder Heidelbeere. Dabei ist alles am Start, von Säure über Süße bis hin zu den Bitterstoffen aus der Schale.

Abgang: Eine schöne, leichtgewichtige Trockenheit mit einer ausgewogenen beerigen Fruchtigkeit. Dazu nur ganz leichte Bitterstoffe. Hält nicht besonders lange an.

Fazit: Solider Trinkstoff. Nicht aufregend, aber lecker. Einer zum Locken und Teilen. Die Identifikation einer Destillerie dürfte hier blind schwer fallen. 84/100

Caperdonich 18-year-old peated

Eine Flasche Caperdonich 18-year-old peated

OMG Lost! Ok, so steil wie bei einem Port Ellen odgl. geht man bei einem Caperdonich vielleicht nicht, aber immerhin. Es ist eine geschlossene Destillerie. Spannend ist auch, dass vor ein paar Jahren plötzlich wieder Originalabfüllungen davon auftauchten. Pernod-Ricard hat also scheinbar noch Fässer. Noch spannender: Es gibt auch getorfte Variante. So eine haben wir hier. Exklusiv für den Travel Retail und mit 48% aus American Oak in eine unbekannte Flachenzahl gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Torf und Kuhstall, extrem rauchig, tief aus dem Wald. Dazu noch etwas Früchtetee. Das ist schon erstmal ungewöhnlich. Ein Speysider mit diesem Profil? Hätte ich nicht erraten.

Mund: Schön hell-fruchtig und torfig. Dazu wieder der intensive, dichte Rauch. Ich bin irgendwo zwischen begeistert und erstaunt.

Abgang: Leicht bitter, vor allem in Richtung Kaffee. Dazu Ananas und Zitrone. Der Rauch ist jetzt weniger, wird aber trotzdem nicht weniger präsent.

Fazit: Spannend. Diese intensiven Torfnoten hab ich nicht bei einem Caperdonich erwartet. Die Kombination mit den hellen Früchten war eine schöne Erfahrung. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob ich ihn wirklich oft trinken wollen würde. 87/100

Linkwood 1997 – Cadenhead

Eine Flasche Linkwood 1997 von Cadenhead

Eine meiner geliebten Small Batch „Black Label“ Abfüllungen von Cadenhead. Der Linkwood stammt aber tatsächlich aus EINEM Bourbon Hogshead, also ein sehr kleiner Batch quasi. 😉 270 Flaschen mit 53,2% kommen nach 19 Jahren dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Extrem frische, grüne und fruchtige Nase. Nach einiger Zeit wird es dann wunderschön süß. Mit Melone, Pfirsich und Malzsirup.

Mund: Würzig und fruchtig geht es weiter. Alles überzogen mit Honig und Sirup. Dazu ein Plunderstück mit Vanille.

Abgang: Ein stark wärmender Süßwein mit dezenter Kräuternote und vielen Früchten. Bitterstoffe drängen sich langsam ins Bild.

Fazit: Unglaublich balanciert und ausgewogen. Schöne Früchte und Süße. Wieder mal eine tolle Bourbonreifung. Bezogen auf Linkwood würde ich sagen noch mehr Kräuter wären noch ein schöner Counterpart. Jammern auf hohem Niveau. 88/100

Glenlossie 2006 – Signatory Vintage for Whiskyfacile

Eine Flasche Glenlossie 2006 von Signatory Vintage für Whiskyfacile

Erneut gehen wir mit Odysseus auf die Reise: Eine weitere Abfüllung für Whiskyfacile. 13 Jahre alt, wie natürlich alle Abfüllungen in der Reihe und mit dem Hinweis den Heimweg zu vergessen. Mal sehen wo uns die 59,5% aus dem Refill Bourbon führen. Link zur Whiskybase

Nase: Dumpfig steigt der Alkohol im ersten Moment auf. Dann kommen grüne Äpfel, Kaugummi, angebranntes Gebäck, Mühlensalz und -pfeffer. Heidekraut und hohe, trockene Wiesen im späten Sommer.

Mund: Schön würzig geht legt er sich um die Zunge. Mit viel Zitrus, Ingwer und Pfeffer. Gebäck ist auch wieder da. Leicht mit Kaffee und Kräuterlikör getränkt. Dann kommen wieder Äpfel und Kerngehäuse.

Abgang: Leichte Kaffeebitternoten und dunkle Schokolade. Dazu Vanilleingwerplunder auf einem Strohbett. Das Bett wird abgebrannt und dann mit Marillenschnaps abgelöscht.

Fazit: Hallo! Das ist mal geiler, trinkiger Bourbonkram. Da muss man schon wirklich aufpassen, dass man den Weg nach hause nicht vergisst! Nur in der Nase ist der hohe Alkoholgehalt wirklich spürbar. Gefährlich! 90/100 Nachtrag von Priscilla: In der Nachspeisenwhiskykategorie ist er nahe an der Perfektion.

Aultmore 1997 – Cadenhead

Eine Flasche Aultmore 1997 von Cadenhead

Ein 21 Jahre alter Aultmore aus dem Bourbon Hogshead. Abgefüllt von Cadenhead in der Authentic Collection. 2018 kam er mit 52,1% in 234 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Helle Früchte, angebrannter Zucker, Honig, Vanille und ein Hauch Lakritze. Das ist eine schöne Kombination aus Destillat und Bourbon Cask.

Mund: Cremige Textur, Gebäck mit Zuckerglasur, Honig, Milchkaffee, Salz, schöne Fruchtnoten. Diese sind teilweise auch überreif.

Abgang: Trockene und auch wachsige Fruchtnoten. Ein wenig Milchkaffee hier, ein wenig Malz dort. Das ist nicht zwingend spektakulär aber sicher mehr als solide.

Fazit: Schöne Bourbonfassreifung mit einiger Tiefe. Was will man da groß mehr haben? Da verzichte ich doch auf jedes Finish. 89/100

Der Sommer kann kommen

Die Bourbonfässer zeigen mir den Weg. Helle Früchte, Malz, Gebäck. Läuft. Mehr brauch ich nicht, wenn die Sonne scheint und die Wiesen blühen.

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Bilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Privat gekauft und eigene Flaschen