Kilchoman Distillery

Kilchoman 100% Islay (Teil 2)

So, dann vervollständige ich hiermit die Serie. Danke noch mal an die Kilchomaniacs, dass sie mir das vollständige Review der 100% Islay Serie ermöglicht haben! Falls noch nicht geschehen: unbedingt dort mal vorbei schauen!

Zur Erinnerung: Bei dieser Kilchoman Serie geht es darum, dass alle Rohstoffe von der Insel kommen. Insgesamt ist er bereits elf mal aufgelegt worden. Damit es etwas übersichtlicher und machbarer war hab ich die Drams aufgeteilt. Teil eins des Beitrages gibt es hier: Link.

Kilchoman 100% Islay Inaugral Release

Eine Flasche Kilchoman 100% Islay Inaugral Release

Nur drei Jahre alt, als gerade mal Whisky, ist die erste Abfüllung aus dem Jahr 2011. Wie immer mit 50% abgefüllt und 20ppm getorft. Weltweit sind 11400 Flaschen auf den Markt gekommen. Als Fässer wurden frische und refill Bourbon Barrels verwendet. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr torfig direkt nach dem Einschenken. Gerade für nur 20ppm schreit er mich fast schon an. Dazu viel “Grün” und Erde. Hintergründig kommt die zu erwartende Birne langsam durch. Dann wird es ingesamt fruchtig, mit etwas Vanille. Und die typische Süße eines New Make macht sich breit. Maischbottich-Porno. Torf und Rauch sind jetzt wie weggeblasen.

Mund: Die Zunge zwickt, Zitrusaromen, junger Torf und Salz machen den ersten Eindruck im Mund. Leicht seifig kommen dann weitere Früchte dazu. Vanille und Milchkaffee sind auch dabei.

Abgang: Und schwups ist erstmal weg. Es dauert einen Moment bis er langsam wieder auf die Zunge zurück kriecht. Dann sind da Bitterstoffe und Erde. Hängen auch noch ein paar Grasbüschel mit dran.  

Fazit: Bitterstoffe und Seife sind der einzige Grund warum ich ein paar Pünktchen purzeln lasse. Für einen Quasi-New-Make ist das schon erstaunlich lecker. Die Jugend muss er dabei gar nicht verstecken, wenn man weiß was man hier hat ist das vollkommen in Ordnung. 83/100

Kilchoman 100% Islay 2nd Edition

Eine Flasche Kilchoman 100% Islay 2nd Edition

Weiter geht es in 2012 mit frischen und refill Bourbon Barrels die 2008 und 2009 gefüllt wurden. Die Base sagt zwar es sind nur 1st Fill, aber ich vertraue da mal den “Profi-Fans”. 50%, 20ppm, und diesmal eine unbekannte Anzahl Flaschen. Auch hier haben wir offiziell wieder 3-jährigen Whisky, auch wenn vielleicht ein paar Fässer schon vier Jahr reifen durften. Jahren ausgehen, auch wenn  Link zur Whiskybase

Nase: Eher schräge Torfnoten, die dann langsam in Seetang und Rauch übergehen. Zwickt ganz schön in den Synapsen, der junge Alkohol lässt grüßen. Dann kann man Zitronen riechen. Von der Pflanze weg über reife Früchte und dann langsam mit Pelz. Dahinter liegt ein etwas grantiger Obstler.

Mund: Eine Mixtur aus Salz und Zitrone auf einem Metalllöffel. Dahinter kämpfen Vanille, Torf und Süße miteinander.

Abgang: Relativ bitter und würzig geht es dahin. Zitrone ist immer noch da, jetzt aber eher als Putzmittel. Das Malz hat eher den Ton von Bier, wenn man aufstoßen muss. 

Fazit: Puh. Das ist schon eher anstrengend. Spannend, hier ist die Balance, die den Inaugral noch zusammengehalten hat, nicht gelungen. 81/100

Kilchoman 100% Islay 4th Edition

Eine Flasche Kilchoman 100% Islay 4th Edition

Man nehme 40 1st Fill Bourbon Barrels mit vier und fünf Jahren und fülle diese 2014 in 12000 Flaschen. So das simple Rezept der 4ten Abfüllung der Reihe. Danke eines Druckfehlers auf der Schachtel steht er mit 5 Jahren zu Buche, was nach SWA Regeln nicht korrekt ist. Der Fehler hat es sogar in die Base geschafft. Link zur Whiskybase

Nase: Mittelintensive kommen Torf und Rauch über den Glasrand und bringen auf dem Fuß Zitrone und exotischere Früchte mit sich. Papayaessque. Darüber Seesalz und dann sind wir auch wieder zurück in Europa: Mehr Kuhstall als Plantage. In der Nase sticht es. Hier lügt die Jugend nicht.

Mund: Die Süd- und Zitrusfrüchte schaffen es auch in den Mund. Letztere allerdings nur noch in Nuancen. Pfeffer und Salz spielen eine größere Rolle, dazu dezent Vanille. Der Rauch kommt erst spät zurück und bringt eine etwas andere Süße mit.

Abgang: Pfeffer ist immer noch da. Jetzt kommt mir die Assoziation von einem Schinkenbrot. Das ist dann bald wieder weg. Es bleibt ein dünner Faden Rauch und eine gute Portion Frucht. Bitterstoffe spielen eine Rolle, wenn auch nicht in der vordersten Reihe.

Fazit: Etwas weniger als der dritte, aber dennoch: Das ist reifer als die Zahlen es vermuten lassen. In der Nase war es noch zu erkennen, im Abgang ist da kaum noch was. Die Fruchtigkeit ist auch wirklich schön, spielt aber zeitweise den Islaycharakter an die Wand. 85/100

Kilchoman 100% Islay 6th Edition

Eine Flasche Kilchoman 100% Islay 6th Edition

Zurück zu Kombination aus frischen und wiedergefüllten Bourbon Barrels. Laut Base waren das Buffalo Trace Fässer. Die Befüllung erfolgte 2010. So dürfte er in etwas sechs Jahre alt sein. 50% und 20ppm bleiben gleich. Die Flaschenzahl habe ich nicht gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Als erstes fällt mir auf, dass der Torf deutlich zurückhaltender ist als bei den vorherigen Abfüllungen. Dazu kommt eine ganz milde Birnennote, später Zitrusnote. Etwas Gurke, Gerste und Stroh. Zerriebene Steine und Muscheln. Insgesamt ist es alles recht leise.

Mund: Salz und Zitrus, wie schon bei vielen der anderen 100% Islay. Dazu eine etwas intensivere und fast schon zu bittere Torfnote. Wenn man es ein wenig kreisen lässt, dann sind es Tabak und Teeblätter die dominieren.  

Abgang: Die Bitterstoffe schaffen es dann auch in den Abgang. Dazu kommt etwas Holz und das dauert dann auch bis sich die Fruchtnoten da durchwühlen. Vor allem gelbe Früchte, aber auch Erdbeeren. Dezente Fruchtsüße und eine leichte Würze dazu.. 

Fazit: Etwas unspektakulär und leise. Dadurch sind die Bitterstoffe dominanter als man sie sich vielleicht wünscht. Ein Stück weit unterstreicht das dennoch Vielseitigkeit. 85/100

Kilchoman 100% Islay 8th Edition

Eine Flasche Kilchoman 100% Islay 8th Edition

In 2018 war es Zeit für ein Experiment. Zum ersten mal werden die Bourbon Barrels (23) mit Oloroso Sherry Butts (7) vermählt. Das ergibt 12000 Flaschen mit 6 Jahre altem 100% Islay. Das Ziel, so lese ich, ist mehr Tiefe.  Link zur Whiskybase

Nase: Ein würziger Rauch dringt als erstes aus dem Glas. Ganz langsam bringt er rote Früchte mit sich. Ein leichtes Stechen in der Nase kommt dabei auch mit. Der Torf ist eher zurückhaltend. Kuhstall würde ich eher sagen.

Mund: Salzige Süße verbindet sich mit vergorenen Beeren. Darüber ein Schwups Espresso. Schokolade mit Salzkaramellkern. Eine Grapefruit holt die Bitterstoffe in Richtung Früchte zurück und holt auch nochmal den Torf und Rauch hervor.

Abgang: Bitterstoffe und Salz geben den Ton an. Dazu ein wenig Honig und Zitrone. Ganz zum Schluß sind nochmal die Beeren am Start. Übergossen mit etwas Zartbitterkuvertüre.

Fazit: Die Sherryfässer nehmen mir ein wenig zu sehr den Spaß an 100% Islay weg. Das macht ihn etwas austauschbarer mit den Produkten anderer Destillen. Ansonsten ist der Ansatz schon verständlich und man merkt den Unterschied zu den Vorjahren natürlich deutlich. Ich bin hin- und hergerissen. 85/100

Line goes … sideways

Auch hier konnte ich erneut einige Veränderungen erleben. Das war aber eher seitwärts. Vielleicht hätte ich die Aufteilung nicht zufällig, sondern der Reihe nach machen sollen. Wie auch immer: Ich bin überzeugt die 100% Islay Reihe hat 100% Berechtigung als breit angelegte limited Edition im Programm von Kilchoman. Die Batches sind groß genug, so dass jeder sich nach Bedarf eindecken kann. Der Charakter ist klar und die Entwicklung ist erkennbar. Für Enthusiasten wie auch gelegentliche Freunde des Malt ist was dabei. Schön!
Und ich kann es nur wiederholen: Danke für die gute Arbeit an Kilchoman und auch noch mal an kilchomania.com 

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Bilder: Freundliche Überlassung der Kilchomanics. und eigene Anfertigung (Titel)
Samples: Privat gekauft u.a. bei den Kilchomaniacs.