Ardbeg & Feis Ile
Derzeit lässt Ardbeg ja mal wieder mit einer neuen Sonderabfüllung aufhorchen, da passt doch ein kleiner Rückblick auf ein paar frühere Hypes aus diesem Hause ganz gut. In Deutschland ist der Verkaufsstart für den ‚Fermutation‘ am 08.02.22 und schon im Vorfeld ist abzusehen, dass dieser von der Marketingmaschine als Experiment verkaufte Unfall ein voller Erfolg sein wird (für die, die ihn verkaufen). In der Regel beträgt die Fermentationsdauer bei schottischem Whisky je nach Brennerei zwischen zwei und vier Tagen; wartet man länger, so riskiert man, dass durch die Milchsäuregärung der pH-Wert der Wash zu tief sinkt und diese zu sauer für eine weitere Verwendung ist. Eigentlich. Der Fermutation mit seiner dreiwöchigen Gärzeit kann uns vielleicht eines Besseren belehren. Zum aufgerufenen Preis möchte ich das allerdings nicht selbst herausfinden, daher werde ich mich im Folgenden mit Feis Ile-Editionen der letzten Jahre begnügen.
Ardbeg Auriverdes
Amerikanische Eichenfässer 2002 bis 2014 / 49,9%Vol. / Link zur Whiskybase
Mit stolzen 66.600 Flaschen hat man in 2014 den Gastgeber der Fußball-WM, Brasilien, gefeiert. Der Name (auri = gold, verde = grün) verweist auf die Farben der Staatsflagge, aber auch auf die goldene Flüssigkeit in der grünen Flasche. Immerhin 12 Jahre durfte der Whisky reifen, in Refill Fässern, bei denen die Innenseiten der Fassenden ein Extra-Toasting erhalten hatten.
Nose: Etwas weniger Rauch als bei den Standards, die Asche ist zwar nachhaltig, aber lässt Raum für anderes. Süßen Honig zum Beispiel, mit wachsigen Elementen. Orangenfilets, Apfel- und Bananenstückchen werden mit Zimt, Salz und Kakaopulver bestäubt. Ab und zu findet sich ein Hauch von Eichenholz ein. (87)
Taste: Lagerfeuerasche durchdringt den Malt, süßliche Gewürze mit großen Spritzern Salzlake sind auch darin enthalten. Vom verkohlten Eichenholz gehen angenehme Pfefferakzente und erdiger Mokka aus. Rudimente von Grapefruit. (86)
Finish: Reichlich Lagerfeuerasche mit einigen Zündhölzern, alles glüht und ist warm. Ganz schön salzig ist er. Gerstenmalz mit erdigen und schokoladigen Ausprägungen – die Tannine sind genau richtig dosiert. Abgesehen von einem kleinen Rest Apfel ist kaum Süße oder Frucht zu entdecken. (85)
Fazit: Solide, manchmal auch mit sehr schönen Momenten und sogar Tiefe. Anhand von Abfüllungen mit einem gewissen Alter kann man immer wieder beobachten, dass der Spirit von Ardbeg in der Tat gute Anlagen besitzt.
Ardbeg Dark Cove
Dark Sherry & Bourbon Casks bis 11.02.2016 / 46,5%Vol. / Link zur Whiskybase
Es bleibt offen, was genau Ardbeg unter einem Dark Sherry Fass versteht, aber bereits in 2016 haben sich dunkle Sachen gut verkaufen lassen. Auch eine Altersangabe bleibt Ardbeg uns schuldig. Im Glas sieht er allerdings nicht sonderlich dunkel aus.
Nose: Auch hier, für Ardbeg-Verhältnisse kaum Rauch, nur leichte, speckige Asche. Dafür kommt vom Sherry einiges, viele rote Beeren und Süße von Bienenwaben. Darüber schweben Zitrustöne und Salz sowie Zimt und Gips. Angenehm, aber nichts aufregendes. (85)
Taste: Würzig und erdig, verkohltes Eichenholz und Lagerfeuerasche geben den Ton an. Salz natürlich auch, mit einer Prise Iod. Doch auch der Sherry fordert seinen Platz ein, süß und honigartig mit Akzenten von Zitrus. (85)
Finish: Zündhölzer, flaches Eichenholz und ein Haufen Asche ergeben keine leckere Kombi. Wirkt erdig, Gewürze tanzen auf der Zunge. Vom Sherry ist nur ein cremiger Schatten übrig. (82)
Fazit: Beim Uigeadail bekommt man mehr vom Sherry. Der Dark Cove ist wahrlich keine Rauchbombe und ein gewisses Alter scheint er schon zu haben. Irgendwie bleibt er aber blass und wenig einprägsam.
Ardbeg Kelpie
Bourbon & Virgin Russian Oak Casks bis 30.01.2017 / 46,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Die für diesen Whisky verwendeten Fässer wurden aus Eichen hergestellt, welche in der nordkaukasischen Republik Adygea am Schwarzen Meer wuchsen. 60.000 Flaschen konnte man abfüllen.
Nose: Rauch und Süße sind hier leicht und fast blumig, nicht so mächtig, wie man es von den Standards kennt. Karamell und Speck funken kurz dazwischen, im Anschluss übernehmen wohlige Aromen nach würziger Salzlake, kandierter Ananas, säuerlichen Zitrusfrüchten und Banane. Im Hintergrund lauert die verkohlte Eiche auf ihren Einsatz, begleitet von Nelke, Pflaster und Leinöl. Nach einigen Minuten legt sich Wachs dünn drumrum. (87)
Taste: Rußige Holzkohle staubt durch die Mundhöhle. In der Ferne bemühen sich dumpfe Vanille und kandierte gelbe Früchte um Aufmerksamkeit, aber es ist kein Vorbeikommen an den erdigen, würzigen Aromen von Fassholz und Rauch. Das Salz hat aber wieder einen schönen, öligen Auftritt. (84)
Finish: Etwas Süße mischt sich der Holzkohle bei. Ein bitteres Gefühl taucht auf, wie bei einem Chicorée-Salat. Speckige Asche und Salz sorgen für gute Momente, das Schießpulver eher nicht. (83)
Fazit: Insgesamt nicht so überzeugend, wie die höherprozentige Version. Die Nase verspricht wieder einmal mehr, als dann noch kommt. Es gibt auch einige Parallelen bei den Aromen, allerdings empfinde ich den Einfluss der russischen Eiche hier im Vergleich bei weitem nicht so stark, sodass sich vermuten lässt, dass nicht einfach „nur“ mit Wasser herunterverdünnt worden ist.
Ardbeg Grooves
Bourbon, Finished in Red Wine Casks bis 23.01.2018 / 46,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein Ardbeg mit Rotwein Finish – bin gespannt, wie das zusammenpasst. Eine Altersangabe findet sich auch hier nicht.
Nose: Typisch Ardbeg mit Vanille, Eiche und moderater Asche, sogar etwas Zitrone. Ölige Salzlake kommt hinzu, auch Zimt und Puderzucker. Vom Wein merkt man einige rote Beeren, das aber auch nur in den ersten Minuten. (83)
Taste: Leicht süß, zitrusartig und cremig mit Vanille und Karamell. Konterpunkte bilden verkohltes Holz, ordentlich Asche und Iod. Sehr salzig mit einigen Gewürzen ist er auch, mehr aber nicht. (83)
Finish: Wieder viel Asche und Salz. Ölig und erdig zieht er hinab, Kakao und Zimt im Schlepptau. Das Eichenholz scheint einen eigenen Weg gehen zu wollen, es harmoniert nicht so mit dem Rest. (83)
Fazit: Das Eichenholz erinnert stellenweise an den Kelpie, hat kaukasische Akzente. Die Einflüsse des Rotweins gehen unter, sie sind kaum erwähnenswert. Hebt sich geschmacklich nur leicht von den Standards ab, qualitativ kann man getrost einen Bogen um den Grooves machen.
Ardbeg Scorch
Bourbon Casks bis 16.02.2021 / 46,0%Vol. / Link zur Whiskybase
‚Game of Thrones‘ hat gezeigt, dass sich mit Drachen gutes Geld machen lässt. Höchste Zeit also für Whisky aus Fässern, die ein Drache verkohlt hat. Zumindest hat man mit „Dragon Charred“ wieder einen schönen Marketingbegriff gefunden.
Nose: Die Kombi aus stark ausgebrannter Fasswand und Rauch hat ein bemerkenswertes Momentum. Sehr vielseitig mit Asche, Ruß, Räucherschinken, Öl, Salz, Rost, Muskat usw… hinter dieser Wand verstecken sich süßliche Vanille, Schokoladenkuchen mit Marmelade, außerdem Apfel und Zitrus. (86)
Taste: Auch hier ist das verkohlte Holz sehr präsent, würzig und erdig breitet es sich aus. Zusammen mit harzigen Kiefernnadeln und Kräutern, einigen ätherischen Noten und reichlich ölig-speckige Asche war’s das aber auch schon. Wirkt verhältnismäßig dünn, hat immerhin schöne Salznoten. (84)
Finish: Wie zu erwarten findet man auch hier ordentlich Holzkohle und Asche, diesmal geht’s auch in Richtung Schießpulver. Erdig und salzig-süß zieht er von dannen. (84)
Fazit: Mit der Nase kann man sich länger beschäftigen, die ist immer für eine Überraschung gut. Im weiteren Verlauf wird’s aber etwas simpler und weniger eindrucksvoll. Der Alkohol ist nicht immer ideal eingebunden.
Respekt Ardbeg, da hatte ich mehr Ausreißer nach unten erwartet. Aber das gewisse Etwas habe ich auch vergeblich gesucht. Dass der einzige Malt mit Altersangabe am besten abgeschnitten hat, war zu erwarten, aber keiner dieser Whiskys würde bei Preisen jenseits der 60€ bei mir einen Kaufreiz auslösen. Samples reichen, mehr möchte ich den Fans von Ardbeg nicht wegtrinken.
Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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