Whisky Island (Teil 2)

Schneller als gedacht wird es wieder Zeit für Inselhopping. Es haben sich einige Ledaig angesammelt und auch sonst hatte ich da noch ein paar schöne Insulaner in meinem Samplevorrat. Und wer weiß, vielleicht finde ich ja den Schatz von Big Whoop darunter.

Ledaig 1995 – Duckhammer Rare & Fine Spirits for Wu Dram Clan

Eine Flasche Ledaig 1995 von DRFS für den Wu Dram Clan

Der Nachfolger der Kraken-Abfüllung aus 2020. Die reife Krake quasi. Bei dem Abfüller komme ich nicht ganz mit, denn auf dem Label steht sehr wohl auch Whisky Kingdom (wie beim ersten Wu Dram Ledaig). Aber ich muss auch nicht alles verstehen. Auf jeden Fall war er 25 Jahre im Bourbon Hogshead um dann mit 50,6% in 231 abgefüllt zu werden. Link zur Whiskybase

Nase: Helle Früchte mit einer angetrockneten Salzkruste stehen in einer morschen Holzkiste am Strand. Die Zitronen scheinen am stärksten durch die maritimen Noten. Mango und Banane kommen hinterher. Das Ganze ist durchzieht ganz wenig Torf und Rauch. Ein Hauch.

Mund: Es bleibt schön fruchtig und maritim. Dazu kommt noch eine ganz leichte Schärfe in Richtung Ingwer/Chili/Lemongras-Marinade. Passt gut zu Meeresfrüchten. Ein wenig Baumharz und Rauch dazwischen.

Abgang: Lange keinen so brotigen Whisky mehr gehabt. Der Abgang hat einiges an Schwarzbrot. Dazu prickelnde Fruchtigkeit. Bitterstoffe von der Brotrinde. Salzige Maritime Noten bleiben ewig auf der Zunge. Zusammen mit einem Ingwer-Zitronen-Malzbonbon. Rauch oder Torf ist jetzt gar nicht mehr vorhanden. Dafür bleibt die Salzkruste mit Zitrone auf der Zunge für immer.

Fazit: Ganz lecker sagt meine Frau, ganz lecker sag auch ich. Alleine es stellt sich die Frage: Wo ist der Ledaig. Das hatte ich schon mal bei einer Chapter 7 Abfüllung aus dem selben Jahr. Bei dem hatte Matt “the Dramble” vermutet, es sei Tobermory gereift in einem Ledaig-Fass. Da dieser hier aus dem selben Jahr stammt würde ich einer solchen Vermutung auch hier recht geben. Das Ergebnis ist lecker, sehr lecker sogar. Nur eben kein “echter” Ledaig. 88/100

Ledaig 1997 – Cadenhead

Eine Flasche Ledaig 1997 von Cadenhead

Wenn man eine Cadenhead Abfüllung im schwarzen Karton mit goldenem Label sieht, dann ist Aufmerksamkeit geboten. Die Base spricht hier von der Bottling Serie “Single Cask”. Das ist meines Wissens nach nicht ganz richtig. Das sind die “Managers Selections”. Single Casks oder Small Batches, speziell ausgewählt. Egal wie: Die Bottlingreihe an sich gibt es nicht mehr. Schade, das waren Knaller dabei. Hier haben wir einen 20 Jahre alten Ledaig aus dem Bourbon Hogshead. 222 Flaschen mit 52,8% ergab dieses. Link zur Whiskybase

Nase: Rauch und Dämpfe steigen auf. Das geht schon fast in Richtung Teer oder Diesel. Dann geht es sofort in Richtung Küste. Mit Fisch, Meeresfrüchten, Zitrusmarinade mit Kräutern, einer steifen Brise und jeder Menge Salz. Ich würde sagen das Essen röstet auf dem Salzblock.

Mund: Würzig-torfig mit einem Counterpart aus Zitronen und Malzsüße. Fühlt sich insgesamt sehr … dreckig an. Wie ein Grill den man eigentlich nie sauber macht, was gleichzeitig ein bißchen eklig und ein bißchen geil ist.

Abgang: Genau die richtige, kleine Menge an Torf macht den Start. Der Teer kommt nochmal kurz zurück. Dann reihen sich nach und nach ein paar Früchte, Seetang, Salz und ganz zum Schluß geröstete Kerne ein.

Fazit: So lass ich mir das gefallen. Das ist ein Brett und gleichzeitig dennoch gut gereift. Der maritime Einschlag ist zeitweise fast schon zu brutal. keiner für schwache Gemüter würde ich sagen. 89/100

Ledaig 15-year-old

Eine Flasche Ledaig 15-year-old, exklusiv in der Destillerie erhältlich

Seitenwechsel. Eine Orginalabfüllung und diesmal mit einem Finish in einem Rioja Cask. Ein Destillerie-Exclusive aus dem Jahr 2018. 600 Stück davon wurden abgefüllt und 53,8% war er stark. Link zur Whiskybase

Nase: Extrem viel trockener aber auch süßer Rauch steigt auf. Dazu eine würzige Grillsauce, mit einem Hauch Vanille. Rote Beeren, ein wenig Gummibärensaft darüber. Dann wird es erdig, fasst schon moosig. Ein letzter Streife Wald, bevor man dann auf der Düne steht und die Wellen im Meer brechen sieht.

Mund: Es wäre fast ein wunder, wenn er die Komplexität der Nase fortführen hätte können. Leider nicht. Im Mundraum ist alles geprägt von Beerensüße und Rauch. Dazu kommt noch ein Spritzer Säure.

Abgang: Ein paar Bitterstoffe, eine leichte Nussigkeit und wieder die süße Rauch- und Beerenmelange. Viel Salz kommt noch dazu und drängt den maritimen Charakter, den Ledaig wohl immer hat, nochmal in den Vordergrund.

Fazit: Eine anspruchsvolle und komplexe Nase wird durch eine hohe Trinkigkeit ersetzt. Die passt durchaus zu “Wein und Rauch” und das kennt man so auch von anderen Destillerien. Ich behaupte das Finish war hier nicht zu lange, vielleicht 6 Monate. Das reicht aus für einen deutlichen Stempel, es ist aber für mich nicht vollkommen übertrieben. 87/100

Scotch Universe Pegasus VII – 121° P.7.1′ 1972.5″

Eine Flasche Scotch Universe Pegasus VII - 121° P.7.1' 1972.5" (Ledaig)

Aus dem Whiskyuniversum von Michel Reick entspringt der letzte Ledaig für heute. Das Jahr der Wiedereröffnung von Tobermory (1972), der getrofte Inhalt und die Region “Inseln” bringen uns die eindeutigen Hinweise. Hinter Pegasus steckt Ledaig. In diesem Fall etwas über 10 Jahre alt, 59,8% stark und aus einem Ruby Port Barrique. Die lustige Farbe deutet auf ein langes Finish, wenn nicht sogar eine Vollreifung hin. Link zur Whiskybase

Nase: Deutlich rauchig zwickt er erstmal in der Nase. Die knapp 60% sagen “Hallo!”. Rote und schwarze Beeren, gleichsam süß und sauer, direkt aus dem Smoker. Dazwischen auch ein paar Vanillestangen.

Mund: Wenn man das fertige Produkt aus der Nase dann mit torfitem Whisky, z.B. PC10, mariniert, dann dürfte in etwas das hier rauskommen. Kuhstalltorf ergießt sich über geräucherten Beeren. Dabei entsteht schon früh eine Bitternote auf der Zunge.

Abgang: Salz und mineralisch geht es in den Abgang, bevor wieder ganze Sensorik mit dem Beeren-Rauch-Torf-Truck plattgefahren wird. Ganz zum Schluß kommt dann noch kühlendes Menthol hervor.

Fazit: Das ist jetzt keiner nachdem man noch groß was anderes trinken kann. Bzw. es wird einfach alles immer genau nach diesem Dram schmecken. Das kann auch Spaß machen 😉 86/100

Raasay Double Cask – for Kirsch Whisky Import

Eine Flasche Raasay Double Cask für Kirsch Whisky Import

Ein anderer Tag und damit auch Zeit für einen Inselwechsel. Auf der kleinen Insel Raasay ist die gleichnamige Destillerie beheimatet. Diese Abfüllung ist speziell für den deutschen Importeur Kirsch abgefüllt. Es handelt sich um ein Small Batch aus zwei Fässern. Einem Chinkapin einem Oloroso, jeweils erstgefüllt mit der getorften Variante des Destillates. 573 Flaschen mit 59,3% kamen auf den Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine lebendige und präsente Torffahne weht mir entgegen. Auch der Alkohol kann sich nicht verstecken und steigt immer wieder mit trockenem Rauch auf. Dazu kommen grüne Walnüsse, süße Birnen und saure Beeren. Moss und Seetang bringen eine erdige und maritime Note dazu.

Mund: Süß-saure Beeren aus dem Rauch. Das reiht sich sehr gut in die Ledaig ein, muss ich zugeben. Leicht metallisch und sauerprickelnd wandert er durch den Mundraum. Erdige Noten kommen zusammen mit sauren Äpfeln.

Abgang: Rauch und ungesüßtes Apfelkompott aus den Äpfeln von eben dominieren nach dem Schlucken. Etwas Milchkaffee Nussschalen bringen Bitterstoffe. Wo ich bisher vielleicht noch die Jugend vergessen hätte ist es hier schon deutlicher. Was bleibt ist dann eine salziges, trockenes und leicht pelziges Mundgefühl.

Fazit: Einen schönen Start hat Raasay da hingelegt. Der sehr junge Single Malt ist zwar genau das, wenn er auch mit dem Torf und dem Sherryfass ein wenig kaschieren kann. Das ist aber voll in Ordnung, dennoch kann man das hier mehr als gut trinken. Ob jetzt ein drei Jahre alter Malt 85€ kosten darf steht allerdings dennoch auf einem anderen Blatt. 87/100

Talisker 08-year-old – Diageo Special Release 2021

Eine Flasche Talisker 08-years-old Diageo Special Release 2021

Gleich der nächste Hopp, diesmal auf die Insel Skye. Jedes Jahr wird die Schlacht um die Special Release Abfüllungen von Diageo schlimmer. Die wirklich gesuchten Flaschen zum Ausgabepreis – das gibt es schon fast nicht mehr. Der Getränkeriese hat dieses Jahr versucht ein Stück dagegen zu wirken, in dem man auf der eigenen Onlinepräsenz einen Teil direkt vertreibt. So richtig gut hat das auch nicht funktioniert. Wer sicher eine Flasche vom Lagavulin oder diesem Talisker haben wollte, der musste häufig einen Aufschlag zahlen. Wofür? Acht Jahre in unbekannten Fässern, abgefüllt mit 59,7%. Link zur Whiskybase

Nase: Ich vermute dass ist was man kriegt, wenn man eine Williams Birne kurz in getorften New Make hält. Darüber hinaus ist da noch ein staubiger Weg auf dem Deich. Dampfender Torf der den ganzen Kopf erfüllt, wenn die Nase tief ins Glas bringt.

Mund: Salzig und süß mit spürbarem Alkoholgehalt wandern Torf und Rauch durch den Mund. Das noch Zitrone, mit der man ein Stück Torf einweicht.

Abgang: Salzig, trocken und zitronig. Was bleibt ist der New Make Torf mit seiner Süße. Dazu noch Asche, eine fast ins Scharfe abdriftende Würze und ein Hauch Birne.

Fazit: Die Whiskywelt ist sich uneins. Ist das nun das nun die purste und reinste und damit exzellenteste Form von Talisker? Oder einfach nur Faulheit und Geldgeilheit einen torfigen “New Make” mit 8 Jahren zu überhöhtem Preis auf den Markt zu werfen? Ich kann die Kontroverse nicht auflösen. Was ich sicher sagen kann: Ich hatte nie zuvor einen so torfigen Talisker. Und: Ich hab ihn zwei mal verkostet und war jedesmal zufrieden. Also bin ich wohl irgendwo in der Mitte. 87/100

Talisker 25-year-old – Diageo Special Release 2009

Eine Flasche Talisker 25-year-old aus der Diageo Special Release 2009

Hat jemand Special Release gesagt? Früher war ja alles besser, nicht. Zumindest waren die Talisker in der SR älter. 5862 Flaschen aus Refill Casks gab es 2009 und die hatten nach 25 Jahren immer noch 54,8%. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Kombination aus leichten Rauch- und Malznoten, old-style Bourbonreifungen und einem Maleratelier. Dazu zermatschte Erdbeeren. Wenn der erste Eindruck verfliegt, dann kommen intensiv duftende Blüten von Kräutern und würziger Tee. Gleichzeitig geht es mit den Früchten in Richtung Ananas und Kokos. Beides ersäuft in Honig. Mit jedem Riechen ändert es sich ein wenig und die Kombinationen werden immer wieder neu gewürfelt.

Mund: Pfeffrig und würzig füllt er den Mundraum. Dann kommt Grapefruit, Kokos, Torfrauch und ein großer Schluck Salzwasser. Tabak und Honig. Gibts sowas wie Honigtabak? (Spoiler: Ja, sagt die Suchmaschine ;-))

Abgang: Salzig und fruchtig wird der ganze Mund langsam trocken. In der Base schreibt jemand von Pomelo. Geschmacklich kann ich das nicht nachvollziehen, aber das Mundgefühl ist vergleichbar. Bitterstoffe von Zitrusschalen, sind auch da und trockenes Honiggebäck. Der Nachgeschmack einer eher milden Zigarre. Thymian und Kokosnuss.

Fazit: Ich wünschte die wären nicht alle so verdammt gut. Wo soll ich denn da noch eine Flasche herkriegen? Ein Komplexitätsmonster mit fantastischer Tiefe! 91/100

Thorabhaig 2017

Eine Flasche Thorabhaig 2017 (Inaugral Release)

Seit 2017 gibt es eine zweite Destillerie auf der Insel Skye. Und seit kurzem gibt es von Thorabhaig auch Whisky zu kaufen. Hier im Glas habe ich das Inaugral Release, also den allerersten der auf den Markt kam. Satte 32000 Flaschen des drei Jahre alten Malts gibt es. Wobei es wohl zwischen drei und vier sind, denn abgefüllt wurde in 2020 und 2021. Das ganze stammt aus First Fill Bourbon Barrels und die Abfüllung erfolgt mit 46%. Link zur Whiskybase

Nase: Malzzucker, helle Früchte und ein relativ hoher Peatanteil dominieren die Nase. Nach dem ersten Schluck kommen dann noch ein paar pflanzliche Aromen, die einen starken Einschlag ins Phenole behalten.

Mund: Relativ trocken dreht er seine Runden durch den Mund. Dabei fällt mir ein Kiesweg, Salzzitronen, Muscheln und Chablis ein. Junger Torf und ein Stück Schwarzbrot sind auch dabei.

Abgang: Eher kurz und dabei sehr salzig. Dazu noch leicht metallisch, wie ein billiger Löffel im Mund. Zitrus und Rauch bilden zum Schluß noch eine schöne Kombination, die zusammen mit dem Salz den nächsten Schluck einfordert. Der zweite Schluck ist dann auch schon deutlich länger präsent.

Fazit: Ich bin ein wenig beeindruckt. 46%, 3 Jahre. Gut, Torf kaschiert wie immer viel. Doch das hier ist, so glaube ich, schon sehr hohe Qualität. Freue mich schon auf länger gereifte Gesellen! 86/100

HEY! HINTER DIR! EIN DREIKÖPFIGER AFFE!

Vielleicht kann ich mir ja mit diesem Trick aus Monkey Island ein paar der obigen Flaschen besorgen. Auf dem Sekundärmarkt macht das nämlich keinen Spaß. Und lohnen würde es sich allemal, da war heute kein Ausfall und einige Highlights dabei. Die Inseln haben geliefert!

“Fun” fact am Rande: Wenn man sich verschluckt, mit einem 60% Dram im Mund, dann ist der folgende Hustenanfall ein großer Spaß ;-). Deswegen und wegen dem hohen Torfgehalt hab ich die Session nach dem Talisker 8 auch nochmal unterbrochen. Wobei ich sowieso nur selten alle Drams an einem Abend taste. Ich höre auf, wenn ich das Gefühl habe die sog. Tasting-Fatigue setzt ein.

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase | Sample: Eigene Flaschen und privat gekauft