High Voltage!

Viele fassstarke Abfüllungen hatte ich hier im Blog schon im Glas. Über 60% Alkohol sind aber dann dennoch nicht der Standard. Heute kommen gleich vier davon „auf den Tisch“. Let there be rock!

Linkwood 1999 Islay Scotch & more

Eine Flasche Linkwood 1999 von Islay Scotch & more

Ein Linkwood, der schon vor mehr als 10 Jahren abgefüllt wurde. Insgesamt durfte er 12 Jahre in einem Bourbon Hogshead verweilen, um dann vom deutschen Abfüller Islay Scotch & more in 260 Flaschen gebracht zu werden. Er hatte dabei 61,4%. Das ist eine Ansage! Link zur Whiskybase

Nase: Initial dominiert der Alkohol. Ein paar kräutrige Noten blitzen immer wieder durch. Nach einiger Zeit legt sich der Alkohol und Malz sowie Honig steigen stattdessen auf.

Mund: Ein kurzes Prickeln, etwas Zitrus, Ingwer und Pfeffer. Nach ein paar Umdrehungen im Mund wird es süß und malzig. Ein paar Kräuter und Fruchtschalen bilden ein leichtes Gegengewicht.

Abgang: Zu meinem Erstaunen: Kräutrige und rauchige Noten. Es getorfter Linkwood? Wohl kaum. Das geht dann auch schnell wieder weg und wird in einem bittersüßen eher undefinierten Brei ertränkt. Leicht Taubheit macht sich im Mund breit.

Fazit: Die Alkoholstärke ist eine Herausforderung. Durch die Zugabe von Wasser kann man etwas spielen und die Zitrusnoten besser rausholen. Auch die etwas rauchigen Nuancen werden stärker betont. „Roh“ ist er vielleicht nicht mein Favorit, aber es macht Spaß mit ihm zu spielen. 85/100

Secret Highland Distillery 13-year-old Whic

Eine Flasche Secret Highland 13-year-old von Whic

Ganz frisch auf den Markt gebracht und für das Weihnachtsgeschäft platziert ist der neuste Ableger der Amazing Whiskies Serie von Whic. 13 Jahre alt , aus einer nicht weiter genannten Destillerie aus den Highlands. In einem Sherryfass gereift kam er dann mit „schlanken“ 61,7% auf 319 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Eine richtig schön fettes Toffee, oder vielleicht auch Fudge, kommt mir als erstes in den Sinn. Ein paar eingelegte Kirschen dazu und ein Sprenkler Kirschwasser. Marzipan und auch Mandelbruch.

Mund: Wo in der Nase der Alkohol noch gut eingebunden ist wird man hier mit Wucht empfangen. Betäubend legt er sich über den Mundraum und gibt nur selten Aromen frei.

Abgang: Wärmend und mit einigen Bitterstoffen. Vanille und etwas Ingwer dazwischen. Schöne Sherryankläge sind auch da. Leider ist auch hier der Alkohol aus meiner Sicht ein begrenzendes Element.

Fazit: Eine exzeptionelle Nase und dennoch bleibt ein Wermutstropfen. Ich schaffe es auch mit Wasser nicht die angedeuteten Aromen aus dem Alkohol rauszulösen. Wenn das gelingen würde, dann wäre das auch insgesamt ein exzeptioneller Malt im Preis-Genuss-Verhältnis. So ist er „nur“ ziemlich, ziemlich gut. 87/100

Inchgower 1998 Edition Spirits

Eine Flasche Inchgower 1998 von Edition Spirits für Alba Import

Wir drehen den Strom noch ein wenig mehr auf. 61,9%. Dabei geht es zurück in die Speyside, genauer gesagt zu Inchgower. Auch eine relativ neue Abfüllung durch unabhängigen Abfüller Edition Spirits. 23 Jahre hat er auf dem Buckel und stammt aus einem (der Farbe nach Bourbon) Hogshead. Abgefüllt wurde für Alba Import. Link zur Whiskybase

Nase: eine leicht mentholige Fahne zieht an einem Frühstücksteller vorbei. Auf dem Teller findet sich ein Brot mit Honig und eines mit Orangenmarmelade und etwas Vanille. Wenn man tief rein riecht, dann zwickt der Alkohol ein wenig.

Mund: Eine ordentliche Präsenz im Mundraum macht den Alkoholgehalt deutlich. Das erst was die Rezeptoren dann erreicht sind die Kräuter, nach ein paar Schwüngen dringen auch Malz, eine schöne Süße und das Brot wieder durch.

Abgang: Die Zunge ist Taub. Ich warte ca. eine Minute, dann kommt der Geschmackssinn wieder. Honig, Zitronen- und Orangenabrieb. Ein ganz leichter, nicht zu verwechseln mit dünner, Kaffee.

Fazit: Da muss man schon auch konzentriert sein, um hier nicht überwältigt zu werden. Mit Wasser kann man hier sehr gut arbeiten. Die ersten paar Tropfen lassen aber erstmal den Alkohol noch präsenter werden. Gibt man noch mehr hinzu, dann kommen salzige Noten und die Zitrusaromen werden deutlich stärker betont. Sehr schön! 87/100

Glenlivet 2007 Signatory Vintage

Eine Flasche Glenlivet 2007 von Signatory Vintage für Die Whiskybotschaft

Von Signatory für die Whiskybotschaft abgefüllt. The Number of the Beast. 66,6%. Noch mal ein ziemlicher Sprung nach oben! Farbe wie ein Glas Kirschcola auf dem Mahagonitisch. 10 Jahre hat er in einem 1st Fill Sherry verbracht, bevor der Teufel im Rahmen der Private Edition Serie in die Flasche gebracht wurde. Link zur Whiskybase

Nase: Schoko Kirsch und jede Menge Alkohol. Mon Cherri? Datteln, Feigen, Pflaumen. Und Alkohol! Ein kühlender Wind aus Eukalyptus zieht herauf.

Mund: Es ist wirklich schwer durch den Alkohol durch die Geschmacksnerven zu aktivieren. Allerdings, hat man sich mal durchgekämpft, dann ist es ein intensives Erlebnis. Ein Sherry Whisky in dem Em-Eukal-Kinderpastillen aufgelöst wurden.

Abgang: Eine leicht betäubende Wirkung des Alkohol setzt ein. Dennoch bleiben die Aromen erhalten und legen sich wie ein Pelz über die Zunge. Kirschsaft (ungesüsst), dunkle Schokolade, ein metallener Löffel, ein Eukalyptusblatt.

Fazit: Ich mag den. Auch wenn er unglaublich herausfordernd ist. Überfährt dich wie ein Truck und hinterlässt dabei ein Lächeln im Gesicht. Langsam trinken! Wasser hilft übrigens nichts. Damit wird er erstaunlicher Weise eher schärfer. 89/100

My tongue is fat

Okay, es ist ein weiter Weg von einem Whisky-Review zu einem Jar Jar Binks Zitat. Dennoch fühlt es sich bei dieser Alkoholstärke vielleicht manchmal an als hätte man seine Zunge in die Energieverbindung eines Podracers gebracht.
Es bleibt aber faszinierend, was man für Aromen trotzdem entdecken kann und wie ein paar Tropfen (oder ein paar Tropfen mehr) Wasser den Dram verändern. Mehr Alkohol ermöglicht dann einfach auch mehr Spiel mit der Pipette.

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von The Ghost, Whic und der Whiskybase, Titel: C0 Creative Commons, kein Urheber gefunden | Samples: Eigene Flasche, privat gekauft und kostenlose Überlassung von Whic