The Shining Dram
‚Support your local dealer‚ – in meinem Fall wäre das dann ‚The Shining Dram‘, ein winziger Laden am Marktplatz von Bad Aibling, der sogar regelmäßig unter eigenem Label abfüllt. Gründer Markus Bauer sucht dabei nur Malts aus, die er jederzeit selbst gern im eigenen Glas hat. Am liebsten Single Casks in Fassstärke, ohne Farbstoff und nicht kühlgefiltert.
Glen Garioch 2009 TSD
Barrel 12yrs bis 2021 / 53,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Von den Abfüllungen gibt es in der Regel praktischerweise auch eine Sample-Version, davon stehen sechs verschiedene in meinem Regal und den Anfang macht ein 12 Jahre alter Glen Garioch aus einem Barrel. Insgesamt 42 Flaschen zählt die Auflage, das Etikett ziert ein alte Aufnahme des Schlosses Lippitzbach in Kärnten, zu dem Markus Bauer eine familiäre Verbindung hat.
Nose: Selten hab ich bei einem Malt dieser Altersstufe eine derartige Wachsigkeit in der Nase. Reichhaltige Honigwaben, welche mit reifen Zitrusfrüchten und getrockneten Aprikosen richtig gut harmonieren. Die Zeit gibt des Weiteren Vanille preis, brotiges Malz und leicht würziges Eichenholz mit Zartbitterschokolade. (87)
Taste: Vanille und Bienenwachs, das Eichenholz hat hier von Beginn an mehr Einfluss und auch die Würze kommt kräftiger zur Geltung. Die Geschmacksrichtungen wechseln sich ständig ab und sind doch so ausgewogen, dass die Balance immer stimmt. Salz ist präsent, Malz ebenso und leichte Bitterkeit sowie Apfel. (88)
Finish: Honigsüß, harzig und gleichzeitig dezent salzig mit einer unvergleichlichen Vanille-Wachs-Kombi. Trockenes Eichenholz und Nelkenstaub stoßen hinzu, sanfter Schwefel und Apfel geben ein Intermezzo. (86)
Fazit: Wahnsinnig süffig. Sobald man runtergeschluckt hat, verlangt der Gaumen nach Nachschub. Beim Duo aus Honig und Salz werd‘ ich eben schnell schwach.
Inchgower 1989 TSD
Hogshead 30yrs bis 2020 / 47,9%Vol. / Link zur Whiskybase
Einen 30-jährigen Inchgower lass‘ ich mir keinesfalls entgehen. In 1989 war diese Welt noch eine andere und als Symbol dafür hat es die Berliner Mauer auf’s Label geschafft.
Nose: Beginnt mit Vanille, Eichenholz und Anklängen von Rosinen. Nach einem salzigen Intermezzo von Zitrusfrüchten wird er richtig wachsig mit Honig und frisch geknetetem Brotteig. Ein Hauch Banane und Datteln auf einem nachhaltigen Teppich aus Zartbitterschokolade. (88)
Taste: Gelbe Früchte und Honig, das Fassholz macht sich mit einem leichten Prickeln bemerkbar. Wachs und Säure umspielen das Ganze, die Gewürze und das Salz werden deutlicher. Etwas Gerstenmalz ist dabei und Bitterschokolade mit höherem Kakaoanteil. (88)
Finish: Unglaublich zartbitterschokoladig und wachsig, poliertes Eichenholz wirkt kräftig mit, das Bourbonfass macht von sich Reden. Malzige und grasige Elemente werden von lebendiger Würze untermalt. (88)
Fazit: Nach dreißig Jahren erwartet man unter Umständen ein bisschen mehr, aber mit ein bisschen Geduld habe ich ein wirklich ansprechendes Profil entdeckt. Ehrlich gesagt ist er dann richtig süffig geworden.
Secret Orkney Distillery 2004 TSD
Butt 15yrs bis 2020 / 53.6%Vol. / Link zur Whiskybase
Eine namenlose Brennerei von den Orkneys ist der Ursprung des nächsten Whiskys. Wenn wir scharf nachdenken, fällt uns der Name aber ein. Was wir offiziell wissen dürfen, ist, dass der Spirit 15 Jahre in einem Butt verbracht hat. Bei dem Motiv auf der Flasche handelt es sich im Übrigen um das alte Nebelhorn des Ardnamurchan Lighthouses.
Nose: Heide und Vanille zusammen mit dickflüssigem Honig, fast schon Met. Einige Rosinen, Datteln und Ananas gesellen sich hinzu, auch das Meer fehlt nicht, Salz und Fischöl tragen zur Vielschichtigkeit bei. Gewürze und Biskuit baden in einer Creme aus Halbbitterschokolade. (88)
Taste: Malz und würziges Eichenholz geben den Ton an, Zartbitterschokolade und gehackte Nüsse begleiten. Herbe Zitrusnoten und Salz übernehmen, im Kamin wird Heidekraut verbrannt, und dann ist der Honig wieder da. (87)
Finish: Der herbe Touch ist auch hier präsent, Karamell und Schokoladencreme gleichen mit Süße aus. Haselnüsse in Kombination mit trockenem Eichenholz verweisen auf eine gut gewählte Reifedauer, Honig und Kräuter auf die Herkunft des Destillats. Zarter Schwefel blitzt auf, wird aber schnell von Rosinen verdrängt. (87)
Fazit: Lecker und wärmend. Punktuell vielleicht etwas zu herb, das Gesamtpaket ist mir aber lieber als die meisten originalen HPs in ihren traurigen Wikingerverpackungen.
Ledaig 2008 TSD
Hogshead 12yrs bis 2020 / 52,1%Vol. / Link zur Whiskybase
Unabhängige Ledaigs gibt es viele, bin gespannt, inwieweit da ein 12-Jähriger aus dem Hogshead für sich stehen kann. Das Etikett zeigt ein Design der Kirchzeile in Bad Aibling, dem Standort des Shops.
Nose: Weich und fruchtig-süß mit roten Johannisbeeren und frischer Dattel, dahinter dicke Vanille und Zuckerreif. Die speckige, leicht ölige Asche und der Kohlestaub passen gut dazu. Bald findet man auch würzigen Eichenholzstaub, Reisstärke, Rosinen und Zartbitterschokolade. (83)
Taste: Nussschokolade und deutlicher Ledaig-Charakter, die malzig-farmige Aschearomen geben den Ton an. Viel Vanille, die Süße wurde um eine säuerliche Zitrusnote erweitert. Erdiger Charakter, verkohltes Eichenholz mit wahrhaft samtiger Würze. (83)
Finish: Zum Abschied gibt’s Vanille und trockenes Eichenholz; warme Asche in einer maßvollen Dosis. Die Balance aus Süße und Salzigkeit macht echt Spaß, mineralische und erdige Töne schwingen mit. (83)
Fazit: Hat was, so ein Ledaig ohne Schwefel. Das Hogshead hat hier sicherlich einen ehrlichen Malt geformt, der mir durchaus alltagstauglich rüberkommt.
Ledaig 1997 TSD
Butt 22yrs bis 2020 / 53,4%Vol. / Link zur Whiskybase
Tatsächlich trifft Ledaig selten mein Geschmacksprofil, darum musste ich mir natürlich gleich zwei davon ins Line-Up stellen. Hier sehen wir übrigens den Hafen des Dörfchens Tobermory.
Nose: Die rauchigen Anteile sind nach der langen Reifezeit schon recht abgebaut, sodass die feine Ledaig-Asche und der dezente Räucherschinken ausreichend Platz für den Sherry lassen. Rosinen und süße Waldbeeren verbinden sich gut mit Vanillekeksen und Honig. Mit der Zeit gewinnt er kontinuierlich an Tiefgang, unter anderem zeigen sich nussige Gewürze und Zitrusfrüchte. (89)
Taste: Auch hier sehr ausgewogen zwischen Asche und Sherry. Besonders das Eichenholz kommt mit seinen alten Gewürzen und leicht adstringent zur Geltung. Pflaumenmus, Kakao und erdiges Schwarzpulver verleihen eine gewisse Schwere und Dichte. Milchreis mit Karamell und salzig-maritime Noten runden ab. (90)
Finish: Dreckig, salzig und erdig, das Eichenholz hinterlässt nach 22 Jahren ordentlich Eindruck. Spuren von Schwarzpulver und Schwefel, wie es bei Ledaig fast schon obligatorisch ist. Zum Schluss wieder der Milchreis, dazu sanfte Asche. (87)
Fazit: So frisch und lebendig erlebe ich Ledaig zum ersten Mal, ein hervorragend gealtertes Einzelfass. Die ‚charakteristischen‘ Aromen sind vorhanden, aber nicht ganz so ausgeprägt, wie bei vielen Originalabfüllungen.
Secret Islay 2014 TSD
Refill Butt 6yrs bis 2020 / 55,8%Vol. / Link zur Whiskybase
Noch ein geheimer Insulaner. Diesmal bietet die Insel ein paar mehr Optionen und das Etikett im Schatzkarten-Look lädt zum Raten ein.
Nose: Relativ viel Holz für so eine kurze Reifezeit. Die Eiche geht Hand in Hand mit Biskuit und Gerstenmalz, an der dezent fruchtigen Süße erkennt man das Refill Butt. Rauch ist ebenfalls vorhanden, noch dazu sehr facettenreich: Salzig-speckig und leicht mineralisch-buttrig, mit harzigen Kiefernnadeln und Blütenhonig versetzt, schmiegt er sich an die anderen Aromen. (84)
Taste: Speckiger, sehr mineralischer Rauch, fast schon Kreide, und süße Zitrusfrüchte marschieren voran. Gerstenmalz und trockenes, würziges Eichenholz folgen. Vanille, Salz und Honig. Dass er jung ist, kann er nicht verbergen, aber er ist doch schon verhältnismäßig rund. (84)
Finish: Erdige Lagerfeuerasche mit verkohlten, leicht schwefeligen Holzstücken bemächtigen sich des Mundraumes. Der hat auf der letzten Etappe noch richtig Power. Kakao und Vanille mit einer Prise Salz und Mineralien, ganz leicht süß ist er auch. (82)
Fazit: Wenn das mal kein Caol Ila ist. Ein junger zwar, aber einer, bei dem richtig viel los ist. Dem darf man ruhig Zeit geben, das belohnt er dann auch.
Wenn man mit Markus in seinem Shop steht und über Whisky redet, merkt man seinen Enthusiasmus und dieser spiegelt sich auch in seinen Eigenabfüllungen wider. Geschmeckt haben mir alle, der eine oder andere verlangt nach einem Wiedersehen.
Samples: Im Laden erworben | Bilder: Eigenanfertigung bzw. mit freundlicher Genehmigung von The Shining Dram
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.