Glendronach: Die Klasse von ’93
Ganze drei Single Cask 1993er aus dem Tal des Dronac-Bächlein hab ich zum Review „angehäuft“. Das schreit ja geradezu nach einem eigenen Beitrag. Auf in die Highlands!
Glendronach 1993 Single Cask #38
Wir starten mit einem 21 Jahre alten Single Cask. Um genau zu sein einem Oloroso Sherry Butt. Mit soliden 59,6% wurde dieses exklusiv für Deutschland in 622 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase
Nase: Oh das fängt gut an. Perfekter, dreckiger Sherry. Geht von eingelegten Früchten über in ein im stärker ansteigendes Level an Schokolade. Ich vermute jetzt schon eine hohe Adstringens. Leider hatte er am Anfang ein wenig Klebernoten. Das trübt für mich die tolle Nase.
Mund: Zur Schokolade und den Früchten kommen Tabak, Leder, Zeder und eine wahnsinnige Süße. Die pelzige Zunge tritt aber nicht auf den Plan. Schade eigentlich, das hätte total gut gepasst.
Abgang: Die Süße ist dann auch das tragende Element im Abgang, bevor er schön trocken wird. Die Früchte sind jetzt eher Trockenfrüchte. Rosinen dominieren dabei. Er bleibt wärmend alkoholisch und wärmt dabei all die Aromen von vorher nochmal auf.
Fazit: Sehr leckeres und böses Sherrymonster. Durch die Dreckigkeit und die Klebernote ist er vielleicht nicht für die höchsten Weihen geeignet, dennoch hat sowas auch seine richtigen Tage und ganz klar seine Berechtigung. 89/100
Glendronach 1993 Single Cask #394
Ein zweites Single Cask. Diesmal geht die Spezifikation nur bis „Sherry Butt“, welche Art ist also nicht klar. Das Fass lagerte 24 Jahre und der Inhalt wurde dann für den dänischen Markt in 659 Flaschen gebracht. 51,7% hatte er da noch. Link zur Whiskybase
Nase: Es beginnt mit abgestandener Cola, also süß, warm und ohne Kohlensäure. Ist als Whisky weniger schlimm als in echt. Das geht dann über zu Sherry Cola. Irgendwer hat noch ein paar Feuersteine dazwischen geschmissen.
Mund: Extrem Süß, das ist quasi purer Zucker. Das sich da mal irgendwas Richtung Sherry dazwischen quetscht ist quasi irrelevant. Wo war nochmal die Nummer von meinem Zahnarzt?
Abgang: Auch das Ende ist wieder süß. Es kommen dann etwas Bitterstoffe zum Ausgleich dazu. Später geht es stark Richtung Trauben. Das ist dann ganz in Ordnung.
Fazit: ZU SÜSS. Also für mich. Scheint große Liebhaber dieser Bauart zu geben, wenn ich mir die Ratings in der Base im Vergleich anschaue, ich kann damit nur wenig anfangen. Vor allem weil mir einfach die Kontrapunkte fehlen. 84/100
Glendronach 1993 Single Cask #8933
Das letzte Einzelfass wurde für The Whisky Exchange abgefüllt. Anlässlich des 20. Geburtstages kam der 26 Jahre alte Malt aus dem PX Sherry Puncheon in 696 Flaschen. 57,2% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Weihnachten steht im Glas. Zusammen mit einem Kirsch Cola wird die ganze Palette aufgefahren. Pappesüß mit Vanille, Weihnachtsgewürzen, eingelegten Kirschen. Süßer matschiger Weihnachtskuchen.
Mund: Die Aromen setzen sich fort und werden ergänzt. Wenn man ihr auf der Zunge rollen lässt wird er schön sauer. Dazu eine Nuance von etwas fleischigem oder maggiartigem.
Abgang: Hinten raus wird er trocken, eher eichenfassbetont. Dann kommts noch mal leicht süß. Zuckerglasur über Dörobst und mit einem Madeira oder Sherry übergossen.
Fazit: Lovely! Das ist schon eher mein Fall. Klar gibt auch das PX Fass entsprechende Süße. Die wird aber mit einer Vielzahl von Aromen so wunderbar garniert, dass es fasst ein Gedicht ist. 90/100
Gute Zensuren
Auch wenn die Abfüllungen nicht günstig sind, das ist klasse Zeug. Ich bin nicht unbedingt für die extrem süße Variante zu haben, aber auch die wird ihre Freunde finden. Was ich auch schön finde: Klar der Sherryeinschlag steht allen dreien ins Gesicht geschrieben, dennoch sind es sehr unterschiedlich, das finde ich auch gut.
Bilder: Peter Moore / Glendronach Distillery / CC BY-SA 2.0 (Titelbild) und freundliche Überlassung der Whiskybase | Samples: Privat gekauft
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