Old & Rare Flight 008 – Highland Park

Ein eigener Old & Rare Flight nur für Highland Park? Ja, genau. Mal wieder nicht meiner eigenen Leidenschaft zu verdanken und mal wieder eine Reminiszenz an die Whisky Fair in Limburg. Dort nämlich hat ein gewisser Angus die Highland Park Fans unserer kleinen Reisegruppe auf den HP8 gebracht. Die wahrscheinlich erste Abfüllung unter dem Namen Highland Park aus den 60ern war ein solcher 8 Jahre alter Single Malt. Eigentlich ein Supermarktwhisky aus heutige Sicht. Aber nichts was man mit dem heutigen Sortiment und den entsprechenden Supermarktwhisky vergleichen könnte. Christian hat sich von da an aufgemacht sie zu suchen und fangen. Im konkreten Fall sind es die Miniaturen des HP8, die wir gemeinsam genauer unter die Lupe genommen haben. Wahrscheinlich sind diese aus den 1970-90ern. Genauer haben wir es nicht erforschen können.
Damit es nicht langweilig wird haben wir „nur“ vier davon verkostet und sind dann noch weiter in Christians Raritätenkiste abgetaucht. Ein fantastischer Flight und ich sag an dieser Stelle schon mal danke. Das war ziemlich verrückt und großartig!

Highland Park 08-year-old Gordon & MacPhail

Eine Flasche Highland Park 8 mit 40% in Miniaturform.

Diese ersten HP wurden damals noch von Gordon & MacPhail als licensed Bottlings abgefüllt. Unser erstes Mini ist „White Label black and gold letters“ mit 40%. Link zur Whiskybase

Nase: Leicht zitronige und orangige Noten, etwas Vanille. Insgesamt recht verhalten und vor allem kein Rauch oder Torf zu finden.

Mund: Gutes Volumen oder besser Mundgefühl für 40%. Ich hätte wahrscheinlich blind mehr Alkohol vermutet. Da ist eine leichte Süße, mit Blutorangen, getrocknetem Gras. Ganz entfernt ist da eine Vanillecreme. Vielleicht der Topf, den jemand in der Spüle stehen lies.

Abgang: Ein trockener und knackiger Schluß mit einer leichten Würze, etwas Apfel und etwas Rauch erwartet uns im Abgang. Keine sehr große Länge, das ist aber auch kein Wunder.

Fazit: Mehr % wären mit Sicherheit noch besser gewesen. Auch so schon absolut klasse, wenn auch eher ein Leisetreter. Stimmig, rund und trinkig würde ich sagen. 86/100 – Christian 85/100

Highland Park 08-year-old Gordon & MacPhail

Weiter geht es mit einem etwas anderen Design. Eine flache Form, vergleichbar mit einem Flachmann. Wieder 5cl und 40%. Die Aufschrift „Printer in black and gold“ Das Mini es nicht in der Whiskybase. Hier der Link auf die 70cl Flasche

Nase: Ein Orangenhain hinter der ersten Düne am Strand.

Mund: Das klassische Heidekraut kommt hervor. Er ist leicht rauchig und maritim. Im Mund ist er allerdings etwas dünn,

Abgang: Es bleibt auch wieder etwas Heidekraut. Zusätzlich ist da ungesüßter Kakao und Kaffee. Er ist zum Schluß auch schön salzig und maritim.

Fazit: Etwas mehr „Oomph“ wäre schon toll. Der Twist im Abgang ist aber echt geil. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. 87/100 – Christian 87/100

Highland Park 08-year-old Gordon & MacPhail (red cap)

Auch diesen Gesellen gibt es nicht in der Whiskybase und in diesem Fall auch keine große Flasche. Es sind aber wieder 40% und 5cl in der Taschenflasche.

Nase: Oh, hallo! Rosinen und Blutorange und er nimmt sich viel Raum. Der tritt erstmal sehr stark an.

Mund: Da ist wieder das Heidekraut und auch Salz. Dann kommt Seife und nasser Keller. Das ist leider extrem neben der Spur.

Abgang: Sumpfige Heide, salzige Gebäckstangen, Seife und Pfeffer. Zur Hälfte mehr davon, zur anderen Hälfte muss ich mir sehr dringend den Mund auswaschen.

Fazit: Wahrscheinlich war das Mini durch. Oder irgendwas ist da mit drin gewesen was nicht rein sollte. 70/100 – Christian 75/100

Eine Flasche Highland Park 8 mit 57% in Miniaturform.

Highland Park 08-year-old Gordon & MacPhail

Zu guter letzt, was die 8-jährigen Mini angeht, eine Variante in Fassstärke. D.h. 57% in der Taschenflasche mit 5cl Inhalt. Link zur Whiskybase

Nase: Bam! Der ist nach den milden Kollegen erstmal eine Ansage. Angebranntes Karamell, Apfel und eine Welle mit Meerwasser.

Mund: Eine schöne Fruchtnote und auch wieder ordentlich Salz. Milchkaffee und Salzkaramell kommen dazu und machen es deutlich runder. Nach ein paar Umdrehungen sind wir wieder beim Heidekraut angekommen.

Abgang: Trocken und fruchtig (Apfel), nur ganz wenig Heidekraut, schmelzig und karamellig, auch wieder mit viel Salz, jetzt wieder in Form von Gischt.

Fazit: Sehr lecker und jetzt auch mit Tiefe, dank mehr %. Es ist aber keine Uber-Malt. 88/100 – Christian 88/100

Fazit zu den HP8 von Christian: Ich bin an dieser Stelle etwas enttäuscht. Ich habe bisher schon einige HP8 aus dieser Reihe in 40% probieren dürfen und die waren immer lecker. Die mit 100 proof / 57% abgefüllte Variante war bisher immer absolut göttlich und gehört zu den Besten Whisky die ich bisher getrunken habe. Lag es an den doch sehr unterschiedlichen Batches und ich hatte bisher einfach Glück, oder war es der Einfluß der Minis? Auf jeden Fall ein guter Grund hier weiterzusuchen und für unser Tasting jetzt noch etwas tiefer in der Kiste zu kramen:

Highland Park 1960

Eine grüne Flasche Highland Park 1960 für Ferrator Import in Mailand.

Es geht in die Vollen. Eine grüne „dumpy bottle“ mit 750ml aus den 1960. 18 Jahre im Fass und 1978 dann mit 43% abgefüllt. Die Abfüllung kam vor allem auf den italienischen Markt, denn sie war für Ferraretto Import in Mailand Link zur Whiskybase

Nase: Hölzer aus denen Harz raus quillt, Kampfer, Heidekraut, Honig, Wachs, einige Blüten, irgendwann fast wie im Gewächshaus, nach einiger Zeit mit Deckel auf dem Glas: Mango: von grün bis überreif.

Mund: Leicht metallisch, helle Früchte, eingelegt, Heidekraut, ein kleiner Tick Seife, nicht störend, aber auch nicht von Vorteil

Abgang: Was bleibt ist nicht wahnsinnig komplex aber mit einer erstaunlichen Länge. Deutlich bitter mit der Zeit. Daher kommt die überdurchschnittliche Länge wohl.

Fazit: Fantastisches altes Zeug. Im Taste hat er mich nicht ganz überzeugt, dennoch einer zum dahinschwelgen. Zur Not einfach wegriechen. 90/100 – Christian 90/100

Highland Park 12-year-old

Eine Flasche Highland Park 12 für Ferraretto Import. Auf dem Label ist die Küste von Orkney zu sehen.

Es geht gleich weiter mit einem Bottling für Ferraretto Import. Ein 12 Jahre alter Malt „From the Islands of Orkney“. 750ml Flasche, also schon deutlich älter. Abgefüllt mit 43%, aus einer unbekannten Anzahl von unbekannten Fässern. Link zur Whiskybase

Nase: Süße Honignase, mit Wachs und allem was dazu gehört. Auch die passenden Blüten und einige Früchte des Südens. Ein wenig Gewürze darüber. Lecker.

Mund: Immer mehr und.mehr wird er im Mund. Ein überwältigender Eindruck vonOrangenwasser, mit einer Zimtstange darin. Unglaublich intensiv.

Abgang: Schöne Bitterstoffe, vor allem in Richtung Flora. Baumsäfte, wieder Zitrus, sehr schön. Zwischendrin etwas vergorener Wein. Auch ein Tick Milchkaffee immer wieder. Auch einiges an Salz.

Fazit: Wo ist das denn ein HP? Bzw. ich hab hald einfach keine Ahnung von altem HP. Unabhängig davon ist das einfach unglaublich geiler Whisky. 91/100. – Christian 92/100

Highland Park 1967

Eine Flasche Highland Park 1967 im alten Design. Breite Schulter, verjüngt sich etwas in Richtung Boden.

Zum Abschluss dann noch ein 24 Jahre alter HP aus den 60ern. Man gönnt sich ja sonst nichts. Auch dieses Bottling hat 43%. Es wurde 1967 in die Fässer gebracht und 1991 abgefüllt. Die Flasche kam übrigens mit einem Holzrahmen. Scheint schon damals in der DNA von Highland Park gewesen zu sein. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen Schwimmbad und finnischer Sauna. Dann ein Schwenk Richtung altem Sherry mit Leder, Tabak, Kaffee, Rum. Ich bin überwältigt. Das sind zwei komplett unterschiedliche Welten und das geht in meinem Kopf eigentlich nicht zusammen. Aber es passt. Vielleicht trinke ich mal etwas Sherry in der Saune. Für die Gegenprobe.

Mund: Salz in Milchschokolade. Also quasi die Hagelsalzkörner aus der Schokolade wieder rausgebröselt und ohne die Schokolade gegessen. Dazu Kaffeenoten. Aber auch Gräser und Heu. Und die Sauna kommt auch nochmal zurück. Eukalyptus und Kampfer.

Abgang: Salzteig mit Pfeffer. Das könnte die Blaupause für die Pfefferbrezen, die es mittlerweile gibt, gewesen sein. 😉 Darüber ein wenig Ingwersirup und dann abgelegt auf einem Lederlappen. Deutlich trocken wird er hinten raus. Aber nicht Sherrytrocken. Zitrustrocken.

Fazit: Faszinierend wie anders damals HP sein konnte. Ein toller Dram. Ein verdammt toller Dram sogar. Ich bin geplättet. 92/100 – Christian 91/100

Früher war alles besser…

… schon wieder sind wir an dem Punkt. Wie immer natürlich Unsinn. Es war anders. Und teilweise einfach richtig lecker.
Was mir auch noch eingefallen ist, beim Sinnieren über das großartige Zeug das ich im Glas hat: Den 1967er würde man heute wohl als ultrapremium für über 1000€ auf den Markt bringen. Er kostet heute auf dem Sekundärmarkt irgendwas zwischen 1200 und 1500€. Irgendwas stimmt da doch nicht, oder?
Egal. Ich bin dankbar und demütig für die große Geste und die Gelegenheit. Fantastischer Stoff und ein Stück Inselgeschichte.

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung durch die Whiskybase | Samples: Originalminiaturen und privat gekaufte Samples