Alle Port Charlotte (Teil 6)

And even more Port Charlotte… Es ist mal wieder soweit, die Quest „alle“ Port Charlotte zu verkosten muss weiter voran getrieben werden. Und so starten die tapferen Recken Christian und Tobias eine weitere Reise. Bewaffnet mit Spaten und Feuerwasser geht es auf die Torffelder von Islay.

Port Charlotte 2004 Cask Exploration 03

Eine Flasche PC 2004 Cask Exploration vor dunklem Holz in Szene gesetzt.

Ein Sherryfass wird erforscht. Genauer ein Sherry Hogshead. Single Casks gibt es von der Destille immer nur als Valinch und Micro Provenance Serie. Hier haben wir ein Valinch, 10 Jahre im Fass und dann 2015 mit 59,2% in 440 0,5l Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Fischbrühe und im Rauch hängender Kochschinken. Ein Feuer mit trockenem Holz beginnt zu brennen. Mandeln und rote Beeren werden darüber geröstet. Etwas Leder kommt auch mit rum.

Mund: Einiges an Holz kombiniert sich mit einer schönen Süße und einer leichten medizinischen Note. Thymian und Menthol würde ich sagen.

Abgang: Einmal mit der Zunge über ein Stück Metall. Danach eine schöne Kombination aus Sherry und leichtem Rauch, Kohlestaub und Asche.

Fazit: Nicht ganz einfach aber der macht schon Spaß. Ich bin sehr froh dass Christian davon noch was hat. Erhöht meine Chance darauf mehr davon zu trinken. 89/100

Port Charlotte 2007 Brühler Whiskyhaus (2017)

Ein Bottling von Marco Bonn aus Brühl. Wie immer mit einem sehr … eigenen Label. Hier aus der Serie Collection de futs Francais. Konkret ist der PC 10 Jahre alt, im Cognac Fass gelagert und dann im Rotweinfass gefinished. Dabei kamen 383 0,5l Flaschen mit 54,7% raus. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen einer muffigen, fruchtigen Note und einem Torffeuer hängt dieser Mal fest und kann sich nicht befreien. Das ist nicht unebdingt von Vorteil. Dazu sticht er auch noch ganz ordentlich in der Nase.

Mund: Ein paar Blaubeeren und eine ordentliche Säure prägen das Bild im Mund. Dazu Bitterstoffe und eine unangenehm trockene und betäubende auch stoffige Komponente. Rauchignoten und verkohltes Holz sind auch am Start.

Abgang: Ein paar Früchte noch und dann löst er sich relativ schnell auf. Leicht bitter und wieder dieses unangenehme Trockene. In der Base beschreiben sie es mit „Karton“. Vielleicht passt das ja.

Fazit: Aus meiner Sicht ist der nicht so richtig gut und an manchen Stellen fast schon fies. Er gleicht es aber auch stellenweise wieder aus, so das er nicht ins Bodenlose fallen muss. 81/100

Port Charlotte 2007 Bühler Whiskyhaus (2018)

Wir bleiben in Brühl. Wieder ein Bottling in 0,5l mit zierlicher weiblicher Fantasiefigur auf dem Label. Der Inhalt reifte im Vosne-Romanée Cask und ist 60,4% stark. Welches Weingut es war wird nicht genannt. Ich vermute nicht ganz freiwillig. Das 10 Jahre alte Bottling ergab 378 Flaschen à 0,5l. Link zur Whiskybase

Nase: Eine spannende Kombination aus roten Früchten und rauchigen Noten. Da sind Erdbeeren und Johannisbeeren auch Himbeeren. Dazu Rauch und Tabak und Lagerfeuer. Eine Spur Torf. Auch ein wenig Vanille. Nach echt langer Zeit kommt der Port Charlotte Gummi

Mund: Es geht nicht schlechter weiter. Klasse Zeug. Auch hier wieder Erdbeeren und Johannisbeeren. Beim zweiten Schluck wird er schön trocken und gleichzeitig Sauer. Astringenz vom Feinsten. Tabak ist auch wieder am Start.

Abgang: Leicht sauer und bitter fadet er raus. Die Früchte bleiben erhalten, es kommen noch Trauben dazu, der Tabak wird weniger. Dafür kommt ein wenig Holz dazu, aber nicht unangenehm. Dann wird er auch trocken.

Fazit: Wunderbares Weinfinish. Die Kombination Frucht und Tabak erinnert ein wenig an eine Shishabar, aber in gut. 😉 89/100.

Port Charlotte 2008 Islay Cask Company

Ein 10-jähriges Exemplar des deutschen Abfüllers Islay Cask Company in der Serie „Cask, Plants, & Blossoms“. Aus dem Bourbon Cask im Jahr 2018 abgefüllt. Da hatte er noch starke 62,8% und ergab eine Ausbeute von 232 Flaschen. Benannt wurde er nach der giftigen Stechpalme „Ilex“. Link zur Whiskybase

Nase: Metall, kalter Rauch ein paar Kräuter noch dazu und mit viel Fantasie auch ein paar helle Früchte. Die werden aber immer wieder durch das Metall zurück gedrängt.

Mund: Etwas Ingwer und Pfeffer macht den Start. Dann wird er bittersweet. Das geht dann über zu bitter und dann kommt noch etwas kräutrige Medizin.

Abgang: Relativ kurz und dann schnell etwas bitter. Der kalte Rauch quillt in Schwaden hervor. Einige wenige fruchtige Anklänge blitzen noch durch.

Fazit: Lecker, nicht schlecht aber nicht wirklich überragend. Die Dominanz der Bitterstoffe muss man schon ertragen, um ehrlich zu sein. Ich glaube für den kann es einige wenige Momente geben, in denen ich ihn richtig gut finde. Das muss mich dann genau auf den Punkt erwischen. Ansonsten 85/100 (sagt auch Christian)

Port Charlotte 2004 Cumbrae Supply

Eine quasi private Abfüllung zu Lindas Abiturprüfung. Auf dem Label steht außerdem was von Hogshead, die Diskussionen sprechen von Bourbon Barrel. Egal wie: 13 Jahre, 53,8% und 166 Flaschen. Das steht sicher fest. Link zur Whiskybase

Nase: Ganz, ganz weicher schwarzwälder Schinken. Die wo man die 2cm Scheibe mit dem Finger auf 2mm runterdrücken kann. Dazu Gummi und Butternoten. Dazu noch rote Beeren. Nach einiger Zeit kommen erdige Noten dazu.

Mund: Salzige, mit karamell überzogene Radiergummis am Ende eines Bleistiftes. Sehr mild und mit ein paar gelbfruchtigen Noten.

Abgang: Hinten raus wieder Gummiabrieb und ein paar nussige Noten. Dazu eine Fruchtnote in Richtung gekochte Früchte. Trocken wirds zum Schluß und leicht bitter. Beim zweiten Schluck kommen dann noch schöne Zitrusnoten. Vor allem Orangen.

Fazit: Es gibt eine Diskussion darüber ob das ein Sherry oder Bourbonfass war. Ich würde sagen Bourbon und wenn überhaupt dann ein Rotweinfass. Egal wie: Das ist lecker. Hätten mir meine Eltern auch zum Abitur abfüllen dürfen. Wobei ich damals einfach keine Ahnung davon gehabt hätte und ihn wahrscheinlich auch nicht lecker gefunden hätte 😉 88/100

Port Charlotte 2002 Anam na h-Alba

Elf Jahre alt und aus einem First Fill Sherry Hogshead. Falls das eine Vollreifung war recht mutig, finde ich. Der deutsche Abfüller hat den PC 2013 auf den Markt gebracht. Solide 60,6% hatten die 123 Flaschen da. Link zur Whiskybase

Nase: Speck, der auf den Waldboden gefallen ist. Irgendwo zwischen dem Torfmoor und der Beerenhecke. Dazu auch einiges an Metall.

Mund: Saure rote Früchte mit saurer Butter. Eine leicht würzige Komponente mit Pfeffer und etwas Ingwer. Etwas Bleistift. Süßer Pflaumensaft kommt dazu. Insgesamt durch Rauch und Torf eingehüllt.

Abgang: Extrem rauchig. Verbrannte rote und dunkle Früchte. Etwas Schwefel und Butter. Pflaume in dunkler Schokolade, allerdings ist das auch irgendwie angebrannt. Dadurch auch viele Bitterstoffe.

Fazit: Hm… naja. Ich glaube in der schieren Menge an Port Charlotte die ich mittlerweile genießen durfte ist das keine herrausragende Flasche. Zwar kann sie gut für sich alleine stehen, übermässig Spaß macht mir das heute aber nicht. Wasser macht ihn übrigends ein wenig besser. Da geht es dann Richtung medizinisch und kräutrig. 86/100 Christian ist deutlich überzeugter und zückt hier doch noch die 90/100

Diesmal kein Ausflug zu den Sternen…

… dafür ein kleiner Ausrutscher. Na das darf zwischendrin auch mal sein. Spannend finde ich zudem, dass Christian und ich beim letzten Bottling so weit auseinander liegen. Es kommt eher selten vor, das wir um vier Punkte unterschiedlich werten. Auch das darf, nein muss meiner Meinung nach sein.

Insgesamt war ich wieder sehr zufrieden über den Erfahrungsraum, der sich auftat. Außerdem gab es wie immer einiges an Rätseln, z.B. wie man drauf kommt der Tochter zum Abitur ein Fass Port Charlotte zu schenken. Oder was die komischen Gestalten auf manchen Labels sollen. Wieso man Giftpflanzen als Namensgeber für ein Bottling hernimmt. All das ein nettes Plus zum „Philosophieren“, während man tollen Whisky trinken darf.

Bilder: Eigene Anfertigung und Überlassung von sow42195 (vielen Dank!) | Samples: Eigene Flasche (Christian) und privat gekauft