Europa in Japan
Ein Stern am Whiskyhimmel in Japan, wo scheinbar nahezu ausschließlich Sterne existieren, wenn man den Preisen glaubt, ist Chichibu. Preise für Bottlings sind anspruchsvoll, die Menge tobt und ist begeistert. Der Sekundärmarkt auch. Es ist nicht unüblich, dass ein Bottling für 250€ released wird und noch am selben Tag für das 2-10-.fache den Sekundärmarkt trifft.
Darüber will ich mich gar nicht weiter auslassen, aber es in Konsequenz ist es natürlich entsprechend schwer, davon auch mal was zu verkosten. Durch Flaschenteilungen, genauer gesagt eine eigene und zwei an denen ich mich beteiligt habe, ist es mir möglich hier drei der 2020er Release zu verkosten. Da bin ich froh und dankbar dafür. Ich glaube die wenigsten dieser Flaschen werden wirklich aufgemacht. Die drei Releases tragen jeweils den Namen einer europäischen Großstadt und das ist auch entsprechend auf dem Karton und der Flasche abgebildet. Begonnen hat man damit meines Erachtens im Rahmen der Whiskymessen in London und Paris, quasi als Messebottling. Berlin und München kamen dieses Jahr dazu.
So viel vorab, ich freu mich schon auf drei spannende Drams!
Chichibu Paris Edition 2020
Anlässlich der pandemiebedingt nicht stattfindenden Whisky Live Paris 2020 wurde dieser Chichibu abgefüllt und dann online via LMDW verkauft. Das Bild vom Obelisken Blickrichtung Arc zeigt deshalb eine leere Straße. Ein Zustand der unter Normalbedinungen zu keiner Sekunde an diesem Ort existieren würde. Die 1833 Flaschen haben eine Stärke von 52,8%. Es ist ein Vatting aus Fässern mit Spirit aus 2013: First-fill bourbon (peated), Virgin Oaks und Port Pipe, sowie aus 2014: Quarter Casks (Chibidaru) und ein Red Wine Cask Link zur Whiskybase
Nase: Eine wunderbare Honignase. Dazu kommen viele, vor allem helle Früchte. Es gibt auch noch wachsige Zitrusnoten, etwas Eichenwürze und Vanille.
Mund: Wieder sind viele Früchte am Start. Ein ganzer Obstkorb. Mit einem Hang Richtung Brombeeren. Dazu kommen jetzt Gewürze, auch Ingwer, Pfeffer und Zimt. Etwas Nougat finde ich auch noch.
Abgang: Schöne Vanille und Mandarinennoten. Da kommt noch mal die Jugend und die frischen Fässer. Dann wieder etwas Würziges und ein paar Bitterstoffe. Bleibt wunderbar lange und spielt nochmal mit den Aromen.
Fazit: Sehr schön. Eine Freude den gehabt zu haben. Eine wunderbare Komposition und der Blender hat sicher nicht nur fünf Minuten auf die Zusammenstellung verwendet. Einen schönen Gruß an den Sekundärmarkt noch: Geh sterben. Dieser Whisky ist zum Trinken da, nicht zum Einmotten. 88/100
Chichibu 2012 Berlin Edition
Aus Frankreich geht es nach Berlin. Diesmal das Brandenburger Tor im Fokus auf der Flasche. Die Abfüllung ist ein Single Cask mit 63,3% und einer Ausbeute von 202 Flaschen. Abfüllung erfolgte durch Number One Drinks für Kirsch Whisky Import. Link zur Whiskybase
Nase: Viele Aprikosen und würzige Teenoten. Der Alkohol ist deutlich merkbar in der Nase. Das ist für mich eher eine zu aufdringliche Kombination.
Mund: Es bleibt sehr würzig, gefühlt kommt das vom Alkohol. Dazu auch wieder die Aprikosen und auch Pfirsiche. Da ist auch ein Hauch Vanille.
Abgang: Der Abgang endet ähnlich. Die Fruchtnote ist wirklich toll, der Alkohol klebt aber ordentlich an der Zunge. Zum Schluß kommt eine Nussnote dazu und scharfer Zimt (gibt es sowas?).
Fazit: Lecker was die Fruchtigkeit angeht. Ich hab aber das Gefühl der Alkohol ist nicht gut integriert, wie man so schön sagt. Mit Wasser wird es etwas besser. Die Fruchtnote leidet dann aber. Ich kann mir vorstellen was möglich wäre. Vielleicht hab ich irgendwann das Privileg einen 20-jähriges Single Cask Chichibu zu probieren. Ich kann mir vorstellen mit mehr Reife kann hier etwas fantastisches entstehen. 86/100
Chichibu 2014 Munich Edition
Zuletzt geht es in die bayrische Hauptstadt, nach München. Wieder ein Single Cask, 63%, ca. sieben Jahre im Fass und 208 Flaschen kommen raus. Auch hier ein Number One Drinks eine Abfüllung für Kirsch Whisky Import. Auf dem Bild finden wir das Siegestor. Link zur Whiskybase
Nase: Gurkensud und irgendwas vom Bauernhof. Das ist spannend, was zwei Jahr weniger scheinbar machen. Etwas Honig, ein paar Trockenfrüchte, Malz und Vanille, etwas Aprikose.
Mund: Hier fühlt er sich malzig, jung und leicht fruchtig an. Die hohe Alkoholstärke ist nicht präsent. Etwas Weiniges oder Tresterartiges ist da. Auch etwas mildes Fleisch.
Abgang: Aprikosenlikör, ein paar andere helle Früchte. Irgendwie absolut unspannend.
Fazit: Lustig, im Vergleich zum Berlin ist der da der Alkohol kaum merkbar. Obwohl zwei Jahre jünger. Dennoch fühlt er sich über weite Strecken jung an. Er holt mich auch nicht ab. Da sind viele spannende Ansätze. Ecken die man erforschen möchte. Die sind dann aber schnell wieder weg. Im Abgang kann er dann kaum noch was bieten. Wasser ist hier übrigens keine gute Idee. 85/100
Das liebe Geld…
Soll ich das mal ganz ausblenden? Ich hab eine wunderbare Komposition getrunken und Single Casks, die mir echtes Potential gezeigt haben. Es ist was anderes als Scotch Single Malt und ich hatte viel Spaß bei der Verkostung. Dass nicht der Superstar für mich dabei war spielt eine nachgelagerte Rolle. Gerne mehr davon.
Bilder: Screenshot GraphHopper Maps, OpenStreetMap, eigene Anfertigung |
Samples: Eigene Flasche und privat gekauft
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