Ein See in der Speyside

Unabhängige Speysider (Teil 2)

Die Fülle der Destillerien in der Region Speyside macht es mir leicht immer wieder einen Schwung unterschiedliche Abfüllungen von dort ins Glas zu bekommen. Auch die unabhängigen Abfüller scheinen da guten Zugang zu Fässern zu haben. So ergibt sich auch die Kombination: Ein Review von sechs unterschiedlichen Destillerien in der Speyside abgefüllt von unabhängigen Abfüllern.

Dailuaine 2008 Cadenhead

Von Cadenhead aus drei Bourbon Hogsheads abgefüllt in über 700 Flaschen. Das kann nur aus der Reihe Small Batch sein, die ich so sehr vermisse. 59,9% stark ist er. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen Schwarzbrot und Brottrunk mit Malz und überreifen, fermentierten Früchten.  

Mund: Dunkle Schokocreme auf hellem Brot. Weiche samtige Textur. Einige Bitterstoffe, z.B. Kaffee oder gar Espresso.

Abgang: Wunderbar wärmend, mit etwas Holz, etwas Zitrus. Auch Kakao. Helles, weiches, italienisches Brot. Darauf ein leichter Honig. Dazu Galiamelone.

Fazit: Mag ich. Bzw. mochte ich. Die Flasche ist leider leer. Er ist aber schon anders. 86/100

Glentauchers 2007 Cadenhead

Wir bleiben beim Abfüller Cadenhead und wechseln die Abfüllreihe: Authentic Collection. Inhalt ist ein Glentauchers. 12 Jahre alt und aus einem Hogshead… ich vermute mal Bourbon. Glatte 60% haben die 252 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Eine dezente und ausgewogene Fruchtnote. Von Banane bis Limette, von Birne bis Apfel. Dazwischen immer wieder etwas Kalk und nasse Kiesel. Schwarzbrot und fruchtiger Weißwein kommt nach einiger Zeit.

Mund: Kurz ist er salzig, dann wird er würzig mit Pfeffer und Ingwer. Wenn sich der Mund an den Alkohol gewöhnt hat, dann wird es wieder wunderbar fruchtig. Zu den vorherigen Eindrücken gesellt sich noch Aprikose dazu, genauso wie ein gesüßter Jogurt.

Abgang: Die Ingwerwürze begleitet den Eindruck bis zum Schluß. Ganz wenige Bitternoten kommen noch dazu. Ich würde sagen die Schalen von all den Früchten. Die Aprikose wird eher zu Eistee. Ein angebrannter Biskuitboden ist auch noch da.

Fazit: Sommerlich fruchtig, mit einem kleinen Twist durch die Schärfe. Dennoch ist er wunderbar trinkig. Schönes Ding. 87/100

Knockdhu 2006 Cadenhead

Und wieder zurück zur Small Batch Reihe. Wieder drei Fässer. Diesmal Bourbon Hogshead und zwar von Knockdhu. Nach 11 Jahren ergibt das 792 Flaschen mit 54,7%. Link zur Whiskybase

Nase: Zerstossene getrocknete Blätter. Darüber Zitrone. Dann mit Kalk und Kies bedeckt. Dann wieder Blätter drauf… und so weiter.

Mund: Mit dem Kalk geht es weiter. Dazu kommen Parafine, Limetten, Malz. As sharp as a knife. Genau auf den Punkt gebracht.

Abgang: Das Ende beginnt mit Limette, Bitterstoffe und Malz. Dann kommen mineralische Komponenten und ein Hauch Äpfel und Birnen. Damit endet er relativ bald aber wieder auf den Punkt.

Fazit: Das fühlt sich irgendwie an wie von Serge abschreiben, aber ich kann seinen Notes kaum was hinzufügen. Das hier ist klasse und einer der Gründe diese Abfüllreihe zu lieben. 87/100

Scotch Universe Antares II – 131° U.2.1′ 1896.2″

Aus dem geheimnisvollen schottischen Universum des Michel Reick stammt diese Abfüllung. Der Entscheidende Hinweis, neben der Region 2 (Speyside) ist die Jahreszahl 1896. Das deutet dann auf das Gründungsjahr der Aultmore Destillerie hin. Er ist zehn Jahre alt (131 Monate) und 55,4% stark. Das Fass ist ein 1st Fill PX Sherry. Link zur Whiskybase

Nase: Jawoll, das ist ein PX. Einige würzige Holz und kräftige Holznoten kommen noch durch, ansonsten sind da Tabak, Leder, Dörrpflaumen, Rosinen.

Mund: Wieder Tabak am Start. Dann kommt Pfirsicheistee, spannend mal was anderes. Dann kommen die Holznoten und relativ spät noch etwas Pfeffer.

Abgang: Saures Holz. Ich weiß selber nicht genau was das sein soll aber das beschreibt es irgendwie. Dazu süße Pflaumen, Rosinen, Tabak, Kaffee.

Fazit: Lecker PX. Viel mehr kann man dazu nicht sagen. 86/100

Glen Spey 1970 James MacArthur

Ok, jetzt gehen wir mal an die “Way-Back-Machine”. Ein Glen Spey aus den Mini-Abfüllungen von James MacAthur. 1970 destilliert und 21 Jahre später in eine unbekannte Anzahl an 5cl Fläschchen gebracht. Über das Fass ist auch nichts bekannt, dafür aber natürlich über die Stärke: 55,4%. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr verschlossen, leichte grasige Noten, etwas Milchschokolade, Milchcreme, ein leichtes Gebäck, ein paar Kräuter.

Mund: Salzig mit einer cremigen Textur. Erst nach ein paar Sekunden zwickt der Alkohol kurz. dann kommen Zitrusnoten und auch andere helle Früchte. Etwas Pfirsich und Mirabelle vielleicht.

Abgang: Menthol, Phenol und Gräser. Dazu etwas Zitrus und Vanille. Süß und leicht trocken. Malzbonbons ca. 5 Minuten nach dem man sie fertig gelutscht hat. Bienenwachs.

Fazit: Hinten raus wirklich lecker. Schade, dass die Nase so verschlossen ist. Selbst Wasser ändert da nichts daran. Damit wird er allerdings insgesamt deutlich süßer. 87/100

Miltonduff 1987 Alambique Classique

So, ein letzter Dram im heutigen Review: Abfüller ist diesmal Alambique aus Deutschland. Der hat ihn grob 30 Jahre in einem Bourbon Barrel lagern lassen und dann in einem Nicaragua Rum Barrel gefinished. 162 Flaschen dieses 55,6% starken Malt gibt es. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt mit einem Brot. Mit einer Würzkruste. Dann kommt Pinienharz der wird dann zu einem Saunaaufguss. Leichte Holznoten gibt es auch noch. Ok, wo ist der Rum? Egal, das ist schonmal ein guter Start!

Mund: Ah hier ist der Rum: Kokos und überreife Früchte. Vor allem exotische. Ananas, Mango, Papaya. Dazu auch fermentiertes Holz und ein paar Tropfen von dem Saunaaufguss.

Abgang: Es bleiben die überreife Früchte. Dazu gibt es Menthol und Pfeffer. Dann wir er schön langsam leicht trocken und fadet raus. Sehr gut!

Fazit: Ein wunderbares altes Bottling mit einem schönen Twist. Gefällt mir gut. Sehr mutiges Finish, aber es wurde belohnt. 88/100

Die beiden Oldies gewinnen!

Wahrscheinlich hätte man das auch vorher gedacht. Auf der anderen Seite eine Miniabfüllung und ein Rum-Finish… Beide Abfüllungen haben mir aber für sich gesehen richtig Spaß gemacht.
Damit will ich die anderen Flaschen übrigens nicht klein reden. Auch da kann man für sich Gutes finden. Der Knockdhu z.B. könnte ein Kandidat für die Puristen sein. Der PX hat sicher auch seine Liebhaber. Schöner Flight!

Bilder: Eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft.