Six Spirits of Christmas und ein Inaugural Release

Ein Tastingpack kam genau rechtzeitig über Kanal. Sechs Destillate, die noch nicht ganz Whisky genannt werden dürfen, also Spirits. Ich freute mich auf eine schöne Online-Session, kurz nach Weihnachten, zwischen den Jahren, zusammen mit meiner Frau. Insgesamt war es sehr unterhaltsam und informativ. Gespickt mit wunderschönen Bildern der Destillerie und der Insel. Einziger Kritikpunkt unsererseits: Die Geschwindigkeit. Die Drams wurden quasi durchgejagt und das entsprach auch der Sprechgeschwindigkeit der beiden Hosts. Da war es mitunter schwer zu folgen.

Dennoch haben wir einiges gelernt. Z.B. das alles Wasser aus einem Brunnen 60m unter Raasay kommt. Dieses wird im kompletten Prozess verwendet. Der Brennprozess wurde zuerst designed, dann die Destillerie drumherum. Highland Peat wird für die peated Malts verwendet. Inaugral peated war 40ppm beim Mälzen und 35ppm in der Flasche. Diese und andere Fakten haben die sechs…. “fast”-Whisky begleitet.

Virgin Chinkapin Oak

Los geht es mit einem 30 Monate im Chinkapin Oak (gelbe Eiche) gereiften Malt. Das Getreide stammt aus Inverness erfahren wir noch zusätzlich. Das Cask Sample ist natürlich in Fassstärke.

Nase: Fassflavours und Holz, Vanille, mit viel Wasser kommen Früchte und Rosen heraus. Etwas Gurkenwasser vielleicht.

Mund: Er ist würzig und mit viel Alkohol sehr präsent im Mund. Die Textur ist cremig. Später wird es dann bitter. Auch ist wieder Holz deutlich merkbar.

Abgang: Rote Früchte sind merkbar. Dazu Säure und Süße. Ein paar Nüsse kann ich auch entdecken. Durch die hohe Alkohol wirkt betäubend.

Fazit: Erstaunlich wenig Vanille für ein Virgin Oak Fass, dafür relativ viel Holz für das junge Alter. Zugänglich ist anders.

Ex-Bordeaux Red Wine

32 Monate in einem nicht näher benannten Bordeauxfass ist dieser Malt gezeigt. Getreide und Fassstärke sind wie beim Virgin Oak.

Nase: New Make Noten. Ein wenig getoastetes Fass, ein paar Dillnoten. Dazu der pinkeste der pinken Kaugummis. Irgendwie auch Pflaumenmarinade über Entenbrust.

Mund: Einige Gewürze, nicht näher identifizierbar. Eine starke Süße gibt sich die Klinke mit Röstaromen. Ggf. war das ein STR (shaved, toasted, re-charred)? Länger im Mund ist es dann eine leichte Weinsüße.

Abgang: Wir haben hier Nüsse. Dazu auch Holzspäne. Einiges an Salz und rote Früchte sind auch bemerkbar. Die Länge ist dank der Fasseinflüsse auch schon ganz ordentlich für das junge Alter.

Fazit: Wasser drängt das Weinfass etwas zurück und bringt das Salz weiter raus. Hat auf der einen Seite etwas spannerende Anklänge als der Virgin Oak. Auf der anderen Seite auch ein paar mehr Herrausforderungen.

Ex-Woodford Reserve Rye

Eine Besonderheit in der Whiskyszene: Eine Rye Cask Reifung. Als Vollreifung noch seltener. Wobei bei nur 31 Monaten insgesamt ist natürlich Vollreifung eine leichte Übertreibung.

Nase: Marille, gelbe Früchte, Kirsche, weisser Pfeffer, leichte Anklänge von Seife, die sind aber eher angenehm.

Mund: Cremig und pfeffrig, wieder New Make Noten, Dill und Gürkchen. Hier ist das Ryefass schon weit besser zu identifizieren als in der Nase.

Abgang: Vanille, Pfeffer, Süße, ein wenig Holz. Das ist eher nicht so aufregend. Da hatte ich die Vermutung das wird über die Zeit noch mal etwas interessanter, weil es ja schon im Kontrast zum Rest steht. Aber das war nicht der Fall.

Fazit: Insgesamt der spannendste der drei unpeated. Die Frage ist natürlich wo die Reise hin geht, wenn sowas mal ein paar mehr Jahre reift. Bis dahin macht das Experiment auf jeden Fall schon mal Spaß.

Virgin Chinkapin Oak Peated

Ab hier sind wir bei den getorften Whisky. Verwendet wird Highland Torf. Ansonsten ist es ein vergleichbares Fass wie beim ersten Whisky.

Nase: Ganz typisch für so extrem junge Peater: Rauch und Süße, leichter Torf. Als Besonderheit kommt dann noch sowas wie eine Salatgurke dazu.

Mund: Süß und pfeffrig. Auch rauchig, aber nicht übermässig. Wir reden hier eher von einem Level in Richtung Talisker oder Highland Park. Auf keinen Fall aber Islay.

Abgang: Schönes süße-säure Spiel, leicht nussig, relativ trocken in der Länge. Da kommt dann auch noch mal Rauch aber auch Pfeffer und Vanille. Die Virgin Oak lässt grüßen.

Fazit: Der beste Dram bis hier hin. Der Abgang machte mir im Speziellen Spaß. Schön finde ich, dass es keine Kopie von irgendwas sein will und auch nicht vollkommen im Torf ertränkt wurde.

Ex-Bordeaux Red Wine Peated

Same procedure: Wieder das Ex-Bordeaux Fass zur Reifung (33 Monate) aber der Spirit ist diesmal getorft. Hier kriegt das ganze auch langsam mal etwas mehr Farbe.

Nase: Peated New Make der über Trauben ausgegossen wurde. Birnen. Ein paar helle Steinfrüchte. Auch Kräuter und Gurkensud.

Mund: Würzig und leicht peated. Wirklich würzig. Mit viel, sehr viel Pfeffer. Wenn man etwas wartet, dann wird er zahmer und süßer.

Abgang: Sehr reife Äpfel, Nüsse, Schweinekruste und -chips, ordentliche Süße. Sehr trocken, aber genau auf dem richtigen Level. Auch schön salzig.

Fazit: Viel besser als die korrespondierende unpeated Variante. Schön langsam kommen wir in die Regionen die so richtig Spaß machen! Bleibt dann auch der beste Spirit des Abends für mich.

Ex-Woodford Reserve Rye Peated

Der älteste Spirit im Bunde: 34 Monate war der getorfte Whisky im Woodford Reserver Rye Cask. Das ist ja schon fast Whisky… um zwei Monate daneben.

Nase: Banane und Pfeffer, insgesamt viele Früchte, etwas aus dem Fischladen und ein wenig Rauch, Vanille ist auch dabei

Mund: Eher süß, New Make ist präsent, Peat ist eher zurückhaltend. Ich kann hier nur schwer wirklich definierte Aromen rausfinden.

Abgang: Salzig und fruchtig. Wieder mit Pfeffer und Vanillezucker. Dazu die Nüsse, die in verschiedenen Drams zu finden waren. Trocken und auch bitter klingt er aus.

Fazit: Nicht ganz einfach. Aber erneut sehr interessant. Ich bin mir nicht sicher ob ich eine lange Reifung in Rye-Fässern gut finde. Probieren würde ich es aber natürlich. Im Sinne der “Wissenschaft” 😉

Torf ist Trumpf…

… solange man noch jungen Spirit hat. Denn er kann auch die New Make Noten kontern. Das haben wir auch im Tasting festgestellt. Ansonsten will ich mal festhalten: Für so junge Spirits ist das eine mehr als ordentliche Leistung.

Aus den obigen Malts wird mal ein Whisky konstruiert und später auf den Markt gebracht. Über die Verhältnisse und den Zeitpunkt konnte man uns noch nichts sagen. Ich freu mich aber schon drauf.

Mix and match – diese Gesellen werden irgendwann mal vereint.

Raasay Inaugural Release

Stellt sich nun die Frage: Wie schmeckt ein fertiger Whisky der Raasay Destillery? Die einzige Möglichkeit dies bisher zu beantworten ist das Inaugural Release. Mit 52% wurden die 7500 Flaschen abgefüllt. Er gilt als lightly Peated und wurde im Rotweinfass nachgereift. So ähnlichen kennen wir das ja schon von oben. Ende 2020 kam er in die Flasche und auch auf den Markt. Der sich wie bei allen ersten Releases vollkommen surreal verhalten hat. Sofort ausverkauft und für das Doppelte wieder im Sekundärmarkt. Das kann man nur mit den Augen rollen. Link zur Whiskybase

Nase: Grapefruitsaft, Kirschsaft, Apfelsaft. Vielleicht sogar eher in Richtung Limo. Dazu ist er leicht peatig. Ich finde auch noch Gras, frisch aus dem Rasenmäher.

Mund: Leichte Rauch- und Bitternoten. Der Wein ist deutlich zu merken, aber nicht extrem dominierend. Mit ein paar Umdrehungen im Mund wird er trocken und kann auch wieder Früchte hervorbringen.

Abgang: Macht schön warm im Bauch. Der trockene Rotwein hinten raus ist sehr deutlich präsent. Nüssle und auch wieder die Früchte vom Anfang.

Fazit: Ich finde es großartig den trinken zu dürfen. Haben sie gut gemacht. Kein Überflieger (wo sollte das auch herkommen), aber ich freue mich schon den mal wieder zu trinken. Vielleicht dann ja schon im Vergleich zu etwas anderem aus der Destillerie. 85/100

Bilder: Eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flasche und bei der Destillerie gekauft