Laphroaig der Jüngere

Laphroaig ist ja quasi adelig. Offziell verbunden mit dem Prinzen Charles, in der Leidenschaft für den Whisky und verschiedenen Charity-Aktivitäten. Heute finden sich einige jüngere Vertreter des Geschlechtes derer von und zu Laphroaig in meinem Glas. Wir erwarten streitbare Raubeine, die noch ungeschliffen sind und sich erst die Etikette aneigenen müssen. Wir werden sehen was die Realität dazu sagt.

Laphroaig 2009 SMWS 29.244

Eine Abfülllung der Scotch Malt Whisky Society zum Whiskyfestival Feis Ile 2018. Der acht Jahre junge Whisky mit dem Namen “Weaving wonderous dreams” stammt aus einem Ex-Bourbon Barrel. Die 222 Flaschen haben heftige 62,2%. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr clean. Da ist leichter Torfrauch, ordentlich Salz. Auch Birne und frisch angeschnittene Zitronen. Eher zurückhaltend sind Malz und Pinienzapfen. Ein Stapel frisch aufgeschlichtetes Holz steht irgendwo rum.

Mund: Die Rezeptoren sagen Erdnüsse mit pfeffriger Kruste. Auch Ingwer kommt dazu. Er bleibt salzig. Die Spielpartner zum Malz ist jetzt eher Eukalyptus. Die Birne wird zur Süßigkeit. Der Brite/Schotte würde von Pear Drops sprechen, sße Birnendrops.

Abgang: Hier ist der Torf am präsentesten für mich. Menthol folgt jetzt dem Eukalyptus aber eher dezent. Dazu wieder süße Birnen und auch Äpfel.

Fazit: Ich weiß nicht, ob ich mit den Notes wirklich meine Begeisterung ausdrücken konnte. Der ist für mich fantastisch clean und jung. So soll es sein, bei einem acht Jahre alten Malt. Ich kann ihn mir nicht besser wünschen! 90/100

Laphroaig 2006 Malts of Scotland

Vom Paderborner Abfüller Malts of Scotland wurde dieser Laphi für DELAIN in die Flasche gebracht. 226 Flaschen mit 53,1% dieses 10-jährigen kamen aus dem Sherry Hogshead. Link zur Whiskybase

Nase: Metall, Torfrauch, salzige Noriblätter, Aprikosen, Pfirsich, Birne, Tabakblätter, Rumaroma und leichte Vanille

Mund: Torf ist präsent, aber nicht brutal. Früchte sind wieder vorhanden. Jetzt eher rote Früchte. Kirschen, Salz und Pfeffer, Leder, Asche, Schokolade. Ziemlich komische Mon Cherri irgendwie.

Abgang: Wärmend mit einer leichten Ingwerschärfe. Er ist aber auch süß. Zuckrige Pfirsichgummibärchen. Leichte Bitternoten kommen langsam zum Vorschein. Kurz blitzt etwas Dill auf. Das ist aber nicht unangenehm. Dann kommt Banane und Schokolade. Der Torf ist jetzt nur noch ein ferner Begleiter.

Fazit: Lecker. Ziemlich lecker. Die Aromakombinationen sind bisweilen etwas verrückt aber es ist nie drüber oder schlecht. Das ist auch eine Kunst. 88/100

Laphroaig Cask Strength 10-years-old Batch 009

Wenn man sich mit Laphi ein wenig beschäftigt, dann kommt man um die “CS” Abfüllungen nicht herum. Quasi die fassstarke Variante der Abfüllung mit der für mich alles began. Die neunte Abfüllung dieser Reihe hat 58,1% und stammt aus “Seasoned Charred Oak Barrels”. Link zur Whiskybase

Nase: Ein roter Apfel aus dem Torfrauch. Fruchtig süß vermählt er sich mit einer medizinischen Note. Dazu kommt salzige Gischt und nasse Teerstraße. Die Phenole sind immer wieder sehr präsent. Mit der Zeit geht alles über zu einer Glut über der Fleisch simmert, dass mit einer süßen, vor Karamell strozenden Marinade oder Glasur bestrichen wurde. Diese enthält einen Tropfen Cointreaux

Mund: Einen kleinen Moment lang ist es eher Stil im Mund. Ruhe vor dem Sturm. Dann kommt erst der Torf und dann ein Schwung Pfeffer, Zitrusfrüchte, Salz, Ingwer. Etwas dezenter spielen immer wieder mit Teer, Ananas, Karamell. Wunderbar. Wirklich toll.

Abgang: Ein Salzkaramell hergestellt über Torffeuer in einer Pflasterfabrik. Jemand macht das Tor auf und der Luftzug läst eine kleine Aschewolke durch die Halle ziehen. Eine bitteren Note hält das Ganze zusammen. Ein paar Äpfel und auch Nüsse dürfen auch noch mitspielen. Bleibt – zum Glück – wunderbar lang. Hintern raus wird es trockener.

Fazit: Ich kann es nicht anders sagen. Das ist ein wirklich gelungener Laphroaig. So wünsche ich mir das immer. Man sagt heutigen Abfüllungen zu viel “Beam-Suntory”-Einfluss nach. Diese Fässer stammen aus der Zeit vor der Übernahme. Vielleicht ist wirklich was dran. 91/100

Laphroaig Cask Strength 10-years-old Batch 010

Der zehnte Batch der jährlichen Anfüllung von Laphi. Im Jahr 2018 stammt der Inhalt auch wieder aus “Seasoned Charred Oak Barrels” und wurde mit 58,0% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Torfrauch und Bandagen, Pflasterstrips und Antispetikum. Dann gibt es einen Schwenk in die fruchtige Richtung. Ananas, süße Äpfel, dann geht es Richtung Vanille und getoastetem Holz.

Mund: Wärmend und prickelnd, Pfeffer, Torf, Salz. Bitter und süßlich. Zitrone und Vanille kommen immer wieder durch.

Abgang: Nüsse, Jodtrinktur, süßer Torfrauch, Birne, etwas Kräutersud. Hinten raus wird er etwas weniger spannend. Das trinkt sich immer noch lecker, aber da war die Freude vorher größer.

Fazit: Es ist drin was drauf steht. Laphi in Fassstärke. Sehr solide. Mit deutlichem Highlight in der Nase und wird er über den Gaumen dann irgendwann austauschbar. 88/100

Laphroaig 2006 Gleann Mór

Vom schottischen Abfüller Gleann Mór stammt dieser Laphi. Erfreulich dass er noch eine Destilleriebezeichnung hat. Das ist ja schon eine Seltenheit dieser Tage. 52,5% haben die 210 Flaschen. Genauer als das es ein Single Cask ist wird es leider nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Mezcal, Gummibärchen, Torf, Gurke, Traube, Apfelkerngehäuse, Zitronengras, Kaktus

Mund: Prickelnde Säure, Zitrone, Bitterstoffe, Pfeffer-

Abgang: Äpfel, Vanille, etwas Rauch, kaum Peat, und wieder der Kaktus

Fazit: Die Nase ist durchaus spannend, der Rest ist eher uninteressant (für einen Laphi). 83/100

Laphroaig 2005 Highgrove

Ein Abfüllung für die Highgrove Stiftung des Prinzen Charles macht den Abschluss. Und das passt ja dann auch wieder zum Adel. Diese Abfüllungen sind traditionell aus Single Casks, um genau zu sein ein Bourbon Barrel. Sie sind 12 Jahre als und auf 46% reduziert. Dieses Bottling stammt aus dem Januar 2018 und umfasst 280 Flaschen Link zur Whiskybase

Nase: Torf und Jodtinktur geben sich mit Salz und Seetang die Klinke in die Hand. Flankiert wird das ganz von Zitronen, Vanille und Erde.

Mund: Eine insgesamt cremige Textur gibt Nüsse, Zitronen, Lagerfeuer, Pfeffer, Torf, Rauch und Muscheln preis. Keine Überraschung dabei. Erwartungskonform muss aber nichts Schlechtes sein.

Abgang: Zitronen, Chili, Pfeffer, Torf, Seetang eine schöne Süße begleitet das Ganze den Rachen hinunter. Hier würde ich mir ein Prozent mehr wünschen. So ist er mir zu früh weg.

Fazit: Super solider Laphi. Einer zum wegtrinken am Lagerfeuer oder vielleicht auch in einer lauen Herbstnacht. 86/100

(Hohe) Erwartungen (meistens) erfüllt

Mit zwei Ausreißern nach oben und einem nach unten ist hier das Soll gut erfüllt. Dieser Flight hat mich an meine Liebe zu Laphroaig zurück erinnert. Der erste 10-jährige ca. 2005. Große Freuden mit den Highgrove Abfüllungen. Der Besuch in der Destillerie. Ein fantastisches Erlebnis für sich und tatsächlich meine erste Berührung mit dem Cask Strength 10. Dieser begleitet mich seither zuverlässig durch die Whiskywelt.

Ein Wort noch zur Feis Ile Abfülllung. Für diese musste ich eine Meile mehr laufen. Sie zu erstehen war nicht einfach und hat auch ein paar Euro mehr gekostet, danke Sekundärmarkt. Das an sich erst mal so. Allerdings ist es schon ein Stück weit traurig, dass die SMWS es nicht schaft, den Menschen, die solche Flaschen auch aufmachen, diese direkt zu verkaufen. Sie versuchen es allerdings immerhin. Ein neues Vergabesystem wird derzeit verprobt und soll Abhilfe schaffen. Ich drücke die Daumen!

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen und privat gekaufte Samples