Kilchoman 2007
Kilchoman ist die jüngste Islay Destillerie, die aktuell schon Whisky verkauft. Das macht es möglich die Evolution eines Jahrgangs recht genau zu analysieren. Unterstützt wird das auch noch dadurch, dass dort auch Einzelfässer und kleinere Batches für Händler und sogar Privatpersonen keine Seltenheit sind.
So habe ich heute einen schönen Flight im Review: Gebrannt in 2007, gelagert in Bourbon Casks und in Fassstärke abgefüllt. Der jüngste Whisky ist dabei drei Jahre alt, der älteste zwölf.
Kilchoman 2007 Single Cask Release
Ein Single Cask speziell für „Whisky Import Nederland“ abgefüllt. Mit nur drei Jahren darf er sich gerade so Whisky nennen. Der Alkoholgehalt ist erwartungsgemäß hoch: 61,8%. Aus dem Bourbon Cask 211/07 (Buffalo Trace) kamen 261 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Zitrus und Pfeffer verbinden sich mit Rauch und Torf. Außerdem gibt es einen Gruß aus dem Maschinenraum: Fette und Öle. Dazu noch Jod. Eine gemähte Wiese, das Gras ist feucht und liegt zum Trocknen aus. Etwas später kommt noch deutlich Vanille hoch.
Mund: Das Jod ist immer noch präsent. Dazu Lageräpfel die schon langsam weich werden. Pfeffer, Salz und eine leichte Süße. Der Alkohol wärmt und prickelt. Der Torf kommt auch noch mal zurück.
Abgang: Hier passiert erst mal nicht mehr so viel. Das ist bei dem Alter vielleicht auch nicht verwunderlich. Der Alkohol ist noch immer stark spürbar. Dann geht er aber noch mal auf. Etwas Frucht ist noch da und natürlich die maritimen und torfigen Noten. Ganz zum Schluss wird er recht bitter.
Fazit: Die Nase macht sehr viel Spaß und insgesamt ist er auch für das junge Alter wirklich mehr als solide. Schönes Bottling. Der Preis ist mit 80€ für einen 3-jährigen allerdings auch anspruchsvoll. 86/100
Kilchoman 2007 – The Kilchoman Club 6th Edition
Eine der ersten zehnjährigen Abfüllungen. Abgefüllt mit 57,4% für The Kilchoman Club (destillerieeigener „Fanclub“). Dazu wurden fünf Bourbon Cask Lagerungen zu einem Batch vereint. 1241 Flaschen wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Seetang, Rauch und Speck. Irgendwas von Surf and Turf, dazu ein Apfel-Orangen-Chutney. Gegrillt wird auf Torffeuer. Mit der Zeit kommt Vanille dazu. Der Rauch wird sehr trocken.
Mund: Süß-sauer geht es weiter. Das BBQ findet jetzt auf dem Kohlegrill statt. Das Chutney ist nun gut gewürzt, Chili, Salz, Pfeffer und Minze. Ein Schwung Honig dazu und dann kommt der Torf wieder. Lässt man ihn kreisen wird er mineralisch und wachsig. Getorfter Clynelish?
Abgang: Der mineralische wachsige Eindruck bleibt erstmal. Außerdem ist er wärmend bis zum Schluss. Er klingt leicht bitter aus. Dazu ein paar Zitronenzesten. Torf und Malz sind wieder da.
Fazit: Der ist sehr lecker. So behandelt man seine Fans. Allerdings ist er leider mittlerweile nur noch im Sekundärmarkt zu erhalten. 89/100
Kilchoman 2007 Private Cask
Ein weiteres Bourbon Cask aus 2007. Diesmal deutlich länger gelagert (12 Jahre) und für Patrick B. (Link zum Blog) abgefüllt. Schöne Grüße an dieser Stelle. 229 Flaschen mit 54,6% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Eine schöne Kombination aus Torf und Früchtetee weht mir entgegen. Apfelkompott und Rauch. Nasses Laub, ein Mischwald im Herbst. Der Weg hindurch führt zum Strand.
Mund: Eine würzige Komposition. Schwarzer Pfeffer und Sezuchuan Pfeffer. Kardamom und Ingwer. Ein weicher, samtiger Film umschmiegt zu Zunge. Am Strand wird jetzt Gewürztee gereicht. Mit ein paar Tropfen eines erlesenen Kräuterbitter.
Abgang: Ein Prickeln bleibt kurz auf der Zunge. Kohlenstaub und eine leichte Torfnote kommt zurück. Ein Hauch Vanille ist auch noch zu finden. Was aber dominiert sind die Bitterstoffe. Der Nachmittagskaffee am Strand ist vorbei. Das Gebäck klingt noch nach, aber der Aperitif wird schon gereicht.
Fazit: Fantastisch. Unglaublich komplex und tief. Das passiert also, wenn die Süße bei einem Kilchoman nicht den Ton angibt? Das nehme ich gerne öfter. 90/100
Kaufbefehl Kilchoman 2007?
Ist es bei Kilchoman mit 2007 so wie bei Ben Nevis mit 1995 und 1996? Jeder Schuss ein Treffer? So weit würde ich sicher nicht gehen. Aber die drei Abfüllungen hatten es wirklich in sich. Selbst der jüngste Vertreter war wirklich gut.
Bisher war ich nicht groß überzeugt von der Destillerie, auch wenn mir der Besuch vor Ort gut gefallen hat. Das hat sich hiermit geändert. Man muss nur die richtigen Bottlings erwischen. Gut, bei welcher Destillerie ist das groß anders? 😉
Was ich sagen will ist, dass ich erstmals das Potential dahinter entdeckt habe. Ein guter Grund noch weiter zu suchen!
Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Vom Händler und privat gekauft, sowie eigene Flasche
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