Drei von einem [Abfüller]: Des Prinzen liebster Whisky

Der Prinz, von dem ich hier berichte, ist kein geringerer als Prinz Charles. Seines Zeichens Thronfolger im vereinigten Königreich. Man sagt der 15-jährige Laphroaig ist sein liebster Whisky und er besucht auch regelmässig die Destille. Vor einigen Jahren hat er seinen Jet dabei spektakulär neben die Landebahn gesetzt. Sowas bleibt in Erinnerung und die Geschichte findet sogar in Walter Schoberts „Das Whiskylexikon“ seinen Platz. Mit dem guten Verhältnis zur Destille kam 1994 auch das Recht das Wappen des Prinzen auf der Flasche zu tragen.

Damit natürlich nicht genug. Laphroaig spendet jedes Jahr ein Fass, dass der Prinz mit seinem Autogramm versieht. Dieses wird dann für viel Geld versteigert und der Erlös für wohltätige Zwecke gespendet. Gleiches gilt für besondere Einzelflaschen, die nicht selten Beträge über 10000 Pfund erzielen.

Seit einigen Jahren ist der Prinz auch unter die unabhängigen Abfüller gegangen. Die Parkanlage Highgrove Gardens gehört dem Prinzen und man kann sie besuchen und allerlei Andenken erwerben. Der Gewinn geht an wohltätige Zwecke. Und wie kann es anders sein: Man kann dort (oder auch online: Link) auch Whisky kaufen. Nämlich Laphroaig Einzelfassabfüllungen unter dem Label Highgrove.

Als ausgesprochener Fan der Destille – ich befürchte das ist aber auch schon das Einzige was ich mit dem Prinzen teile – hab ich natürlich immer wieder versucht Highgrove Abfüllungen zu verkosten. Bisher war keine Enttäuschung dabei. So auch die folgenden drei.

Laphroaig Highgrove 1989, 43%, keine Altersangabe

Nase: Da sind Verbände, Jodtinktur und auch irgendwo ein kalter Kamin. Bestimmt alles in einem Arztzimmer aus dem 19. Jahrhundert.

Mund: Im Mund ist er sehr weich, der Torf ist schön eingebunden und man findet auch etwas Fudge.

Abgang: Relativ trocken und leider zu kurz. Sicherlich auch der geringen Abfüllstärke geschuldet.

Fazit: Mit dieser Abfüllung fing alles an. Das allererste Bottling der Serie. Hier prangt der Destillenname noch prominent über dem Prinzenlabel. Ein klassischer Laphi, wenn auch der Abgang noch etwas mehr bringen hätte können. So haben früher wohl auch die Einstiegsbottlings der Destille geschmeckt und dem weinen viele Kenner nach. Ich kann das verstehen. Sowas für 30€ pro Flasche zu kriegen wäre überragend! Aber das gibt es aktuell und in Zukunft wohl nicht mehr. 88/100

Highgrove Matured in Traditional Oak Casks, 48%, ca. 2011, keine Altersangabe

Nase: Da ist Speck mit Honig und Rauch, aber auch wieder Bandagen. Die „Oak Casks“ bringen Vanille und irgendwoher kommen dann auch noch getrocknete Kräuter.

Mund: Heftpflaster frisch aus der Packung. Der Speck wird zu Rauchfleisch und der Honig eher zu süßen Früchten. Erdbeeren? Aber auch Zitrus und nasses Holz, direkt aus dem Meer.

Abgang: Der bleibt sehr lange und ist dabei trocken. Die Kräuter sind wieder da. Oder vielleicht Tabak? Auf jeden Fall aber Torfrauch.

Fazit: Spannende Abfüllung. Zum einen weil dieses Label nur einmal verwendet wurde. Später ging es dann mit dem unten zu sehenden Labels weiter und als Single Cask (hier weiß man es nicht). Zum anderen ist der Whisky selbst auch spannend, aber wahrscheinlich schwer für Einsteiger. Da passiert so viel im Glas, die Aromen bekriegen sich fast ein wenig. Die Fruchtigkeit, die man manchmal bei Laphis findet ist da, aber auch Kräuter. Und natürlich die ganze Medizinpalette. Puh. Da muss man sich immer wieder konzentrieren und nachriechen und -schmecken. Trotzdem: Ich fand ihn sehr lecker. 87/100

Highgrove 1999, Fass 5162, 46%, 12 Jahre (1999-2013)

Nase: Malz, Vanille und Birne kämpfen sich durch einen typisch medizinischen Duft. Desinfektionsmittel Marke „Torf“. Letzteres gewinnt. Und das ist auch gut so.

Mund: Deutlich medizinisch, oder sogar schwefelig. Einen Klecks Süße, Torf und Rauch spielen gut zusammen. Eben Laphi. Auf der Fruchtseite würde ich sagen Blutorange.

Abgang: Er ist wärmend, bringt Zitruszeste, Jod, und zeigt eine deutliche – aber nicht aufdringliche – Vanillenote. Ganz zum Schluss bleibt der Torf. Die länge ist gut, man wünscht sich auch irgendwie das er nicht mehr geht.

Fazit: Das war der erste Highgrove den ich getrunken habe. „Damals“ eine Offenbarung. Ich hatte eine zeitlang den Gefallen an getorften Whiskys verloren. Danach hab ich mich gefragt warum. Eine absolute Bombe in meinen Augen. Kann alles, was ich von einem Laphi erwarte und schafft es dann auch noch eine tolle Balance hinzulegen. Ich glaube wenn der in Fassstärke abgefüllt worden wäre, dann wäre er nah an der Perfektion. Aber wir werden es leider nie erfahren. Dennoch: 91/100!

Wie man sieht: Aus meiner Sicht sollte man einen Highgrove immer probieren, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Oder einfach mal einen beim Prinzen ordern, ganz so teuer sind die tatsächlich gar nicht. Und es ist ja für einen guten Zweck. Da fällt es doch noch leichter. 😉

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