Frühstück und Sherry – Messebesuch „The Village“ 2017 Teil 2

Es ist immer schwierig zu entscheiden mit was man so einen Abend beginnt. Mit der Torfbombe der Lieblingsdestille? Wahrscheinlich besser nicht. Aber komme ich später noch mal an den Stand zurück? Ich habe beschlossen mit nicht ganz so dominanten Abfüllungen zu beginnen. Auch wenn das Risiko besteht, dass ich dann etwas verpasse. Man kann sowieso nicht alles probieren, da strapaziere ich die Sensorik lieber langsam.

Clynelish 1990, Cadenhead’s Authentic Collection, 26 Jahre (1990-2016), 45,3%, Bourbon Barrel, 258 Flaschen

Clynelish finde ich immer spannend. Von Cadenhead auch, die Frühstücksreferenz habe ich noch gut im Gedächtnis.
Nase: Nach kurzem Alkoholdampf sind da gewachste grüne Äpfel und Leder.
Mund: Honig dominiert klar. Die Äpfel sind weg, aber das Leder bleibt.
Abgang: Sahnejogurth und ein paar Zitursnoten
Ein schöner Einstieg, kommt aber nicht ganz ran an das Small Batch Bottling aus 2014: 87/100

Caperdonich 1996, Cadenhead’s Closed Distilleries, 20 Jahre (1996-2017), 46,6%, Bourbon Hogshead, 264 Flaschen

Caperdonich ist eine geschlossene Destille. In den vergangenen Jahren haben wir schon mal ein sehr gutes Bottling auf der Village entdeckt. Die Spannung war also groß.
Nase: Als erstes etwas Blütenhonig und laktische Note (Quark?)
Mund: Im Mund ist er erstaunlich trocken. Das kennt man doch eher vor allem von Weinfassfinishes.
Abgang: Zum Schluß kommt noch etwas Orange und er wird deutlich süßer.
Nicht verkehrt, aber keine Jahrhundertabfüllung: 84/100

Glendronach 1994, Malts of Scotland, 23 Jahre (1994-2017), 55,5%, Sherry Hogshead, 252 Flaschen

Glendronach aus dem Sherryfass sind immer spannend. Andreas Hertl von MoS meinte auch direkt: „ein klassischer Glendronach, der ist sehr gut“
Nase: Eine frische Packung Rumrosinen und dazu ein trockener Sherry und keinerlei Fehlton.
Mund: Die Aromen werden um etwas Rauch und Orange erweitert.
Abgang: Etwas milder Speck, der mich tatsächlich überrascht. Bitternoten und er ist an sich trocken, aber der Sherry ist jetzt eher „oloroso“.
Holla! Der ist großartig. Wer davon mal einen Dram kriegen kann sollte nicht nein sagen. Die ganze Flasche ist leider schon eher kostspielig (~200€): 90/100

Glenturret 1990, Ian Macleod Dun Bhegean, 25 Jahre (1990-2016), 51,1%, Pedro Ximenéz Sherry Cask Finish, 688 Flaschen

Die angeblich älteste noch aktive Destille. Mit Glenturret hab ich auch schon sehr positive Erfahrungen gemacht. Ein Sherryfinish war bis dato nicht dabei.
Nase: Walnuss pur. Blind hätte ich beim Geruch auf einen Walnussgeist getippt.
Mund: Die Nuss ist immer noch da, aber jetzt ist es eindeutig ein Whisky. Was mir besonders gefällt: Er hat so eine Art Schmelz.
Abgang: Im Abgang kommt dann der Sherry. Auch ein paar angenehme Bittertöne und wieder etwas Speck.
Ein Klasse Whisky. Der einzige bei dem ich tatsächlich etwas Wasser zugegeben hab, an diesem Abend. Da wurden aus den reifen grüne Walnüsse. Das war die Flasche bei der ich echt überlegt hatte. Die 120€ Messepreis scheinen mehr als gerechtfertigt. Vielleicht hätte ich doch zuschlagen sollen. 89/100

Was will man mehr: Im Durchschnitt 87,5 Punkte auf die ersten vier Flaschen. Das war keine schlechte Auswahl würde ich sagen. Man darf gespannt sein was die „Rückrunde“ so bringt, wenn dann die etwas spezielleren Abfüllungen an den Start gehen.

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