Mit dem Whisky Baron und Duncan Taylor ins Anderland
Auf der Village im Februar haben wir Michael Redel kennengelernt. Er betreibt einen kleinen aber feinen Whiskyvertrieb im Stadtteil Johannis in Nürnberg. Er hat eine tolle Auswahl und macht immer gute Beratung. Was aber fast noch wichtiger ist: er hat unglaublichen Spaß am Whiskyverkauf und ist gefühlt der netteste Händler den ich kenne.
Ende September hat er zu einem Tasting ins Anderland geladen. Für 30,- konnten dort sechs (mehr oder weniger) aktuelle Abfüllungen von Duncan Taylor verkostet werden. Dieser Abfüller war schon immer einer von Michaels Favoriten, schon bevor er Händler wurde. Daher stieg bei ihm schon vorher merklich die Aufregung. Nämlich als fest stand, dass Alan White zu Gast ist. Er ist European Sales Manager für Duncan Taylor und sollte mit Wissen und Begeisterung durch den Abend führen. Klang in Summe großartig, deshalb habe ich mich auch zusammen mit einem Kumpel dorthin begeben.
Aber nun genug der Vorrede. Zum Tasting selbst und zum Anderland gibt’s dann im Fazit noch ein paar Worte. Jetzt soll erst mal das flüssige Gold sprechen:
Blair Athol 22 Jahre, 55,6%, 1991, Dimensions Serie, Fino Sherry (lt. Alan, auf der Flasche steht dazu nichts) – 83 von 100
Im Glas: sehr hell
In der Nase: alkoholisch im Geruch, trocken, Rosinen,
Im Mund: Würzig, grasig, Pfeffer, getrocknete Ananas,
Mit Wasser wird er flacher, Alkohol drückt durch und etwas Vanille im Abgang
Tormore 25 Jahre, 55,4%, 1989, Dimensions Serie – 87 von 100
Im Glas: golden
In der Nase: Getrocknete Orange, leicht mineralisch, Banane, exotische Blüten, Honig
Im Mund: Bananenblatt, Süße, Tannenharz
Mit Wasser: Nüsse in der Nase
Imperial 20 Jahre, 48%, 1995, Single Range, Oloroso Sherry Fass – 85 von 100
Im Glas: Rotbraun,
In der Nase: Huba Buba Kaugummi, fruchtig, etwas Sherry, Trockenbeeren, Schießpulver,
Im Mund: Sherry, Rosinen, wieder Schießpulver, etwas Vanille, dunkle Schoki aber nicht 90% Kakao, bitter im Abgang,
Mit Wasser: Schießpulver in der Nase ist weg, im Mund flacher, Abgang bitterer. Jetzt 99% Schoki.
Miltonduff 9 Jahre, 53,3%, 2005, Dimensions, Sherry Cask – 85 von 100
Ich hab schon a Flasche davon getrunken, ich find ihn sehr gut. – Michael
Im Glas: Hellbraun
In der Nase: Trockener Kies, Karamell, Sherry kommt langsam,
Im Mund: trockener Sherry, Schubrakete, Süße, Vanille im Abgang,
Mit Wasser: macht fast nix, einen Ticken flacher
Aultmore 7 Jahre, 54,1%, 2008, Sherry Oktave – 84 von 100
Im Glas: Goldbraun,
In der Nase: Pflaumen/Rosinen, etwas Speck, Orange, Orchideen
Im Mund: Honig, Schoki, süß, süß, süß, im Abgang Bittermandel,
Mit Wasser : Vanille in der Nase, Geschmack schwenkt auf Sherry,
Mortlach 20 Jahre, 52,4%, 1995 – 85 von 100
Im Glas: Gold
In der Nase: Softorangen,
Im Mund: sehr rund, grasig, hanfig, Milchschokolade/Kinderschoki, Abgang: beim ersten Schluck süß, beim zweiten geht’s,
Mit Wasser: kein Sherry mehr, Linkwood Style, harzige Noten
Fazit: Ein schönes Tasting mit keinem sehr großen Highlight. Mein Favorit ist der Tormore gewesen (87/100), aber auch die Jungen aus dem Oktave-Fass waren sehr interessant. Beim Imperial verhält es sich wohl so wie mit den meisten geschlossenen Destillen: Man muss einen Bezug dazu oder ein Fable dafür haben, um die Preise zu rechtfertigen. Sonst ist es nur ein ordentlicher aber viel zu teurer Whisky in einer hübschen Kiste. Alan hat die Gruppe solide geleitet und uns mit gut mit Hintergrundwissen versorgt.
Das Format war für mich allerdings verbesserungsbedürftig. Daran war vor allem das Anderland nicht unschuldig. Die Crew war deutlich überfordert, 60 Gäste erzeugen in den Räumen eine unglaubliche Lautstärke und eine Versteigerung der Reste zum Schluss ist in der Gruppengröße auch schwer durchführbar. Das P/L-Verhältnis war dennoch sehr gut. 6 von 10.
Ich komme wieder Michael, aber vielleicht beim nächsten Mal in kleinerer Runde 😉