Around the World
Heute verlassen wir das Mutterland des Whisky. Kein Schotte im Flight, sondern Vertreter aus aller Welt. Ab in den Glencairn-Flieger.
Westward American Single Malt Whiskey
Ein Single Malt aus Amerika. Das ist neu. Ich bin mir nicht mal sicher ob das dort ein geschützter Begriff ist. Aber ich denke wir haben hier ein Produkt ausschließlich auf Gerste gebrannt in der Westward Destillerie. Gelagert in Virgin Oak und abgefüllt mit 45%. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschöne Pfirsichnoten und natürlich die erwartbare Vanille. Dahinter ein wenig Röstaromen und vielleicht sogar etwas Würze. Aber es bleibt alles sehr mild.
Mund: Sehr weich und mild und rund. Die Pfirsiche sind noch da, werden aber weniger. Etwas Gurke oder Sud kommt noch durch und ein leichter Muff von der Eiche.
Abgang: Hinten raus gibt es noch einen Schwung Süße und etwas Brühe. Dazu wieder die Frucht und auch nochmal einen Gruß vom Fass.
Fazit: Nicht das ausdrucksstärkste was ich je getrunken habe, aber die milde und runde Art hat was. Für die Heranführung an Whisk(e)y sicherlich nicht verkehrt. 84/100 Spannend übrigens: Wenn man ihn ein paar Minuten im Glas lässt, dann verliert er viel von seiner Fruchtigkeit. Wenn man das mag sollte man ihn lieber schnell trinken. 😉
Sazerac Straigth Rye
Ich wechsle mal zu Buffalo Trace. Dort wird der Sazerac Rye hergestellt, der vor allem unter Cocktailtrinkern ein echter Begriff ist. Es gibt einen eigenen Cocktail mit dem Namen und er gilt als gute Qualität für Cocktails mit hohem Ryewhisky-Anteil. Abgefüllt wird er mit 45%. Es gibt sicherlich diverse Batches/Runs davon. Ich dürfte diese hier im Glas gehabt haben: Link zur Whiskybase
Nase: Relativ aggressiver Alkohol, zusammen mit würzigen Eichennote und Vanille. Äpfel und Birnen, sowie etwas Gurke.
Mund: Trocken und wachsig, roggenwürzig. Wieder die Gurke. Etwas Vanille dazu und auch pfeffrige Noten.
Abgang: Obwohl er gut wärmt wird es hier dann langsam dünn. Ein wenig Frucht hier, ein wenig Fass da.
Fazit: Ich glaube, auch wenn man ihn problemlos pur trinken kann, der hat seinen Platz anderswo. Was vollkommen fein ist. Es lohnt sich dennoch ihn mal außerhalb der gewohnten Darreichung zu probieren. So kann man auch für Cocktails was lernen. 78/100
Wild Turkey Rare Breed 112,8 Proof
Und noch so ein Vertreter für Cocktails. Wobei, hier weiß ich gar nicht ob das generell gilt. Zumindest in meiner sehr kleinen Blase ist der WTRB ein gern gesehener Kandidat in Bourbon Cocktails. Die Variante in meinem Glas ist die mit 112,8 Proof als 56,4% Alkohol. Natürlich stammt er aus neuen Fässern und über Batchgrößen liest man auch nix. Mein Bottlecode ist LL / EB031347 Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal ist die Nase dominiert von Dill, Farbverdünner und künstlichen Vanillearomen. Nach einiger Zeit kommen weichere Aromen dazu Pfirsich, Obstbrand, etwas Laubholz.
Mund: Kirschen, kräutrige Noten, wieder Dill, Vanille und Eiche. Zuckerrohr und Melasse aber dagegen auch Bitterstoffe und ein leichter Chilicatch.
Abgang: Leicht betäubend, mit Menthol etwas Fruchtsäure und dann einigen Bitterstoffen. Nasses Kaffeemehl und Sägespäne.
Fazit: Auch hier kann ich sagen: Das fixt mich in Mixgetränken etwas mehr als pur. Auch mit Wasser ist da wenig gewonnen, ich glaube der muss ein wenig runtergekühlt werden, um die Begleitalkohole zu binden. 77/100
Starward 2017 Unexpeated
Auf nach Australien. Bei Starward hat man keinen eigenen getorften Spirit, aber das macht ja nichts, denn man kann ja Islay Casks nehmen. Vorher wurde aber eine eher typische Reifung in Rotweinfässern gewählt. Die Abfüllung mit 48% erfolgte nach vier jungen Jahren. Link zur Whiskybase
Nase: Rote Früchte, Honig, Leder und Vanille. Etwas Schokolade ist auch da. Rauch oder Torf ist, wenn überhaupt wahrnehmbar, nur sehr dezent.
Mund: Erstmal sehr weich und süßlich. Dann kommt etwas Grapefruit daher. Der Alkohol ist kaum wahrnehmbar. Wenn dann in einer gewissen Würze und Säure. Wenn man ihn ordentlich kaut, dann kommen trockene, erdige und leicht torfige Noten raus.
Abgang: Ein paar Nüsse, Salz und dann ist er recht schnell weg. Im Mund sammelt sich dann so nach und nach nochmal ein wenig die Frucht und wird mit der Trockenheit dann zu einer wachsigen Schicht auf den Schleimhäuten.
Fazit: Spannend? Eher nicht. Das ist wie wenn man aus einen erdigen Rotwein aufsprittet. Geht schon, das Ziel ist mir aber irgendwie nicht ganz klar. Er hat aber keine Fehlnoten oder dergleichen und wird so sicher auch Fans finden. 80/100
Amrut Peated Indian Cask Strength
Und ab nach Indien. Der Amrut Peated Indian Cask Strength kommt als Batch Whisky daher. Immer mit 62,8% und mittlerweile weit über 60 Batches. Leider weiß ich nicht genau aus welchem Batch mein Sample war. Link zum aktuellsten Batch derzeit in der Whiskybase
Nase: Erst torfig geht es dann schnell über in Hustensirup und brennendes Laub. Das ist eine so irre Kombination, obwohl es vielleicht gedanklich zur selben Aromenwelt gehört. Herbst, alles ist nass, du kriegst eine Erkältung.
Mund: Leicht salzig und wieder torfig wie auch rauchig. Auch wieder mit Sirup. Dann kommt irgendwas in Richtung Malz und Bier. Irgendwie sogar eher ein Stout. Würzige und fast schon scharfe Noten sind der einzige Hinweis auf den vielen Alkohol.
Abgang: Trockene und aschige Torfnote kombiniert mit etwas Zitrone und einer leichten Wachsnote.
Fazit: Schwierig. Auf der einen Seite spannend, weil schon sehr speziell und einzigartig. Auf der anderen Seite ist er sehr einzigartig und … speziell. 80/100
Amrut 2015 bottled for Whiskybase
Ok, noch ein Versuch. Diesmal ein Single Cask für die Mitglieder der Whiskybase. Bzw. eigentlich für den Shop der Whiskybasebetreiber, wenn man mal ehrlich ist. 60% stark, 5 Jahre alt und 2021 in 150 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Raumduft Schokolade trifft auf Räucherstäbchen. Dazwischen ein Pott mit Fischsuppe. Jemand hebt ein Loch aus und schüttet dann alles mit trockener Erde zu.
Mund: Die Erde wird jetzt eher zu Laub und kriegt ein paar Früchte und einiges an Getreide dagegen. Das funktioniert schon etwas besser als die Nase. Dazu gibts ein Hefeweizen mit Vanilla Coke.
Abgang: Süßer Torf und Rauch mit Vanille-/Bananenhaferbrei. Spelzen in einem Getreidekaffe mit Hafermilch. Vielleicht eröffne ich mal ein Café und dann steht so Zeug auf der Frühstückskarte. 😉
Fazit: Das fühlt sich an wie die indische Variante eines peated Grain mit einem gewissen Weirdnessfaktor. Ok, dass liest sich beim Schreiben ist schon ziemlich schräg. Das drückt dann wohl auch aus wie es mir mit dem Whisky ging. Aber – irgendwas hat er doch. 83/100 Wasser nimmt ein paar Ecken aus der Nase, drückt aber dafür auch das Getreide dort mit rein. Ich mochte ihn ohne lieber.
Smögen 100 Proof
Diesen Dram durfte ich als U-Boot in einem Port Charlotte Tasting genießen. Und es sei verraten, es ist nicht sofort die Hälfte der Menschen aufgesprungen und hat gesagt „das ist kein Jim Beam und auch kein Port Charlotte“. Das sind doch schonmal gute Vorraussetzungen. Mit 57,1% aus Sherry Quater Casks kommt dieser Schwede nach 6 Jahren daher. Link zur Whiskybase
Nase: Zu Beginn strömen dunkle und reife Trauben aus dem Glas. Dann wird es relativ alkoholisch, dennoch nicht unangenehm. Es wechselt zu Sherry und Gummi kommt dazu. Verbrannte Schuhsole.
Mund: Der Sherry ist jetzt eher säuerlich. Es gibt außerdem auch noch Pflaumen. Die verbrannten Sohlen sind jetzt aromatisch einzeln identifizierbar. Rauch und Gummi.
Abgang: Es bleibt säuerlich. Dazu Rosinen und dunkle Früchte, fasst ein wenig Cassis. Auch wieder Gummi und mit Wasser etwas Bleistift. Wasser sollte man wohl lieber lassen.
Fazit: Smögen mögen oder nicht mögen, das ist hier die Frage. Ich mochte ihn sehr. Mein einziger Ausspruch war „der ist schon anders als die anderen (PC), aber ziemlich gut“. Ein kleines Highlight an dem Abend, ohne die fantastischen Port Charlotte klein reden zu wollen (Link zur deren Review). 89/100
West Cork 16-year-old
Auf nach Irland zu West Cork. 16 Jahre alt ist die Originalabfüllung mit 40%. Die Anzahl der Flaschen ist unbekannt, dafür aber Art der Fässer. Bourbon Casks. Link zur Whiskybase
Nase: Frucht. Sehr viel Frucht. Vor allem Pfirsich, Aprikose und Mirabelle. Dazu Vanille, Zuckerguss und etwas … Baum?
Mund: Sehr ölig und rund. Die Früchte sind jetzt etwas weniger. Eigentlich ist er ingesamt etwas vor allem etwas weniger. Dafür gibt es etwas Milchschokolade.
Abgang: Und er verschwindet in der Bedeutungslosigkeit. Leicht trocken, etwas Apfel, Pfirsich und auch nochmal die Milchcreme von der Schokolade.
Fazit: Ja… ist schon ok. Ist aber eher ein Fruchtschnaps als ein Whisky. 78/100
Ireland 1991 – The Nectar of the Daily Dram
Ein weiterer Ire. Diesmal aus einem Einzelfass, abgefüllt von Daily Dram. 54,9% hatte er noch als er 2015 abgefüllt wurde. Zum Fass, der Destillerie und der Flaschenanzahl habe ich nichts weiter gefunden. Link zur Whiskybase
Nase: Fantastisch fruchtige Flüssigkeit. Mango, Papaya Passionsfrucht, Apfel, Banane, gelbe Kiwi, das hört gar nicht mehr auf. Die meisten sind eher unreif und sehr frisch. Unglaublich. Dazu kommt eine leicht modrige Note. So wie wen feuchte Laubhaufen im Herbst langsam aber sicher der der Feuchtigkeit nachgeben. Das passt erstaunlich gut zusammen.
Mund: Grasige Noten ergänzen dort wo die Früchte etwas nachlassen. Auch eine Würze kommt dazu und etwas Salz. Ein Gebäckstück und ein Malzkaffee, wenn man ihn lange im Mund lässt.
Abgang: Bitterstoffe stehlen jetzt den Früchten die Show. Die können nur noch ihren Zucker dagegen halten und damit gehen sie dann leider baden. Ganz am Ende kommt noch eine brotige Note. Dieses rettet ihm komischerweise die Punktlandung auf der 90.
Fazit: Ein ziemliches Brett und wahrscheinlich ziemlich unfair den in diesem Lineup zu platzieren. Egal, es darf gerne ein echtes Highlight geben. 90/100 Danke Tilman!
Penderyn Celt
Ab zurück auf die andere Whiskyinsel. Allerdings nicht nach Schottland, es soll ja nur um „Nicht-Schotten gehen. Ich lande final in Wales. Dieser Penderyn ist alterslos und und wurde mit 41% aus Ex-Bourbon und Ex-Islay-Quatercasks abgefüllt. D.h. Turboreifung in Fässern die zuvor getorften Whisky hatten. Link zur Whiskybase
Nase: Helle Früchte, vor allem Birnen. Der Malt ist definitiv jung. Er schreit es geradezu heraus. Allerdings, und das habe ich ja schon bei anderen quasi New Makes festgestellt: Torf und Rauch helfen sehr es doch angenehm zu gestalten.
Mund: Auch wieder viel Frucht und Jugend. Ich erahne etwas leicht Maritimes. Vanille hinterher. Die Textur ist sehr weich und ölig.
Abgang: Der Abgang ist auch wieder von Birne geprägt. Jetzt eher vergoren oder als Brand. Dazu gibt es noch ein paar leichte Bitterstoffe und der Torf verabschiedet sich auch noch leise.
Fazit: Ziemlich solide und die Idee hat funktioniert. Der Islay-Turbo ist genau was der Celt braucht. Natürlich ist das dennoch kein Wunderwerk, so ehrlich darf man dann auch sein. 80/100
Cotswolds Distillery Reserve
Ein Small Batch Release von Cotswolds in England. Gelagert in Ex-Bourbon (80%) und STR (shaved, toasted, recharred) Wine Casks (20%). 5000 Flaschen wurden 2021 abgefüllt. Das Destillat hat 50%. Altersangabe gibt es leider keine. Link zur Whiskybase
Nase: Apfel und Honig, Malz und Vanille. Alles recht jung. Auch der eher schlecht eingebundene Alkohol deutet sehr deutlich darauf hin.
Mund: Trocken und würzig. Leicht bissig, wie wenn man in eine Zitrone beißt. Mit einigen Früchten aus dem Garten. Die Textur ist schön stoffig.
Abgang: Leicht metallisch und wärmend. Dann kommen die Früchte wieder. Die Länge ist gut. Mit einer gewissen Geschwindigkeit zwischen Nippen und Schlucken kann man den Biss aus dem Mund in den Abgang transportieren. Dann verliert man allerdings die Textur im Mund.
Fazit: Hm. Also die Nase war erstmal ein Turnoff. Der Alkohol war zu dominant. Taste und Finish haben da schon mehr Spaß gemacht. Allerdings kann die Jugend nicht versteckt werden. Ich hab auch das Gefühl die Menge an Weinfässern hätte höher sein dürfen. 81/100
Slyrs Bavarian Single Malt 2009
Zurück in mein Heimatland. Die Brennerei Lantenhammer hat 1999 die Range an Obstbränden um Whisky erweitert. Seitdem wird am Schliersee unter dem Namen Slyrs Bavarian Single Malt gebrannt. Mein obligatorisches Bottling, so eines das irgendwie jeder Whiskytrinker irgendwann mal geschenkt bekommt, ist aus 2009. 3 Jahre in American Oak gereift und dann mit 43% als Batch abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Etwas Kleber, Malz und viel New Make. In Wasser ausgekochtes Holz und Birne.
Mund: Salz, schales Bier, eine deutliche Süße mit einer fruchtigen Note dazwischen.
Abgang: Es setzt sich fort: Jung und leicht fruchtig. Im Abgang kommt noch ein wenig Milchkaffee und er wird leicht trocken.
Fazit: Generell einfach relativ uninteressant. Kann man schon trinken, aber es wird nie der Abend kommen wo ich mir denke: Jetzt schenke ich mir aber was vom Slyrs ein, da hätte ich Bock drauf. 70/100 Scheinbar hat ihm übrigens die Luft in der Flasche gut getan, vor ein paar Jahren hatte ich ihn schlechter bewertet.
Fernreisen…
… plant man nicht an einem Abend. So sind die Reviews nicht an einem Abend entstanden. So weite Reisen in so kurzer Zeit, das funktioniert nicht. Ich wäre auch bei den Drams ziemlich schnell am Ende gewesen. Denn, auch wenn mich das alles schon sehr interessiert, da bin ich nur mit wenig wirklich warm geworden. Vielleicht muss ich auch bei den „Nicht-Schotten“ mal zu was anderem als der Core Range greifen. Vielleicht mache ich das ja irgendwann. Vielleicht.
Mehr zu: Australien, Deutschland, England, Indien, Irland, Schweden, USA, Wales
Bilder: Titel: Weltkarte mit Punkten und Verbindungslinien, Screenshot von planyourtrip.travel | Flaschen: Freundliche Überlassung von Alex und der Whiskybase, eigene Anfertigung
Samples: Kostenlos von whic.de überlassen (Westward, Cotswolds, West Cork, Amrut Peated Indian, Starward), privat gekauft und getauscht, eigene Flaschen
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