Dornoch Distillery Door

Eine mittlere Menge Dornoch (Teil 5)

Wenn man bedenkt, dass ich wirklich schon einige Dornoch hier im Blog hatte, dann könnte man meinen, es wäre einfach diese zu kriegen. Aber mit nur 12000 Litern pro Jahr, im Vergleich zu mehreren Millionen in so manch anderen Destillerie, da kann die Verfügbarkeit gar nicht hoch sein. Zum Glück habe ich auf der Messe in Limburg immer gute Chancen. Auch dieses Jahr habe ich sie genutzt und mir Samples mitgenommen.

Dornoch 2018 Cask #99

Der „Klassiker“ bei Dornoch: First Fill Bourbon Octave, wenige Flaschen (85), 4 Jahre und ordentliche Fassstärke (58,71%). Ob die mobile Destillerie auf dem Label eine tiefere Bedeutung hat weiß ich nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Am Anfang kommt etwas Klebstoff hoch, der Alkohol spricht. Dann habe ich gekochtes Wurzelgemüse, vielleicht auch etwas Tee. Dazwischen Vanille und eine raue Würze. Halte ich das Glas flach an die Nase, dann kommen ein paar fruchtige Noten hoch.

Mund: Reis, Quinoa, etwas Nüsse. Eine leichte Süße, verdünnter Ahornsirup. Dazwischen wieder das Gemüse, etwas Erde, dazu noch Vanille und kandierte Früchte.

Abgang: Deutliche Bitterstoffe. Kaffee, dazwischen Zitrus. Deutlich wärmend. Intensiv und lang. Ein zuckerglaisertes Gebäckstück.

Fazit: Das ist eine Achterbahnfahrt. Manche Sachen beeindrucken mich und sind eine Freude. Andere Sachen sind strange und fühlen sich nicht in Balance an. Simon hat mir mal gesagt dass er bei den ersten 100 Fässern viel experimentiert hat. Dafür meinen Respekt, aber das hier holt mich nur auf der Ebene der Neugierde ab. 84/100

Dornoch 2018 Cask #100

Es muss ein erhebendes Gefühl sein das 100te Fass abzufüllen. Natürlich ein 1st Fill Bourbon Octave. Nach 5 Jahren kam wurde es in 80 Flaschen mit 56,6% abgefüllt. Man beachte: Mein Sample stammt aus Flasche 80 von 80. Link zur Whiskybase

Nase: Fruchtig, frisch und floral. Etwas Gurke, etwas getrocknete Blüten. Etwas Räucherwerk, dreckige Vanille. Blätterteiggebäck, gefüllt mit hellem Fruchtmus.

Mund: Leicht süßlich und fruchtig. Sehr mild. Erste Bitterstoffe, ein wenig parfümierte Noten. Kaktussalat mit suave Olivenöl.

Abgang: Wieder das Fruchtmus, diesmal mit einigem an Salz. Dazu graue Oliven und eine gute Menge an Bitterstoffen. Leicht betäubend auf den Schleimhäuten. Spannend, nachdem der Eindruck im Mund so mild war.

Fazit: Das ist gutes Zeug. Ein wenig mehr Tiefe wäre vielleicht interessant gewesen, aber das ist schon jammern auf hohem Niveau. Hier ist das Experiment in meiner Komfortzone. 88/100

Dornoch 2019 Cask #136 for Chichibu Matsuri

Ein exklusives Fass für das Chichibu Matsuri Whiskyfestival. Ein 2nd Fill Koval Rye, abgefüllt nach fünf Jahren mit 63,1%. Über die Anzahl der Flaschen habe ich nichts gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr fruchtig, vor allem helle und tropische Früchte. Dazu eine intensive Süße, nach ein paar Minuten im Glas vor allem dunkles Karamell. Dann ist noch das was ich bei Dornoch immer als Salatgurke und Dill bezeichne. Außerdem auch noch etwas Holz, Vanille und Brotrinde. Das macht das Ganze sehr rund.

Mund: Wieder sehr tropisch und fruchtig. Jetzt zusammen mit einer ordentlichen Würze. Fasswürze und fruchtiger Pfeffer. Apfelspalten, Tabak, Fruchtgummi.

Abgang: Zu den Fruchtnoten kommen wieder ein Tabaknoten, Kaffee und auch Bitterstoffe. Ein Tick Metall taucht auf. Das ist sehr schnell wieder weg und wird durch angebranntes Karamell und eingekochter Kaffee.

Fazit: Die Fruchtigkeit und dabei die Tiefe sind wieder mal umwerfend. Bei nur fünf Jahren im Fass fast schon unglaublich. Das ist ganz nah an den wirklich guten Ben Nevis 1996. Die Verfügbarkeit ist natürlich ein Problem. Aber ansonsten ist das eine 90/100.

Dornoch 2020 Cask #308 for Dornoch Castle Hotel

Ein weiteres Cask aus der vollkommen logischen Verbundenheit zum Dornoch Castle Hotel. Ein 100l Koval Cask, dass mit Oloroso Sherry „gewürzt“ (also vorbelegt) wurde. 150 Flaschen mit 54,7% wurden nach vier Jahren abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Deutliche Mineralität, gepaart mit eine schönen Fruchtnote. Jetzt noch etwas Torf und wir sind fast schon in Campbeltown. Wenn da nicht wieder meine Gurke wären. Ich weiß, dass ist sicher die falsche Beschreibung, aber ich kriege nicht anders den Finger drauf.

Mund: Ein deutlicher Sherryeinschlag macht sich breit, dazu ein Tick Zitrus. Gleichzeitig fühlt es sich leicht und frisch an. Etwas Vanillzucker, ein Gebäck mit Zuckerglasur oder Fondant. Gurke und Frucht, halb und halb. Mit der Zeit kommen erste Bitterstoffe auf.

Abgang: Sehr süß und ansonsten etwas flacher als erhofft. Sonnenblumenöl und etwas Kiesstaub sind noch dabei. Gibt man ihm etwas Zeit im Glas kommen auch im Abgang ein paar Bitterstoffe. Das gibt ihm nochmal Struktur, was erfreulich ist.

Fazit: Die Kritik am Abgang ist auch schon das einzige, was ich zu bemängeln hätte. Und das ist schon fast unfair. Eine ganz tolle Abfüllung. Mein Highlight ist das kurze aber sehr prägnante Aufblitzen des Sherryeinflusses, der darüber hinaus nur ein Gerüst darstellt. Klasse! 89/100

Kauft keine Dornoch!

Also nicht das die überhaupt irgendwo verfügbar wären. Aber wenn doch, dann dürft ihr sie bitte nur kaufen, um sie danach mir zu schicken. Zuwiderhandlung wird mit Exkommunikation aus unserer Whiskyreligion geahndet. Gez., euer Whiskypabst.
Spaß beiseite: wenn ihr die Chance habt, dann ergreift sie. Und macht die Flasche gleich auf und fangt an zu lernen, staunen und zu genießen.

Mehr zu: Dornoch, Eine mittlere Menge Dornoch (Teil 4)
Bilder: Eigene Anfertigung von Thomas und mir
Samples: Auf der Messe gekauft