
Eine Hand voll Highlands (Teil 16)
In den Highlands liegen ein paar Dinge, mit denen ich mich schwer tue. Highland Peat, die tausenden unterschiedlichen Loch Lomond Varianten. Aber dem muss man sich ja auch stellen. Vielleicht funktioniert es ja, wenn ich sie in ein kleines Sandwich von Dingen packe, die ich sehr gerne mag? 😀
Glen Garioch 2011 – The Whisky Cask
Ein purer Glen Garioch aus dem Bourbon Cask. Abgefüllt vom deutschen Abfüller The Whisky Cask, nach 12 Jahren im Fass. 54,4% hatte er da noch. Zur Anlass Flaschen schweigt man sich aus. Link zur Whiskybase
Nase: Vanillegebäck mit Birnenkompott. Eine zermatschte Banane und etwas Kiwi in Hafermilch. Leicht laktisch mit etwas Zitrusabrieb.
Mund: Zwickt ein wenig in der Zunge. Normalerweise gibt das einen Eindruck von Pfeffer odgl. aber das ist hier ein wenig anders. Wenn sich das legt ist da helles Gebäck mit Haselnüssen. Zuckerguss mit Zitrone obendrauf. Mit der Zeit kommt eine herbe, leicht kräutrige Note dazu.
Abgang: Jede Menge Haselnüsse, ein metallener Löffel im Mund, ein Tee der etwas zu lang gezogen hat. Die Vanille ist wieder da. Dann geht es in Richtung einer angebrannten Nussschnecke. Irgendwo ist da auch noch ein wenig Marmelade von hellen Früchten.
Fazit: Für 12 Jahre ist das erstaunlich komplex und sehr lecker. Eine schöne Bourbon Reifung, die genau das in petto hat, was ich mir von so einem Bottling erhoffe. 87/100
Ardmore 2009 – Phil & Simon Thompson

Also dann: Ein Ardmore. Refill Barrel, 249 Flaschen, 50%. Abgefüllt von den Thompson Brüdern nach 13 Jahren im Fass. Link zur Whiskybase
Nase: Trockener erdiger Rauch, Birnenspalten und Fenchelkraut. Etwas Vanille noch. Ingesamt aber recht verhalten. Mit der Zeit kommt eine cremige Komponente in Richtung Werthers Echte.
Mund: Gute Süße, mineralischer Rauch, bittere Torfnoten. Relativ klar, ich fand ihn allerdings zwischenzeitlich relativ anstrengend im Taste.
Abgang: Trocken und rauchig. Salzig und mineralisch. Etwas Metall ist auch dabei. Asche, kalter Rauch, kaltes Lagerfeuer. Gegrillte Früchte geben eine gewissen Balance dazu.
Fazit: Grundsätzlich ein solider Ardmore. Sehr klar und getrieben vom Destillat. Das gibt von mir ja üblicherweise Pluspunkte. Ich komme allerdings gerade eben mit Ardmore nicht ganz so gut klar. Da kann der hier im Speziellen aber nichts dafür. 84/100
Inchfad 2007 – Phil & Simon Thompson
Wir wechseln zu Loch Lomond. Ein Inchfad, Lomond Stils, heavily peated. Gereift ist er 17 Jahre lang und zumindest am Ende war er in einem PX Octave. Dadurch kamen nur noch 112 Flaschen mit etwas über 50% dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich bis kuhstallig. Glasiertes Zeug mit roten Früchten, Nüssen, Gebäck mit Vanille… was man eben so mit Zucker oder Honig überziehen kann. Vielleicht auch ein paar Pilze?
Mund: Fleischig, mit BBQ-Sauce. Leicht rauchig, etwas Jod, jede Menge Salz und eine schöne Fruchtnote. Zwischenzeitilich auch mal intensiv würzig.
Abgang: Trockene Äpfel, Apfelschalen, etwas Mineralität, ein langsam ausglühendes Lagerfeuer mit diversen Eindrücken von dem Essen das darauf zubereitet wurde. Dezente Kaffeenote dazu und auch noch ein wenig Karamell.
Fazit: Ein ganz wundervolles Bottling und definitv der beste Inchfad, den ich bisher hatte. Mag ich! Danke Alex. 88/100
Croftengea 2007 – The Whisky Jury

Wir bleiben bei Loch Lomond, wechseln aber den Abfüller zu The Whisky Jury. Außerdem den Brennstil, denn Croftengea kommt aus den geradhalsigen Pot Stills. Er ist mit 50ppm getroft, also ähnlich einem Port Charlotte. Hier konkret haben wir einen 17 Jahre alten im Refill Hogshead gereiften Single Malt. 247 Flaschen mit knapp 59,2% kamen raus. Link zur Whiskybase
Nase: Fette und Öle, dazu feine und erdige Torfnoten. Zitronen und Grapefruits kommen mit. Das passt zum robusten Stil, den Croftengea darstellen soll.
Mund: Würzig, Gummi, vegetal, auch die Früchte sind da. Die Torfnote ist tief im „weird“, damit kann ich eher wenig anfangen.
Abgang: Wärmend, mit Vanille. Ziemlich präsenter Alkohol, der leicht betäubend wirkt. Honigmelone, Grapefruit,
Fazit: Der ist ok. So richtig fixt er mich nicht. Liegt aber wahrscheinlich dran, dass diese Art der Torfnote nicht meins ist. Die Qualität passt trotzdem und dann sind es möglichst objektive 86/100.
Dornoch 2019 Cask #137

Ein weiterer Dornoch. Diesmal ausnahmsweise nicht aus einem Bourbon Octave, sondern aus einem Oloroso Octave. 96 Flaschen mit 58,3% wurden nach grob 5 Jahren abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Sehr fruchtig. Getrocknete Orangenscheiben, Lychees, kandierte Zitronen. Dann kommen herbale Noten aber auch trockener Kuchen oder Tortenboden. Außerdem ein wenig Sägemehl.
Mund: Zuerst würzig und anpackend. Dann wird er schnell rund und geht in Richtung Oliven und helle Trockenfrüchte.
Abgang: Eine tolle Kaffeenote, etwas Nougat und dann wieder diese schöne Fruchtnote. Ein Tick Pfeffer und Zitrone bleiben.
Fazit: Wie kann etwas das nur 5 Jahre im Fass war so lecker sein. Die fruchtige Seite mit der würzigen Balance vom Olorosofass dagegen. Das ist wirklich großes Kino. 90/100
High Five
Ganz ehrlich, ich hatte größere Sorgen bezüglich den Ardmore und Loch Lomonds. Ich kann aber mittlerweile meinen persönlichen Geschmack sicherlich ein wenig von der qualitativen Beurteilung trennen. Ich würde diesmal sogar soweit gehen, dass ich mir vom Inchfad enie Flasche kaufen würde.
Mehr zu: Ardmore, Dornoch, Glen Garioch, Loch Lomond, Eine Hand voll Highlands (Teil 15)
Bilder: Eigene Anfertigung
Flaschen: Eigene und Freundes Flaschen
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