
Unbekanntes Islay (Teil 4)
Mal wieder eine Runde „denn sie wissen nicht was sie trinken“. Ein paar Bottlings von Fässern ohne Namensrechte. Immerhin wissen wir, dass sie von Islay stammen. Vielleicht finden wir auch noch mehr raus, mal sehen.
Williamson 2005 Error 502 – Phil & Simon Thompson
Ein undisclosed Laphi aus der Error-Serie der Dornoch-Brüder. 18 Jahre im Refill Hogshead und dann waren nur noch 96 Flaschen mit 49,1% im Fass. Link zur Whiskybase
Nase: Hunderte Lagen medizinischer Noten, die jeweils mit einem eigenen Tropfen Sirup versehen wurden. Vom Heftpflaster, über Bandagen, Jod, Kräutertinkturen, frisches Grind, chemischen Noten von Tabletten. Das ist wirklich verrückt. Ich hab totale Flashbacks an die Arbeit im Klinikum.
Mund: Die Noten werden aufgegriffen und nun mit Früchten angereichert. Was in der Nase „nur“ süß war hat jetzt eine Fruchtsüße und eine Prise Kohlenstaub. Da sind Äpfel, Zitrusnoten und auch etwas Sharonfrucht.
Abgang: Die Medizin hat nahezu ausgedient. Ein vanillegeschwängerter Rauchfaden macht sich im Mund breit. Trocken und salzig sind die Früchte nun. Sie liegen auf einem Kupferlöffel. Es gibt ein Stück Kohle zum Nachtisch.
Fazit: Ja. Genau das. Ich kann gar nicht beschreiben was mich da so anfixt, wenn man den Text oben liest, dann müsste man eigentlich sagen: das möchte ich gar nicht trinken. Aber das ist so verrückt intensiv und gleichzeitig lecker. Mega. Sicher nix für fünf Drams, aber einen für den Flash? Immer gerne. 90/100
Port Askaig 08-year-old – Elixir Distillers
Port Askaig von Elixir Distillers unter einem neuen Label. Gereift wurde in amerikanischer und europäischer Eiche. Anzahl Flaschen ist nicht bekannt, abgefüllt wurde mit 45,8%. Link zur Whiskybase
Nase: Junger Torf, Birne, Kräuter, Zitrone, etwas Rauch, Asche. Im Wesentlichen wie zu erwarten, würde ich sagen.
Mund: Zigarrenasche, kalter Rauch. Wenn man es eine Zeit lang durchhält, dann wird er süßer und fruchtiger. Damit auch deutlich milder.
Abgang: Wieder viel Asche, etwas Zitrone kommt noch zurück, am Ende auch noch etwas Malz. Ein paar wenige Bitterstoffe kommen noch dazu.
Fazit: Nicht ganz mein Fall. Der Taste ist fast schon anstrengend, das hat mich Überwindung gekostet ihn nicht gaaanz schnell runterzuschlucken. 81/100
Classic of Islay 25th Anniversary – Jack Wiebers Whisky World
2021 feierte Jars Goren „Jack“ Wiebers mit das 25te Jubiläum seines Whiskyunternehmens. Dazu hat er natürlich auch ein Bottling seiner Classic-Reihe abgefüllt. Ein Single Cask aus dem Rotweinfass, mit 54,5% und 282 Flaschen Outturn. Wahrscheinlich wie immer Lagavulin, aber man weiß es nicht. Link zur Whiskybase
Nase: Süße und würzige Noten, die an ein BBQ erinnern. Dazu rote Beeren, intensiver Rauch und ein leicht medizinischer Touch.
Mund: Salz, leicht pfeffrig, das passt zum BBQ. Dann kommen süßliche und malzige Noten, zusammen mit Torfrauch und Jod. Dann kommen auch schon einige Bitterstoffe dazu. Dunkle Schokolade und Espresso.
Abgang: Nuss, Torf und Beerenkompott. Mit der Zeit kommen tiefe Bitternoten durch. Wieder Espresso, dunkle Schokolade und jetzt auch etwas Amaro.
Fazit: Das ist ein heftiges Teil. Intensität ist wirklich hoch. Im Gegensatz zu den häufig sehr trinkigen Classics die ich schon hatte. Schön, wenn man zu einem Jubiläum mal was anderes abfüllt. 85/100
Eye of the Dragon – Regensbuger Whisky & Weinclub
Eine Abfüllung von Pit Krause für die Freunde und Gönner des Regensburger Whiskymuseums. Diesmal hat er aus den 1970/1980er Lagavulins gewählt und mit 60% aktuellem Spirit vermählt. Die Ursprungsfässer waren Refill Bourbon, Fresh Oloroso und Refill Oloroso. Abgefüllt wurde mit 53,6%. Link zur Whiskybase
Nase: Apfelmus mit einem Tropfen Jod. Angebrannte Rinderbrühe am Boden des gusseisernen Topfs. Zerbröselte Macadamia Nüsse in reduziertem Oloroso. Gekochtes Fleisch in Blätterteig. Rauch aus dem Smoker, Asche, erdige Noten, Kräuter. Bleistifte, Teer und jede Menge jede Menge Gischt. Das ist wirklich faszinierend welche Tiefe und Komplexität hier am Start sind.
Mund: Salzig, Kaffee, Cocktailbitters gleichzeitig eine schöne und tiefe malzige Süße. Äpfel, Birnen, rote Beeren, geräuchert in diesem Smoker.
Abgang: Fleischsaft, Jodtinktur, Nüsse. Dann kommen wieder die Bitterstoffe. Lage um Lage. Kaffee, Cocktailbitter, dunkle Schokolade. BBQ-Sauce reduziert bis sie fast gummiartig ist über reifen Heidelbeeren. Leder und Tabak kriechen langsam den Rachen rauf in Richtung Gaumen. Die Länge ist beeindruckend.
Fazit: Well done Pit, well done. Diesen Mut und diesen Skill kann man nur hoch ansehen. Das Ergebnis einfach toll. Ich empfehle übrigens viel Luft. Im Glas und in der Flasche. Der muss aufgehen, um sein volles Potential erlebbar zu machen. 91/100
Secret Distillery 2010 – The Whisky Cask Company

Nun, ich weiß nicht wo ich mit so großer Sicherheit die Info her habe, dass dies ein Laphroaig ist. Aber auf meinem Sample stand die ID aus der Whiskybase und mit von mir selbst ergänzt „Laphi“. Da kenne ich mich gut genug, dass ich das aus einer ziemlich gesicherten Quelle haben muss. Ansonsten wissen wir er ist 9 Jahre im Bourbon gereift und 332 Flaschen mit 58,7% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich, jugendlich torfig. In der Nase schon ein paar Bitterstoffe auch Kräuter. Auch Vanille und noch etwas Birne und Banane. Insgesamt nicht besonders intensiv.
Mund: Sehr würzig. Oder ehrlicherweise fast scharf. Pfeffer und Chili. Dazu Bitterstoffe und wieder jugendliche Peat. Ich hab auch relativ viel Holz und Kohle.
Abgang: Am Ende bleiben im Wesentlichen die Bitterstoffe. Am Ende wirds aschig und trocken. Dazwischen hats es vielleicht noch eine Ahnung von Frucht. Aber nichts aufregendes.
Fazit: Ist es jetzt ein Laphi? Zumindest ist es nicht ausgeschlossen an Hand der Eindrücke. Aber es ist kein besonders toller, wenn es denn einer ist. Fühlt sich jünger als neun Jahre an. Warum der wohl aus dem Fass musste? 82/100
Images of Islay „Islay Woollen Mill“ – Malts of Scotland

Es gab mal die Theorie, dass die Gebäude und Orte der Images Serie von Malts of Scotland mit ihrer Distanz zu den verschiedenen Destillerien den entscheidenden Hinweis geben, um das Geheimnis zu lüften. D.h. kürzeste Distanz = Treffer. In diesem Fall wäre das Bowmore. Mal sehen ob ich das auch rausschmecke. Ansonsten haben wir hier 15-16 Jahre im Fass, 53,2% und 325 Flaschen. Zur Fassart leider keine Infos. Link zur Whiskybase
Nase: Heftig torfig, mit sehr viel Kuhstall. Asche und Seetang kommen mit der Zeit dazu. Intensiv aber nicht besonders vielschichtig.
Mund: Weiterhin recht torfig. Dazu salzig, zusätzlich weich und samtig. Etwas Zigarre, viele Bitterstoffe als Balance eine gute Süße. Ein Hauch Vanille kommt noch dazu.
Abgang: Viele Bitterstoffe, Asche, Kuhstall, Seafood und eine leichte Süße. Passt zum restlichen Bild
Fazit: Stabiler Dram aber etwas unterkomplex. Ein Bowmore ist das meiner Meinung nach nicht. Thomas Ewers hat glaube ich das Gerücht mit der Distanz auch irgendwann dementiert. Ich denke eher das ist ein Caol Ila. Auch wenn die zitronige Seite etwas fehlt und der Kuhstall vielleicht eher zu Laddie gehört. Anyways: 84/100
Zwei Volltreffer
…. reichen um diesen Flight richtig gut zu machen. Allerdings offenbaren sich auch ein paar Probleme bei den anderen Abfüllungen. Auf Dauer wären die nix für mich. Auf der anderen Seite: Wenn ich sicher sein kann, dass ich zwei solche Granaten auf vier mittelmässige kriege, dann halte ich das schon aus. 😉
Mehr zu: Undisclosed Islay
Bilder: Titel: Generated with dall-e. Prompt: „Pencil sketch called „The Secrets of Islay“ from around 1850″ | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und Flaschen von lieben Freunden
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.