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Around the World – die neunte Umrundung

Ab in den Dram-Flieger und einmal um die Welt. Ein kurzer Aufenthalt in heimischen Gefilden, denn Schwung holen in Irland und ab nach Japan. Let’s goooo.

St. Kilian 2019 – The Whisky Jury

In Rüdenau brennt man jetzt schon einige Jahre Whisky. Und der hat so viel Aufmerksamkeit in der Welt erzeugt, dass es mittlerweile unabhängige Abfüllungen davon gibt. The Whisky Jury haben sich dieses Fass aus 2019 gesichert. Nach 3 Jahren wurden 268 Flaschen mit 60,6% abgefüllt. Seltsamerweise gibt es keine Infos zum Fass selbst. Link zur Whiskybase

Nase: Intensiv torfig, vor allem junger, bitterer Torf. Gleichzeitig leicht prickelnd und fruchtig. Da sind vor allem gelbe, europäische Gartenfrüchte. Außerdem etwas Gras und Heu.

Mund: Spicy und erdig. Torf und Alkohol lassen grüßen. Limette, etwas Malz, etwas Bier. Mit der Zeit eine gute Balance durch die Süße

Abgang: Kaffeepulver, leicht betäubend, trotzdem fühlt sich der Alkohol nicht überbordend an. Peachtree in Fassstärke mit einem Anteil rauchigen Whisky dazu.

Fazit: Nicht schlecht. Daran kann man sich gewöhnen. Üblicherweise sag ich ja: vergleicht deutschen Whisky nicht mit schottischem, aber der hier hält glaube ich blind vielem Stand. 85/100

Redbreat Tawny Port Cask Edition

Es geht weiter mit einem Redbreast aus der Iberian Series. Verwendet wurden Bourbon, Oloroso und wie der Titel sagt Tawny Port Casks. Abgefüllt wird das ganze ohne Altersangabe mit 46%. Anzahl Flaschen Fehlanzeige. Link zur Whiskybase

Nase: Brombeeren, Cassis, Calvados, belgische Waffeln, Vanille und auch schon einiges an Bitterstoffen. Sehr einladend.

Mund: Heidelbeermarmelade und French Toast, diverse Trockenfrüchte, Vanille aber auch eine gewisse Würze. Zimt, Tannine und Kakaobohnen.

Abgang: Cremig und süß. Eine Schnaps gewordene Süßspeise. Ich glaube das war auch die Idee. Sahne, Zimt, Vanille, brauner Zucker, etwas Brandteig und beschwipste Früchte.

Fazit: Wer Süßkram mag ist hier auf jeden Fall richtig. Ein mehr als solides Bottling. Ich bin mir nur nicht ganz sicher ob der technisch noch auf dem Markt ist. War das ein Special Bottling oder ist das ein Standard? Egal 87/100

Single Malt Irish Whiskey 2003 – The Whisky Cask Company

Offiziell steht es nicht drauf, aber ich weiß das es ein Bushmills ist und ihr müsst mir das jetzt glauben. Oder ihr lasst es 😉 Aus der Tree of Life Serie unter dem Namen The Lime Tree abgefüllt mit 52%. 20 Jahre war er in einem Bourbon Cask und dann ging es in 205 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Löffelbiscuit, Äpfel, dunkler Crumble, verschiedene Südfrüchte, Cola mit Wasser gestreckt 50:50, ein Wok in dem das Öl langsam warm wird.

Mund: Weiterhin jede Menge Früchte, Grapefruit, Limette, Ananas, prickelnd, leicht gärig, Milchkaffee mit Sirup,

Abgang: Cremig, leicht würzig. Bitterstoffe aus den Fruchtschalen. Rosa Pfeffer auf einem Fruchtpüree und Honig, zerriebener Granit auf Schlagsahne (ich weiß ich hab einen Knall).

Fazit: Mega lecker. Und irre trinkig. Irgendwas erinnert mich bei solchen irischen Whisky immer an Rum. Nicht das ich Ahnung von Rum hätte 😉 90/100

Chichibu 2014 White chocolate cherry blossom – SMWS 130.8

Indy Bottlings sind bei Chichibu eigentlich nicht wirklich existent. Dass die SMWS dennoch schon einige davon hatte ist eine Leistung. 9 Jahre im 2nd Fill Ex-Bourbon Barrel ergaben 168 Flaschen mit 62%. Link zur Whiskybase

Nase: Eine wunderschöne Süße heißt mich willkommen. Sahne mit Vanillezucker aufgeschlagen. Betörende – und auch wieder süße – Blütendüfte steigen auf. Für meine Nase eher exotisch, genauer zuordnen kann ich es aber nicht. Ein schönes Potpourri. Dazu kommt noch Limette und Banane, in Maltose gewendet und dann angebraten.

Mund: Die Kombination aus Früchten und hohem Alkoholgehalt lässt diesen als Säure in Erscheinung treten. Dazu grüne Früchte, Kiwi, Netzmelone, Sternfrucht. Alles in tiefe Süße getaucht.

Abgang: Wärmend und sehr präsent am Gaumen. Die Vanille bricht wieder durch. Die Süße bleibt. Früchte haben es jetzt schwer noch zu Glänzen. Langsam schleichen sich Bitterstoffe und etwas Holz mit rein und bringen die notwendige Balance.

Fazit: Schöner, exotischer (aus Sicht eines Mitteleuropäers) Chichibu. Der braucht sehr viel Luft um in Balance zu kommen. Aber es lohnt sich zu warten! 90/100

Chichibu 2014 for Whisky Saga Blog

Ach das macht man also zum 10-jährigen Bestehen seines Whisky Blog. Einen Chichibu abfüllen lassen. Irre. Meinen Glückwunsch dazu, das ist beeindruckend. Sieben Jahre war der Whisky im 1st Fill Bourbon Barrel. 185 Flaschen mit 59,5% waren es am Schluß. Link zur Whiskybase

Nase: Vergorene Früchte, junger Spirit. Das ist anfänglich sehr anstrengend. Viel Sauerstoff hilft auch hier. Dann wird er etwas weniger spikey und erhält eine Zuckergussglasur.

Mund: Fruchtschalen, süßliche Noten, deutlich runder und weicher als Nase. Abgezuckerte, auf den Punkt reife Früchte. Etwas Vanille. Getränkter Tortenboden.

Abgang: Die Früchte sind jetzt wieder vergoren, es kommen ein paar Bitterstoffe dazu. Mit der Zeit kommt nochmal eine frische und gleichzeitig trockene Säure auf. Die entwickelt sich nach 10 Minuten in eine saure Holznote.

Fazit: Die Nase hat mir anfangs schon fast Angst gemacht. Die Erwartungen sind bei Chichibu hoch und, um ehrlich zu sein, auch das Sample war verdammt teuer. Der Rest kommt dann noch recht versöhnlich daher, aber wenn ich davon eine Flasche hätte… ich bin mir nicht sicher, wie froh ich wäre 300-400€ ausgegeben zu haben. 86/100

Chichibu 2012 for LMDW

La Maison du Whisky lässt sich regelmässig Chichibus abfüllen. Das ist gut, so kommt man in Festlandeuropa auch einigermaßen in den Genuss. Wenn der Geldbeutel groß genug ist. Hier haben wir ein Refill Hanyu Cask. Crazy. 61,5% haben die 336 Bottles. Im Fass war er ungefähr sieben Jahre. Link zur Whiskybase

Nase: Prägnante Süße trifft auf reife Früchte, trifft auf ätherische Dämpfe. Natürlich kommt letzteres vom hohen Alkoholgehalt. Aber das ist nicht dieses Gefühl von Lösungsmittel, sondern eher angenehm. Nach einiger Zeit kommt etwas kuhstalliges. Ist der peated? Scheint so. Dazu noch etwas Fleisch und reduzierte Brühe.

Mund: Die perfekte Verbindung von leichtem Rauch, Honig, Zitrone, Pfeffer und gegrilltem Fleisch. Vieles Davon erinnert mich an sehr gute, 30+ Caol Ila.

Abgang: Sehr würzige und fleischige Komponenten treffen auf eine lang anhaltende Süße. Glasiertes Kobe-Beef? Dazu gute Röstaromen, ein Espressoshot und ein Erkältungsbad.

Fazit: Mega. Ich hatte vorher gar nicht gekuckt ob der peated ist. Aber das Level ist eher ein eigner Layer, weniger eine Dominante. Vielleicht war auch nur der Hanyu, der vorher im Cask war, peated? Und damit ist das eine Komplexität, die man bei 7 Jahren sonst nur sehr selten kriegt. 91/100 in der unter 10-Jahre-Kategorie. 90/100 generell. Wenn ihr versteht was ich meine.

Reisen bildet

Heute habe ich gelernt: Es ist möglich, dass ich ein Redbreast Massenbottling mit 46% für 70€ mehr mag als ein Chichibu Single Cask. Da hätte ich jetzt vorher kein Geld drauf gesetzt.

Mehr zu: Around the World (8), Deutschland, Irland, Japan
Bilder: Titel: Weltkarte, generiert mit https://graphhopper.com/ | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen in der Dornoch Castle Bar und privat gekauft