Balvenie Castle by Stephane Farenga on Flickr under CC2.0 license

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 14)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und da wollen wir nochmal der Speyside einen flüssigen Besuch abstatten. Diesmal mit einem bunten Mix. Hauptsächlich durch Destillerien, die hier noch nicht so viel repräsentiert wurden. Den Anfang macht die Ausnahme, denn Glen Morays sind es schon ein paar gewesen. Gegen Ende kommt dafür dann ein absolutes Stiefkind, mit dem ersten Balvenie hier im Blog.

Glen Moray 2008 – Berry Bros & Rudd

Eine Flasche Glen Moray 2008 von Berry Bros & Rudd

Im Städtchen Elgin wurde Barrel 5711 von Glen Moray befüllt und dann von BBR nach grob 15 Jahren in 232 Flaschen abgefüllt. 53,5% standen da noch zu Buche. Link zur Whiskybase

Nase: Am Anfang dominiert noch kurz der Alkohol. Wenn man den verfliegen lässt, dann kommt Vanille, Pfirsich, Apfelringe und mürbes Gebäck. Dann wird es deutlich süßer und wechselt gleichzeitig zu Zitrusnoten.

Mund: Etwas Pfeffer, etwas Zitronensaft. Dann kommt die Süße wieder. Die Textur wird cremig und wenn man dann lang genug kaut, dann kommt das Vanillekipferl. Dazu gibt es ein Fruchtgelee.

Abgang: Leicht brotig, Sauerteigbrot mit brauner Rinde. Dazu eine Limettenmarmelade. Eine Idee Vanille, extrem trockener Quark und ein paar Bitterstoffe. Mit der Zeit wirds ziemlich trocken auf den Schleimhäuten.

Fazit: Sehr solide. Ich hätte gerne mehr Vanillekipferl genommen. Kann aber schön gedankenlos vor sich hin süffeln. Darf auch mal sein. 86/100

Glen Elgin 1995 – C&S Dram Collection

Eine Flasche Glen Elgin 1995 von C&S Dram Collection

Wir bleiben in Elgin und gehen ein paar Straßen weiter zu Glen Elgin. Die Abfüllung von C&S ist schon etwas älter, der Abfüller bringt aktuell unter diesem Label keine Bottlings mehr raus. Der 21jährige stammt aus einem Hogshead und wurde mit 50,8% in 296 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Malz, Zitrone, Mandarinen und Honig. Gleichzeitig ist er kalkig und muffig und hat einen deutlichen Punch.

Mund: Wachs, Grapefruit, eine schöne Zitrussäure und auch -würze. Das Destillat packt gut an. Es geht über in Mandarinen in einer harzigen Holzkiste.

Abgang: Schöne Bitterstoffe, gerösteter Toast, Kaffeepulver, Orangenschalen. Eine Bienenwachskerze wird gelöscht und eine feine Rauchfahne steigt auf. In der Länge ist er erstaunlich süß. Honig, aber auch Fruchtsüße.

Fazit: Schöner Dram, stabiles Destillat. Gute Kombination. Er ist etwas frischer als man bei 21 Jahren erwarten würde. Das ist nicht von Nachteil! 88/100

Longmorn 2011 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Longmorn 2011 von Phil & Simon Thompson

In Elgin muss man nicht weit gehen um von Destillerie zu Destillerie zu kommen. Noch einen Steinwurf weiter ist Longmorn zu finden. Dieser Vertreter stammt aus einem Bourbon Barrel. Nach 11 Jahren haben die Thompson Brüder ihn mit 53,5% in 458 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr malzig, fast in Richtung gärendes Bier. Dazu eine schöne fruchtige Seite, mit hellen und gelben Früchten. Etwas Sirup dazu. Am Anfang ist der Alkohol noch sehr präsent, das legt sich aber schnell und macht Platz für eine schöne Vanillenote. Damit geht es schnell über zu Kokos und einer frischen Holznote.

Mund: Einige prickelnde Früchte, etwas süßes aber altes Gebäck. Karamell und auch würzige Noten. Gleichzeitig großer Volumen und treibenden Alkohol aber auch eine weiche bis samtige Textur.

Abgang: Milchkaffee mit Hafermilch und Vanille. Ein Stück Toffee dazu. Der Getreidesud kommt zurück, damit wird es wärmend und auch nochmal zurückhaltend fruchtig. Die Länge ist solide und bringt nochmal Süße und auch eine Prise Salz.

Fazit: Das ist ein toller Dram. Die Nase vor allem, aber auch sonst enttäuscht er zu keine Zeitpunkt. Eine positive Überraschung. Hier bin ich ohne große Erwartungen ran gegangen. 88/100

Glenburgie 1992 – Cadenhead’s

Eine Flasche Gelnburgie 1992 von Cadenhead's

Eine Abfüllung aus den guten „alten“ Zeiten der schwarzen viereckigen Flaschen bei Cadenhead. Diese Small Batches hatten immer eine hohe Qualität und waren häufig sehr lecker. Hier haben wir einen 23 Jahre alten Gelnnburgie aus zwei Bourbon Hogsheads. 456 Flaschen mit 54,7% gab es davon. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Käsekuchen mit Apfelstückchen und Rosinen. Eine teigiges Gebäckstück mit Honig und etwas Vanille. Grasige Noten und ein paar Gartenfrüchte.

Mund: Ein paar Gewürze, etwas Kräuter, schöne Süße. Zusammen geht das in Richtung Gummibärchen für Erwachsene. Etwas dunkel gebackenes Vanillegebäck kommt noch dazu.

Abgang: Mellow. Mit Kräutern, Honig, schöner Süße. Etwas Salz dazu. Die Früchte sind jetzt leicht säuerlich, das passt gut. Bitterstoffe halten sich im Rahmen, sind aber zum Unterstreichen durchaus da.

Fazit: Lecker. Schön trinkig. Ich bin mir nicht sicher ob ich den unter heutigen Preisbedingungen noch kaufen wollen würde, hab ich aber nicht. Die 23 Jahre hätte nicht erraten um ehrlich zu sein. 87/100

Burnside 1996 – Archives

Eine Flasche teaspooned Balvenie, aka Burnside. Nach 25 Jahren Reifung wurde also in das Balvenie Hogshead ein Teelöffel Glenfiddich gekippt. Somit offiziell ein Blended Malt. Ansonsten hat er 54,7%, es gibt 256 Flaschen und er wurde von der Whiskybase unter dem Label Archives für den kanadischen Markt abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr fruchtig, etwas Möbelpolitur und Wachs. Ein süßes Gebäckstück mit einem Salzrand. Dezente Vanille, relativ viel und vor allem altes Holz.

Mund: Honig, Orange, Wachs, Pfeffer, Milchkaffee, Vanille. Mit der Zeit etwas Eichenwürze und eine leichte nussige Note. Gleichzeitig kommt dann eine Zitrusschärfe und etwas Ingwer.

Abgang: Intensive Fruchtnoten, kombiniert mit Bitterstoffen und einer ewig anhaltenden Eichenwürze. Die Süße vom Honig und die extra Schickt Komplexität des Wachses bleiben auch erhalten.

Fazit: Ein fantastisches Bottling. Hier zeigt sich was 25 Jahre im Bourbon Hogshead möglich machen. Komplex aber gleichzeitig easy drinking. Immer eine gefährliche Kombination. Zum „Glück“ hatte ich nur ein Sample 😉 90/100

Glenallachie 2011 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Glenallachie 2011 von Phil & Simon Thompson

Zum Abschluss noch etwas anderes als eine Bourbonreifung. Eine Reifung in Refill Sherry Hogshead mit einem Finish für 8 Monate im PX Hogshead. Abgefüllt von den Thompson Brüdern in 306 Flaschen mit 52,9% Link zur Whiskybase

Nase: Nüsse, weihnachtliches Gebäck, mit Fruchtschnaps parfümiert. Dazu auch noch Trockenfrüchte, Toffees und Fudge. Viel Süßkram und es riecht wirklich lecker.

Mund: Leider fällt es ihm schwer das weiter zu transportieren. Erstmal kommt eine leichte Mentholschärfe und Pfeffer. Dann kommt etwas Schwefel dazu, gerade als der Süßkram durchdringen möchte. Zu schade.

Abgang: Leicht säuerlich und fruchtig. Dezenter Schwefel, eine leichte Nussnote, etwas Leinöl. Wenn man ihn schnell schluckt ist es etwas besser.

Fazit: Das fing vielversprechend an, um am Ende deutlich zu enttäuschen. Sehr schade. Ich vermute der war nicht besonders erfreulich, als man das Sherry Hogshead probiert hat und das PX sollte es dann retten. Das ist nicht ganz geglückt. 81/100

Ich weiß gar nicht…

… warum ich bisher noch keine Balvenie verkostet habe. Das Bourbonprofil hat mir hier schon sehr zu gesagt. Aber man kann eben nicht alles gleichzeitig in die Tiefe betrachten. Oder ich kann das zumindest mal nicht 😉 Aber Balvenie kommt nach dem ersten Versuch schon mal ein Stück weiter nach vorne auf die Liste der Neugierde. Insgesamt wieder ein toller Flight, ich bin sehr zufrieden.

Mehr zu: Balvenie, Glen Elgin, Glen Moray, Glenallachie, Glenburgie, Longmorn, Immer mehr Speyside im Glas (Teil 13)
Bilder: Titel: Balvenie Castle by Stephane Farenga on Flickr under CC2.0 license | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft