Dingerwarren, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Zwei Glen Grant mit 40 Jahren Abstand

Über den Sommer war ich zeitlich sowieso gezwungen etwas kürzer zu treten, was den Umfang der Beiträge angeht. Das hat aber glaube ich ganz gut getan und ich werde das jetzt mal beibehalten. Eben so wie es sich für mich gut anfühlt und wie es kommt.

Heute habe ich zwei Glen Grant im Glas, die mich als Geschenk erreichten. Der erste als Teil der tollen Session, die Christian dieses Jahr zu meinem Geburtstag gestaltet hat. Der zweite kam ganz überraschend als Sendung des Wu Dram Clan.

Glen Grant 21-year-old

Ok das ist ein wildes Teil. Ein Giovineti Import für Italien als Directors Reserve. Vermutlich irgendwann in den 60ern gebrannt und dann Anfang der 80er in diese lustigen 75cl gebracht. Abgefüllt wurde mit 45,7%. Über Fässer und Anzahl der Flaschen findet man da nichts. Link zur Whiskybase

Nase: Möbelpolitur, süßliche Blumen, künstliche Zitrone, Mineralöl, Kiesel. Das ein wilder Mix. Auf der anderen Seite ist alles sehr mild und greift gut ineinander.

Mund: Muscheln, Pfeffer, Pressfleisch, etwas Karton. Auch Kaffeemehl und dezente Seifennoten. Äpfel, Schokolade, Milchkaffee.

Abgang: Pfeffer, Honig, gekochter Schinken, nochmal die Zitrone. Kandierte Kräuter, Milchkaffee und Milchschokolade.

Fazit: Spannend aber trotzdem Weird. Da passen Dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammen passen sollten. 87 von Christian und mir. Ich habe hier blind den Glen Grant nicht erraten, dafür hab ich Alter, Vintage und Alkoholgehalt sehr präzise erraten.

Glen Grant 1999 Signatory Vintage for Wu Dram Clan

Ein kleines Preview Sample zu diesem Glen Grant hat mich vor kurzem erreicht. Abgefüllt von Signatory für den Wu Dram Clan. Link zur Whiskybase gibt es noch nicht. Deswegen die Infos vom Beiblatt: 45,6%, 29 Jahre, 196 Flaschen aus einem Bourbon Barrel.

Nase: Warmer Apfelkuchen trifft auf tiefe, komplexe Malznoten. Generell alles was ein Apfel zu hergibt. Süßes Apfelmus, herbes vom Gehäuse, Schalen. Irgendwann wir der Kuchen dann dekonstruiert. Teigige Noten, grober Zucker, Vanille und natürlich die Äpfel.

Mund: Es geht lecker weiter. Ein paar Gewürze – Pfeffer, Zimt – kommen dazu, aber nur zurückhaltend. Außerdem etwas kräutrig-zitroniges. Und bitte nicht den Apfelkuchen vergessen!

Abgang: Ein weiterer Layer wird aufgelegt. Bitterstoffe geben Tiefe, so wie man es sich erhofft. Kaffee zum Kuchen. Ein Sprenkler Salz, ein Klecks Sahne. Und immer wieder die Äpfel.

Fazit: Was ein schönes Bottling. Ein paar %te mehr wünsche ich mir. Vielleicht so 48/49%, nicht mehr. Dann wäre der wahrscheinlich perfekt. Aber das konnte man sich hier sicher nicht aussuchen. Aber auch so ist das ein verdammt schönes Bottling. 89/100

Nicht alles war früher besser

Wahrscheinlich ist das auch ein sinnloser Vergleich. Die beiden Bottlings haben wenig miteinander zu tun, auch wenn in beiden Flaschen über 20 Jahre alter Glen Grant ist. Heute gefällt mir das moderne – aber gut gereifte – Bottling einfach besser.
Danke an Christian, Takesado, Boris und Sebastian. Nicht nur für die tollen Drams, sondern viel mehr für die geteilte Leidenschaft. Auf unterschiedlichsten Ebenen trifft sich hier was zusammen gehört.

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Bilder: Titel: Dingerwarren, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und des Wu Dram Clans
Samples: Teil eines Tastings und kostenlos vom Wu Dram Clan zur Verfügung gestellt.