Berge in den Highlands

Eine Hand voll Highlands (Teil 13)

Längst ist es mal wieder Zeit die Highlands zu besuchen. Eine Session vor allem mit durchgereiften Malts aber auch einem Ausflug in junges Gemüse. Urlaubsbedingt nur vier Finger an der Hand, aber das wird bestimmt gut.

Ben Nevis 1996 – Duckhammer‘s Rare and Fine Spirits

Was passiert wenn der Wu Dram Clan einen Ben Nevis aus dem Fabeljahr 1996 abfüllt? Kann nur gut werden, oder? 290 Flaschen mit 24 Jahren und 45,6% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase

Nase: ein fruchtiges Hallenbad, nachdem der Dampf weggeht sind da alle möglichen Gartenfrüchte, Apfel, Birne, Honigmelone, weißer Pfirsich, Aprikose, Zitrusschalen. Dann auch etwas exotischere Früchte wie Kumquat und Maracuja. außerdem Wachs, Honig, Salatgurke, Rosenwasser und ein halber Tropfen Kräuterlikör

Mund: anpackend auch wenn nicht so viel Prozente da sind. Weiterhin viele Früchte, jetzt aber mit starker Betonung von Bitterstoffen. Außerdem Sonnenblumenöl, Malz und Getreidekaffee

Abgang: leicht salzig, wieder der Kaffee, die Früchte wurden in Butter geschwenkt, abgelöscht mit Limette und Minze

Fazit: Mega fruchtig und super lecker. Vor fünf Jahren wäre ich noch im persönlichen Hype ertrunken. Jetzt wissen wir wie der Ben Nevis 1996/97 Hase läuft und in dem Spektrum trifft dieser hier einfach „nur“ genau den Punkt. 90/100

Macduff 2000 – Rolf’s No. 3 – Goldener Rebstock

Bei diesem Macduff bin ich mir nicht so ganz sicher was das ist. Ein Nachruf für Rolf? Oder eine Anleitung wie man mit seinem Tod umgehen soll? Auf jeden Fall gab es wohl 135 Flaschen mit 54,5%. Gereift wurde im Sherry Cask mit Refill Bourbon Cask Finish. Link zur Whiskybase

Nase: süßlich, leicht stoffig, unterschiedliches Gebäck. Viel Blätterteig, einige Kekse. Dann Kräuter und eine leichte Meeresbrise. Getrocknete Pfirsichringe und Mangospalten. Etwas Vanille und Mandelsirup. 

Mund: Zitrone und Ingwer, vielleicht sogar Wasabi. Dann Orangen und Orangenblüten. Milchkaffee und Milchcreme. 

Abgang: das Gebäck ist zurück, dazu Kaffeemehl, Minzblätter, Zitronenabrieb. Etwas Vanillepudding ohne Zucker. 

Fazit: lecker, durchaus kräftig. Trotzdem hab ich zwischendurch mal vergessen dass ich gerade ein Review schreibe. Das ist ein gutes Zeichen. 88/100

Fettercairn 1988 – Signatory Vintage vor C. Dully Selection

Der nächste Teil komplizierter Bottlings. Ein Fettercairn von Signatory für C. Dully – was aber eigentlich selbst ein unabhängiger Abfüller ist. Aus einem Hogshead kamen nach 30 Jahren 219 Flaschen mit über 56% raus. Link zur Whiskybase

Nase: Erst funky süßlich bis käsig. Dann kommen grasige Noten und diverse helle und gelbe Früchte. Die Früchte kochen langsam ein und werden zu Marmelade.

Mund: Leinöl, Gras, Zitrone. Etwas Pfeffer. Dann kommen Kräuter und Früchte. Etwas Eichenwürze. Das geht dann über in Erdnüsse.

Abgang: Die sind auch die Dominante im Abgang. Dazu Bitterstoffe von Kaffee und Fruchtschalen. Die Früchte an sich dürfen auch noch mitreden. Etwas Malz, zwei Tropfen Honig.

Fazit: Den mochte ich sehr. Was ein tolles Bottling. Am Ende hat die Nussigkeit ein wenig arg übernommen. Die hab ich dann sogar in der Nase gehabt, wo ich sie vorher gar nicht hatte. Dennoch, davon hätte ich gerne deutlich mehr als mein 5cl Sample. 90/100

Nc’Nean 2017 – Organic Batch .05

Kurzer Zwischenstopp bei jüngeren Gemüse. Nc’Nean hat eher zufällig festgestellt dass alle möglichen Zertifikate mit der eigenen Vorgehensweise erfüllt werden. Das nimmt man dan zu Recht mit und füllt Batchweise den Organic ab. 3 Jahre alt, zu 65% STR Red Wine und 35% Ex-Bourbon. Abgefüllt wurden 5040 Flaschen mit 46%.

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Nase: Kräuter, helle Früchte, billiges Wachs. Nach kurzer Zeit habe ich ganz deutlich Banane. Wirklich intensiv Banane. Das geht auch wieder weg, bzw. wird vom Alkohol überlagert.

Mund: Es geht so weiter. Mit etwas weniger Frucht, mehr Schalen, insgesamt stärkerer Zitruseinschlag. Außerdem etwas mehr jugendliche Unausgewogenheit.

Abgang: Etwas kurz und dünn. Da bleibt leider nicht viel. Ein paar fruchtige Bitterstoffe, etwas trockener Quark oder Käsekuchen.

Fazit: Ist vielleicht ein wenig unfair im Umfeld dieses Flights, aber ich kann den Hype um Nc’Nean an Hand dieses BOttlings noch nicht nachvollziehen. Er ist auf keinen Fall unbrauchbar, kann man sich schon heim stellen, aber ich freue mich dann lieber jetzt schon mal über reifere Destillate. 81/100

Wild

Irgendwie hat jedes Bottling was zu erzählen. Vom Prestigejahrgang über das Memento Mori bis zum modernen Biodestillat. Ich weiß gar nicht was ich noch großartig ergänzen soll. Aber eine weitere Kuriosität ist mir aufgefallen: Riecht man an den leeren Gläsern gewinnt der Macduff deutlich über den Ben Nevis. Vielleicht sollte ich dafür auch noch eine Kategorie aufmachen? 😉

Mehr zu: Ben Nevis, Fettercairn, Macduff, Nc’Nean, Eine Hand voll Highlands (Teil 12)
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat und von Simple Sample gekauft