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Around the World – die siebte Umrundung

Es ist Urlaubszeit in Deutschland. Eine gute Gelegenheit um mit dem Whiskyglas mal wieder die Welt zu bereisen. Zweimal Irland, zweimal England, zweimal Japan. Und wir heben ab.

Teeling 2008 for Members of Whiskybase

Von Zeit zu Zeit werden die Mitglieder der Base mit eigenen Bottlings belohnt. So wie diesen fassstarken Teeling aus einem Sherry Cask. Nach 12-Jahren wurde er mit 58,8% in 234 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Honig- und zuckersüß mit etwas Pfeffer. Dazu Weinblätter und Rosinen. Außerdem Orangenscheiben und frisch aufgeschnittener Apfel. Pappkarton und Gras ist auch noch dabei.

Mund: Würzig mit Pfeffer, Ingwer und Zuckersirup. Wieder die Pappe. Karamell kommt dazu.

Abgang: Wärmend, Karamell. Die Weinblätter? Oder ist das doch der Karton? Oder das Gras? Die Rosinen sind auch nochmal da.

Fazit: Priscilla sagt: Sehr weich, eher ein Nachspeisen-Whisky. Ich finde ihn ein wenig eindimensional und der Karton ist denke ich kein Vorteil. 80/100

Redbreast 12-year-old Cask Strength B1/20

Das klassische Batch-Bottling von Redbreast. Aus Bourbon und Sherry Casks. Das erste Batch aus 2020 wurde mit 57,6% abgefüllt. Über die Batchgrößen habe ich keine Infos gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Eine betörende Süße. Helle Trockenfrüchte, Honig, malzig und würzig. Ein Tick Vanille, vielleicht in einem trockenen Kuchen? Ein Marmorkuchen?

Mund: Weich und würzig, leicht holzig, etwas Alkoholschärfe. Kaffeelikör, Trockenfrüchte und Kräuter. Auch hier ist die Vanille wieder subtil am Start.

Abgang: Der Kaffeelikör kriegt etwas Schokolade zum Spielen. Dazu noch Kirschen und am langen Ende ein metallener Löffel.

Fazit: Nicht verkehrt. Allerdings ist der Hype, den manche über diese Bottlings verbreiten, nicht bei mir angekommen. 86/100

Cotswolds Sherry Cask

Ab ins beschauliche Cotswolds in den UK. Fantastisch wieviele Infos wir haben, das ist vorbildlich:

A marriage of carefully selected and blended sherry casks makes up this rich and fruity expression. Each yearly batch of our Sherry Cask Single Malt Whisky is unique, drawn from our finest American and Spanish oak hogsheads & butts, some of which have been seasoned with dry Oloroso sherry and others with sweet Pedro Ximenez. All have been sherry-aged through their full maturation for a deeper and more flavourful whisky.

Außerdem sei noch gesagt: 9900 Flaschen, 57,4%, 2020 abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Die ersten vier bis fünf Minuten hab ich vor allem große Oloroso Vibes. Brühe, Würze, Leder. Mit der Zeit schleichen sich Süße und ein paar Früchte rein. Trockenfrüchte, gewachste Fruchtschalen und Gartenfrüchte. Außerdem noch ein paar Toffees und Turkish Delights mit Rosenwasser.

Mund: Sowohl würzig, also auch likörig süß. Orangenlikör würde ich sagen. Mit einiger Zeit im Mund gibt es vor allem shcöne Trockenfrüchte, wie man es vom PX erwartet.

Abgang: Wärmend, leicht nussig, gute Süße und Säure Balance. Oloroso ist zurück. Etwas milder als am Anfang beim Nosing aber schon sehr präsent. In der Länge wird er leicht trocken.

Fazit: Easy drinking Sherry. Mit der schönen Eigenschaft sowohl Oloroso als auch PX bedienen zu können. Vom Destillat ist da allerdings wahrscheinlich nur noch wenig übrig. 84/100

Cotswolds Bourbon Cask

In der selben „Reihe“ kam 2021 der 1st-fill ex-Bourbon white oak casks raus. Das Batch ist 2500 Flaschen stark und hat 59,1% in der Flasche. Link zur Whiskybase

Nase: Limette, Apfel, eine Idee von Mezcal, Honig, Vanille und Gebäck. Das ist intensiv, man spürt den „Rumms“ der gleich kommt schon in der Nase.

Mund: Vanille, Zitrusfrüchte, Apfel, grün, vor allem Schale, dicker Sirup, leichte Schärfe, Pfeffer und Ingwer, etwas Erde und Kaffee. Erstaunlich wie leicht er dann trotz Jugend und Stärke ankommt.

Abgang: Kandierte Orangen, etwas Ingwer, Honig, Erde, Gebäck. Kein grandioses Finale, das erwartet aber auch keiner bei den Rahmendaten, oder?

Fazit: Ein tolles Bottling. Sehr trinkig, sehr lecker. Ich kann mir kein besseres erstes Bourbon Cask Bottling vorstellen. Das bleibt hoffentlich so! Christian fand den übrigens sehr scharf und unreif. Scheinbar ist hier mein Bottle-Bias hoch? 86/100

Kanosuke Hioki Pot Still

Mit 51,0% hat Kanosuke in Japan seinen ersten Pot Still abgefüllt. Aus gemälzter und ungemälzter Gerste von Hioki gebrannt und in New Oak sowie Bourbon Barrels bei Kanosuke gereift. Link zur Whiskybase

Nase: Cremige Vanille, Guave, dezente Cream-Sherrynote, leicht metallisch, malzig-zestig, Ananas, Pfeffer, Minze

Mund: Kokos, Pfeffer, Honig, Vanille, Ananas. Schön rund und gerade gut für den Sommer. Ich traue es mich nicht mit meinem 2cl Sample, aber das hier hat absolute Highball-Vibes.

Abgang: Honigwaben, Milchkaffee, Eichenwürze aber irgendwie anders als gewohnt immer noch Pfeffer. Die Früchte nehmen hinten raus immer mehr ab.

Fazit: Anders und gut. Das ist eine willkommene Abwechslung und ich hoffe irgendwann eine lange gereifte Version davon probieren zu dürfen. 87/100

Kanosuke Single Malt Limited Edition 2023

Die limitierte Edition aus 2023 reifte in Recharred Shochu Fässern (also Reisschnapps) und Sherry Fässern. Abgefüllt wurde mit 59%. Die Batchgröße hab ich vergessen zu erfragen. Link zur Whiskybase

Nase: Ist das Peat? Metallisch und rauchig schlägt es entgegen. Etwas Kuhstall ist auch dabei. Tabak, Ingwer, Gewürze und Kräuter vergraben irgendwo ein paar Trockenfrüchte. Der Alkohol packt immer wieder mal an. 

Mund: Süß und würzig, leicht Ingwer- und Pfefferscharf, gekochtes Fleisch, süße Bratensauce, ein paar Bitterstoffe aus Rinden, Lakritze

Abgang: Asiatische BBQ-Sauce auf dunkel geschmortem Fleisch. Wieder etwas Metall und dazu noch Gummi. Auch die Lakritze ist nochmal da. Dazu eine trockene und (für mich) exotische Zitrusnote. 

Fazit: Wenn man nur jungen Malt – wenn auch in hoher Qualität – hat, dann muss man fast Experimente mit Fässern machen. Hier hat mMn jemand mit viel Erfahrung und Esprit Hand angelegt. Sehr gut gelungen. 88/100

Kanosuke!

Es könnte sein, dass ich ein wenig voreingenommen bin. Denn die Samples habe ich im Tausch gegen etwas Dornoch von Ishihara Tatsuya direkt erhalten. Und mich auch lange und gut mit ihm unterhalten. Diese Emotionen kann man sicher nicht einfach ausblenden beim Tasten. Für mich ist das aber einfach guter Stoff. Über Punkte kann man sich bestimmt streiten, aber ich empfehle wie immer: selbst ein Bild machen und probieren!

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Bilder: Titel: Screenshot von scribblemaps.com | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und getauscht.