Old & Rare Flight 019 – Lowlands
Eigentlich wollte ich sogar einen reinen Flight St. Magdalene machen. Dann wären es aber nur vier Drams gewesen und die Lowlands haben ja auch noch andere Raritäten zu bieten. Z.B. Rosebank. Das ist doch nicht die schlechteste Wahl um „aufzufüllen“, oder? Let’s rock!
St. Magdalene 1982 Raw Cask – Blackadder
Lust auf Kohleschwebstoffe im Glas? Bei den Blackadder Raw Casks wird dir geholfen. Diese Abfüllungen stehen dafür dass gar nicht filtriert wird und somit eben auch die Schwebstoffe in der Flasche und im Glas landen. Der StM hier ist 25 Jahre im Oak Butt gelegen und dann mit 61,8% in 603 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase
Nase: Relativ viel Alkohol. Dazu etwa helle Früchte, helles Gebäck und nach ein paar Umdrehungen im Glas kommen die typischen, konzentrierten grasigen Noten. Etwas mineralisches und Gedanken an ein Pflanzenöl.
Mund: Langsam baut sich eine leicht Pfeffer-Chili-Schärfe auf. Die baut man gleichzeitig durch die Verdünnung mit Speichel wieder ab. Dann kommt als erstes des Öl zurück. Die Mineralität nimmt massiv zu. Die Früchte sind darin eingeschlossen. Auch das Gebäck ist wieder da.
Abgang: Schon im Mund war ich mir nicht sicher ob da nicht eine metallische Note da ist. Und im Abgang wird sie dann deutlich. Die Früchte dürfen jetzt etwas direkter ran. Zum Abschluss gibt es geräuchertes Gras (nein hab ich noch nie probiert, ich imaginiere).
Fazit: Sicher nicht Platz 1 in meiner St. Magdalene Hit List, aber in der Linie und einfach nacktes Destillat. Dazu noch die Möglichkeit sich entweder direkt ins Gesicht einen Punch abzuholen – oder mit Wasser zu spielen. Kann man hier gut machen und Spaß haben. 89/100
Linlithgow 1982 – Murray McDavid
Der zweite St. Magdalene ist von Murray McDavid. Einem recht aktiven Abfüller, von dem ich aber noch gar nicht so viele hier besprochen habe. Aus der Serie Mission Gold kommt der 1982 Jahrgang. Abgefüllt auch nach 25 Jahren. Allerdings mit einer Reifung in Bourbon und einem Cognac Finish. Abgefüllt wurde das Small Batch dann mit 51,4% in 1800 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Apfelwein und Branntwein sind sehr präsent. Dahinter ein paar grüne und grasige Noten. Etwas Astringierendes und auch etwas Käsiges kommt noch dazu. Mit der Zeit wird es dann deutlich fruchtiger und lehnt sich in Richtung tropisch.
Mund: Etwas Zitrone und Pfeffer. Dann kommen schon recht früh einige Bitterstoffe dazu. Zitronenabrieb. Irgendwo zwischen old bottle, Gummi und Honig. Dann kommt das Gras zurück, jetzt aber schon getrocknet und bereit zum Verfüttern.
Abgang: Weiterhin Astringent, ein wenig Küchenkräuter, Bitterstoffe aber nicht viel mehr im Abgang.
Fazit: Hat ein paar schöne Anklänge, ist aber insgesamt nicht mein favorisierter Stil. Gut hier ein Sample zu kriegen, denn da hatte ich schon öfter überlegt eine Flasche zu holen. Das muss ich wahrscheinlich eher nicht. 87/100
Linlithgow 1975 – Scott’s Selection
Und zurück in der Zeit geht es. 1975 gebrannt, 1999 abgefüllt. 56.3 % Vol, mehr Informationen wollte Scott’s Selection uns nicht geben. Link zur Whiskybase
Nase: Käse, Quark, Käsekuchen, Kies und mineralische Noten. Kaum StM typsiche Aromen. Erst tief hinten kommen feuchtes Gras und nasse Wiese. Mit der Zeit kommt noch etwas Vanille.
Mund: Jetzt sind wir eher im St. Magdalene. Zitrone, Honig, Gras, einige würzige Noten in Richtung Pfeffer. Auch Salz ist mit dabei.
Abgang: Die mineralische Komponente wird wieder stärker, auch die laktischen Noten aus der Nase. Der Einschlag Richtung Zitrus steht aber jetzt dagegen. Dazu kommt noch etwas Milchkaffee. Mit der Zeit wird es dann recht trocken im Mund.
Fazit: Hm tja. Kein schlechter Whisky. Nur irgendwie recht wenig St. Magdalene. Klar ist das jammern auf hohem Niveau. Was für mich aber erschwerend hinzu kommt: Ich bin persönlich kein großer Fan der käsigen Aromen, deshalb gibt es auch dafür keine Pluspunkte. 86/100
St. Magdalene 1975 – privat Bottling by FOD
Eine ganz andere Nummer. Etwas das so kein zweites Mal gefunden habe. Ein Private Bottling St. Magdalene. Auch aus dem Jahrgang 1975, abgefüllt 2010 mit stolzen 35 Jahren. Abgefüllt aus einem Bourbon Cask mit Strength 52,2% Vol. Mein Hypefaktor ist groß! Link zur Whiskybase
Nase: Etwas Holz und jede Menge Politur. Alkohol steht deutlich im Glas. Ausgerauchter Zimt. Marzipan und eine ungewöhnliche Süße. Vanille und reichhaltiges Stew auf dem Ofen. Auch hier dauert es bis die grasigen Noten raus kommen und ich mich zuhause fühlen darf. Apfel und Zitrone sind dann auch mit unterwegs.
Mund: Erstmal sehr weich und angenehm. Der Alkohol, der in der Nase noch sehr präsent war, ist gut eingebunden. Eine schöne Fruchtnote mit Apfel und Birne., Mandarine und Zitrone. Viele Gewürze sind wieder am Start, Vanille ist dabei dominant. Dazu gibt es noch etwas Waldboden.
Abgang: Die Früchte sind auch jetzt wieder der erste Eindruck. Dann kommt wieder das polierte Holz, das geht über in Würze und ein angebranntes Vanillegebäckstück. Am Ende ist er vor allem Süß, leicht zitronig und leicht trocken.
Fazit: Das ist ein sehr leckerer Whisky. Nur auch das hier ist nicht wirklich ein St. Magdalene. 90/100 für den Whisky an sich, 88/100 als St. Magdalene, wenn ihr versteht was ich meine.
Rosebank 11-year-old – Cadenhead’s
Wir wechseln zu den „Nachbarn“. Ein Rosebank von Cadenhead’s für den italienischen Markt. Abgefüllt in der Original Collection mit 11 Jahren mit 46% aus einem Oak Cask Link zur Whiskybase
Nase: Leichter Alkoholdunst, etwas Käse. Der braucht erstmal Luft. Dann kommt Zitronensorbet mit Limettenabrieb. Das ebbt langsam ab und wird durch ein Gebäckstück mit Vanille ersetzt. Auch ein wenig sauere und süßliche Noten. Erinnert mich an süß eingelegte Gewürzgurken.
Mund: Am Anfang schön sauer-würzig. Grasige Noten kommen auf. Honig mit dazu. Dazu malzige Noten. Auch wieder Zitrus und jetzt auch Grapefruit.
Abgang: Deutliche Apfelnoten. Trocken, mit Bitterstoffen. Manchmal salzig und mit metallischen Noten, manchmal mit den sauer-würzigen Noten geht es dem Ende zu. Der bleibende Eindruck kommt von der frischen Zitrone.
Fazit: Och, das ist doch gar nicht mal schlecht. Vor allem für 46% finde ich das wirklich schön. Jung, frisch, mit knackiger Säure. Hätte ich nichts dagegen den immer wieder mal zu trinken. 87/100
Rosebank 1991 „Dressed to Impress“ – SMWS 25.54
Und dann zum Abschluss noch ein volljähriges Bottling. !8 Jahre im Bourbon Barrel und abgefüllt mit 54,6% in 224 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: In Honig eingelegter Honig. Ein Staubtrockenes Gebäckstück wird damit getränkt und saugt sofort alles auf. Zitronensaft und Vanille wird mit Puderzucker verrührt und dann das Gebäck glasiert. Dann kommt eine schöne Fruchtnote. Helles Fruchtfleisch aller Art. Insgesamt wird es immer wieder von Tabakgeruch begleitet. Immer nur ganz kurz.
Mund: Zitrone, Ingwer, weißer Pfirsich, helle Weintrauben. Alles mit Puderzucker bestreut. Und dann ist da wieder der Tabak, diesmal zusammen mit Gras. Der Honig ist zurück, ein paar Tropfen in einem Glas Grappa aufgelöst. Eine Idee von old style Bourbon.
Abgang: Im Abgang ist er etwas leiser. Der Biscuit ist noch da. Dazu kommt jetzt etwas Saft von frischer Salatgurke, wieder mit Honig gemischt. Zitrone und etwas Tabak sind auch noch da. Mittlerweile ist es Vanilletabak.
Fazit: Am Ende verliert er ein wenig, aber das ist schon ein ziemlich fantastischer Malt. Vielleicht muss ich mal ein wenig mehr Augenmerk auf Rosebank legen? 89/100
Ein Low in den Lowlands?
Jammern auf extrem hohem Niveau: Kein direkter Treffer auf 90+ Punkte in einem Old & Rare Flight. Aber das ist eigentlich ja auch vollkommen ok. Natürlich wünscht man sich bei teuren Samples nur perfekte Drams. Die Wahrscheinlichkeit ist aber eben auch nicht 100%. Und „low“ tut den Drams auch vollkommen unrecht. 86 Punkte als unteres Ende ist nicht low. 😉
Mehr zu: Rosebank, St. Magdalene, Old & Rare Flight 018, Old Rare Flight 013 – Lowlands
Bilder: Titel: Freundliche Überlassung von Tomas Karlson upscaled with waifu2x | Flaschen: Eigene Anfertigung, freundliche Überlassung von Daniel L und der Whiskybase
Samples: Eigene Flasche, privat und auf Messe gekauft
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